Nino Haratischwili - Das mangelnde Licht

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Nach der lang ersehnten Unabhängigkeit vom ins Taumeln geratenen Riesen stürzt der junge georgische Staat ins Chaos. Zwischen den feuchten Wänden und verwunschenen Holzbalkonen der Tbilisser Altstadt finden Ende der 1980er Jahre vier Mädchen zusammen: die freiheitshungrige Dina, die kluge Außenseiterin Ira, die romantische Nene, Nichte des mächtigsten Kriminellen der Stadt, und die sensible Qeto. Die erste große Liebe, die nur im Verborgenen blühen darf, die aufbrandende Gewalt in den Straßen, die Stromaus-älle, das ins Land gespülte Heroin und die Gespaltenheit einer jungen Demokratie im Bürgerkrieg – allem trotzt ihre Freundschaft, bis ein unverzeihlicher Verrat und ein tragischer Tod sie schließlich doch auseinandersprengt.
Erst 2019 in Brüssel, anlässlich einer großen Retrospektive mit Fotografien ihrer toten Freundin, kommt es zu einer Wiederbegegnung. Die Bilder zeigen ihre Geschichte, die zugleich die Geschichte ihres Landes ist, eine intime Rückschau, die sie zwingt, den Vorhang über der Vergangenheit zu heben und eine Vergebung scheint möglich.

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Ich frage mich, wer von meinen beiden Babudas die glorreiche Idee hatte, meinen Bruder und mich mit einer schier unmenschlichen Überzeugungsleistung dazu überreden zu wollen, uns von Onkel Giwi etwas über klassische Musik erzählen zu lassen. Natürlich scheiterten sie bei Rati, mein Bruder schrie wie am Spieß, er wolle doch nicht wie so ein Muttersöhnchen zum Spott des ganzen Viertels werden, aber mir gelang es nicht, mich ihrem Willen zu entziehen, und so ging ich ein paarmal tatsächlich zu ihrem Idol, um die hohe musische Erziehung zu erhalten. Und wahrscheinlich hätte ich mir noch eine ganze Weile Vorträge über Bachs Etüden oder über Schostakowitschs Siebte anhören müssen, die Onkel Giwi wegen seiner Erinnerungen an den Krieg besonders schätzte, aber unerwarteterweise war Onkel Giwi selbst meine Rettung.

Bei einem seiner Vorträge sprang er plötzlich auf, um aus dem Hinterzimmer irgendwelche Notenhefte zu holen, und so nutzte ich die Gelegenheit und ergriff gedankenversunken die Serviette, die vor mir auf dem Zeitungsstapel auf dem Tisch lag, und begann zu zeichnen. Wie so oft zeichnete ich geistesabwesend, ohne mir ein bestimmtes Motiv vorzunehmen, während sich seine Stimme im Hintergrund aufzulösen begann. Ich vertiefte mich so sehr in meine geliebte Beschäftigung, dass ich zuerst nicht bemerkte, dass er hinter mich getreten war. Er hielt inne, ich schrak zusammen und ließ den Stift aus der Hand gleiten.

– Oh, tut mir leid, murmelte ich und versuchte, die Serviette verschwinden zu lassen.

– Nein, nein, warten Sie, zeigen Sie her, das sieht interessant aus.

Jetzt, wo ich an diese Szene denke, fällt mir ein, dass er jedes Lebewesen siezte, und ich muss daran denken, wie sehr wir Kinder des Hofes diese Eigenart mochten und uns durch seine Anrede gleich viel bedeutsamer fühl-

ten.

Zögerlich schob ich die Serviette zu ihm hin. Erst beim genauen Hinschauen realisierte ich, was, oder besser gesagt, wen ich zu zeichnen versucht hatte, und wurde augenblicklich rot. Es waren Onkel Giwis aristokratische Züge, die ich mit flüchtigen Strichen skizziert hatte, seine lange Adlernase und sein etwas fliehendes Kinn. Er nahm die Zeichnung in die Hand und führte sie nah an seine Augen, er hatte keine Brille auf und wollte anscheinend kein Detail übersehen.

– Nicht schlecht, junges Fräulein, gar nicht mal so schlecht. Zeichnen Sie regelmäßig?

– Gelegentlich, gab ich kleinlaut zu.

– Bevorzugt Porträts?

Ich verstand nicht, worauf er hinauswollte, und zuckte mit den Schultern.

– Ich meinte, ob Sie lieber gegenständlich zeichnen oder sich mehr dem menschlichen Antlitz widmen?

– Keine Ahnung. Ich zeichne alles, was ich interessant finde.

– Oh, dann fühle ich mich ja geehrt. Sie sollten damit unbedingt weitermachen, fügte er hinzu, noch immer in die Zeichnung vertieft. – Vielleicht wird eines Tages ein zweiter Kramskoi aus Ihnen.

Ich fühlte mich geschmeichelt und war heilfroh, dass ich ausnahmsweise wusste, von wem er sprach. Reproduktionen der »Unbekannten« schmückten etliche Haushalte meiner Kindheit, und wenn nicht dieses Gemälde, so doch »Das Mädchen mit den Pfirsichen« von Serow, das wir ebenfalls, allerdings als kleine Postkarte, im Bücherregal, angelehnt an die Buchrücken, stehen hatten und über das Dina immer sagte, es sehe mir ähnlich.

Auch Onkel Giwi hatte »Die Unbekannte« in einem vergoldeten Rahmen an derselben Wand hängen, die auch Stalins riesiges Porträt schmückte. Links von der »Unbekannten« hing ein Schwarzweißfoto seiner so früh verstorbenen Frau, die mit dem etwas schüchternen Blick, den adrett zusammengebundenen Haaren und dem Nerzkragen aus einem anderen Jahrhundert zu stammen schien.

– Mögen Sie Ihre Arbeit nicht beenden?, forderte er mich auf. – Ich hole ein richtiges Blatt Papier, und Sie zeichnen das Porträt fertig, in Ordnung? Die Etüden können warten, fügte er noch hinzu, als wollte er mir die Aufgabe damit schmackhaft machen.

Ich willigte trotz meiner Verunsicherung ein, denn es schien mir tatsächlich immer noch besser, als weiter endlose Vorträge über Musik hören zu müssen. Er holte ein altes verblichenes Malheft und legte es vor mich hin. Ich griff zum Bleistift und hoffte, er würde aufstehen und mich allein lassen, aber ich traute mich nicht, ihn um diesen Gefallen zu bitten. Er schien sichtlich stolz, dass er von einer Sekunde zur anderen zum Modell geworden war, sei es auch nur für ein halbwüchsiges Mädchen. Ich gab mir alle Mühe, studierte seine Züge genauer und begann, die Linien präziser zu setzen. Seine Augen waren schön, auf die wollte ich mich konzentrieren, sie sollten im Fokus stehen. Sie waren glasklar, wach, als versteckte sich dort der Quell seiner Jugend, denn sie wirkten im Vergleich zu seinem restlichen Gesicht eigenartig jung.

Für einen kurzen Augenblick verdichtete sich die Zeit, die Geräusche verstummten schlagartig, sogar das Ticken der Wanduhr löste sich auf, die Welt, das Außen, alles wurde dumpf und ruhig. Ich spürte, wie Gänsehaut meine Arme überzog, ich hielt diese Konzentration kaum aus, aber zugleich ahnte ich, dass dieser Moment etwas Besonderes war, und ich wollte keine Regung, keinen noch so winzigen Impuls verpassen. Auch Onkel Giwi schien den Atem angehalten zu haben, auch er schien an einem magischen Ort zu sein, an dem alles zeitgleich existierte und zugleich nichts von Bedeutung war.

Ich werde immer voller Dankbarkeit an diesen Moment, an diesen sonderbaren Mann zurückdenken, der mir die Kraft offenbarte, die in mir steckte und die mir als Kompass im Leben hätte dienen sollen. Und doch werde ich im selben Augenblick bleischwer, denn nichts stimmt mich trauriger, nichts reißt mir so gnadenlos den Boden unter den Füßen weg wie der Gedanke daran, dass ich diesen Kompass eines trüben Februarnachmittags vor langer, langer Zeit im Zoo neben dem Affengehege gegen das blanke Überleben eingetauscht und seitdem nie wieder zurückerlangt habe.

Ich wusste nicht, wie lange wir so dagesessen hatten, eine Ewigkeit oder nur fünf Minuten. Mit zittriger Hand reichte ich ihm die Zeichnung.

– Sie haben Talent, junge Dame, Sie haben Talent. Und ich denke, dass dieses Talent nicht in der Musik liegt, sondern in der Malerei, der sollten Sie sich ernsthaft widmen, sagte er leise und setzte diesmal seine Lesebrille auf, um die Zeichnung besser studieren zu können. Eine ganze Weile saß er reglos da, und ich hätte alles gegeben, um zu erfahren, was in jenen Sekunden in seinem Kopf vorging. Ich fühlte mich geschmeichelt und zugleich war mir bange. Als hätte ich durch seine Worte eine Verantwortung auferlegt bekommen, der ich mich nicht gewachsen fühlte.

– Darf ich die Zeichnung behalten?, fragte er mich.

Noch nie hatte jemand einer Zeichnung von mir solchen Wert beigemessen. Bei uns zu Hause war ich stets das Kind, das »vor sich hin kritzelte«, nur ab und an gab es wohlwollende Blicke von meinem Vater oder ein Lob der Babudas für meine »Fantasie«. In der Schule interessierte sich ohnehin keiner für meine künstlerischen Ambitionen, und auch ich war bis dahin nicht erpicht darauf gewesen, meine »Kunstwerke« groß herumzuzeigen. Für mich war es etwas, das ich tat, wie atmen oder essen, ohne darüber nachzudenken. Natürlich war ich immer noch misstrauisch und bezweifelte, dass er wirklich begeistert war, aber ich wusste, er war ein ungemein seriöser Mensch ohne besondere humoristische oder ironische Ader, und so blieb mir am Ende nichts anderes übrig, als ihm zu glauben.

Und tatsächlich entdeckte ich einige Wochen später, als ich vom Hof in das offene Fenster seiner Wohnung blickte, meine einfache Zeichnung seines Gesichts zwischen seiner verstorbenen Frau, der »Unbekannten« von Kramskoi und Stalins Porträt. Voller Überraschung und Überforderung blieb ich stehen und stellte mich auf die Zehenspitzen, unfähig, die Augen von dieser merkwürdigen Anordnung abzuwenden.

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