Nino Haratischwili - Das mangelnde Licht

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Nach der lang ersehnten Unabhängigkeit vom ins Taumeln geratenen Riesen stürzt der junge georgische Staat ins Chaos. Zwischen den feuchten Wänden und verwunschenen Holzbalkonen der Tbilisser Altstadt finden Ende der 1980er Jahre vier Mädchen zusammen: die freiheitshungrige Dina, die kluge Außenseiterin Ira, die romantische Nene, Nichte des mächtigsten Kriminellen der Stadt, und die sensible Qeto. Die erste große Liebe, die nur im Verborgenen blühen darf, die aufbrandende Gewalt in den Straßen, die Stromaus-älle, das ins Land gespülte Heroin und die Gespaltenheit einer jungen Demokratie im Bürgerkrieg – allem trotzt ihre Freundschaft, bis ein unverzeihlicher Verrat und ein tragischer Tod sie schließlich doch auseinandersprengt.
Erst 2019 in Brüssel, anlässlich einer großen Retrospektive mit Fotografien ihrer toten Freundin, kommt es zu einer Wiederbegegnung. Die Bilder zeigen ihre Geschichte, die zugleich die Geschichte ihres Landes ist, eine intime Rückschau, die sie zwingt, den Vorhang über der Vergangenheit zu heben und eine Vergebung scheint möglich.

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Wie wir es als Kinder liebten, im sanften Rotlicht seiner Dunkelkammer die an einer Wäscheleine befestigten Fotoabzüge zu begutachten. Wie oft habe ich dort, unter dem Vorwand, mir Rostoms Fotos ansehen zu wollen, die Nähe zu seinem jüngsten Sohn gesucht, der seine Zuneigung niemals offen zugeben wollte, die Situation aber nutzte, um meine Schulter zu streifen, meine Hand zu berühren. Wie kostbar diese fragile Zweisamkeit im roten Licht doch war.

Wahrscheinlich ging es auch Rostom so, wahrscheinlich fand er in diesem schummrigen Licht den nötigen Frieden. Nur ab und an, wenn einer seiner Söhne etwas anstellte oder Nina der Geduldsfaden riss, kroch er ans Tageslicht und sah sich gezwungen, das Wort zu ergreifen und den strengen Vater zu geben, obwohl ihm wahrscheinlich am deutlichsten klar gewesen sein muss, dass weder sein Ältester, Saba, noch sein Zweitgeborener, Lewan, sich vor den angedrohten Konsequenzen fürchteten. Wie oft Lewan sich über die aufgesetzte Strenge seines Vaters lustig gemacht hat! Und Saba, der schöne Saba, »das Schneewittchen«, wie er diesen Namen gehasst hat, den ihm mein Bruder passenderweise aufgedrückt hatte. Ich muss kurz die Augen schließen, ich muss kurz Atem holen, wieder denke ich an Flucht.

Wie oft ich mich gefragt habe, ob mein Bruder den Weg eingeschlagen hätte, den er einschlug, wäre das mit Saba nicht passiert. Dieser wunderschöne Junge mit den pechschwarzen Locken, grünen Augen, der schneeweißen Haut. Der Freund, den mein Bruder am meisten liebte und brauchte. Ich muss schmunzeln, wenn ich an seine Schüchternheit und Ungeschicklichkeit denke, die so überhaupt nicht zu seiner entwaffnenden Erscheinung passte. Wie wenig er mit weiblicher Aufmerksamkeit umgehen konnte, um die ihn alle Freunde, auch sein Bruder, beneideten. Aber den größten Teil von Sabas Charme machte genau die Tatsache aus, dass er sich seiner Wirkung auf andere Menschen und insbesondere auf das andere Geschlecht überhaupt nicht bewusst war. In weiblicher Gesellschaft verhielt er sich tollpatschig und wirkte überfordert, lief ständig rot an, wenn man ihn direkt ansprach, und er schien meinen draufgängerischen Bruder mit seiner zupackenden Art zu brauchen, als jemanden, den er nachahmen, an den er sich anlehnen konnte, um in dieser Welt voller Ansprüche und Erwartungen zurechtzukommen.

Ich habe nie begriffen, warum er sich oft so unwohl fühlte, hatte er doch alles, um bewundert, geliebt, gar angehimmelt zu werden, aber vielleicht war es das Erbe seines Vaters, vielleicht brauchte auch er eine Dunkelkammer, die ihm die nötige Sicherheit und den nötigen Frieden bescherte. Auch er hätte eine gute Romanfigur abgegeben, aber nicht aus Tschechows Universum, nein, vielmehr eine Figur aus einem französischen Roman, vielleicht von Flaubert oder Proust. Umso absurder erschien mir die Tatsache, dass er sich ausgerechnet meinen Bruder als seinen besten Freund auserkor. Mein Bruder Rati stand für alles, was Saba nicht verkörperte, Rati war die Galionsfigur einer Männerwelt, die Saba fremd war, er sprach die Sprache der Straße, er war auf die Art maskulin, die in unserem Land geschätzt und geachtet wurde. Doch wollen mir auch die Motive meines Bruders für diese ungleiche Freundschaft nicht einleuchten, bis heute ist es mir unerklärlich, was mein störrischer, radikaler, rastloser und rebellischer Bruder an der Seite dieses empfindsamen Jungen gesucht und gefunden hat, der alles verkörperte, was Rati belächelte. Saba war sein Gegenteil: ruhig, in sich gekehrt, wortkarg, ungeschickt, schamhaft und vor allem schreckhaft. Nie habe ich Saba jemanden bedrängen, geschweige denn irgendeine Art körperlicher oder verbaler Gewalt ausüben sehen, alltägliche Dinge für Rati und seine sonstige Gefolgschaft. Es muss irgendwo tief in meinem Bruder, in einem verborgenen Winkel, etwas gegeben haben, das sich nach Sabas Besonnenheit und Selbstgenügsamkeit sehnte.

Und Ratis schützende Hand garantierte Saba die Unantastbarkeit, die er brauchte, um er selbst sein zu dürfen. Der Preis für diese Unantastbarkeit war, Rati und seine Freunde zu Streitfällen und Schlägereien begleiten zu müssen. Dabei war es Sabas Pflicht, bei den diversen Rasborki als eine Art Friedensstifter zu fungieren und die Handbremse zu ziehen, wenn die Situation aus dem Ruder lief.

Auf einmal höre ich sie: Lewans unnatürlich tiefe Stimme, als hätte er schon mit zehn Jahren jeden Tag eine Zigarre geraucht, dazu dieser leicht schnippische Ton, in dem immer eine vage Provokation mitschwingt. Ich schlucke, etwas schnürt mir die Kehle zu. Ich habe seinen Geruch in der Nase, dieser lederne, angespannte Geruch des ewig Suchenden, der nie gefunden hat, wonach ihn verlangte. Lewan war ein Wirbelwind an Energie, ein explosives und furchtloses ewiges Kind. Wenn ich an meine Schulzeit denke, denke ich immerzu an irgendeinen Streich, irgendeine Schandtat, für die er verantwortlich war, und sehe das beschämte Gesicht seiner Mutter vor mir, die wegen seines aufsässigen Verhaltens in die Schule zitiert wurde. Obwohl er mich mit seinen dummen Sprüchen und seiner Hektik oft zur Weißglut brachte, war er mir der liebste Mensch in Ratis Umfeld. Er strahlte eine so beneidenswerte Zuversicht aus, eine so überbordende Positivität, dass es unmöglich war, sich seinem Charme zu widersetzen. Er war das schwarze Schaf der ansonsten recht schwermütigen und zu sentimentalem Trübsinn neigenden Iaschwili-Familie. Hätte Nina nicht durch ihren Feinsinn und ihren Posten ein derartiges Ansehen bei unserer Direktorin genossen, wäre er bei mehreren Gelegenheiten von der Schule geflogen.

Lewan war kleiner und wendiger als sein älterer Bruder, ebenfalls ein dichter Lockenkopf, auch wenn seine Gesichtszüge etwas gröber wirkten als die des dandyhaften Saba, nur die Augen der Brüder waren identisch – mit dichten Wimpern, groß, ewig erstaunt, ewig nach etwas Ausschau haltend, bei Saba leuchtend grün, bei Lewan sumpfgrün. Wann habe ich das letzte Mal in Lewans Augen geblickt, ich weiß es nicht, und es ist heute auch nicht mehr wichtig. Aber ich denke an seine Locken, und meine Finger bewegen sich in Gedanken impulsiv durch seine dichte Mähne.

Ich weiß nicht, warum, aber mich faszinierten die Iaschwili-Brüder von klein auf. Wie sich diese Gegensätze in den zwei Brüdern vereinten, hatte etwas Filmreifes, als hätte sich die Natur bemüht, akkurat auf den Kopf gestellte Spiegelbilder zu schaffen, fast eine penible Symmetrie der Differenzen. Ich konnte nicht anders, als Lewan bei all der Überforderung, die ich in seiner Gegenwart verspürte, für sein Ungestüm, seine Emotionalität und seine Herzlichkeit zu mögen. Mit der Zeit gewöhnte ich mich an seine Nähe und fand es befremdlich, wenn er für eine Weile aus meinem Blickfeld verschwand. Auch wenn ich nicht genau wusste, wo er war, konnte ich mir sicher sein, dass er jeden Augenblick auftauchen würde.

Wann fing diese eigenwillige Zuneigung an? Ich weiß nur noch, dass ich irgendwann verblüfft feststellte, dass sich sein Verhalten mir gegenüber schlagartig änderte, wenn wir allein waren, was äußerst selten vorkam, aber dann verwandelte er sich urplötzlich in einen neugierigen, etwas verlegen wirkenden Jungen, der ständig etwas von mir wissen wollte. Mir gefiel seine Wissbegierde, und ich stand ihm für jede Auskunft zur Verfügung, beantwortete beflissen seine Fragen. Ob es dabei um meine kulturellen Vorlieben ging oder meine Zeichnungen, die er eines Tages zufällig in unserer Loggia bemerkte und die ihn aus irgendeinem Grund interessierten – er bombardierte mich mit Fragen, kaum dass wir im Hof einmal zu zweit zurückblieben. Kam auch nur eine der Babudas hinzu, schlüpfte er schnell wieder in seine Rolle und behandelte mich wie gewohnt abweisend.

Jahrelang pflegten wir diese merkwürdige Beziehung, die mich mit der Zeit zu ärgern begann. Seine Haltung war für mich nicht nachvollziehbar, ich begriff nicht, warum er meine Nähe suchte und sich zugleich dafür zu schämen schien, aber ich fasste nicht den Mut, ihn darauf anzusprechen, stattdessen gewöhnte ich mich an dieses kribbelige Geheimnis und begann, es mit zunehmendem Alter sogar aufregend zu finden. Es war etwas Besonderes, das ich mit ihm teilte, und diese Besonderheit galt nur mir – während er für die anderen der Rowdy blieb. Ich genoss diese Exklusivität, genoss seine unerschöpfliche Neugier, seine doppeldeutigen Blicke während der sich zufällig ergebenden, nie verabredeten Treffen.

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