Werder im Nationalsozialismus
Lebensgeschichten jüdischer Vereinsmitglieder
von
Lukas Bracht
Fabian Ettrich
Thomas Hafke
Dirk Harms
Carina Knapp-Kluge
Dr. Marcus Meyer
Dr. Sabine Pamperrien
Autorinnen und Autoren sowie der Verlag
danken für die Unterstützung bei der Drucklegung:
SV Werder Bremen Stiftung
Sport-Verein „Werder“ v. 1899 e. V.
Rotary Club Bremen
Deutsch-Israelische Gesellschaft Bremen
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.deabrufbar.
Copyright © 2022 Verlag Die Werkstatt GmbH
Siekerwall 21, D-33602 Bielefeld
www.werkstatt-verlag.de
Alle Rechte vorbehalten
Satz und Gestaltung: Die Werkstatt Medien-Produktion GmbH, Göttingen
ISBN 978-3-7307-0623-7
Inhalt
Vorwort
von Hubertus Hess-Grunewald
Der SV Werder von der Gründung bis 1945
von Lukas Bracht
Alfred Ries – Lebenslang grün-weiß
von Fabian Ettrich
Theodor Eggert
von Marcus Meyer
Leo Weinstein
von Lukas Bracht
Die Rosenthals
von Fabian Ettrich
„Hansi Werder vom Sport-Verein Wolff“
von Carina Knapp-Kluge
Hugo Grünberg
von Fabian Ettrich
„Agent“ Alfred Ries
von Sabine Pamperrien
Das „Schicksal der dritten Verfolgung des Alfred L. Ries“
von Dirk Harms
Nachwort
von Thomas Hafke
Autorinnen und Autoren
Dank
Anhang
Für Hilde Ries
und alle anderen Hinterbliebenen der hier vorgestellten Werderaner sowie für all jene Menschen, denen ähnliches Leid, solche oder ähnliche Verbrechen zugefügt wurden.
Vorwort
von Hubertus Hess-Grunewald
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser!
Der SV Werder Bremen kann auf mehr als 120 Jahre bewegte Vereinsgeschichte blicken. Sie ist geprägt von einer Vielzahl sportlicher Erfolge, im Fußball und auch in anderen Sportarten, geprägt von beeindruckenden Persönlichkeiten, seien es Sportlerinnen und Sportler oder Funktionäre. Sie ist geprägt von hellen und leuchtenden Zeiten, aber auch von dunklen Jahren. Es war und ist uns stets ein wichtiges Anliegen, alle Menschen, Ereignisse, Episoden und Epochen der Werder-Historie für die Nachwelt zu bewahren und die Erinnerung daran wachzuhalten.
Im Jahr 2004 haben wir unser WUSEUM eröffnet, das Museum des SV Werder Bremen im wohninvest WESERSTADION. Dort werden zwölf Jahrzehnte Vereinsgeschichte lebendig. Und dort war unter anderem im Jahr 2008 die Sonderausstellung „Juden im deutschen Fußball und bei Werder Bremen“ zu sehen – eingebettet in die Wanderausstellung „Kicker, Kämpfer, Legenden – Juden im deutschen Fußball“ der Stiftung Neue Synagoge Berlin, Centrum Judaicum. Es gibt noch zahlreiche weitere Beispiele, die das Engagement des Vereins gegen Rassismus und Gewalt im Sport unterstreichen, womit wir auch unseren Beitrag zur (sport-)politischen Diskussion in Deutschland leisten wollen. Denn uns ist bewusst, dass der Sport eine gesellschaftspolitische Verpflichtung zur Auseinandersetzung mit seiner Geschichte hat.
Wenn es um das Schicksal jüdischer Mitglieder des SV Werder Bremen geht, dann spielt immer wieder Alfred Ries eine zentrale Rolle. Als bedeutende Persönlichkeit, deren Strahlkraft weit über die Grenzen Bremens hinausreichte, nimmt er in unserer Vereinsgeschichte zweifellos einen besonderen Platz ein.
Alfred Ries trat bereits als Kind dem SV Werder bei. 1923 wurde er zum ersten Mal zum Vorsitzenden gewählt. 1931 stellte er sich für dieses Amt nicht mehr zur Wiederwahl, zwei Jahre später verließ er seine Heimatstadt Bremen nicht zuletzt infolge antisemitischer Anfeindungen. Über München und Marienbad gelangte er nach Jugoslawien, wo er die Zeit des Nationalsozialismus überlebte. Später kehrte er nach Bremen zurück, um von 1947 bis 1951 und noch einmal von 1963 bis zu seinem Tod 1967 erneut den SV Werder zu führen. In seine Zeit als Präsident fiel somit neben dem Wiederaufbau des Vereins nach dem Krieg und der Gründung der Fußball-Bundesliga 1963 mit Werder-Beteiligung sowie dem Gewinn des ersten deutschen Meistertitels 1965 auch der Bau des Vorläufers des heutigen wohninvest WESERSTADION.
Mir war es eine besondere Freude, dass wir im August 2018 auf der Westseite des Stadions den Alfred-Ries-Platz eingeweiht haben. Für alle sichtbar wird nun dort nachdrücklich und dauerhaft an sein großartiges Wirken für den SV Werder Bremen erinnert. Alfred Ries hat während seiner Amtszeiten als Präsident und auch darüber hinaus für Vielfalt, Toleranz und Respekt gekämpft. Wir sind dazu angehalten, sein Vermächtnis weiterzuführen. Auch Alfred Ries ist es zu verdanken, dass der SV Werder Bremen heute ein menschlicher und weltoffener Verein ist, der sich deutlich für Toleranz sowie kulturelle Vielfalt und gegen Diskriminierung, Homophobie und Antisemitismus positioniert.
Wir dürfen für uns in Anspruch nehmen, einst als einer der ersten Fußball-Bundesligavereine mit der Aufarbeitung unserer Vergangenheit in der Zeit von 1933 bis 1945 begonnen zu haben. Gleichwohl sind wir dankbar für jeden Beitrag, der sich noch tiefer als bisher geschehen mit der Geschichte des SV Werder Bremen und insbesondere – wie in diesem Buch – mit der Zeit von 1933 bis 1945 befasst und neue, noch detailliertere Forschungsergebnisse zutage bringt. Zu Recht nimmt dabei das Leben und Wirken von Alfred Ries einen großen Raum ein und steht im Mittelpunkt. Doch genauso berechtigt ist es, dass sich die fachkundigen Ausführungen der Autorinnen und Autoren nicht auf ihn beschränken, sondern dass auch die Geschichten weiterer jüdischer Werder-Mitglieder anschaulich erzählt werden.
Hier kommen ausgewiesene Fachleute zu Wort. Dafür sage ich Ihnen im Namen des SV Werder Bremen herzlichen Dank und wünsche allen Leserinnen und Lesern eine spannende und interessante Lektüre dieses Werkes.
Dr. Hubertus Hess-Grunewald
Präsident des Sport-Verein „Werder“ von 1899 e. V. Geschäftsführer Organisation & Sport der SV Werder Bremen GmbH & Co KG aA
Der SV Werder von der Gründung bis 1945
Ein Abriss der Vereinsgeschichte mit Augenmerk auf der Zeit ab 1933
von Lukas Bracht
Einleitung
„Die […] großen politischen Umwälzungen in Deutschland sind von uns besonders freudig begrüßt worden. Der S.V. Werder hat seit seiner Gründung stets den nationalen Gedanken vertreten und nicht erst jetzt nach der Umwälzung sein nationales Herz entdeckt. […] Wir brauchen daher nicht die Fahne nach dem Winde zu drehen, sondern treten aus innerer Überzeugung an die große Aufgabe, die uns durch die neue Regierung auferlegt worden ist. […] Wir erwarten von unseren Mitgliedern, daß sie sich restlos in den Dienst dieser guten Sache stellen. Wir müssen als Werderaner auch hier an der ersten Stelle stehen.“1
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