Adelheid Duvanel - Fern von hier

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Adelheid Duvanel ist eine Meisterin der kleinen Form. Die radikale poetische Kraft ihrer Sprache macht sie zu einer der bedeutendsten Stimmen der Schweizer Literatur des 20. Jahrhunderts.
Ihre kurzen Erzählungen sind Momentaufnahmen aus dem Leben von meist versehrten Existenzen, die sich aber in ihren fatalen Verhältnissen mit schlafwandlerischer Sicherheit bewegen. In ihrem eigensinnigen Beharren auf ihre Sicht der Welt bewahren sie sich ihre Würde gegen die Zumutungen des Lebens. Ja, sie finden gerade in der Abweichung vom Verlangten eine Kühnheit, die den Texten ihre umwerfende Energie gibt. Sie sind von hoher poetischer Präzision, jede Figur «in Einzelanfertigung». Trotz ihres manchmal finsteren Inhalts leben die Texte von überraschenden, absurden Wendungen und einer wunderbaren hintergründigen Komik.
Diese Ausgabe vereinigt erstmals alle in Buchform publizierten und einige der in Zeitschriften und Zeitungen erschienenen Erzählungen Adelheid Duvanels in einem Band, der dieser grossartigen Autorin wieder den Platz in der Schweizer Literatur einräumt, der ihr gebührt.

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Ein Fremder

Gaston saß vor der Kommode und starrte in den Spiegel des Spiegelkästchens, das ein Geigenbauer angefertigt hatte. In der linken Hand hielt er eine lange, zündrote Locke, die von der Schläfe herunterhing; mit einer stumpfen, großen Schere klemmte er das Haar fest, riss daran, dann schnitt er wie mit wütenden Schnabelhieben die Locke entzwei. Er schnitt auf beiden Seiten des mit Laubflecken übersäten Gesichts, über der Stirn, hinten im Nacken, wo er nichts sehen konnte: Er war mit abgeschnittenen Haaren über und über bedeckt, und auf dem Boden lagen sie in langen Flechten und in Häufchen. Eugen sollte Gaston nicht wiedererkennen; Gaston wäre ein Fremder, und er führte mit Eugen Gespräche wie mit einem Fremden, redete, als würde er ihn zum ersten Mal sehen, von Dracula, Eugens Kater – Graf Dracula, der, wäre er ein Mensch, im Telefonbuch in der Schweiz den Titel Graf weglassen müsste; es ist nicht gestattet, sich in der Schweiz Graf oder Fürst zu nennen; Grafen und Fürsten müssen sich verleugnen, müssen vorgeben, sie seien gewöhnliche Männer wie Eugen, Gastons Freund, der – spaßeshalber – Draculla sagte statt Dracula.

Ritsch, ratsch schnitt Gaston sein Haar. Er hatte die De­ckenbeleuchtung eingeschaltet, obwohl es noch Tag war. Graf Dracula saß schnurrend in einiger Entfernung und beob­ach­tete, wie die Haarbüschel zu Böden fielen. Nachdem Gaston die letzten Stoppeln, die von seinem Kopf abstan­den, weggeschnitten hatte (wobei er einen kleinen Spiegel zu Hilfe nahm), lachte er plötzlich. Er erinnerte sich, wie Eugen ihn an Sonntagen in seinem Auto ausführte; die vielen Signaltafeln rührten Eugen stets; er fand es so nett, wie der Autoverkehr sich ordentlich abwickelte, wie an alles gedacht worden war, um Unfälle zu vermeiden. Eugen sagte einmal, die Menschheit sei nicht so schlecht. «Es gibt eifrige Männer, die das Gemeinwohl im Auge behalten», erklärte er, «und die für Ordnung sorgen.» Jede Abschrankung, jeder Hinweis, jede Ortsbeschriftung entzückte ihn. Beinah stiegen ihm Tränen der Freude in die Augen, wenn er die verschiedenen Zeichen richtig deutete und seinen Weg mühelos zurücklegte. In der Nacht begeisterten ihn die leuchtenden Steinpflöcke, die die Straßen abgrenzten. Wie umsichtig war alles geplant! Planung war seine Leidenschaft; als Konzertagent war ihm noch nie eine Panne unterlaufen – immer hatte alles geklappt.

Gaston stand auf, zupfte die abgeschnittenen Haare von seinem Morgenmantel (ein Geschenk Eugens), holte einen kleinen Wischer und schob Berge von rotgoldenen Locken auf die Schaufel, die er anschließend wegtrug. In der Küche setzte er sich an den Tisch, goss Cola in ein Glas und rauchte; der Rauch schwebte, in kleine Schleier verteilt, langsam auf und nieder. Er trommelte mit seiner linken Hand auf dem Tisch; es war eine zierliche Hand – so zierlich, dass sie fast ver­­krüppelt wirkte. Graf Dracula sprang auf seine Knie. Gaston betrachtete den glänzenden Rücken des Katers und seine Ohren, die manchmal zuckten. Gastons kupferfarbene Augen waren noch runder im langen Gesicht. Er fror am Kopf. Aus dem Radio, das auf dem Holzherd neben dem Gasherd stand, sprach die Vertreterin einer sprachlichen Minderheit. Durchs Fenster sah Gaston Leute vorbeigehen; er hörte ihre Schritte, hörte sie sprechen, verstand aber nichts. Der Himmel schien dunkel, obwohl er blau war. Plötzlich erkannte Gaston Eugens Profil; wenig später hörte er, wie Eugen die Haustür aufschloss, durch den Korridor ging und die Wohnungstür öffnete; gleich würde er eintreten.

Marianna im Zelt

Im Hinaufsteigen sieht Bruno auf dem Hügel Figuren wie Schaufensterpuppen vor dem blauweiß gestreiften Himmel. Plötzlich erkennt er, dass es Menschen sind, die, die Arme erhoben, in den Himmel blicken; er weiß nicht, was sie dort sehen, und kehrt wieder um. Mit seiner rechten Hand befühlt er in der Jackentasche den Fahrplan, den seine Mutter ihm jedes halbe Jahr schickt: eine Aufforderung, sie zu besuchen. In seiner linken Jackentasche steckt die Agenda mit den Telefonnummern, die er nie einstellt.

Weit unten stehen die Bäume starr in Achtungstellung: ein ganzes Heer, das vor Urzeiten herangestampft ist. Zwischen den Bäumen lebt Marianna, Brunos Freundin, in einem Zelt; nur die Grasmilben stören sie. (Sie brät vor ihrem Zelt jeden Tag ein Lamm und lädt alle Leute ein, die vorbeigehen.)

Marianna lebte leise am Rand. Jeweils am Abend saßen sie auf dem roten Kanapee, das an der Wand des roten Zimmers steht, und sahen durch die geöffnete Flügeltür ins grüne Zimmer und, durch eine dort offene Tür, ins gelbe Zimmer. (Mitten im grünen, leeren Zimmer steht seit langem ein Kessel mit Farbe und eine Leiter; Brunos zweite Frau wollte das Zimmer neu, schneeweiß, streichen, doch sie wurde plötzlich verhaftet. Bruno besucht sie einmal im Monat und spricht mit ihr durch eine Glaswand in Anwesenheit eines Wärters. An der Wand ist ein Schild angebracht: «Abschiedsszenen nicht gestattet.») Im roten Zimmer steht links der zerbro­chene Kachelofen, rechts das mit einem dünnen Teppich zugedeckte Klavier. (Brunos erste Frau, Hildegard, spielte Klavier.) An der hintern Wand des gelben und kleinsten Zimmers hängt ein Spiegel, in dem sich die Wand des roten Zimmers, vor der sie saßen, spiegelt; zwei Drittel eines ovalen Bildes – eines Aquarells aus dem letzten Jahrhundert – und der untere Teil des vierarmigen Leuchters mit den Glastränen sind von jenem Platz aus im Spiegel zu sehen. An den Wänden hängen Brunos Bilder; er malte Frauen wie seltsame Blumen, doch seit Hildegards Tod malt er nicht mehr. Die Räume sind kühl; nur im Korridor brennt im Winter ein Ölofen, der die drei beschriebenen sowie ein viertes, blaues Zimmer heizt, das von ihrem Platz aus nicht zu sehen war. In jenem Zimmer liebten sie sich, schliefen sie. Sie redeten nicht, wenn sie vorher im roten Zimmer saßen, aber tranken roten Wein. Marianna gebrauchte modische Wörter wie irgendwie und total, was Bruno nicht leiden konnte und weshalb er ihr am Abend das Reden verbot. Er findet solche Wörter, die in Hildegards Wortschatz und im Wortschatz seiner zweiten Frau nicht zu finden waren, wenig delikat. Einmal sagte Marianna in einer kalten Winternacht flüsternd trotzdem: «Irgendwie kann ich mich dir nicht total ausliefern», worauf Bruno sie aus dem Haus wies. Sie kehrte am Morgen blaugefroren zurück; erst als es Frühling wurde, zog sie ins Zelt.

Das Foto

Die Fenster sind verschieden groß, und das Dach ist auf der einen Seite steiler als auf der andern. Mitten auf der geteer­ten Straße, die vom Haus zum Fluss führt, ist eine lange, schwarze Bremsspur zu sehen. Der kleine Hermann mit dem weißblonden Haar, das wie eine Perücke aussieht, die über seinen Kopf gestülpt wurde, stellt sich den Fluss doppelt so breit vor, als er ist; er versucht zu denken, der Fluss sei ein Strom, obwohl er noch nie einen Strom gesehen hat. Der Fluss befördert wie ein grünes Fließband zwei Enten. Ob sie mit den Füßen rudern, obwohl sie weggetragen werden? Lange steht Hermann am Ufer und isst ein Stück Brot; er kaut auf der linken Seite, weil auf der rechten ein Zahn wehtut. In der Straße daheim scheint das Vogelgezwitscher aus Lautsprechern in den Autolärm gestreut zu werden; hier sind die Vögel wirklich: eine Elster wohnt im Garten. Hermann denkt, sie sammle in ihrem Nest Fünfliber, Stanniolpapier und Ohrringe.

Hermann ist bei den Großeltern in den Ferien; am Abend schlafen sie vor dem Fernsehapparat ein: die Großmutter mit zurückgelegtem, der Großvater mit gesenktem Kopf. Hermanns Mutter besitzt keinen Fernsehapparat; sie hört Radio mit Kopfhörern, während sie liest, immerzu liest. Einmal hat sie ein Blatt Papier genommen und mit blauem Filzstift in großen Buchstaben darauf geschrieben: «Ich will nicht mehr leiden, ich will nur noch überleben», und das Papier mit vier Reißnägeln neben ihrem Bett an die Wand geheftet. Einige Wochen später hat sie das Papier entfernt und ein neues angebracht, auf dem stand: «Ich bin ein Mensch aus Fleisch und Blut.» Aber auch diesen Zettel warf sie wieder fort. Sie hat vom Erben eines Buchantiquars Bücher gekauft; sie lagerten in einer Garage, von wo Hermann und die Mutter sie mit einem Handkarren in die Wohnung brachten. Jeden Samstag verrichteten sie diese mühselige Arbeit, bis die vielen Schach­teln mit den staubigen Büchern ein Drittel des Wohnzimmers versperrten. Die Mutter und Hermann sind nun wie in einem Güterwagen eingesperrt, der auf einem Nebengleis steht, weil man vergessen hat, ihn an die Lokomotive zu hängen; die Hausfassaden hinter den Fenstern bewegen sich nicht, aber im Kopf der Mutter tanzt die ganze Welt vorbei. Hermann bleibt allein; es beißt ihn im ganzen Gesicht – das kommt vom Staub der Bücher.

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