Als ich fertig bin, mustere ich zufrieden das Ergebnis.
»Meteor, geh auf die Jagd, ich bleibe hier«, sage ich zu meinem Greif und schicke ihm in Gedanken ein Bild von einem Hasen.
Er versteht und ich sehe ihm dankbar nach, als er sich in die Luft erhebt.
Einen Greif zu haben, ist schon eine prima Sache …
Wenn wir dieses Abenteuer heil überstehen, werde ich ihm einen ganzen Berg Fleisch zur Belohnung schenken.
Seufzend lasse ich mich vor dem Lagerfeuer nieder, nachdem ich mich vergewissert habe, dass Steinwinds Zustand stabil geblieben ist. Kurz durchwühle ich Meteors Satteltaschen, jedoch habe ich darin bloß ein paar Gewürze sowie Utensilien für die Pflege des Greifs verstaut. Ein Striegel, Wurzelbürste, Kardätsche oder Kamm helfen mir in meiner Lage leider nicht weiter. Nicht einmal ein Messer oder einen Dolch finde ich in den Taschen.
So ein Mist …
Die gesamte Ausrüstung, die ich für mich selbst benötigte, hatte ich in meinem Gepäck, das jetzt bei den Dunkelelfen ist. Das einzig Nützliche, das mir neben einem Stück Seil in die Hände fällt, ist ein zweiter Satz Dietriche, doch die bringen mir im Moment wenig.
Mit einem tiefen Atemzug lege ich die Sachen in die Satteltaschen zurück, hebe mein Obergewand hoch und starre in die Flammen.
»Na dann heißt es jetzt Zähne zusammenbeißen«, sage ich zu mir selbst, ehe ich einen der dickeren Äste aus dem Feuer hole. »Verdammt … das wird scheiße wehtun …«
Ohne zu zögern, presse ich den glühenden Ast auf meine Wunde. Zunächst spüre ich nur den Schmerz der Verletzung, was mir allerdings bereits Sterne vor den Augen beschert.
Es dauert eine Weile, bis meine Haut vom Feuer verbrannt wird – viel länger, als es bei Steinwind der Fall war. Doch ein paar Sekunden später rieche ich wieder verkohltes Fleisch und würge, während der Schmerz wie ein Raubtier durch meinen Körper tobt.
Obschon ich halb ohnmächtig werde vor Qual und mir ein lauter Schrei entfährt, halte ich durch, bis auch der letzte Fingerbreit verkohlt ist. Erst danach werfe ich den Ast keuchend zurück ins Feuer und lasse mich auf den Rücken fallen. Ich beiße in meine Faust, da die Schmerzen kaum auszuhalten sind.
Gerade würde ich für eine Flasche Schnaps töten!
Ich muss kurzfristig das Bewusstsein verloren haben, denn als ich die Lider öffne, ist Meteor bei mir und stupst mich mit dem Adlerschnabel an.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht richte ich mich auf und schaue mich hektisch um, doch außer zwei toten Hasen kann ich nichts entdecken. Keine Gefahr also.
Innerlich schelte ich mich, dass ich mit dem Ausbrennen der Wunde nicht gewartet habe, bis Meteor wieder da war.
Ziemlich dämlich von mir, aber meine Entscheidungen sind in letzter Zeit ohnehin nicht die besten …
Mein Blick gleitet zu der Wunde an meinem Bauch, die hässlich stinkt und noch hässlicher aussieht. Rasch ziehe ich das Obergewand runter und vergewissere mich, dass Steinwind immer noch lebt. Sein Gesicht ist bleich wie ein Bettlaken und sein Atem geht rasselnd, aber er atmet wenigstens.
Kurz wäge ich ab, ob ich es wagen soll, weiterzufliegen, verwerfe allerdings den Gedanken gleich wieder. Selbst wenn es mir gut ginge, wäre es ein anstrengender Flug, und Steinwind würde ihn nicht überstehen, bevor er nicht einigermaßen stabil ist.
Also erhebe ich mich wankend und gehe durch den Schnee zum Fluss, stille meinen Durst mit dem eiskalten Wasser, ehe ich das lederne Wams ausziehe und als Schale verwende, damit ich auch meinem Freund etwas zu trinken bringen kann.
Zurück beim Felsen öffne ich vorsichtig Steinwinds Mund und lasse das kalte Nass zwischen seine Lippen tropfen. Er schluckt reflexartig, ohne die Augen aufzumachen. Ich wasche seine heiße Stirn und überlege, was ich sonst noch für ihn tun kann. Zwar habe ich in meiner Zeit als Schurke einiges über Erstversorgung gelernt, ein Heiler ist jedoch nie aus mir geworden. Allein schon, weil ich kein Erdelement in mir trage. Zudem habe ich keine Ahnung, welche Kräuter in diesen Bergen wachsen, die uns nützlich sein könnten.
Seufzend widme ich mich den beiden Hasen, ziehe ihnen mithilfe eines scharfen Steins das Fell über die Ohren und nehme sie notdürftig aus.
Mit einem Dolch würde das alles schneller gehen, aber wir haben heute ja nichts mehr vor …
Als die Hasen in der Glut des Feuers braten, lehne ich mich gegen die Felswand und überlasse es Meteor, über den Braten sowie unser Wohl zu wachen.
Müde schließe ich die Lider, horche auf den abgehackten Atem meines Freundes und döse ein wenig vor mich hin.
Erst als Meteor ein leises Krächzen von sich gibt, erhebe ich mich, um unser Essen zu zerteilen. Mein Greif hat anscheinend schon selbst etwas gegessen, zumindest bettelt er nicht. Ich versuche, auch Steinwind ein wenig Hasenbraten zu geben, scheitere jedoch. Mehr als etwas Wasser bekomme ich nicht in seinen Mund.
Danach lege ich ein paar weitere Äste ins Feuer und ziehe mich in die provisorische Höhle zurück, um mich auszuruhen. Meine Augen fallen mir zu, ehe ich mich richtig hingelegt habe.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.