Die Bereiche der modernen Kosmetik
Wenn wir die Kosmetik als eine selbstständige Fachdisziplin betrachten, so umfasst sie heute vier Tätigkeitsbereiche:
1 Die schmückende, dekorative Kosmetik
2 Die ästhetische Medizin
3 Die pflegende BioKosmetik
4 Die seelisch betreuende Psycho-Kosmetik
Dekorative Kosmetik
Die dekorative Kosmetik ist die Elementarstufe der Schönheitspflege: Wir verstehen darunter die Anwendung meist farbiger oder getönter, äußerlich nuancierender Präparate, wie Make-up, Maquillage, Augenbrauen-, Wimpern-, Haar-, Nägelfärben, Lippen- und Wangenrougieren, Schminken und ähnliche schmückende Applikationen. Sie alle dienen dazu, rein äußerlich entweder im alltäglichen Rahmen die individuelle Eigenart eines Gesichtes dezent zu unterstreichen und hervorzuheben oder – wie beim Theater, im Film und beim Fernsehen, im Fasching oder beim Karneval – durch ein entsprechendes Schminken und Zurechtmachen ein anderes Gesicht, einen anderen Ausdruck zu modellieren. Es handelt sich dabei grundsätzlich um die äußerliche Korrektur, Überdeckung oder Hervorhebung der von Natur aus bereits gegebenen ästhetischen Erscheinungen des Gesichtes, aber auch des Körpers.
Ästhetische Medizin
Auch die ästhetische Medizin hat eine Korrektur des Erscheinungsbildes als Aufgabengebiet, ohne dass ich sie in die Kosmetik einreihen möchte, wie dies manchmal geschieht. Denn als kosmetische Chirurgie ist sie ein eigenes, selbstständiges Gebiet der ästhetischen Medizin. Ihre Bedeutung liegt vor allem auf sozial-anthropologischem Gebiet, mit dem Sinn einer Rehabilitation von Menschen in die Gemeinschaft und in das Gesellschaftsleben, die wegen Entstellung des Gesichtes oder des Körpers, von Geburt oder durch Unfall, Schwierigkeiten beim Umgang und Kontakt mit anderen Menschen haben.
BioKosmetik
Die Grundstufe des Dekorativen in der Kosmetik allein genügt nicht. Denn bewusst oder unbewusst möchte jede Frau nicht nur nach außen hin hübsch erscheinen, sondern aus ihrem Inneren heraus wirklich schön sein. Die pflegende BioKosmetik geht daher von der psychosomatischen Überzeugung aus, dass nur eine gesunde und gepflegte Haut wahrhaft schön sein und auch so empfunden werden kann. Die BioKosmetik ist daher diejenige Schönheitspflege des menschlichen Körpers, welche als erhaltende und vorbeugende Gesundheitspflege auf den Erkenntnissen der natürlichen Biotherapie und Biopharmazie aufbaut und ihn entsprechend behandelt. Sie beeinflusst die natürlichen physiologischen Prozesse und den Stoffwechsel der Haut sowie ihrer Anhangsgebilde Haare und Nägel durch spezifische Behandlungsformen und möglichst naturgewonnene und naturwertvolle Wirkstoffe, um den gesunden Status der Haut zu erhalten, ästhetisch störende Hautsymptome zu beheben oder ihre Entstehung zu verhüten und vorzeitigen Alterserscheinungen vorzubeugen. Das heißt, die BioKosmetik ist Gesundheitspflege, Hygiene und Prophylaxe zugleich. Dabei steht im Vordergrund ihrer Aufgabe und ihrer Behandlung stets das Moment des Ästhetischen, des Schönen und Harmonischen in der Erscheinung menschlicher Persönlichkeit.
Psycho-Kosmetik
Eng verwandt mit der BioKosmetik und unmittelbar aus ihr hervorgegangen ist der jüngste Zweig der Schönheitspflege, die seelisch betreuende Psycho-Kosmetik. Dies erklärt sich, indem die Empfindung menschlicher Schönheit und deren Störung ein psychisches Erlebnis darstellt, welches das Selbstwertgefühl des einzelnen Menschen, aber auch Sympathie und Antipathie der Menschen zueinander in der Begegnung beeinflusst. Der entscheidende Grund für die Einbeziehung dieses Grenzgebietes zur Psychologie in die BioKosmetik besteht darin, dass viele kosmetisch und ästhetisch störende Hautsymptome seelisch bedingt sind und sich als vermindertes Selbstwertgefühl, ja als Minderwertigkeitsempfinden äußern können. Dadurch spielen auch Fragen der Psychosomatik, also des Zusammenhanges zwischen Seelischem und Körperlichem, eine tragende Rolle in ihr. Damit hat die Kosmetik eine wesentlich höhere und verantwortungsvollere Aufgabe als dies noch vor einigen Jahren der Fall war. Drei verschiedene, sich gegenseitig ergänzende Möglichkeiten hat die Kosmetik heute:
1 Dekorativ das äußere Aussehen des Menschen gefällig und ansprechend zu gestalten und zu formen.
2 Biokosmetisch pflegend die Haut gesund zu erhalten und ästhetisch störenden Erscheinungen vorzubeugen.
3 Psychisch den Menschen aus einem verständnisvollen Erfühlen heraus zu behandeln und in einer wesenhaften Begegnung von Mensch zu Mensch zu einer Harmonie der Persönlichkeit zu verhelfen.
Möglichkeiten und Grenzen der BioKosmetik
Wenn wir festgelegt haben, dass die BioKosmetik die Aufgaben beinhaltet, das Aussehen und das Erscheinungsbild des Menschen zu pflegen, zu erhalten und ästhetisch störenden Phänomenen vorzubeugen, so ergibt sich daraus grundlegend eine dynamisch-genetische Betrachtungsweise sowohl der einzelnen Symptome wie auch ihrer möglichen Beeinflussung durch die Behandlungsmethodik und die jeweilige Wahl der Grund- und Wirkstoffe. Das heißt, wir müssen stets nach der Genese, der Entstehung, nach den Bildungsprozessen der Haut fragen, deren Ergebnis das schließlich erscheinende Hautbild darstellt:
1 Wie entstehen physiologische Alterserscheinungen?
2 Woher kommen Seborrhoe und eine Neigung zu Hautunreinheiten?
3 Wodurch werden die so genannten nervösen Reaktionen der Haut verursacht, wie Überempfindlichkeit, übersteigerte Reizreaktionen und viele andere?
4 Wie bildet sich das Hautpigment Melanin?
Symptomdiagnose
Die Grundlage sowie die Ausgangsdaten für die Diagnose des Hautbildes und der Hautkonstitution wie auch für die erste grundlegende Behandlung sind die einzelnen Hauterscheinungen, die verschiedenen individuellen Symptome. Wenn wir diese Erscheinungen selbst in der kosmetischen Behandlung jeweils unmittelbar angehen, so ist dies eine Symptombehandlung. Zu dieser Symptombehandlung gehört das gesamte Gebiet der dekorativen Kosmetik, dann beispielsweise das Entfernen von Komedonen, die Epilation, das äußerliche Abdecken von Pigmentstörungen und verschiedene Maßnahmen mehr.
Kausalbetrachtung
Daraus folgt, dass die einzelnen Symptome und Erscheinungen der Haut wohl die primäre Grundlage für die Diagnose und zunächst auch für die erste Behandlung der Haut darstellen. Aber die BioKosmetik kann sich mit dem bloßen Feststellen der Symptome und deren rein äußerlich bleibenden Behandlung nicht zufrieden geben. Sie muss nach den Ursachen fragen, welche die Symptome haben entstehen und auftreten lassen. So ergibt sich für die BioKosmetik notwendigerweise eine Kausalbetrachtung des Hautbildes nach seinen physiologischen Ursachen und Grundmomenten.
Finalbehandlung
Erst wenn wir die Ursache der Hautsymptome kennen, ist es möglich, eine gezielte biokosmetische Behandlung methodisch und spezifisch anzuwenden. Eine nach Art und Wirkstoff gezielte Applikation kann man Finalbehandlung nennen. Kausalbetrachtung und Finalbehandlung bilden somit in der BioKosmetik die Grundlage einer erfolgreichen Arbeit. Allerdings setzen sie eine systematische physiologische und biologische Forschung voraus, übertragen und begrenzt auf die für die praktische Kosmetik einschlägigen Fälle. Wenn wir in der BioKosmetik somit final, also zielgerichtet und erfolgstrebend den peripheren Hautzustand beeinflussen wollen, so ist Voraussetzung dafür, dass die applizierten Wirkstoffe überhaupt in die Haut aufgenommen werden. Die Aufgabe der Kosmetologie besteht somit darin, für eine Absorption der applizierten Stoffe möglichst in der Epidermis, bestenfalls noch in der Kutis zu sorgen, damit diese lokal die gewünschte finale Wirkung für die Haut entfalten können, ohne dass sie jedoch darüber hinaus Umstimmungen im Gesamtorganismus hervorrufen. Das heißt, in der BioKosmetik soll bei der Wahl von Wirkstoffen eine möglichst optimale Absorption innerhalb der Hautregion bei einer möglichst geringen Resorption erreicht werden.
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