ISBN (Taschenbuch): 978-3-03896-203-8
ISBN (epub): 978-3-03896-204-5
Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Altra
Tritt ein in eine Welt voller Magie und Abenteuer.
Herzlich willkommen in Venera!
Diese Geschichte, die ich euch nun erzähle, trug sich im Jahr 11 255 der ersten Epoche zu, rund eineinhalb Jahre nach dem Ende der ›Greifen-Saga‹ und rund sieben Jahre nach ›Alia‹. Die Unruhen in Altra sind nach dem Machtwechsel der Herrschaft und dem damit zusammenhängenden Umbruch immer noch im ganzen Land spürbar und das ist der Grund, weshalb wir Léthaniel nun auf ein Abenteuer begleiten, welches das Gleichgewicht wieder ins Lot bringen soll. Doch das, was er in den Talmeren erlebt, bedeutet für Altra viel, viel mehr und ist der Grund, weshalb ich euch diese Geschichte nicht vorenthalten möchte. Ihr könnt sie ohne Vorkenntnisse der beiden genannten Reihen lesen und sie stellt die Vorgeschichte zu ›Damaris‹ dar, denn sie erzählt, weshalb die junge Greifenreiterin schließlich nach Chakas gereist ist, um ihr eigenes Abenteuer zu erleben.
Ich wünsche euch viel Vergnügen in den Talmeren. Seid auf der Hut vor den Gefahren, die dort auf euch und eure Gefährten lauern.
Herzlich
Eure Corinne
Vorsichtig bewegt sich die kleine Gestalt durch die Dunkelheit, bleibt immer wieder stehen und horcht auf die Geräusche der Umgebung. In der Höhle ist es so still, dass der ungebetene Gast nur seinen eignen Atem vernimmt, der von Dampfwolken begleitet wird.
Der Winter hält langsam im Talmerengebirge Einzug und trotz der Felle, die der Eindringling über seiner Rüstung trägt, spürt er, wie sich die beißende Kälte in seine Glieder gräbt. Doch das hält ihn nicht davon ab, weiterzuschleichen. Hin und wieder verschmilzt er mit den Felsen um sich herum – eine Fähigkeit, die ihm seine Zwergenmagie ermöglicht und von der er hofft, dass sie ihm auf dieser äußerst heiklen Mission hilft.
Die Ältesten haben ihn einen lebensmüden Dummkopf und überheblichen Sprücheklopfer geschimpft. Kein Zwerg wäre so dämlich, sich in den Hort eines Drachen zu wagen.
Er ist sich allerdings sicher, dass es gelingen kann. Es muss einfach. Das, weswegen er sich in diese dunkle Höhle schleicht, ist so viel mächtiger und wertvoller als das meiste, was sein Volk je besaß. Wenn es in die falschen Hände – oder in diesem Fall Klauen – gerät, könnte dies zu einer Katastrophe führen, wie es sie in Altra seit Jahrtausenden nicht mehr gab.
»Ruhig, Elderion«, flüstert er sich selbst zu, da sein Herz zu rasen beginnt, als er ein leises Schnaufen vor sich vernimmt.
Erneut schickt er Magie durch seinen Körper, sodass dieser mit dem felsigen Untergrund verschmilzt und der Zwerg mit dem Talmerengebirge eins wird. Der Stein, der ihn umgibt, schenkt ihm Kraft, und er bewegt sich achtsam weiter. Dieses Mal im Felsen – so lange, bis er spürt, dass die Magie ihn dazu drängt, aufzutauchen, da er Luft holen muss. Wenn ein Zwerg sich mit dem Erdelement verbindet, ist es ein bisschen, als würde er in einen See eintauchen. Er kann sogar andere Personen mit in den Felsen nehmen, solange er diese berührt.
Langsam lässt er den Kopf aus dem Boden gleiten und blickt sich um. Vor ihm glimmt etwas.
Nein. Nicht etwas.
Es ist ein Drache. Yanaril hat sich in seine menschliche Gestalt verwandelt und liegt schlafend auf einem felsigen Bett auf dem Rücken.
Und in seiner Hand …
Der Zwerg saugt geräuschlos die Luft ein und taucht nun ganz aus dem Untergrund auf.
Dort ist es … in greifbarer Nähe.
Jeder Muskel in seinem Leib spannt sich an, während er auf den Drachen zukriecht.
Tag 21, Monat 11, 1 EP 11 255
Verdammte Schweinekacke!
Es ist so dunkel wie in einem Kuhmagen. Ich kann noch nicht einmal die Hand vor Augen erkennen.
Verflucht, wie bin ich nur in diese Situation geraten?!
Ich schicke tausend Verwünschungen an die Götter, die mich zu dieser hirnrissigen Mission haben Ja sagen lassen. Mal abgesehen davon, dass die Scheißaufgabe an sich schon gefährlich genug ist, hätte ich spätestens beim Anblick dieser Chaotenbande, mit der ich losgeschickt wurde, ein entrüstetes Nein brüllen und der Auftraggeberin – aka Herrscherin von Altra – den Vogel zeigen müssen.
Na gut, womöglich hätte ich damit meinem Leben ein abruptes Ende gesetzt, denn ihr werter Gemahl hätte solch eine Geste mit Sicherheit persönlich genommen und mir zumindest die Eier abgeschnitten.
Dennoch kommt mir ein Leben als Eunuch gerade erstrebenswerter vor, als hier in einer finsteren Zelle inmitten der Talmeren ein Gefangener von Dunkelelfen zu sein und nicht zu wissen, wie es weitergeht.
Mit ›Chaoten‹ meine ich übrigens nicht meinen langjährigen Kumpel mit dem seltsamen Namen Steinwind – ein Hüne von einem Mann, der mehr Muskeln als Grips besitzt. Mit ihm bin ich seit Jahren unterwegs und bisher ist mein Kopf noch immer auf den Schultern geblieben.
Vielmehr meine ich diese Magierin Lucja, die allem und jedem mit Skepsis begegnet, obwohl sie offenbar selbst einmal Schwarzmagierin war. Das hat mir zumindest eine hübsche Dienerin in meinen Laken zwischen frivolen Versprechen und leidenschaftlichen Schwüren ins Ohr geflüstert.
Zudem diesen Dunkelelfen, der sich nur ›Schatten‹ nennt, was ihn wohl interessant oder geheimnisvoll wirken lassen soll. Sein Hang zu skurrilen Pseudonymen wäre mir ja noch gleichgültig – muss jeder selbst wissen, mit welchem Namen er in der Gegend rumläuft. Aber da gibt es das klitzekleine Detail, dass der Dunkelelf eine zwielichtige Vergangenheit als Mitglied der legendären Assassinengilde von Karinth hat. Außerdem besitzt er obendrein diese grimmige Miene, bei der man nie weiß, ob er gerade plant, einem die Kehle aufzuschlitzen, oder ihm einfach ein Furz quer sitzt. Der Kerl hatte in seinem Leben eindeutig zu wenig Frauen – falls er überhaupt schon mal mit einer im Bett lag.
Eine Assassinen-Jungfrau … irgendwie hat die Vorstellung etwas, das mich trotz all der Widrigkeiten gerade zum Schmunzeln bringt.
Jap, unsere vierköpfige Truppe ist ein einziges Selbstmordkommando.
Mit Risiken und deren Nebenwirkungen kenne ich mich allerdings aus, und auch wenn wir unseren Hals für das Land Altra riskieren, so hatte ich an einen erfolgreichen Ausgang dieser Mission geglaubt. Doch dann hatte Lucja die glorreiche Idee, dass wir uns trennen, weil unsere Chancen, etwas zum Abendessen zu jagen, dadurch größer seien.
Warum habe ich mich nicht durchgesetzt und darauf bestanden, dass wir in diesem gefährlichen Gebiet mitten im Talmerengebirge zusammenbleiben?
Jeder weiß, dass man in den Bergen nicht allein unterwegs sein sollte, da nicht nur kleinere Gefahren wie Felsstürze oder plötzliche Schneestürme hier lauern, sondern tausendmal todbringendere Dinge. Und zwar in Form von Kreaturen, deren Schauergeschichten Kinder dazu bringen, sich abends tief unter der Bettdecke zu verstecken. Korani, Dunkelelfen, Zentauren, Drachen … die Auswahl, von wem oder was man sich das Licht auspusten lassen möchte, ist breit gefächert und für jeden Geschmack etwas dabei.
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