Literaturwissenschaften in der Krise

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In einem Zeitalter zahlreicher globaler Umbrüche destabilisieren klimatische, politische und finanzielle Krisen und die daraus resultierenden Kriege und Konflikte gesellschaftliche Strukturen und kulturelle Wertemuster weltweit. Unter diesen Umständen müssen sich die Literaturwissenschaften kritischen Fragen stellen: Welche Relevanz haben philologische, historische und kontextuelle Forschungsprojekte im Licht einer krisengeschüttelten Gegenwart und einer unsicheren Zukunft? Welche Rolle kann Literatur, kann die Vermittlung literaturwissenschaftlicher Techniken im Rahmen bildungspolitischer Systeme spielen, die ökonomisch nutzbare Ergebnisse als Hauptlegitimationskriterium von Bildung betrachten? Welche ethischen und politischen Imperative müssen zwingend neu formuliert werden und welche Rolle spielen die Literaturwissenschaften dabei? In ihren Beiträgen setzen sich Literatur-, Medien- und Kulturwissenschaftler mit ihrer eigenen literaturwissenschaftlichen Praxis und der Bedeutung ihres Faches in den und für die aktuellen Krisensituationen auseinander und versuchen eine Neueinordnung der gesellschaftlichen Rolle und Relevanz der Literaturwissenschaften über Fach- und Landesgrenzen hinaus.

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Global ist ein dramatischer Rückgang demokratischer Strukturen festzustellen (Kurlantzick 2013). Selbst im demokratischen Kerngebiet des alten Westens wird die Demokratie zunehmend durch finanzielle Institutionen ausgehöhlt (Streeck 2014); autoritäre Politik und politisch rechtsstehende Bewegungen nehmen zu. In einer wachsenden Anzahl an Ländern ist die ›Rule of Law‹ (das angelsächsische Äquivalent zur Rechtsstaatlichkeit) z.B. durch Notfallgesetzgebung außer Kraft gesetzt, darunter auch traditionell demokratische Staaten wie die USA und Frankreich (Alford 2017; Fassin 2016). Diese Mittel werden häufig, wenn auch häufig grundlos, als Antwort auf Terrorismus gerechtfertigt; sehr zum Nutzen von Terroristen, da sie den Terror weiter schüren und verstärken. Folter und Missachtung von Menschenrechten haben Hochkonjunktur rund um den Globus (Amnesty 2017).

Zu diesen Kernpunkten der Krise(n) ließen sich weitere hinzufügen: die zunehmende Digitalisierung der Menschheit, die wachsende Kontrolle über biologische Ressourcen (einschließlich der bio- oder nekropolitischen Instrumentalisierung menschlicher Ressourcen in Kriegen, z.B. in Palästina, oder der biopolitischen Ausbeutung von Körpern im internationalen Organhandel), die sowohl aus ökonomischen wie aus militärisch-industriellen Gründen zunehmend engmaschiger werdende weltweite Überwachung, die florierende Militär- und Waffenindustrie und so weiter und so fort (Mbembe 2012a; Mbembe 2016).

Unser notorisches kollektives Nichthandeln im Angesicht dieser Zusammenhänge, so argumentiert Claire Colebrook, liegt in unserer Akzeptanz der »catastrophe of human existence as natural and irredeemable« begründet (Colebrook 2014: 11). Im Angesicht komplexer Krisenszenarien wie des globalen Klimawandels fühlen wir uns, so Colebrook, überfordert und reagieren mit Trägheit und Nichtstun – und zwar so regelmäßig, dass unser Leugnen einen wesentlichen Bestandteil der Krise ausmacht, wie z.B. auch Jeffrey Mantz im Zusammenhang der katastrophalen Produktions- und entfremdenden Konsumprozesse digitaler Kommunikationsgeräte argumentiert (Mantz 2013). Im medien-überschwemmten 21. Jahrhundert steht unser Nichtstun, so scheint es, in umgekehrt proportionalem Verhältnis zu unserer Überinformation. Mehr noch, die Angst vor radikalen Umwälzungen scheint vielerorts zu panikartigen Klammerreaktionen und einem Wiedererstarken autoritärer politischer Strukturen zu führen.

Krise als Chance(?)

Was tun wir also, in Zeiten der Krise? Nichts, argumentiert Jonas Lüscher in seiner als »Abrechnung mit dem Neoliberalismus« gefeierten Novelle Frühling der Barbaren (2013). Lüschers Protagonist, der Schweizer Fabrikerbe Preising, ist ein Mensch, der keine Entscheidungen trifft, und sein Nichthandeln hat im Laufe der Zeit eine Reihe problematischer Konsequenzen – für andere. Dies zeigt sich vor allem in seiner Haltung gegenüber Hilfsbedürftigen und Abhängigen, die im Kontext der Novelle nicht ohne argumentativen Grund alle im Globalen Süden angesiedelt sind. So deutet der Titel der Novelle zwar auf den »arabischen Frühling« hin, die titelgebenden »Barbaren« sind jedoch die von einer imaginären Finanzkrise überraschten Europäer in einem Ferienresort in der tunesischen Wüste. Die Hotelanlage fungiert dabei als eine Art Foucault’sche Heterotopie der Krise – ein Ort außerhalb der normalen Raum-Zeit, an dem Handlungen scheinbar ohne Konsequenzen für das ›reale‹ Leben der Charaktere in Europa bleiben. Dass dies ein Trugschluss ist, zeigt der Text anhand der wirtschaftlichen Verbindungen und Verstrickungen von Europa und Nordafrika. Preising reist zum Ausbau seiner Geschäftsbeziehungen mit nordafrikanischen Zulieferbetrieben nach Tunesien, fürchtet jedoch jegliches Handeln seinerseits könnte dort als »unangemessene Einmischung« (Lüscher 2015: 27) empfunden werden. Die moralische Schieflage dieser Ansicht wird nicht nur durch Preisings Reichtum unterstrichen – sein Tagesverdienst an den Firmenanteilen entspricht der »Existenz einer ganzen Familie« (Lüscher 2015: 26) –, sondern wird vor allem durch die Weigerung seines Prokuristen deutlich, »auch nur einen Franken nach Afrika fließen zu lassen«, mit der Begründung, »[d]ieser Kontinent ertrinkt in unserer Fürsorge. Afrika ist wie gelähmt durch die Hilfsgelder. Dieser Kontinent muss sich an seinen eigenen Stiefelhacken aus dem Sumpf ziehen.« (Lüscher 2015: 27) Dass diese Weigerung und Preisings Untätigkeit keine neutrale Haltung, sondern ganz im Gegenteil ein grundlegender Faktor der Krise sind, wird im Zusammenhang der Kinderarbeit in einer Zulieferfabrik seines Unternehmens deutlich. Preising begründet seine Nichteinmischung mit der mehrfach wiederholten Überlegung, »wie schwierig das mit der Kinderarbeit sei« (Lüscher 2015: 12–13). Die Aussage bleibt jedoch unbegründet und wird nicht nur durch ihre Wiederholung, sondern auch durch Preisings Quelle in ihrer Aussagekraft in Frage gestellt, handelt es sich doch um ein Mitglied eines »liberale[n] Unternehmerclub[s]« (Lüscher 2015:12), einen »Jungunternehmer, der [ihm] einstmals bei Zürcher Geschnetzeltem und Rösti wortreich erklärt hatte, dass, mit etwas gesundem Abstand betrachtet, die Sache mit der Kinderarbeit nicht so einfach sei.« (Lüscher 2015: 123) Direkt mit den gebeugten Kinderrücken und »blutverkrusteten Fingernägeln« (Lüscher 2015: 122) der afrikanischen Kinder konfrontiert, die unverkennbar seine Produkte fertigen, zieht Preising sich auf diese geografisch im globalen Norden verortbare Position des »Abstands« zurück, die vom Fabrikleiter, der Preising aufgrund seines Schweigens für »einen ganz harten Hund« (Lüscher 2015: 124) hält, als Aufforderung zu neuen Preisverhandlungen interpretiert wird. Preisings Untätigkeit hält somit nicht nur der sprichwörtlich neutralen Schweiz, sondern gleich einer ganzen neoliberal-finanzkräftigen Schicht des globalen Nordens den Spiegel vor:

Preising war natürlich nicht bereit, sich allzu viele Gedanken über das Größere und Höhere zu machen, zumindest war er nicht bereit, die damit verbundene Verantwortung auf sich zu nehmen und unterlief die an ihn gestellten Erwartungen damit, dass er sich einfach damit begnügte, reich zu sein, ich vermute sogar stinkend reich, und ansonsten das Leben eines Durchschnittsbürgers führte, mit Ausnahme der Haushälterin, die er sich leistete, weil sie ihm viele Entscheidungen des Alltags abnahm. (Lüscher 2015: 66)

Den Reichtum Preisings, seines Prokuristen und der »Masse seiner Mitleistungsträger, Großentscheider und Vielverdiener« (Lüscher 2015: 67) identifiziert der Erzähler als wesentlichen Faktor der Krise, indem er ihre Argumente in einem moralisierenden Kommentar als fadenscheinige Ausreden entlarvt:

Geld sei ja nur Mittel zum Zweck, es würde Möglichkeiten eröffnen, Möglichkeiten Großes zu tun, wobei sich dann die Größe der Taten meistens doch in Quadratmetern Wohnfläche in Cap Ferrat oder Rumpflängen in St. Barth manifestierte oder bestenfalls im Zukauf noch einer BH-Bügelfabrik in Bangladesch, die noch mehr Geld abwarf, mit dem man ›Dinge in Bewegung setzen konnte‹, wie sie sich gerne ausdrückten. Dass Geld nicht für sich selbst steht, lag in der Natur der Sache, das war die Idee dahinter. Warum nur versuchen sie, uns das als ihre eigene Entdeckung zu verkaufen, und warum glaubten sie, würde das irgendetwas besser machen? (Lüscher 2015: 67)

In diesen Überlegungen zeigt sich die Funktion des namenlosen extradiegetischen Erzählers, der sowohl als Adressat für Preisings Narrativ als auch als moralischer Kommentator der von Preising beschriebenen Ereignisse fungiert. Dabei stellt der Erzähler nicht nur Preisings Untätigkeit an den Pranger, sondern hinterfragt exemplarisch gleich das gesamt globale kapitalistische Wirtschaftssystem. Dies wird vor allem durch Preisings die Novelle gleichsam umrahmende Kritik deutlich: Der Erzähler, so argumentiert der Fabrikerbe, »stell[e] die falschen Fragen« (Lüscher 2015: 7).

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