Die wesentliche Lektion einer wertestiftenden Erziehung lautet:
Handeln Sie stets so, dass Sie Ihrem Kind zeigen, welche Werte Ihnen wichtig sind und, geben Sie ihm Raum, seine eigenen Werte zu entdecken.
Konkret heißt dies auch: »Unsere Erwartungen an das Verhalten unserer Kinder und Jugendlichen dürfen wir nicht herausbrüllen, sondern müssen sie ›herausleben‹!« Werte können nämlich nicht einfach so von anderen übernommen werden, sondern müssen selbst verinnerlicht werden. Wenn wir diesen Grundsatz berücksichtigen, haben wir alle Hände voll zu tun. Immer wieder unterläuft uns nämlich der Fehler, dass wir auf Wertvorstellungen beharren, diese deklarieren oder gar beschwören. Wir bemerken oft nicht, dass wir dabei genau gegen die Werte verstoßen, die uns doch angeblich so heilig sind.
»Ja genau«, bemerkte ein weiterer Teilnehmer des erwähnten Seminars. »Mir passiert dies ständig. Letztens ertappte ich mich dabei, wie ich gestresst zu meinem Sohn sagte: ›Ist mir völlig egal, ob du dies verstehst, es wird so gemacht, wie ich das will!‹ Darauf schaute mich mein 16-jähriger Sohnemann an und sagte: ›Das ist undemokratisch. Wie soll man in dieser Diktatur zum Demokraten reifen?‹ Ich weiß auch nicht, wo der das her hat.«
Der »Sohnemann« hat Recht – sein Recht. Damit Wertbindungen entstehen können, müssen die Werte, um die es uns oder der Gesellschaft geht, spürbar erlebt werden können. Ob Erziehungssituationen selbst bereits demokratisch sein können, ist gleichwohl eine andere Frage, schließlich kennt auch die Demokratie Bürgerpflichten, über die nicht immer wieder neu verhandelt wird! Demokratie wird jedoch nur erlebt, wenn Fragen zugelassen und Begründungen abgegeben werden. Wer nur mit scharfer Autorität konfrontiert aufwächst, hat wenig Gelegenheit, den demokratischen Dialog zu erleben, zu üben und zu erlernen.
Ähnliches gilt auch für die Formen der gewaltfreien Kommunikation. Auch hier lässt sich beobachten, dass die Gewaltbereitschaft von Kindern und Jugendlichen meist auf eigenem Erleben – in der eigenen Familie, bei Freundinnen bzw. Freunden oder in den Medien – basiert. Erleben Kinder und Jugendliche demgegenüber einen respekt- und würdevollen Umgang mit Andersdenkenden, sind sie auch eher in der Lage, sich selbst in entsprechendem Verhalten zu üben. Müssen sie sich respektlose Kommentare über andere anhören, greifen sie auch selbst zu ähnlichen Äußerungen oder beteiligen sich an ausgrenzendem Verhalten. Erleben Kinder und Jugendliche hingegen Eltern oder andere Erwachsene, die sich offen gegen die Ausgrenzung von Andersdenkenden wenden, dann ist die Chance größer, dass sie auch selbst zu einem solchen Verhalten greifen. Diese Hinweise führen uns zu einer weiteren Lektion einer wirksamen Erziehungspraxis:
Man kann den Einsatz für demokratische Werte nicht einfordern, man kann aber selbst zu einem Vorbild für gelebte Mitmenschlichkeit, Solidarität und Humanität werden.
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