1890 Im Januar stirbt seine Großmutter mütterlicherseits an Urämie. Im November Beendigung des Wehrdienstes. Proust schreibt sich in die Faculté de droit de Paris und in die École libre des sciences politiques ein. Er lernt Maupassant kennen.
1891 Urlaube in Cabourg und in Trouville. Er lernt Oscar Wilde, André Gide und Maurice Barrès kennen und schreibt Betrachtungen und Novellen für Le Mensuel.
1892 Proust und seine Schulfreunde Fernand Gregh, Robert Dreyfus, Daniel Halévy und Horace Finaly gründen die literarische Zeitschrift Le Banquet, in der er im wesentlichen die Texte aus der späteren Sammlung Les Plaisirs et les Jours (1896) publiziert. Er beantwortet den zweiten Fragebogen (s. unten, S. 52–56); im Juli fertigt Jacques-Émile Blanche sein berühmtes Porträt an.
1893 Veröffentlichungen in Le Banquet, das allerdings im gleichen Jahr eingestellt wird. Proust lernt Robert de Montesquiou kennen und beginnt seine Mitarbeit bei der Revue blanche. L’Indifférent, ein entfernter Vorläufer zu Un amour de Swann, entsteht in dieser Zeit, wird aber erst 1896 veröffentlicht. Urlaube in Sankt Moritz, Évian und Trouville. Er schließt sein Jura-Studium erfolgreich ab (»licence en droit«).
– Violante ou la mondanité, in Le Banquet.
– La Conférence parlementaire de la rue Serpente, in Le Banquet.
– Mondanité de Bouvard et Pécuchet, in La Revue blanche.
– Mélancholique villégiature de Mme de Breyves, in La Revue blanche.
– Avant la nuit, in La Revue blanche.
– Souvenir, in La Revue blanche.
1894 Beginn der Dreyfus-Affäre. Proust lernt Reynaldo Hahn und Lucien Daudet kennen.
– Mensonges, Gedicht mit Musik von Léon Delafosse, bei Heugel.
– Une fête littéraire à Versailles, in Le Gaulois.
– Bouvard et Pécuchet II: Mélomanie (publ. 1919 in Les Plaisirs et les Jours).
1895 Proust schließt sein Philosophie-Studium erfolgreich ab (»licence ès lettres«) und nimmt eine Stellung bei der Bibliothèque Mazarine an. Urlaub im Sommer in Bad Kreuznach mit seiner Mutter, im August in Dieppe mit Reynaldo Hahn, wo er Saint-Saëns kennenlernt. Im September Aufenthalte, ebenfalls mit Reynaldo Hahn, auf der Belle-Île-en-mer und in Beg-Meil. Er beginnt die Arbeit an Jean Santeuil.
– Portraits de peintres, in Le Gaulois.
– La Mort de Baldassare Silvande, in La Revue hebdomadaire.
– Figures parisiennes: Camille Saint-Saëns, in Le Gaulois.
1896 Prousts Onkel Louis Weil stirbt an Lungenentzündung, wie später Proust selbst, der die Symptome wiedererkennt. Beginn der Freundschaft mit Lucien Daudet. Mit Contre l’obscurité erteilt Proust dem Symbolismus und Mallarmé eine Absage. Urlaube in Mont-Dore (Auvergne) und in Fontainebleau. Proust liest Dumas, Balzac, Sainte-Beuve, Rousseau, Shakespeare, Goethe, Eliot und lernt Marie Nordlinger kennen.
– Les Plaisirs et les Jours, bei Calmann-Lévy.
– Contre l’obscurité, in La Revue blanche.
1897 Duell mit Jacques Lorrain. Ein zweiter Urlaub in Bad Kreuznach mit der Mutter gilt heute als zweifelhaft.
– Silhouette d’artiste, in La Revue d’art dramatique.
– Sur M. Alphonse Daudet, in La Presse.
– Adieux, in La Presse.
1898 Die Dreyfus-Affäre gelangt mit Zolas J’accuse auf ihren Höhepunkt; am Tag nach dem Erscheinen unterzeichnet Proust eine Petition für die Revision des Verfahrens; stattdessen findet ein Verfahren gegen Zola statt. Seine Mutter durchleidet eine Krebsoperation; er begleitet sie anschließend nach Trouville. Im Oktober Reise nach Amsterdam zur Rembrandt-Ausstellung. Im November besichtigt er das Haus Moreaus, das zu einem Museum umgewandelt wurde.
– Robert de Flers, in La Revue d’art dramatique.
1899 Proust gibt den Jean Santeuil auf und widmet sich ganz seinen Ruskin-Studien und der Übersetzung von dessen The Bible of Amiens. Urlaub in Évian. Er lernt Hauptmann Picquart kennen und freundet sich mit Antoine Bibesco an. Urlaub mit seinen Eltern in Évian.
– Lettres de Perse et d’ailleurs, in La Presse.
1900 Ruskin stirbt; Proust veröffentlicht mehrere Artikel über ihn. Er gibt seine Stelle in der Bibliothèque Mazarine auf und fährt mit seiner Mutter nach Padua und Venedig, wo er Marie Nordlinger und Reynaldo Hahn trifft. Im Herbst fährt er noch einmal, jetzt allein, nach Venedig, während seine Familie vom Boulevard Malesherbes Nr. 9 in die Rue de Courcelles Nr. 45 umzieht; diese zweite Venedigreise wird heute allerdings angezweifelt.
– John Ruskin, in La Chronique des arts et de la curiosité (27. Januar).
– Pèlerinages ruskiniens en France, in Le Figaro (13. Februar).
– Ruskin et Notre-Dame d’Amiens, in Mercure de France (April).
– John Ruskin (I), (II), in La Gazette des beaux-arts (1. April, 1. August).
1901 Mit Léon Yeatman nach Amiens und nach Abbeville. Im Dezember bietet Proust dem Verlag Ollendorff seine Übersetzung von Ruskins Bible of Amiens an.
1902 Wiederaufnahme der Arbeit an Jean Santeuil. Proust hört Tristan und Isolde. Charles Haas stirbt. Kurze Reisen nach Amboise, Chartres und Brügge, wo er die Ausstellung flämischer Malerei der Renaissance besichtigt; später eine Reise mit Bertrand de Fénelon nach Brügge und dann allein weiter nach Holland, wo er in Haarlem die Gemälde von Frans Hals besichtigt und in Den Haag zum ersten Mal Vermeers Ansicht von Delft sieht. Im Dezember verabschiedet sich Fénelon zu Prousts großem Schmerz nach Konstantinopel.
1903 Robert Proust heiratet Marthe Dubois-Amiot, die sich nach Marcels und Roberts Tod um eine Vernichtung des Angedenkens an ihren verhassten Schwager bemühen wird. Proust lernt den Herzog von Guiche, den Prinzen Léon Radziwill und den Marquis von Albufera kennen. Urlaube in Trouville, in Burgund und mit den Eltern in Évian; Ausflüge mit dem Auto nach Laon, Senlis und Coucy-le-Château. Tod des Vaters.
– Auszüge aus La Bible d’Amiens, in La Renaissance latine.
– Un salon historique. Le Salon de S.A.I. la princesse Mathilde, in Le Figaro.
– Le Salon de Mme Lemaire, in Le Figaro.
– Le Salon de la princesse de Polignac, in Le Figaro.
1904 Beginn der Übersetzung von Ruskins Sesame and Lilies gemeinsam mit Marie Nordlinger, worin er auch Maeterlincks Le double jardin zitiert. Beim Mercure de France erscheint La Bible d’Amiens. Nach einer Reise durch die Bretagne und die Normandie und einer Kreuzfahrt entlang der bretonischen Küste und nach Guernsey erscheint im Figaro Prousts Betrachtung La Mort des cathédrales.
– Le Salon de la comtesse d’Haussonville, in Le Figaro.
– Fête chez Montesquiou à Neuilly, in Le Figaro.
– Le Salon de la comtesse Potocka, in Le Figaro.
1905 Proust verfasst das äußerst einfühlsame Vorwort zu Sésame et les Lys und eine weitere Studie über Robert de Montesquiou, Un professeur de beauté. Er beginnt, Saint-Simon und Homer zu lesen. Anfang September begleitet er seine Mutter nach Évian, die jedoch in einem Nottransport nach Paris zurückgebracht werden muss, wo sie Ende September stirbt. Sein Beitrittsgesuch zum Cercle de l’Union wird abgelehnt. Er begibt sich von Anfang Dezember bis Ende Januar in das Sanatorium des Charcot-Schülers Paul Sollier (1861–1938): »Meine Kur hat mich nur noch kränker gemacht.«
– La vie à Paris: la comtesse de Guerne, in Le Figaro.
– Sur la lecture, in La Renaissance latine.
– Un professeur de beauté, in Les Arts et la vie.
1906 Sésame et les Lys erscheint im Verlag des Mercure de France. Proust hält sich von Anfang August bis Ende Dezember im Hôtel des Réservoirs in Versailles auf. Danach wohnt er bis September 1908 in der Wohnung seines verstorbenen Großonkels Georges Weil am Boulevard Haussmann Nr. 102. Er liest André Gide, Francis Jammes und Dickens.
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