Aktuell gehen die Jungs jeden Freitag zu Jürgs Eltern zum Mittagessen. Marions Eltern sind noch aktiv beim Segelsport und nehmen die Kinder gelegentlich am Wochenende zum Segeln mit. In Schöfflisdorf wird auch ein Mittagstisch angeboten, den die Kinder der Familie Lehmann aber nicht in Anspruch nehmen. «Es ist auch eine Preisfrage», begründet Marion Lehmann. «Wenn ich drei Kinder dahin bringe, jedes Kind 14 Franken, dann komme ich zum Schluss: Schade ums Geld!»
Entscheid für die gemeinsame elterliche Sorge Warum haben sich die Lehmanns für die gemeinsame elterliche Sorge entschieden? Marion Lehmann zog gar nie eine andere Lösung in Betracht. «Er ist nach wie vor der Vater und ich nach wie vor die Mutter. Das habe ich nie infrage gestellt.» Auch Jürg Lehmann findet, «Mutter und Vater gehören beide dazu, beide tragen Verantwortung. Wichtige Sachen muss man miteinander entscheiden. Marion ist allgemein mehr für die Schule verantwortlich, doch an Elternabende sind wir oft miteinander hingegangen.» Wie Jürg Lehmann betont, bemühen sich beide um eine gute Kommunikation. «Wir wollten nie, dass es so weit kommt, dass wir nur noch schriftlich miteinander verkehren. Oder dass wir, wenn wir uns auf der Strasse begegnen, auf die andere Seite schauen.»
Maron Lehman macht sich Gedanken, wie es gelingen kann, den Paarkonflikt vom Kindeswohl zu trennen. «Ich glaube, man muss die persönliche, emotionale Seite zwischendurch mal abschalten und sich selbst den Kindern zuliebe zurückstellen. Das ist manchmal eine schwierige Gratwanderung. Oft ist es so, dass der eine Partner noch viele schwierige Gefühle hat und der Stolz verletzt ist. Und der andere ist vielleicht schon einen Schritt weiter. Doch wenn man sich selbst ein wenig zurückstellt, kann es gehen. Jürg Lehmann betont, es handle sich ja nur um eine kurze Zeit. «Die Kinder wachsen so schnell und die Jahre gehen vorbei. Mir ist wichtig, dass sie einen guten Start in die Selbstständigkeit haben, auch für den Fall, dass sie selbst mal eine Familie wollen.» Lehmann möchte seine Söhne nicht unnötig mit seinen eigenen Problemen belasten. Die Partnerschaft ist zwar gescheitert, doch die Elternschaft soll Bestand haben. «Wir haben einmal diesen gemeinsamen Weg eingeschlagen, eine Familie gegründet und uns vorgenommen, miteinander alt zu werden. Das hat leider nicht geklappt, doch die Kinder können nichts dafür. Wir möchten ihnen den Weg so gut wie möglich bereiten, bis sie eines Tages selbstständig sind.»
Beurteilung der aktuellen Situation Die aktuelle Situation beurteilen beide Partner positiv. Sie finden, es bestehe kein akuter Handlungsbedarf. Marion Lehmann fühlt sich nun freier als vor der Trennung. «Ich habe auch das Gefühl, ich habe mehr Respekt vor Jürg als vorher, als wir noch zusammengelebt haben.»
Auch Jürg Lehmann denkt, auf dem richtigen Weg zu sein. «Zuerst muss ich mal wieder für mich schauen, nicht egoistisch, aber dass es mir gut geht. Mein Rucksack war zeitweilig einfach zu schwer. Nun will ich dafür sorgen, wieder der zu werden, der ich einmal war.» Er muss jetzt einen eigenen Haushalt führen, profitiert allerdings von gewissen Erleichterungen. «Ich wohnte davor nie wirklich alleine; der Haushalt ist deshalb Neuland für mich. Seit Kurzem habe ich aber eine Putzfrau, die alle zwei Wochen vorbeikommt. Sonst mache ich alles selbst: waschen, bügeln etc.»
Marion und Jürg Lehmann machen sich Gedanken über die Möglichkeit, eine neue Partnerschaft einzugehen. «Man weiss ja nie, wie das so ist, wenn ein neuer Partner kommt», meint Marion. «Das gibt dann wieder eine Veränderung. Ich hoffe eigentlich, dass es so bleibt, wie es ist.» Jürg gibt sich gelassen: «Wir werden das sehen, wenn es mal so weit ist. Da muss man relativ schnell darauf zu reden kommen, dass die Kinder an erster Stelle kommen. Und dass ich weiterhin mit meiner Exfrau einen guten Kontakt haben will.»
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