Alice Grünfelder - Wolken über Taiwan

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Wie soll man über ein Land schreiben, das es offiziell nicht gibt? Das keinem Vergleich standhält und immer wieder von neuem überrascht? Taiwan, die kleine Insel und Chipgroßmacht vor der südchinesischen Küste, hat in den letzten Jahrzehnten eine enorme gesellschaftliche Wandlung durchlaufen. Bürgerrechtsbewegungen ist es zu verdanken, dass der Übergang von einer Jahrzehnte andauernden Militärdiktatur zu einer der offensten und lebendigsten Demokratien Asiens so friedlich verlaufen ist.
Sechs Monate verbrachte die Sinologin und Schriftstellerin Alice Grünfelder auf Taiwan. Gesehenem, Gehörtem ist sie nachgegangen, hat über ihre Beobachtungen mit Taiwanerinnen gesprochen, hat versucht zu recherchieren, was sie nicht verstand. Ihre Collage aus Erlebtem, Notizen und Überlegungen, Reportagen und essayistischen Miniaturen ist von lichter Leichtigkeit und verliert doch nie an Prägnanz, etwa in der Beschreibung gesellschaftlicher Zusammenhänge und historischer Exkurse. Es sind kürzere Texte, jeweils überschrieben mit einem Stichwort; sie sind alphabetisch geordnet, reichen von »Abschied« bis »Zeichen«. Ob es um Wolken und Wasser geht, Müllabfuhr und Demonstrationen, Tempel und Götter, Brücken, Flüsse und Meere – jede Betrachtung beleuchtet eine Facette dieser fragilen Insel entlang der Bruchlinien des Alltags.

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Diese Seinsweise ist mir vielleicht das größte Rätsel dieser Insel.

»Stellt euch eine Insel vor, eine schöne, kleine, tropische Insel, mit einer jungen Demokratie, vielen verschiedenen Nationalitäten und Religionen. Und daneben ein riesengroßes Land, in dem es das alles nicht gibt, das dieses kleine Land ständig bedroht und schlucken möchte. Wie lebt es sich in so einem Land?«, fragt die Tänzerin F., wenn sie im Westen nach Taiwan gefragt wird. »Von einem Bürgerkrieg kann ich nicht erzählen, auch geht es uns materiell gesehen relativ gut. Deshalb interessiert sich auch niemand wirklich für Taiwan, wenn zum Beispiel in Künstlerkreisen die Herkunft thematisiert wird. Da mag die Bedrohung, so wie ich sie fühle, noch so existenziell sein.«

Unter den zwölf Taiwanerinnen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Profession und Herkunft, mit denen ich mich seit 2019 über die Bedrohung Taiwans unterhalte, ist die Tänzerin mit diesem Gefühl alleine.

Eine verstummt allerdings bei dieser Frage und antwortet erst nach einer Weile, dass man die Zuversicht verloren habe. »Was können wir schon tun?« Ihre Eltern, ihr Bruder seien sicher, dass Taiwan eines Tages von China eingenommen werde. Ihr Vater werde deshalb auch kein Haus kaufen, keine Wohnung, wie es so viele für ihre Altersvorsorge tun, weil man nicht wisse, wie die Zukunft Taiwans aussehe.

Für viele ist diese Gefahr so alltäglich, dass sie sie nicht mehr ernst nehmen – was diverse Umfragen bestätigen.

Schon bei ihrer Geburt sei Taiwan bedroht gewesen, sagt die Journalistin. Es sei, als schimpfe ein Nachbar tagein, tagaus im Garten nebenan. »Der Garten gehört aber eigentlich uns.« Dennoch stehe Taiwan derzeit nicht auf der Prioritätenliste der Volksrepublik, die sich auf Tibet, Xinjiang und Hongkong konzentrieren müsse. Andererseits – sie wird nachdenklich – schickten Taiwaner, die es sich leisten könnten, ihre Kinder ins Ausland, um sie dort studieren zu lassen und in Sicherheit zu bringen, das heiße, sie haben kein Vertrauen in Taiwans Zukunft. Und Hongkonger wanderten lieber gleich nach Neuseeland und Kanada aus statt nach Taiwan, weil sie glaubten, Taiwan sei als Nächstes dran.

Das sei früher so gewesen, sagt der queere Politpsychologe Wen Liu im Gespräch mit dem Blogger Brian Hioe, doch die jungen Leute wollten Taiwan nicht mehr verlassen, seien groß geworden mit Gefahren wie Erdbeben, Taifun und eben China. »Das Risiko ist zwar da, dennoch muss man nicht immer mit dem Schlimmsten rechnen.« 8

Sie drohen schon so lange, machen die Drohung aber nicht wahr. Nie ist etwas passiert. Ich mache mir Sorgen, aber es bringt nichts, sich zu sorgen. Wir können eh nichts machen, wir können uns ja nicht verstecken. – Fast ungläubig höre ich diesem Chor zu.

Die Pilotin K. beschreibt die Gemengelage. Zwar habe man sich im Großen und Ganzen an diese Situation gewöhnt, und früher sei es noch schlimmer gewesen. 1996 zum Beispiel, als Raketen abgeschossen wurden, die direkt vor Taiwans Küste ins Meer stürzten, weil sich China vor Lee Teng-hui als erstem Präsidenten fürchtete. »Aber ich erinnere mich an 1997. Meine Mutter nahm mich damals mit nach Hongkong. Es war meine erste Auslandsreise. Sie wollte mir zeigen, wie es dort ist, bevor die Kolonie zurück an China geht. Da war die Bedrohung für mich sehr real. Wir beobachten sehr genau, was in Hongkong vor sich geht. Und jedes Mal, wenn etwas passiert, ist das wie eine Krise, denn wir stellen uns vor, dass das auch in Taiwan passieren kann. Doch je mehr man hört und liest, desto größer wird der Widerstand dagegen. Im Luftraum bekomme ich ständig Meldungen und Warnungen, dass man den chinesischen Luftraum verletze. Weil man den Funk nicht abstellen darf, gehen sie zum einen Ohr hinein und zum anderen hinaus.«

Schwankt man also zwischen Gewöhnung und Verdrängung? Wie ist Bedrohung, wenn sie alltäglich wird? Wenn sie in wohldosierten Portionen verabreicht wird, ist man irgendwann immun dagegen? Was dann?

Jedenfalls ist es keineswegs so, wie ich es mir vorgestellt hatte, dass ein Volk wie ein Kaninchen vor der Schlange erstarrt. Und die Menschen tanzen auch nicht aus lauter Verzweiflung wie auf einem Vulkan, als wollten sie den letzten Moment in Freiheit genießen.

»Krieg? Die Zeiten sind vorbei. Wir konzentrieren uns in Taiwan auf die Arbeit, die Familie, die Kinder und darauf, im Alltag zu überleben und Geld zu verdienen«, meint Kleiderverkäuferin Chi-Jing, die die Bedrohung und China mit einer kreisrunden Handbewegung wegwischt und mit einem Schluck bernsteinfarbenem Whiskey runterspült.

Jüngere Taiwaner empfinden eine Abneigung gegenüber China, die mit jeder Drohgebärde wächst. Doch bei einer Umfrage im Juli 2020 stellt sich heraus, dass weniger als fünfzig Prozent dafür eine Waffe in die Hand nähmen. 9

Taiwan könne leicht und schnell eingenommen werden, meint die Verlegerin Chuang Chin-chung. »Das Land muss Verbündete suchen, damit es im Notfall Unterstützung erhält, denn auf die USA könne man sich nicht verlassen.« Das heißt, man müsse auf Diplomatie und soft skills setzen, um nicht noch mehr Länder als Verbündete zu verlieren, sondern im Gegenteil neue dazuzugewinnen, wenngleich es sehr schwer sei, Medien für Taiwan zu interessieren und Regierungen von ihrer zwiespältigen China-Politik abzubringen.

Die Geschichte von Prag ist insofern eine Erfolgsgeschichte. Da kündigte der Prager Oberbürgermeister die Partnerschaft mit Shanghai wegen weiterer unzumutbarerer Klauseln und schloss stattdessen mit Taipei einen städtepartnerschaftlichen Vertrag. China schäumt und droht, aber passiert ist bislang wenig.

Auch Litauen wagte den Affront. 2021 trat es aus dem chinesischen 17+1-Bündnis mit mittel- und osteuropäischen Ländern aus und eröffnete eine Botschaft in Taipei. Slowenien intensivierte Anfang 2022 die Beziehungen zu Taiwan. China tobt, blockiert den Handelsaustausch; davon ist auch die EU betroffen.

»Wir sind bedroht, aber wir sind vorbereitet«, sagt Außenminister Joseph Wu wiederholt in Interviews mit westlichen Medien. Doch mit dem neuen Sicherheitsgesetz in Hongkong, Gesetz zur Wahrung der Sicherheit in der Sonderverwaltungszone Hongkong, das die Verhaftung kritischer Personen erleichtert, ist die Gefahr eines möglichen Krieges noch einmal gestiegen. Bei jedem Besuch eines US-amerikanischen Diplomaten – Gründe finden sich immer – wird die Daumenschraube angezogen, werden Militärmanöver in der Taiwanstraße intensiviert. In Taiwan spüre ich diese Bedrohung im Luftraum durchaus. Taiwanische Bekannte zucken jedoch nur die Schultern, ähnlich wie bei den Erdbeben, die mir meine App anzeigt.

Es ist ein Volk, dass an Katastrophenwarnungen gewöhnt ist. Alljährlich wird die Insel von Tropenstürmen, Überschwemmungen, Erdbeben heimgesucht, doch weil die Regierung vorbereitet ist und entsprechende Katastrophenszenarien – die »Standard Operation Processes« (SOPs) – aus der Schublade zieht, wird es im Kriegsfall schon klappen, hoffen die Menschen. So wähnt man sich in Sicherheit.

Geübt wird der Kriegsfall durchaus. Das habe ich zunächst nur am Rande in den Medien verfolgt, doch am Montag, dem 17. Juli, schreibt mir eine Freundin eine Nachricht, fragt, wo ich sei, denn ich müsse wissen, heute stehe das Land zwischen 13 Uhr 30 und 14 Uhr still. Die U-Bahnen, Busse, nichts fahre mehr; man übe für den Ernstfall, falls China Taiwan aus der Luft angreife. Tatsächlich erhalte ich, vermutlich wie alle Bürger Taiwans, wenige Minuten später eine SMS direkt von der Regierung, die auf den simulierten Luftangriff und den Sirenenalarm aufmerksam macht. Anders aber als all die Jahrzehnte zuvor, so schreibt mir meine Freundin kurze Zeit später, als ich gerade unweit von Taipei auf einem verlassenen Pfad durch tropischen Regenwald wandere, müssten sie dieses Mal nicht die Bunker und Evacuation Centers aufsuchen, weil während der Corona-Pandemie Menschenansammlungen zu vermeiden seien. Das Leben gehe weiter; das sei früher anders gewesen und stets eine echte Belastung im Alltag.

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