Wolfgang Müller-Funk - Kulturtheorie

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Dieses Einführungswerk nimmt auf aktuelle Diskurse und Themen in dem unübersichtlich gewordenen Feld der Geistes- und Kulturwissenschaften Bezug. In 16 Kapiteln stellt es verschiedene Begriffe und Zugänge vor. Jede theoretische Leitfigur in dem Buch wird zumeist durch einen zentralen Text mit Blick auf die jeweilige Theorie eingehend diskutiert und kommentiert.

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Der IntellektIntellekt, seinem Begriff nach, ist absolut charakterlos, nicht im Sinne des Mangels einer eigentlich erforderlichen Qualität, sondern weil er ganz jenseits der auswählenden Einseitigkeit steht, die den Charakter ausmacht.17

Das Wort „Charakter“ kommt aus dem Altgriechischen. Sein Bedeutungsumfang lässt sich durch Worte wie Gepräge, Ritzung, Zauberzeichen, amtliche Eigenschaft, Rang, Stand beschreiben. Der „charakterlose“ LebensstilLebensstil ist ambivalent und widerspricht dem berühmten Lutherischen Diktum: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“. In den KontextKontext des (post-)modernenModerne, modern, -moderne LebensstilsLeben, Lebens-, -leben gestellt, bedeutet er demgegenüber: Hier bin ich gerade, ich kann auch anders. Die heute allseits beschworene Biegsamkeit (Flexibilität), die geschickt der sozialen Unterwerfung des einzelnen Menschen unter die Logik des KapitalsKapital, Kapitalismus, kapitalistisch einen dynamisch-erotischen ‚Kick‘ verleiht, weist genau in diese Richtung: Bereitschaft zur permanenten Veränderung, zum Wechsel der eigenen IdentitätIdentität.

Überhaupt ist es sinnvoll, SimmelsSimmel, Georg Begriff der Charakterlosigkeit mit den Identitätsdebatten unserer Tage in Verbindung zu bringen. Charakterlos bedeutet auch, die Einbuße, die Unmöglichkeit, den (scheinbar) freiwilligen Verzicht auf eine fixe, unveränderliche IdentitätIdentität, freiwillig zu akzeptieren. Nicht nur haben wir verschiedene Identitätsoptionen – nationaleNation, Nationalismus, national, geschlechtlichegeschlechtlich, berufliche, regionale usw. – wir ändern womöglich auch unsere Identität im Laufe unseres LebensLeben, Lebens-, -leben. Diese Form von verflüssigter Identität wird in der modernenModerne, modern, -moderne Kultur offenkundig vorgezogen.

Um sich dies anschaulich vor Augen zu führen, kann man auch einen Blick von SimmelsSimmel, Georg opus magnum auf ein literarisches Werk werfen, auf Robert MusilsMusil, Robert Roman Mann ohne Eigenschaften, der sich – nebenbei bemerkt – als eine KulturanalyseKulturanalyse mit literarischen Mitteln lesen lässt. Der schon im Titel des Buches angesprochene Mangel an Eigenschaften des Sohnes, der im Kontrast zum Vater, dem Mann mit Eigenschaften steht, korrespondiert ganz offenkundig mit der SimmelSimmel, Georg’schen Charakterlosigkeit.

SimmelSimmel, Georg zielt auf etwas, das MusilMusil, Robert als Eigenschaftslosigkeit bezeichnet. Der Protagonist Ulrich entspricht wenigstens zu Anfang des Romans mit all seiner nüchternen Distanz, seinem Faible für Körperertüchtigung, seiner IronieIronie und seinem Konsumverhalten der Charakterlosigkeit des SimmelSimmel, Georg’schen Menschen. Er ist dessen spezifisch österreichische Variante, womöglich in DifferenzDifferenz zum realen Autor.

Mit der Eigenschaftslosigkeit ist offenkundig jene Einbuße an Selbstverständlichkeit im Hinblick auf die eigene Person gemeint, der Verlust des GlaubensGlaube an die Verfügbarkeit über die eigene Person, die der klassische HumanismusHumanismus wenigstens nahelegt. Es geht nicht darum, dass Ulrich jedwede Spezifität und Besonderheit eingebüßt hätte, sein Bedürfnis nach aristokratischer DifferenzDifferenz gegenüber dem aufkommenden MassenmenschenMasse, Massenkultur, Massenmedien, Massen- ist ohnehin unübersehbar. Aber was ihm abhanden gekommen zu sein scheint, das ist eben jene selbstverständliche IdentitätIdentität mit sich selbst. Das LebenLeben, Lebens-, -leben des modernenModerne, modern, -moderne Menschen ist immer auf Vorbehalt angelegt und gerade deshalb ist es ihm möglich, immer wieder die Rollen zu wechseln.

1 Mit diesem Vorbehalt sich selbst gegenüber und mit der Intellektualität unmittelbar verbunden ist jenes Phänomen, das SimmelSimmel, Georg als „eigentümliche Abflachung des Gefühlslebens“ bezeichnet. Die Dämpfung des emotionalen LebensLeben, Lebens-, -leben ist eine direkte Folge jener Distanz, die durch das Dazwischentreten des GeldesGeld im zwischenmenschlichen Umgang eingeübt wird. Im strategischen Handeln ist es nicht klug, Gefühle zu zeigen. Noch zu Ende des 18. Jahrhunderts etwa war es in Deutschland üblich, Gefühle in der Öffentlichkeit zu zeigen. So wurde es in der Epoche der Empfindsamkeit zum kulturellen Gebot, im Theater öffentlich zu weinen. Ein Begriff wie Herzensbildung erscheint uns heute unerträglich pathetisch. Die Abneigung gegen Sentimentalität und Pathos, die Aufladung des eigenen Selbst im und durch das Gefühl zeigt sich bis vor kurzem auch in der programmatischen Unterkühltheit ( coolness ) der Jugendkulturen; die spezifische Verwendung des amerikanischen Englischen leistet dabei einen entscheidenden symbolischen Beitrag. Die kulturell eingeübte Kühle in den westlichen Kulturen Nordamerikas und Westeuropas, die von Angehörigen anderer Kulturen nicht selten als unerträgliche Kälte beschrieben wird, hat natürlich auch ihre Kehrseite. Die Berufsgruppe, die uns beibringen möchte, zu unseren Gefühlen zu stehen, Gefühl zu zeigen, unsere Emotionen neu zu entdecken, der Bereich der Psychotherapie im weitesten Sinn, wächst mit dem kulturellen Imperativ, als Agent der Geldkultur kühlen Kopf zu bewahren. In gewisser Weise lässt sich mutmaßen, dass die von SimmelSimmel, Georg beschriebene Tendenz der Emotionsverringerung auch kontrafaktisch ist.

2 Wo es nicht um oder an das persönlich Eingemachte geht, wo die eigene Überzeugung wenig, aber die Einigkeit über bestimmte rationale Prozeduren viel zählt, da stellt sich jenes Phänomen ein, das SimmelSimmel, Georg als „Leichtigkeit intellektueller Verständigung“ beschreibt. Man kann sich einigen, weil für alle Beteiligten nicht allzu viel auf dem Spiel steht, außer der eigenen Selbstbehauptung. Es geht nicht – um einen alten Pop-Song zu zitieren – um All or Nothing . Kein Zufall, dass in dieser Kultur eine Berufsgruppe auf dem internationalen Parkett zunehmend an Bedeutung gewinnt: die Diplomatie. Sie ist die hohe SchuleSchule des Kompromisses, der Gewandtheit und der Mediation, die mittlerweile Teil unseres gesellschaftlichenGesellschaft, gesellschaftlich AlltagsAlltag, Alltagskultur, Alltags- geworden ist, und zwar auf allen Ebenen unserer Kultur: privat wie öffentlich. Um in diesem Spiel zu bestehen, bedarf es eben eines gewissen Maßes an Charakterlosigkeit, eines Mangels an eigenen inneren Überzeugungen. Denn solange sich die eigene IdentitätIdentität aus solchen inneren ‚tiefen‘ Überzeugungen und Gefühlen bestimmt und speist, so lange wird jeder Kompromiss zwangsläufig zu einem Verrat an sich selbst. Als 1989 die Grenzen zwischen Ost- und Westeuropa fielen, konnte man die von SimmelSimmel, Georg beschriebene kulturelle DifferenzDifferenz sehr gut wahrnehmen, hier die gewandten, emotional ‚abgeflachten‘ Westeuropäer, dort jene Menschen, die über Standpunkte, Emotionen, Ecken und Charakter verfügten und diese auch in ihrem Handeln ins Spiel brachten, übrigens mit nicht selten bedenklichen Folgen. Der Überzeugungstäter ist die Gegenposition zum überzeugungslosen Diplomaten, so wie sich Helden und Händler – die beiden Gegenpole bei Werner SombartSombart, Werner – ausschließen.18

Hinter SimmelsSimmel, Georg Argument steckt aber indirekt eine wichtige These, nämlich die Auffassung, dass Emotionen eine wichtige Rolle für die eigene Selbstversicherung spielen. Die vorbehaltliche und provisorische IdentitätIdentität und die Abkühlung der eigenen Emotionen bedingen einander. Auf paradoxe Weise hat – so wenigstens das SelbstbildSelbstbild – der emotional distanzierte Mensch ohne fixe Identität eine weit höhere Verfügungsgewalt über sich selbst als der Mensch, der aus seinen Emotionen eine starke Identität bezieht, aber diesen zugleich ausgeliefert ist. Ihm ist der Kompromiss wesensmäßig fremd. Demgegenüber attestiert SimmelSimmel, Georg dem charakterlosen Menschen der Geldkultur eine „Tendenz zur Versöhnlichkeit“.19 Das hängt mit einer weiteren Facette seiner kollektiven Disposition zusammen, die man heute als IndifferenzIndifferenz bezeichnet, als GleichgültigkeitGleichgültigkeit. SimmelSimmel, Georg bescheinigt dem Menschen der modernenModerne, modern, -moderne Kultur „Gleichgültigkeit gegenüber den Grundfragen des Innenlebens“,20 damit aber auch eine Gleichgültigkeit sich selbst und dem anderen gegenüber. Diese Gleichgültigkeit hat mehrere Aspekte. Zunächst einmal bedeutet die Gleichgültigkeit positiv gesehen, dass mein Gegenüber, ungeachtet seiner Herkunft und seines GeschlechtsGeschlecht (Gender), Geschlecht-,, gleich gültig ist, seine Besonderheit interessiert mich nicht weiter. GeldGeld ist ein radikaler leveller, hat MarxMarx, Karl einmal attestiert.21 Etwas von dieser Gleichgültigkeit des Geldes ist in die modernen zwischenmenschlichen Beziehungen eingeschrieben. Was übrigens nicht bedeutet, dass in dieser Kultur der Einzelne gänzlich wertlos wäre, ganz im Gegenteil. Vielleicht lässt sich zur Illustration für diese kulturelle Befindlichkeit noch ein weiterer berühmter Autor aufrufen, nämlich Milan KunderaKundera, Milan, der die geniale Formel von der „unerträglichen Leichtigkeit des Seins“ zum Titel seines wohl prominentesten Romans gemacht hat. Um sich leichtfüßig zu bewegen, muss man möglichst viel Ballast abwerfen, die Schwere des Gefühls, der Metaphysik, der eigenen Person. Freilich legt allein schon der Romantitel nahe, dass diese Leichtigkeit am Ende unerträglich sein könnte und – mit SimmelSimmel, Georg gesprochen – das BegehrenBegehren nach Schwere auslöst.22

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