[538]
So treffend Winkelbauer in: FS Weber, 2004, S. 385, 393; s. auch bereits Rönnau StV 2009, 302, 305. Auf den Wertungswiderspruch weisen ferner hin z.B. Altenburg Unlauterkeit, S. 42 f.; Erb in: FS Geppert, 2011, S. 97, 99 f.; Koepsel Bestechlichkeit, S. 165 f.; Nöckel Marktwirtschaftsstrafrecht, Rn. 392; Rengier in: FS Tiedemann, 2008, S. 837, 845; Samson , in: FS Sootak, 2008, S. 225, 239 f.; F. Walther , Bestechlichkeit, S. 105 f.; Wollschläger Täterkreis, S. 79 f. – jew. m.w.N. Dass der Geschäftsinhaber bei einer solchen Konstellation unter Umständen gegen § 3 UWG (bzw. § 1 UWG a.F.) verstößt, beseitigt den aufgezeigten Wertungswiderspruch nicht (so aber Pragal Korruption, S. 169), weil es sich dabei nicht um ein strafrechtlich relevantes Fehlverhalten handelt; zust. F. Walther Jura 2010, 511, 518.
[539]
Zu der Frage, wer bei juristischen Personen (als Geschäftsinhaber) zuständig für die Zahlung – und damit auch für die Billigung der Zahlung – von Schmiergeldern ist, s. oben Rn. 19.
[540]
Vgl. Bürger wistra 2003, 130, 134; Samson in: FS Sootak, 2008, S. 235, 239; Rönnau StV 2009, 302, 304; Park wistra 2010, 321, 322; Volk GS Zipf, 1999, S. 419, 426 f.: In die Sachlichkeit unternehmerischer Entscheidungen (die auf Profitmaximierung zielen) vertraut man nicht; Dölling Gutachten 61. DJT, C 87: Geschäftsinhaber dürfe sich bei seiner Bezugsentscheidung auch von unsachlichen Motiven leiten lassen.
[541]
Die Vorteilsgewährung bekommt hier gleichsam „innerbetrieblichen Charakter“, wird also normativ dem Prinzipal zugerechnet, so Rengier in: FS Tiedemann, 2008, S. 837, 845.
[542]
Zu Nachw. und weiterer Argumentation s. 3. Aufl. III 2 Rn. 43. Weiterhin Koepsel (Bestechlichkeit, S. 160 f.), die auf Basis des Leistungsprinzips als Schutzgut von § 299 StGB argumentiert (dazu näher oben Rn. 13mit 1. Fn.): Im „Korkengeld“-Fall wird sich die Entscheidung des Restaurantinhabers über einen weiteren Bezug des Champagners danach richten, in welchem Maße das Getränk Profit einbringt; daneben wird der Wirt aber auch die zusätzliche Leistungskomponente der Prämienzahlung an die Angestellten berücksichtigen. Subjektiv orientiert sich der Prinzipal damit am Leistungsprinzip, selbst wenn es sich um „objektiv“ ungenießbaren Champagner handeln sollte. Dieser Entscheidungsmaßstab wird weder von den Kellnern noch vom Vorteilsgeber negiert, so dass das Rechtsgut von § 299 StGB nicht verletzt ist und eine Bestrafung ausscheidet. Mit einer eigenen rechtsgutsbezogenen Lösung des Falls v. Tippelskirch GA 2012, 574, 580 ff., 586.
[543]
Nach Ansicht von Rengier in: FS Tiedemann, 2008, S. 837, 838 bedarf diese Rechtsprechung „vor dem Hintergrund der jüngsten Reformen des Lauterkeitsrechts und des gewandelten Verbraucherleitbildes unbedingt einer kritischen Überprüfung“. Samson in: FS Sootak, 2008, S. 225, 240 hält diese Judikatur heute für „grundsätzlich unvertretbar“ (zust. Rönnau StV 2009, 302, 305); Erb (in: FS Geppert, 2011, S. 97, 100) spricht in diesen Fällen von einer „völlig willkürlichen“ Kriminalisierung.
[544]
Altenburg (Unlauterkeit, S. 142 ff.) setzt sich ausführlich mit der Frage auseinander, welche Wettbewerbsregeln neben dem UWG bei der Auslegung des Merkmals „in unlauterer Weise“ berücksichtigt werden müssen.
[545]
Ausführlich Altenburg Unlauterkeit, S. 108 ff., 160 f.; ebenfalls mit umfangreicher Begründung eines solchen wettbewerbsakzessorischen Ansatzes, der sich der teleologischen Reduktion des Tatbestandes bedient, Menn Geschäftlicher Betrieb, Rn. 179 ff., 312 ff., 528, 558; s. ferner Rengier in: FS Tiedemann, 2008, S. 837, 842, 846; zust. Rogall in: SK-StGB, § 299 Rn. 69 ff.; Winkelbauer in: FS Weber, 2004, S. 385, 393; Wollschläger Täterkreis, S. 28 f.
[546]
Vgl. dazu insb. BT-Drucks. 13/5584, S. 15: Eine inhaltliche Veränderung hat der Gesetzgeber durch die Verschiebung der „Angestelltenbestechung“ aus dem UWG in das StGB nicht beabsichtigt.
[547]
Ausführlich zur „Einheit der Rechtsordnung“ Rönnau in: LK, Vor § 32 Rn. 20 ff. m.w.N.
[548]
S. dazu ausführlich Pfuhl Verkaufsförderung, S. 36 ff. und Menn Geschäftlicher Betrieb, Rn. 346 ff.
[549]
Vgl. OLG Frankfurt/M. WRP 2010, 563, 564 (zu § 4 Nr. 1 UWG a.F.); Sosnitza in: Ohly/Sosnitza, § 4a UWG Rn. 135; Seichert in: Ullmann, § 4a UWG Rn. 120; Köhler in: Köhler/Bornkamm/Feddersen § 3 UWG Rn. 6.9; im Ergebnis auch Dannecker in: NK-StGB, § 299 Rn. 82; krit. Picht / Stuckel in: Harte-Bavendamm/Henning-Bodewig, § 4a UWG Rn. 61.
[550]
Einführend John WRP 2011, 147, 148 m.w.N.; Sosnitza in: Ohly/Sosnitza § 4a UWG Rn. 132 ff.; ausführlich Pfuhl Verkaufsförderung, S. 20 ff; Heermann in: MK-UWG, § 4 Nr. 1 UWG Rn. 220 ff.
[551]
Vgl. Picht/Stuckel in: Harte-Bavendamm/Henning-Bodewig, § 4a UWG Rn. 54 m.w.N. zu der differenzierenden Rspr.
[552]
Näher Altenburg Unlauterkeit, S. 155 ff.; ferner Sosnitza in: Ohly/Sosnitza, § 4a UWG Rn. 133.
[553]
S. etwa BGH GRUR 1971, 223 – clix man (Drittverantwortlichkeit eines Verkäufers von Ski-Sicherheitsbindungen); besonders weitgehend LG Frankfurt/M. GRUR-RR 2002, 205 (Drittverantwortlichkeit von Busfahrern gegenüber Busreisenden in Bezug auf die Auswahl der Raststätte); LG Krefeld WRP 2004, 648 (Drittverantwortlichkeit von Autohäusern und Reparaturbetrieben in Bezug auf die Empfehlung von KfZ-Sachverständigen); OLG Frankfurt/M. WRP 2010, 536 (Drittverantwortlichkeit von Reisebüros); näher zum Ganzen Altenburg (Unlauterkeit, S. 177 ff. m.w.N.), der für ein restriktives Verständnis der Drittverantwortlichkeit wirbt; kritisch auch OLG Oldenburg GRUR-RR 2004, 209, 210 – Mittelmeerkreuzfahrt.
[554]
OLG Düsseldorf WRP 1999, 1197 f.; LG Frankfurt/M. GRUR-RR 2002, 204; OLG Hamburg GRUR-RR 2004, 117; s. Dannecker in: NK-StGB, § 299 Rn. 38 mit Fn. 195 für w. Nachw.; dem Ansatz der Rspr. zust. Steinbeck GRUR 2005, 15, 20; in diese Richtung auch Seichert in: Ullmann, § 4a UWG Rn. 122; ablehnend Sosnitza in: Ohly/Sosnitza § 4a UWG Rn. 135; Pfuhl Verkaufsförderung, S. 46 ff.; Rengier in: FS Tiedemann, 2008, S. 837 ff., 847 f.
[555]
S. oben Rn. 95.
[556]
Altenburg Unlauterkeit, S. 189 f.; noch weiter Menn Geschäftlicher Betrieb, Rn. 312 ff., 497, 558 (auch bei gesetzlich nicht geregelten Pflichten); ähnlich schon Rengier in: FS Tiedemann, 2008, S. 837, 848 – jeweils als Konsequenz eines wettbewerbsrechtsakzessorischen Ansatzes; mit einer rechtsgutsbezogenen Begründung v. Tippelskirch GA 2012, 574, 587 f.
[557]
S. oben Rn. 94.
[558]
Aufgelöst werden kann der Widerspruch nur durch eine Einbeziehung des Geschäftsinhabers in den Tatbestand de lege ferenda , s. dazu unten Rn. 137. Wenn Altenburg (Unlauterkeit, S. 200 ff.) meint, es bestehe in dieser Konstellation kein Wertungswiderspruch, weil gegen den drittverantwortlichen Prinzipal ja immerhin verwaltungsrechtliche Sanktionen verhängt werden könnten, so ist dem zu entgegnen, dass strafrechtliche Sanktionsverfahren für den Einzelnen weitaus schwerere Folgen haben können als ihr verwaltungsrechtliches Pendant. Es bleibt vor diesem Hintergrund wertungswidersprüchlich, den Angestellten bei Annahme von Verkäufer-Incentives nach § 299 Abs. 1 Nr. 1 StGB zu bestrafen, den Geschäftsherren für ein solches Verhalten aber lediglich verwaltungsrechtlich zu belangen, selbst wenn er empfangene Vorteile unmittelbar an die Angestellten weitergibt.
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