[15]
Dölling Gutachten 61. DJT, C 87; Koepsel Bestechlichkeit, S. 195 ff. auch unter Hinweis darauf, dass mittels (Wettbewerbs-)Strafrecht nicht sanktioniert werden darf, wenn das zivilrechtliche Wettbewerbsrecht die Handlungen Privater unerfasst lässt (S. 199); ablehnendweiterhin Sprafke Korruption, S. 127 f. und Wollschläger Täterkreis, S. 121 f. (denkbar allenfalls die Schaffung von Sondertatbeständen [des Typs § 7 Abs. 1 HWG] bei besonderer Schutzbedürftigkeit des Verbrauchers).
[16]
Vgl. dazu oben Rn. 39 ff., 52 f.
[17]
Vgl. die Nachw. bei Heinrich Amtsträgerbegriff, S. 615; jetzt auch Kubiciel (ZIS 2014, 667, 672) vor dem Hintergrund seiner wettbewerbsbezogenen Auslegung der Pflichtwidrigkeitsvarianten.
[18]
S. oben Rn. 66.
[19]
Eingefügt durch das 51. Gesetz zur Änderung des Strafgesetzbuches – Strafbarkeit von Sportwettbetrug und der Manipulation von berufssportlichen Wettbewerben v. 11.4.2017 (BGBl. I., 815); in Kraft seit dem 19.4.2017. Vorangegangen waren bereits auf Länderebene Vorschläge zur Schaffung eines Sondertatbestandes „Bestechlichkeit und Bestechung im Sport“ (s. Art. 1 § 4 eines vom Bundesland Bayern vorgeschlagenen Sportschutzgesetzes v. 12.3.2014 [abrufbar unter http://t1p.de/fwcm] sowie – knapp fünf Jahre zuvor mit ähnlichem Ziel – Art. 1 §§ 5, 6 des Referentenentwurfs des bayerischen Justizministeriums für ein Sportschutzgesetz v. 30.11.2009 [abrufbar unter http://t1p.de/ibd9]); seinerzeit begrüßt durch König Sp u Rt 2010, 106; ablehnendaber Beukelmann NJW-Spezial 2010, 56 ff., Kudlich Sp u Rt 2010, 108 f. und Krack ZIS 2011, 475, 479 ff.
[20]
Ausweislich des Gesetzesentwurfs sollen die neuen Straftatbestände neben der Integrität des Sports kumulativ das Vermögen der am Sport Beteiligten schützen (BT-Drucks. 18/8831, S. 10 f.). Auch dieser sektorale, weit vorgelagerte Vermögensschutz der Sportunterhaltungsindustrie wird von vielen für verfehlt gehalten. Kritischzu der Rechtsgutskonstruktion (trotz einer „Ehrlichkeitserwartung“ im Sport) Hutz/Kaiser NZWiSt 2013, 379, 385; Krack ZIS 2016, 540, 544 ff. („Rechtsgutslyrik“); ders . wistra 2017, 289 f.; mit Kritik auch am Entstehungsprozess Reinhart Sp u Rt 2016, 235 ff.; Swoboda/Bohn JuS 2016, 686, 687 ff.; Satzger Jura 2016, 1142, 1152 f. („Was Sportintegrität ist, bleibt völlig unklar“); Pfister StraFo 2016, 441 f.; Bohn KriPoZ 2017, 88, 91 ff.; Rübenstahl JR 2017, 264, 268 („‚blumige‘ Allgemeininteressen“); ders . JR 2017, 334; Hoven ZStW 229 (2017), 334, 342 f. („konstruiert und […] unscharf konturiert“); Jansen GA 2017, 600, 605 ff.; Stam NZWiSt 2018, 41; Tsambikakis StV 2018, 319 ff. („[…] bricht mit dem Grundsatz der strikten Trennung von Strafrecht und Moral“); Valerius JA 2018, 777, 778 f. („Werte des Sports können […] nicht oktroyiert werden“); Sinner in: FS Neumann, 2017, S. 1229, 1232 ff.; Satzger in: SSW, § 265c Rn. 5 ff.; Perron in: Schönke/Schröder, § 265c Rn. 2 f.; Schreiner in: MK-StGB, § 265d Rn. 1 ff. Die neuen Straftatbestände befürwortend dagegen Kubiciel WiJ 2016, 256, 265 („kriminalpolitisch und verfassungsrechtlich sinnvoll“); ders . jurisPR-StrafR Anm. 1; ders . Sp u Rt 2017, 188, 189; Stellungnahme des Deutschen Olympischen Sportbundes, des Deutschen Fußball-Bundes und der Deutschen Fußball Liga zum Gesetzesentwurf, S. 1 f. (abrufbar unter http://t1p.de/kaq5).
[21]
Die amtliche Überschrift ist somit irreführend. Denn die Vorschrift erfasst zeitlich deutlich vorgelagerte Handlungen; dazu Krack ZIS 2016, 540, 550 sowie T. Zimmermann Das Unrecht der Korruption, S. 578.
[22]
Diskutiert wird insbesondere die Frage, wer wen worüber getäuscht hat und die Problematik der Schadensbestimmung (angesichts der hohen Anforderungen an die Quantifizierung des Schadens nach BVerfGE 130, 1 = NJW 2012, 907, 916). Die Rspr. hält eine konkludente Täuschung sowie eine verfassungskonforme Schadensbestimmung beim Wettbetrug für möglich, s. BGHSt 51, 165, 172 = NJW 2007, 782, 785; 58, 102 = NJW 2013, 883, 884 f.; dem grds. zustimmend Gaede HRRS 2007, 18 ff.; ebenso Krack ZIS 2007, 103 ff.; kritischhinsichtlich der letztlich vorgenommenen Schadensfiktion Saliger/Rönnau/Kirch-Heim NStZ 2007, 361, 267 f.; Rönnau/Soyka NStZ 2009, 12, 13 f.; instruktiv zur Anwendbarkeit des § 263 StGB auf Wettbetrügereien Petropoulos/Morozinis wistra 2009, 254 ff.
[23]
Entgegen der Gesetzesbegründung (BT-Drucks. 18/8831, S. 20) wird ein grundsätzliches Zurücktreten des § 265d StGB gegenüber § 265c StGB inzwischen zutreffend abgelehnt ( andersnoch Satzger Jura 2016, 1143, 1152). Für Tateinheit spricht, dass der verfolgte Vermögensschutz verschiedene Vermögensträger einbezieht, so zunächst Krack ZIS 2016, 540, 550; ders . wistra 2017, 289, 297; inzwischen auch Satzger in: SSW, § 265d Rn. 27; Fischer , § 265c Rn. 30; Perron in: Schönke/Schröder, § 265d Rn. 12.
[24]
Bereits im Ausgangspunkt – dem Sportbegriff – fehlt eine Konkretisierung in der Gesetzesbegründung („keine eindeutige begriffliche Abgrenzung“ möglich, BT-Drucks. 18/8831, S. 19). Ob etwa Wettbewerbe im Bereich der Computerspiele (E-Sport) in den Anwendungsbereich fallen, ist demnach offen. Ein Anhaltspunkt kann hier die Anerkennung durch das Olympische Komitee oder den Deutschen Olympischen Sportbund sein, vgl. BT-Drucks. 18/8831, S. 19; dazu auch Perron in: Schönke/Schröder, § 265c Rn. 5. Als schwierig wird sich bei Anwendung des § 265d StGB weiterhin der Nachweis über das Bestehen eines berufssportlichen Wettbewerbs i.S.d. Abs. 5 erweisen; denn dafür muss die überwiegende Anzahl der teilnehmenden Sportler erhebliche Einnahmen aus dem Sport erzielen (Nr. 3). Angesichts des weiten Verständnisses vom Begriff „Wettbewerb“ (BT-Drucks. 18/8831, S. 19) müssten die Strafverfolgungsbehörden in Massenwettbewerben wie den Olympischen Endrunden zunächst die Einkommensverhältnisse der teilnehmenden Sportler festellen; dazu bereits Reinhart Sp u Rt 2016, 235, 239 f.; Gienger /Fiedler DRiZ 2016, 17; Tsambikakis StV 2018, 319, 326. Ferner mit Bedenken hinsichtlich der Bestimmbarkeit der Unrechtsvereinbarung (Handlung „zugunsten des Wettbewerbsgegners“ bzw. „in regelwidriger Weise“ [§ 265c StGB] und „in wettbewerbswidriger Weise“ [§ 265d StGB]) Satzger in: SSW, § 265c Rn. 33 f., § 265d Rn. 21; ders. Jura 2016, 1142, 1149; ebenso Rübenstahl JR 2017, 333, 337 („Doppeldeutigkeit“). Letzten Endes wird eine – ohnehin abzulehnende – flächendeckende Anwendung der neuen Strafnormen an den diversen Unwägbarkeiten sowie den knappen justiziellen Ressourcen scheitern.
[25]
Zur „katalytischen Funktion“ der international mit staatlichem Gruppendruck durchgesetzten Strafnorm (in Form der Aktivierung anderer staatlicher und privater Regelungssysteme) Pieth in: FS Lüderssen, 2002, S. 317, 325 f.
[26]
Krick in: MK-StGB, § 299 Rn. 221 ff.; Dölling Gutachten 61. DJT, C 7. Ein Präventionsdefizit des Straf- und Ordnungswidrigkeitenrechts allgemein bei der Unternehmenskriminalität beobachtet auch Theile in: Berndt/Theile, Rn. 11.
[27]
Anders als zur Zeit der Schaffung des § 12 UWG a.F. geht es heute vornehmlich um ergänzende, präventive Maßnahmen, nicht um Alternativen zum Strafrecht, vgl. Koepsel Bestechlichkeit, S. 30 u. Nestler in: Knierim/Rübenstahl/Tsambikakis, Kap. 1 Rn. 27 – jew. m.w.N.
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