Um diese Verbindungen von Vegetationsrhythmen, Mythologie, Brauchtum und Kosmos mit dem persönlichen Leben stärker ins Bewusstsein zu rufen, öffnet sich uns der weite Raum der Rituale. Damit lassen sich die natürlichen Zyklen und Rhythmen, denen wir Menschen genauso ausgesetzt sind wie die uns umgebenden Tiere und Pflanzen, angemessen würdigen. Rituale machen diese Verbindungen sicht- und spürbar. Unsere Vorfahren waren wie gesagt noch viel stärker in die natürlichen Vorgänge eingebunden – das Beachten und Verstehen der Wechsel, die das Leben ausmachen, war für sie existenziell. Auch Kinder spüren diese Rhythmen intuitiv. Wer mit Kindern zu tun hat, weiß, wie abstrakt und unverständlich zum Beispiel der Begriff »bis Donnerstag« sein kann. Wenn ich den Kindern aber sage: »Noch zweimal schlafen«, erfassen sie die Zeitspanne sehr gut.
Die Aufgabe eines Naturheilmittels
»Der naturheilkundliche Heiler komponiert mit seiner Therapie in vollendeter Weise die Musik, den heilenden Klang, die der kranke Mensch hören muss, um gesund zu werden – eine Musik, die er als Einheit von Körper, Seele und Geist zwar kennt, die er selbst aber nicht mehr erklingen lassen kann.«
Unbekannt
So, wie es in diesem Zitat beschrieben wird, wirken auch die naturheilkundlichen Heilmittel, Pflanzentinkturen ebenso wie Gemmomazerate oder andere Zubereitungsarten von Heilpflanzen oder Mineralien. Von der Wissenschaft werden die biochemischen Mechanismen der einzelnen Wirkstoffe im menschlichen Organismus erforscht. In der ganzheitlichen Naturheilkunde hingegen wird der erkrankte Mensch vielmehr vom Wesen der Pflanze durchdrungen – wie ein Klang, der einen Raum erfüllt.
Kranke Menschen, insbesondere Kinder, erfahren in der Krankheit menschliche Verletzlichkeit. Sie erfasst die Kinder als Ganzes in ihrer körperlichen, seelischen wie auch in ihrer geistigen Existenz. Die Krankheit stellt ihre bisherige Identität infrage und wandelt sie grundlegend. In den Entwicklungsschritten, die Kinder nach durchlebten Erkrankungen machen, ist diese Wandlung immer wieder sichtbar. Viele Erkrankungen sind für das Kind deshalb auch eine Gelegenheit, sich zu einem eigenständigen Erwachsenen zu entwickeln. Natürlich gibt es Krankheiten, deren Sinn wir nicht erkennen können. Mit Sicherheit geht es aber nicht darum, den Kindern eine Kindheit ohne Krankheit zu wünschen – was auch gar nicht möglich wäre –, sondern das Leiden der Kinder zu lindern und sie dabei ruhig und liebevoll zu begleiten. Diese Aufgabe fordert die Eltern oder die Betreuungspersonen unterschiedlich stark heraus.
Wir sind zu jedem Zeitpunkt einer Flut von Einflüssen (Reizen) ausgesetzt, die von außen einwirken, aber auch von innen aus den vielfältigen Tätigkeiten des Organismus selbst kommen. Diese können stofflicher und energetischer (nichtstofflicher, informatorischer) Natur sein und beeinflussen sowohl Körper als auch Seele und Geist des Kranken. Das Leben ist eine ständige Anpassung unserer inneren Beziehungen an äußere Bedingungen in dem Bestreben, die bestmögliche Balance zu finden und zu erhalten. Mit dem geeigneten naturheilkundlichen Heilmittel wird ein Reiz gesetzt mit dem Ziel, die eigene individuelle Balance wiederzuerlangen, damit der Patient die Krankheit überwinden und hinter sich lassen kann.
Die Wirkungsmechanismen der Knospenheilmittel beruhen auf spezifischen oder unspezifischen Reizen, die den Organismus veranlassen, als Reizantwort Heilungsreaktionen in Gang zu setzen. In der naturheilkundlichen Therapie geht es also nicht darum, ein Krankheitssymptom »wegzuzaubern«. Vielmehr dienen Naturheilverfahren – in unserem Fall die Gemmomazerate – dazu, die Selbstheilungskräfte des Kindes anzuregen und seine innere Identität zu finden. Die ganzheitlich orientierten Heiler vergangener Zeiten nannten ihre Heilmittel passenderweise »Remedia«. Ein »Re-medium« ist ein »Wieder-in-die-Mitte-Bringer«: an jenen Ort, aus dem die Heilung erfolgt.
Die Herstellung nach dem Arzneimittelbuch
Die aus Embryonalgeweben unterschiedlicher Pflanzenteile ausgezogenen Mazerate werden von den meisten Produzenten gemäß den Vorschriften der Pharmacopée française von 1965 beziehungsweise dem Europäischen Arzneibuch von 2011 hergestellt. Die Knospen, Wurzel- und Triebspitzen (aus Wildsammlung oder biologischem Anbau) werden von Hand geerntet, in einer Alkohol-Glycerin-Lösung mazeriert, abfiltriert und meist im Verhältnis 1 zu 10 verdünnt. Die Aminosäuren und Proteine der Embryonalgewebe werden dadurch für den menschlichen Körper verfügbar gemacht. Die klassischen Auszugsmethoden mit Alkohol beziehungsweise Wasser sind dafür nicht geeignet.
Gemmotherapeutika sind als Macérat concentré (konzentriertes Mazerat) beziehungsweise als Macérat mère (Muttermazerat) und als homöopathische Verdünnung D1 erhältlich (1 zu 10, D steht für das lateinische decem, was »zehn« heißt). In lichtundurchlässigen Flaschen kühl gelagert, sind sie gemäß europäischer Vorschrift fünf Jahre lang haltbar.
In der Schweiz gelten Gemmo-Glycerin-Mazerate als Arzneimittel, unterstehen dem Heilmittelgesetz und dürfen nur von GMP-zertifizierten Herstellern mit Swissmedic-Betriebsbewilligung vertrieben werden (GMP steht für das englische Good Manufacturing Practice ). In Europa gilt das Europäische Arzneibuch (PhEur) als Grundlage. In einigen Ländern werden Gemmomazerate auch als Nahrungsergänzungsmittel angeboten.
Die wichtigsten Bezugsadressen für Gemmomazerate
• Phytomed, Schweiz: Die Firma Phytomed stellt die Knospenmazerate nach dem PhEur her und vertreibt sie in der Schweiz ( www.phytomed.ch).
• Spagyros, Schweiz: Auch die Firma Spagyros stellt die Knospenmazerate nach dem PhEur her. Ihre D1-Gemmomazerate sind in der Schweiz und in Deutschland erhältlich ( www.spagyros.ch).
• Phytopharma, Österreich: In Österreich können Gemmomazerate in D1 über die Firma Phytopharma bezogen werden ( www.phytopharma.at).
• Herbalgem, Belgien: Die Firma Herbalgem stellt Muttermazerate nach dem PhEur her und bietet ebenfalls Komplexe an, die Gemmomazerate, Urtinkturen und Vitamine vereinen. Herbalgem-Gemmomazerate sind in Frankreich, Belgien, Kanada, Portugal, Spanien und Italien erhältlich ( www.herbalgem.com).
• La Royale, Luxemburg: Die Firma la Royale stellt Muttermazerate wie auch Komplex-Gemmomazerate her, bei denen Knospen verschiedener Pflanzen gemeinsam ausgezogen werden (beides Muttermazerate). Sie sind im EU-Raum erhältlich ( www.la-royale.com).
Dosierungsempfehlung und Verabreichungsweise
Die Anwendung der Gemmomazerate bei Kindern ist sehr beliebt. Unserer Meinung nach eignen sich für sie vor allem D1-Mazerate (Macérat glycériné D1) mit Sprühaufsatz. Ebenfalls üblich sind sie mit Tropfaufsatz.
Dosierungsvorschläge für Kinder unter sechs Jahren
Im Allgemeinen empfehlen wir zwei- bis dreimal täglich einen Sprühstoß, in akuten Fällen können die Sprühstöße alle zwei Stunden erfolgen. Mehr als acht Sprühstöße pro Tag sind jedoch auch in akuten Fällen nicht sinnvoll.
Bei Tropfflaschen empfehlen wir, 3 bis 5 Tropfen in wenig Wasser zwei- bis dreimal pro Tag zu verabreichen. In akuten Fällen können alle zwei Stunden 3 Tropfen (maximal 24 Tropfen pro Tag) verabreicht werden.
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