Doris Bischof-Köhler - Von Natur aus anders

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Müssen Mädchen erst zur Frau erzogen werden? Sind Männer Produkte einer patriarchalen Ideologie? Ist die Zweigeschlechtlichkeit eine Erfindung unserer Gesellschaft? Oder umgekehrt: Sind wir willenlose Sklaven unserer Chromosomen und Hormone? Kaum ein Thema ist ähnlich anfällig für Fiktionen und Vorurteile, Regulierungseifer und Denkverbote. Die Autorin, durch ihren wissenschaftlichen Werdegang einer interdisziplinären Sichtweise verpflichtet, analysiert die aktuelle Befundlage zur Frage der Geschlechtsunterschiede aus einer Synopse kulturwissenschaftlicher, entwicklungspsychologischer und evolutionsbiologischer Perspektiven und bringt dabei brisante Themen der Genderproblematik vertieft zur Sprache.
Für die 5. Auflage wurde das Standardwerk insgesamt neu überarbeitet.

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Sandra Bem postuliert einen förderlichen Einfluss dieses Wissens auf die Ausbildung der Geschlechtskonsistenz. In ihrer Studie wurde die Genitalienkenntnis anhand von Fotos unbekleideter Kinder geprüft, die dann im Test zur Geschlechtskonsistenz in bekleidetem Zustand abgebildet waren. Dreiviertel der Versuchskinder mit Kenntnis der Genitalien erwiesen sich als geschlechtskonsistent. Bei den Unwissenden waren es nur 11 % (Bem, S., 1989). Trautner konnte hingegen einen solchen Zusammenhang nicht finden; zu einem ähnlich negativen Ergebnis kamen wir auch in unseren eigenen Studien (Trautner et al., 2003).

Vor allem ändert dieses Wissen allein nicht notwendig etwas daran, dass manche Kinder einen Geschlechtswechsel nach den oben angeführten Kriterien gleichwohl für möglich halten. So meinte eines unserer fünfeinhalbjährigen Versuchskinder, nachdem es alle denkbaren Änderungen bereits vorgeschlagen hatte, um aus einem Mädchen einen Jungen zu machen, dass dieser jetzt allerdings immer noch ein »Schlitzli« (schweizerdeutsch für weibliche Genitale) hätte. Als der Versuchsleiter nachfragte, was man denn da machen könnte, kam der treuherzige Vorschlag: »s’Schlitzli abschniede und es Pipeli annechläbe« (abschneiden und ankleben). Angesichts solcher Nonchalance muss man doch wirklich ernsthaft in Frage stellen, ob die von Freud postulierten Kastrationsängste bei der kognitiven Verfassung in diesem Entwicklungsabschnitt überhaupt eine ernst zu nehmende Basis haben.

6.6 Wirklichkeit und Schein

Eine ganz andere Frage ist es, ob die fehlende Geschlechtskonsistenz vielleicht ein Scheinproblem darstellt, das in erster Linie methodisch begründet sein könnte. Wenn ein Junge es für möglich hält, durch den Wechsel äußerer Attribute in den Mädchenstatus zu gelangen, woher wissen wir, ob er wirklich glaubt, in das andere Geschlecht übergewechselt zu sein? Es wäre ja auch denkbar, dass er das Ganze so versteht, als sei er nur einmal in die andere Rolle geschlüpft. Erhält der Versuchsleiter auf die Frage »Wenn Otto ein Kleid anzieht und sich die Haare lang wachsen lässt, ist er dann ein Mädchen?« vom Versuchskind eine bejahende Antwort, wie können wir dann eindeutig entscheiden, ob es wirklich annimmt, Otto sei ein Mädchen? Könnte es nicht genauso gut denken, Otto sei so wie ein Mädchen, erscheine wie ein Mädchen, sehe so aus, sei aber natürlich nicht wirklich und wahrhaftig ein Mädchen? Ganz ausschließen ließe sich ein solches Missverständnis doch wohl nicht und wenn man versucht, durch entsprechende Nachfragen der Sache auf den Grund zu gehen (»Ist es jetzt wirklich ein Mädchen?«), erhält man kaum die gewünschte Auskunft, sondern verwirrt allenfalls die Kinder.

Nun wissen wir aus Untersuchungen in ganz anderen Bereichen, dass Kinder bis zum Alter von vier Jahren angesichts bestimmter Wahrnehmungstäuschungen die Unterscheidung von Wirklichkeit und Schein noch nicht treffen können. Einen als Stein angemalten Schwamm etwa halten sie selbst dann noch für einen Stein, wenn sie ihn in die Hand nehmen und merken, dass er viel zu leicht und weich ist. Für sie fällt Erscheinung und Wesen also untrennbar zusammen; sie begreifen noch nicht, dass etwas nur so aussehen kann wie ein Stein, ohne wirklich einer zu sein (Flavell et al., 1983). Erst wenn sie über eine Theory of Mind verfügen, also über mentale Prozesse nachdenken können, ist ihnen auch diese Unterscheidung möglich (Bischof-Köhler, 2011).

Der Entwicklungspsychologe Martin Trautner ist der Frage, wieweit die Unterscheidung von Wirklichkeit und Schein das Verständnis der Geschlechtskonsistenz beeinflusst, genauer nachgegangen (Trautner et al., 2003). Das Ergebnis war eindeutig: Nur Kinder, die Wirklichkeit und Schein unterscheiden konnten, zeigten auch Geschlechtskonsistenz, hielten also eine Veränderung der Form nicht mehr für ausreichend, um das Geschlecht zu wechseln. In einer eigenen Untersuchung konnten wir dieses Ergebnis bestätigen (Bischof-Köhler & Bischof, 1996).

Vor dem Hintergrund dieser Befunde scheint es mehr als fraglich, ob Kinder, die Wirklichkeit und Schein noch nicht unterscheiden können, überhaupt in der Lage wären, bei entsprechender Bekleidung nur vorzugeben, sie seien ein Junge oder ein Mädchen, oder vielleicht auch ein Tiger, sich dabei aber bewusst zu bleiben, dass sie das »nur denken«, dass sie nur so tun »als ob«.

6.7 Invarianz

Tatsächlich hat das Verhaftetsein im Augenscheinlichen bei den Drei- bis Fünfjährigen weiterreichende Implikationen. Es betrifft nämlich die Weise, wie Kinder dieses Alters Identität überhaupt verstehen – oder genauer ausgedrückt – die Invarianz der Identität. Die Kinder begreifen generell noch nicht, dass die Identität eines Dinges erhalten bleiben kann, auch wenn sich seine äußere Erscheinung verändert. Piaget belegte dies experimentell in seinen klassischen Versuchen zur »Konservierung«, wie er die Invarianz auch nannte. Wenn man vor den Augen eines vierjährigen Kindes ein Glas Wasser in eine höheres, aber schmaleres Gefäß umfüllt und fragt, ob es immer noch gleichviel Wasser sei, dann wird man die Antwort erhalten, es sei mehr geworden, denn es sei ja jetzt höher. Das Kind wird sogar noch weiter gehen und behaupten, das sei gar nicht mehr dasselbe Wasser, weil es jetzt ja anders aussähe.

Entsprechendes gilt auch für Personen. Ändern sie ihre äußere Erscheinung, so verlieren sie, wie im Beispiel des kleinen Möchtegern-Tigers, unter Umständen ihre Identität. Dieser Fehlschluss kann bis ins Schulalter andauern. So berichtete einer meiner Studenten, der neben dem Studium eine Schulklasse von Siebenjährigen unterrichtete, folgendes Erlebnis:

Er hatte am sechsten Dezember einen Freund mitgebracht, der für die Klasse den Nikolaus spielen sollte. Der Freund verkleidete sich vor den Augen der Kinder zum Nikolaus, ging dann kurz aus dem Raum und kehrte mit dem für Nikoläuse üblichen Gepolter zurück. Die Kinder waren gebührend beeindruckt, obwohl sie eigentlich wussten, wer unter der Verkleidung steckte. Als der Freund schließlich nach seinem Abgang als Nikolaus wieder in normalem Anzug in die Klasse zurückkam, berichtete ihm ein kleines Mädchen mit strahlenden Augen, aber Bedauern in der Stimme, es sei so schade, dass er nicht da gewesen sei, der Nikolaus hätte sie gerade besucht, es wäre toll gewesen und das hätte er jetzt versäumt.

Wenn Kinder annehmen, durch Änderung der Erscheinung ihr Geschlecht ändern zu können, dann ist dies also nur einer generellen Entwicklungsbesonderheit zuzuschreiben. Kohlberg hat diese Zusammenhänge als Erster experimentell überprüft und bestätigen können. Er stellte den Kindern Fragen von der Art:

»Kann ein Hund eine Katze sein, wenn er will?«– »Ist eine Katze, der man die Schnurrhaare abschneidet, ein Hund?« Die jüngeren Kinder der Stichprobe hielten die entsprechenden Identitätswechsel für möglich. Den gleichen Versuchskindern wurden sodann einige der klassischen Piaget’schen Aufgaben zur »Erhaltung der Identität« vorgelegt. So bog Kohlberg etwa vor den Augen der Kinder ein Stück Draht und fragte sie, ob es noch derselbe Draht sei. Auch dies verneinten die jüngeren Kinder; die Identität war für sie durch die Formänderung verloren gegangen. Die Leistungen in diesen Bereichen korrelierten nun ziemlich eindeutig mit der Konstanz der Geschlechtsidentität (Permanenz und Konsistenz)bei Sechs- bis Siebenjährigen.

Neuere Untersuchungen präzisierten den Zusammenhang dahingehend, dass die Erhaltung der Identität in den übrigen kognitiven Bereichen etwas früher aufzutreten scheint als die Geschlechtskonsistenz, dieser also vorausgeht (Marcus & Overton, 1978).

Wenn die Geschlechtsidentität in den ersten Lebensjahren also noch labil ist, so handelt es sich nicht um eine Abnormität oder um einen Erziehungsfehler der Eltern. Wir haben es vielmehr mit einer Besonderheit der kognitiven Entwicklung zu tun, die darauf beruht, dass die Kinder das eigentliche Kriterium für die Invarianz der Identität noch nicht richtig erfassen. Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten, woran man die Identität eines Objektes festmachen kann, nämlich die Form und die Substanz. Wenn ich aus einem Klumpen Ton einen Teller forme und diesen, bevor er getrocknet ist, in eine Tasse umwandle, dann habe ich die Identität des Tellers durch Veränderung der Form in die einer Tasse übergeführt. Beachte ich dagegen die Stoffgrundlage, dann ist es natürlich derselbe Ton geblieben, an seiner Identität hat sich nichts geändert. Erst Fünfjährige beginnen zu begreifen, dass die Substanz (der Stoff) der eigentliche Träger der Identität ist. Es ist dasselbe Wasser geblieben, auch wenn es in dem neuen Glas anders ausschaut, ebenso wie unser kleiner Tiger immer noch ein kleiner Junge ist, und dies auch bliebe, wenn er sich Mädchenkleider anziehen würde.

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