Heide Göttner-Abendroth - Matriarchale Gesellschaften der Gegenwart

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Die moderne Matriarchatsforschung macht eine völlig andere Gesellschaftsform, die nicht die Umkehrung des Patriarchats ist, wieder zugänglich. So wird unsere Vorstellung von matriarchalen Gesellschaften Schritt für Schritt immer reicher. Das berührt und verändert alle Bereiche unseres Wissens. In diesem Sinne ist die moderne Matriarchatsforschung heute Grundlagenforschung.
Dieser Band beschreibt und analysiert anschaulich die matriarchalen Gesellschaften Afrikas, Indiens und Amerikas. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Großformen dieser Sozialwesen. So wird das Vorurteil, dass es sich nur um kleine, isolierte Gemeinschaften handeln würde, eindrucksvoll widerlegt. Die weltweite Perspektive Göttner-Abendroths lenkt den Blick bei allen Unterschieden der beschriebenen Weltregionen auf die großen sozio-kulturellen Gemeinsamkeiten matriarchaler Gesellschaften.

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Solche eindeutigen und übereinstimmenden Berichte, die teils von Augenzeugen, teils von einheimischen Gewährsleuten stammen, unter fadenscheinigen Vorwänden immer wieder ins Reich der Fabel zu verweisen, ist ein von patriarchalen Forschern zwar lange geübtes, jedoch unseriöses Vorgehen. Außerdem sind diese Berichte aus Südamerika nicht die einzigen über Amazonen in der menschlichen Kulturgeschichte. Was die Amazonen vom Amazonas betrifft, so dürften sich die letzten Zweifel durch den Augenzeugenbericht des bisher einzigen weißen Mannes auflösen, der sie besuchen und mit ihnen sprechen konnte. Das geschah in den 50iger Jahren des 20. Jahrhunderts, also am Rande der Gegenwart.

Dieser Bericht ist einzigartig, so dass ich ihm hier mehr Platz geben möchte:

Der Brasilianer Eduardo Prado, in Manaus im Herzen des Amazonasbeckens aufgewachsen und ein profunder Kenner des Urwaldes und seiner Völker, sammelte zunächst Berichte von den Indigenen über die »Ycomiabas«, die »Frauen ohne Ehemann«, wie die Amazonen genannt wurden. So sollten sie noch am Oberlauf des Rio Nhamunda und des Rio Trombetas sowie im Quellgebiet des Rio Jari zu Füßen des Tumuc-Humac-Gebirges wohnen, alles nördliche Nebenflüsse des Amazonas. Dort läge zwischen zwei Bergen ein See, der »Yacura« oder »Spiegel des Mondes« genannt werde, hier sollten sie ihre Zeremonien feiern und aus dem Wasser den »Amazonit« oder grünen Stein herausholen, den sie ihren Liebhabern als Talisman schenkten. 60

Mit einer Kanu-Expedition, begleitet von befreundeten, indigenen Führern, welche die Amazonen gut kannten, gleichzeitig in Gesellschaft eines der besten Kameramänner Brasiliens, machte Prado sich 1954 auf den Weg und fuhr den Rio Nhamunda flussaufwärts. Bei zwei Nebenflüssen des Nhamunda fanden sie tatsächlich diesen See, der von zwei spitzen Bergkegeln flankiert war, und erblickten sechs Dörfer der Amazonen, die symmetrisch angelegt waren, mit dem See als Mittelpunkt. Hier also lebten sie nicht mehr auf den kühlen, windigen Bergen, sondern an deren Fuß im Urwald, was ihre Lebensweise verändert hatte. Die Frauen hießen ihre Gäste freundlich willkommen, denn sie hielten sie für die alljährlich erscheinenden Freier. Die Verständigung gelang gut über einen Dolmetscher, und so klärte sich das Missverständnis bald auf – die Amazonen nahmen es mit Humor. Sie waren kräftige Frauen mit stolzer Haltung, dunkelbrauner Haut und üppigem, schwarzen Haar, das ihnen über den Rücken herabfiel. Ihre Kleidung bestand von den Hüften abwärts lediglich in Bemalung und Tätowierung, nur die älteren Frauen trugen Gewänder. Prado schildert ihre Gastfreundschaft als überwältigend, der Aufenthalt seiner Expedition bestand aus einer ununterbrochenen Reihenfolge von Gastmählern mit köstlichen Speisen von Fisch, Wildbret, Geflügel und Früchten. Die jungen Frauen, kaum der Kindheit entwachsen, gingen auf die Jagd, wobei ihre Geschicklichkeit, Schnelligkeit und Kraft den Forscher in Erstaunen versetzte. Noch mehr wuchs sein Respekt vor diesen Frauen, als sie ihn zu der gefährlichen Alligatorjagd einluden, die sie mit außergewöhnlicher Kühnheit erfolgreich abschlossen. Drei jugendlichen Frauen gelang es sogar, nur mit einem kurzen Speer bewaffnet, einen Jaguar zu töten, das gefährlichste Raubtier des Urwaldes. Sie berichteten ihre Tat so sachlich kühl, als ob es sich für die Amazonen um eine Routinesache handelte.

Das soziale Leben verlief in Heiterkeit und Offenheit, doch zugleich mit Anstand und Disziplin, zum Beispiel wurde der Forscher nicht von Bettelei um Geschenke behelligt, wie er es von anderen Indianerstämmen kannte. Der außerordentlichen Freundlichkeit der »Königin« Kuyta verdankte es der Forscher, dass er einiges über das Sozialleben der Amazonen erfuhr. In den Dörfern der erwachsenen Frauen waren keine Kinder zu sehen, sondern es gab für die Mädchen ein besonderes Mädchendorf, wo sie unter der Leitung der ältesten Frauen groß wurden. Ebenso gab es ein besonderes Knabendorf für die Knaben, sie lebten dort bis zu ihrem zehnten Lebensjahr. Danach wurden sie den Männern von den Stämmen der Mundurucu, Bares, Parintintin oder Macuxi, die als Freier jedes Jahr die Amazonen besuchten, übergeben, ein Ereignis, auf das sich die älteren Knaben schon jetzt freuten. Als durch das Urwald-Telefon, die Trommeln, die Nachricht eintraf, dass eine Schar Freier vom Stamm der Parintintin sich näherte, wurden etwa hundert jugendliche Frauen, die nun als alt genug für die Liebe galten, von zwei Priesterinnen geschmückt und sorgfältig mit Mustern bemalt. Dem Forscher fiel auf, dass diese Muster mit denen aus sehr alten Hochkulturen auf der Anden-Hochebene, wie zum Beispiel der Tiahuanaco-Kultur, fast identisch waren, was ihn sehr erstaunte.

Als die Freier eintrafen, zelebrierten diese einen langanhaltenden, rituellen Tanz, bei dem die jugendlichen Frauen sie kritisch musterten und sich dann ihre Liebhaber auswählten. Es folgten noch weitere Rituale, begleitet von der »Königin«, die ein wundervolles Gewand trug, das in allen Regenbogenfarben schillerte. Als ein ausgiebiges Schmausen begann, bei dem die Frauen ihre Liebhaber mit köstlichen Speisen überhäuften, zog sich die Expedition diskret zurück, um die Liebesfeiern nicht zu stören. Nach zwei Wochen kehrte der Forscher auf Einladung der Amazonen zurück und konnte noch den Abschied der Liebhaber miterleben, die mit reichen Geschenken beladen und mit einigen der Knaben, die ihnen feierlich übergeben worden waren, wieder abfuhren. Die Amazonen standen in zwei Reihen auf einer Böschung oberhalb des Flusses und sangen klagende Abschiedslieder. Prado schließt seinen Bericht mit den Worten, dass er hier in eine Lebensform Einblick nehmen durfte, die als Stammestradition uralt ist und sich im Laufe von langen Zeiträumen sehr gut bewährt hat. 61–

Amazonengesellschaften sind nicht so selten, wie man meinen möchte. Es handelt sich bei ihnen um eine besondere Form des Zusammenschlusses von Frauen, die sich unter extremen Umständen entwickelte. Die Bedingungen ihres Entstehens sollten erforscht und analysiert werden, denn es ist besser, Erklärungen zu suchen als das Thema zum Tabu zu machen. 62Bevor ich eine Erklärung für die südamerikanischen Amazonen versuche, möchte ich die Frage beantworten, zu welcher indigenen Volksgruppe sie gehören. Es gibt dafür keine direkten, aber sehr deutliche indirekte Hinweise. Die Gebiete, die für ihre Wohnungen angegeben werden, sind identisch mit Siedlungsgebieten der Arawak: Trinidad und Tobago und Umgebung, die Orinoko-Berge, das Orinoko-Becken, das Rio Negro- und Amazonas-Becken, die Mündung des Amazonas (siehe Karte 1). Ferner sprechen die Arawak eine Sprache der großen Amazonas-Region, auch wenn sie nicht mehr am Amazonas wohnen, und in ihren Enklaven haben sie die besonderen Muster der Matrilinearität und Matrilokalität weitgehend bis heute bewahrt. 63Die Arawak gelten auch als die Träger bestimmter Künste, wie Keramik, Webstuhlweberei, Flechten von Körben und besonders von Hängematten, Handwerke, die sie an andere Urwaldstämme weitergegeben haben (Abb. 2). 64Die archäologischen Funde von Steinbauten und Megalithen aller Art fanden sich außerdem in Arawak-Gebiet. Alle diese Übereinstimmungen erlauben deshalb den Schluss, dass die Amazonen Arawak-Frauen waren, die ihr Reich auf dem Hintergrund der sehr alten, matriarchalen Kultur ihres Volkes aufbauten.

Abb 2CapayaFrau mit ihrem Kind in der Hängematte eine Erfindung der Arawak - фото 3

Abb. 2:Capaya-Frau mit ihrem Kind in der Hängematte, eine Erfindung der Arawak und typisch für ihre Kultur (aus: Bild der Völker, Bd. 5, Wiesbaden 1974, Brockhaus Verlag, S. 161)

Doch warum griffen einige ihrer Stämme zu der extremen Lösung der Bildung von Amazonengesellschaften? Der Forscher Schomburgk berichtet eine Sage, die uns Indizien gibt, wie es zur Bildung des Amazonenreiches in den Orinoko-Bergen gekommen sein könnte. Es ist die Sage von der »Verschwörung des Jaguars«, sie stammt aus dem Gebiet der Worisianas. 65»Worisianas« heißt übersetzt: »Land der Frauen von den Müttern«, was wohl auf die Mutterlinie in diesem Land hinweist. 66Die Sage lautet so: Unter Anführung der mutigen Toeyza, der Frau des Häuptlings, kamen alle verheirateten Frauen eines Stammes zusammen und bildeten den »Geheimbund des Jaguars« gegen die Tyrannei ihrer Ehemänner. Denn die Männer zwangen die Frauen ständig zu arbeiten und demütigten sie täglich. – Der Jaguar ist das Tier des Schwarzmondes, des Tamulu, des kosmischen Richters und Rächers von allem Unrecht. – Aber der Geheimbund wurde von drei Männern belauscht, und der Jaguar, das heilige Tier, vor den Augen der Frauen getötet. Daraufhin vergifteten die Frauen ihre Ehemänner und zogen durch die Wälder davon zu einem fernen Land im Osten. Sie nahmen Lebensmittel, Hängematten und Waffen mit sich, proklamierten ihre Freiheit und nannten sich »das Volk der Frauen« (Worisianas). Als sie von Freunden ihrer Männer verfolgt wurden, verteidigten sie sich erfolgreich mit Pfeil und Bogen. Zuletzt ließen sie sich nieder und gründeten ihr Reich in der Sierra Parima. Toeyza wurde ihre erste Königin und erließ genau jene sozialen Gesetze, welche die Expeditionsforscher über die Amazonen herausfanden. –

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