Leo Tuor - Auf der Suche nach dem verlorenen Schnee

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Nicht nur seine Romane spielen in den Bergen, mit dem Leben in den Bergen hat sich Leo Tuor immer auch in anderen Textformen auseinandergesetzt.
Seine Berge, das ist die Surselva, wo Leo Tuor lebt. Das ist der Rhein, oder besser: sind die Rheine, denn am Anfang sind es zwei. Das sind die Alp, der Winter, die Lawine. Die Lawine, die einst Verhängnis war und jetzt zur Quelle von Subventionen und Medienereignissen geworden ist. Der Gletscher, der zum See geworden ist. Er schreibt über die Bergler, deren Element mehr der Stein ist als das Wasser, die entweder schweigen oder schwatzhaft sind wie Tassen. Er schreibt über ihr Leben mit Geistern, Heiligen und Tieren, über das Schwein im Pferch, die Kühe, die Schafe auf der Alp und den Hund, den Wolf, über das Wild und deren ausgekochten Schädel an der Stallwand der Jäger. Er schreibt über die Touristen, die die Landschaft fotografieren und dem Jäger böse Blicke zuwerfen, wenn er mit der Flinte unterwegs ist.
Leo Tuors Texte sind immer prägnant und von erfrischendem Humor, einzelne wie «Vom Schafe hüten» sind bereits Kult und in mehrere Sprachen übersetzt worden.
Die gedruckte Version enthält auch die rätoromanischen Originalfassungen einiger Texte, diese fehlen in dieser digitalen Version.

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Die hohen Brücken bewirken, dass die tiefen Täler nicht mehr beachtet werden, dass sie schlussendlich nicht existieren. In Eile saust der Verkehr über die Brücken, weiss nichts von den Tälern und von der Mühe, Täler zu durchqueren. Will nichts wissen, will eiligst von einem Ort im andern sein. Die Brücken sind die grossen Hexerinnen: Sie verkürzen die Zeit, lassen die Täler verschwinden, verändern den Himmel. Beispiel Punt Gronda. (Offiziell, wenn ich mich nicht irre, heisst diese Brücke Punt Rus­sein, früher auch Punt Travaulta. Aber das Volk hat Namen, die es fallen lässt.) Diese Brücke, die drei Brücken ist, verbindet den Verkehr, trennt den Himmel vom Tal mit dem Rhein. Die Punt Gronda trennt weiter streng die Materialien: Brücke 1, Holz. Brücke 2, Beton. Brücke 3, Stein. Diese Brücke, die drei Brücken ist, trennt politisch die Cadi in Sursassiala, das sind die Gemeinden gegen Lukmanier und Oberalp hinauf, und in Sutsassiala, das ist der Rest der Cadi: Sumvitg, Trun, Breil, Schlans. Die Punt Gronda ist weiter die Grenze zwischen Sumvitg und Disentis. Doch dieser ganze Namenwirrwarr interessiert niemanden, der über ein von der Konsum- und Tempogesellschaft vergessenes Tal rast.

Der Zug

Am gemütlichsten schlängelt sich der Zug die Landschaft hinauf, zuerst lange dem Rhein entlang, dann, in Trun, schwenkt er langsam in die Wiesen und hinter ­Rabius tadác tadác in den Hang. Gewohnt, von Bahnhof zu Bahnhof anzuhalten, und gezwungen, sich an einen Fahrplan zu halten, fährt er im Rhythmus des Immergleichen, ohne den Stress des Wettbewerbes, der auf der Strasse herrscht. Er geht tadác immerfort einfach sein Tempo, zieht über Eisenbrücken, schleicht durch Galerien, verschwindet in Tunnels, fährt über elegante Viadukte, die da sind, ohne das Landschaftsbild allzu sehr zu stören, gibt dem Fahrgast die Möglichkeit anzuschauen, wo er ist und sich hinbewegt. Anders als aus dem Auto: «Was das eilige Auge aus dem Automobil gesehen hat, kann nicht behalten werden, und wie jede Spur in ihm verschwindet, so verschwindet es ohne jegliche Spur» (Adorno).

Disentis / Mustér ist Endstation zweier Eisenbahnen: der Rhätischen und der Furka-Oberalp-Bahn. In den Sech­ziger-, Siebzigerjahren war das leicht zu sehen. Die Züge der Rhätischen waren grün, die der Furka rot. Dann hat die Rhätische einen roten Zug bekommen, einen neuen und schnelleren, und alle wollten mit dem roten fahren, und irgendwann sind alle Züge rot gewesen, wie sie es jetzt sind.

Im Winter unterscheiden sich die Lokomotiven, die vom Berg herunterkommen, von den anderen, die von unten heraufkommen, dadurch, dass sie strapaziert, weiss vom Schneestieben sind, man sieht, dass diese Maschinen alles gegeben haben, um durch Sturm und Schneemassen zu kommen, und sie werden zu wohlwollenden Tieren, den Menschen sympathisch und von ihnen respektiert. Ohè, die schneeverstaubten Lokomotiven der Furka-Ober­alp sind der Beweis dafür, dass es Maschinen mit einer Seele gibt, selbstbewusste, solche, die wissen, dass sie unersetzlich sind.

Über dem Bahnhof erstreckt sich das Kloster, ebenfalls weiss wie eine winterliche Lokomotive, kurzum: wie ein fünfstöckiger Zug, bereit, talabwärts zu fahren. Aber was wollte Disentis sein klosterlos, um Gottes Willen, ohne das Kloster, diese christliche Lokomotive, diese Kulturfestung, diese Fassade mit hundert Fenstern, diesen Ort der betenden Mönche und der lernenden Studenten.

Ideen

Für den Touristen gilt gemäss Reiseführer das Folgende: «Die Region Bündner Oberland oder die Surselva, wie die Region im Rätoromanischen genannt wird, umfasst das Gebiet des Vorderrheintals zwischen dem Flimser Wald und dem Piz Badus, wo der Vorderrhein entspringt, sowie die Seitentäler, Lugnez, Safien und Val Medel.» Das wird auch so in der Schule gesagt. Für denjenigen, der von unten heraufkommt, ist der Grosse Wald zwischen Trin und Laax das Tor zur Surselva: Was über diesem Wald ist, ist die Surselva, was unter diesem Wald ist, ist die Sutselva. Von hier aus wurde die Gegend ein erstes Mal bevölkert. Von unten herauf kam auch die römische Kultur, später die deutsche, dann die Reformation. Die Christianisierung kommt mit Sandalen über den Oberalp, mit den Mönchen, den Missionaren, wie es die Legende will. Über den Lukmanier kommt die Gegenreformation. Die Re­volution kommt 1799 mit Kanonen über den Oberalppass und kurz später noch von unten herauf, unterwirft und brandschatzt. Die Gegenrevolution kommt in der Person eines alten Generals über den Panixerpass, plündert das Dorf, frisst alles auf, tötet die Haustiere, vergewaltigt die Frauen, wird 1999 von den Panixern gefeiert. So sind die Ideen, die Ideologien, das Tal herauf gegen den Rhein oder die Pässe herunter mit den Rheinen gekommen und haben sich zum Teil miteinander vermischt. Einzig die Aufklärung vermochte kaum von Frankreich über die Pässe zu blasen, wie der Historiker des Klosters Disentis, Pater Iso Müller, mit Befriedigung konstatiert: «Der kalte Hauch der Aufklärung wehte in der Cadi wenig oder gar nicht.» Cadi ist das Haus Gottes, das Kloster und die Gemeinden in seinem Umkreis bis und mit Breil.

Über die Pässe sind die Walser gekommen, hinunter ins Safiental, hinunter ins Valsertal, nach Obersaxen, Medel und Tujetsch. Ohne grosse theoretische Ideologien sind sie gekommen, um zu leben und zu bleiben, haben ihre Holzhäuser zu bauen begonnen, das Landschaftsbild revolutioniert. Sie haben ihre Höfe in die Wildnis gestellt, Haus und Stall auf diesen Hang, Haus und Stall auf jenen Hang. Ganz anders als die geschlossenen Dörfer der romanischen Bevölkerung. Mag dies ein abgedroschenes Klischee sein, für beide Kulturen galt das Axiom des Vriner Architekten Gion Antoni Caminada (*1957): «Bauen ist Leben und das Leben ist die Norm des Architekten. Wer das vergisst, verfällt der Beliebigkeit. Für das Bauen wesentlich ist der Ort, denn aus ihm kommt der Entwurf. Auch im Wechselspiel mit dem Fremden. Das Neue, welches entsteht, weist zum Ort und deutet zugleich über den Ort hinaus. Das war schon immer so …» Es wurde später vergessen. Die Hochkonjunktur hat andere Gesetze gehabt. Sie hat aus Bauzeichnern «Architekten» gemacht, die gezeichnet und gebaut haben nach dem Stil: «Baufreiheit für uns Bauzeichner, die wir Architekten sind, und für alle Bauherren», und «Jeder kann bauen, wie und wo er will, er muss es ja selber bezahlen.» Die Hochkonjunktur hat nicht wissen wollen, dass jedes Gebäude in einer Landschaft steht und also eine öffentliche Dimension hat. So kommt es, dass die Bauten der letzten Jahrzehnte den Geschmack der Bauzeichner widerspiegeln. Das ist die absolute Autonomie des einzelnen Bürgers und Bastlers. Die Demokratie des Privaten, die zum Terror wird für ganze Generationen, weil sie gestraft sind, solche Pfuschereien ein Leben lang anzusehen. Jeder Bürger hat seinen eigenen Stil fabriziert, darum haben viele Dörfer keinen Stil mehr. Es herrscht dort ein Tuttifrutti von Bauereien, ein Gebastel von Stilen. Andere Dörfer haben Charakter behalten, Charakter entwickelt. Beispiel Vrin: Wenn Bauen Leben ist, hat Bauen allein einfach und funktional zu sein, keine Kopie, keine Kulisse, nicht Maske, nicht Schnörkel. Die Architektur wird zur öffentlichen Sache, wird selbst funktional, indem sie den Bergdörfern Struktur, Infrastruktur gibt; indem sie dafür sorgt, dass der Bauer, dass der Arbeiter, dass die Strasse, dass die Kirche, die Lebenden, die Toten im Dorf bleiben; indem sie möglichst mit den vorhandenen Materialien – Holz und Stein – arbeitet und so die Arbeit im Dorf behält. Architektur ist nicht mehr Selbstdarstellung des Bauzeichners oder des Bauherrn.

Die Pässe

Über die Pässe sind also Ideen gekommen, Immigranten, aber auch Sarazenen zu Pferd, Militär. Unsere Leute gingen in die andere Richtung sul cuolm («über den Berg»), wie man sagte. Der Pass war der Berg: Die Alten sagten ­Cuolm d’Ursera (Urserenberg), nicht Pass Alpsu (Oberalppass), sagten für den Gotthard il Cuolm Avelin (Vogelberg). Noch heute sagen die Walser Valserberg, Safierberg. Also Berg als Ort des Durchgangs. Aber ir sul cuolm hiess auch, für immer zu gehen, in das gelobte Land, wo es vielleicht keine Berge gab und Ängste und Schrecken. Heute heisst ir sul cuolm nach Lugano fahren und schnell einen Café trinken, in Lederrüstung mit Nieten und Fransen. Auf der Pass­höhe mach einen Halt, trink und friss und schau herum, zum Beispiel mit den Augen eines Saxofonisten. Werner Lüdi: «… Falafelstand. Der steht neben der Würstchenbude. Diese steht neben dem Gelato-Paradiso. Dem T-Shirt- und Mützentreff. Dem Postkarten- und Souvenirshop. Moun­tainbiker keuchen die Tremola herauf … Schwere Mo­torräder heulen auf. Wohnmobile werden in Parklücken eingewiesen. Autocars verbreiten Benzinschwaden. Väter strecken ihr müdes Kreuz … Mütter wickeln Säuglinge, Langläufer auf Rollbrettern ziehen an Picknickern vorbei, Jogger trinken aus Pappbechern.»

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