Vollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 2021
© 2021 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheim
www.rosenheimer.com
Titelbild: Mauritius Die Bildagentur GmbH - P. Freytag
Layout, Satz und Herstellung: VerlagsService Dr. Helmut Neuberger & Karl Schaumann GmbH, Heimstetten
eISBN 978-3-475-54884-0 (epub)
Worum geht es im Buch?
Helmut Zöpfl
Über den Wolken
Das Leben hält nicht nur Helles und Freudiges für uns bereit: Schicksalsschläge, Krankheit und Tod lieber Menschen werfen uns aus der Bahn und lassen uns oft fast am Leben verzweifeln. Dabei liegt der Schlüssel zur Bewältigung solcher Krisenzeiten in uns selbst!
Helmut Zöpfl hilft in diesem Buch, schwierigen Situationen im Leben eine positive Seite abzugewinnen; er erinnert uns daran, dass es etwas gibt, was größer ist, als alle Sorgen dieser Welt. In seinen Texten brechen Licht und Hoffnung durch die dunkle Wolkendecke. Natur- und Stimmungsfotos bekannter Fotografen machen Hoffnung und zeigen, dass das Leben trotz aller Rückschläge lebenswert ist.
Inhalt
Im Dunkel Im Dunkel Und ich irr durch den Nebel und ich kenn mich nicht aus, und ich seh keine Straße, keinen Baum und kein Haus. Und ich irr durch das Dunkel und kein Licht ist zu sehn, kein Stern, der mir leuchtet. Sag, wohin soll ich gehn? Bitte hilf mir im Finstern, bitte zeig mir ein Licht, und wär’s nur ein Schimmer, der ins Dunkel einbricht! Und ich ruf in die Ferne, doch kein Echo schallt her. Niemand gibt mir die Antwort, alles bleibt stumm und leer. Bitte lass mich dich hören, bitte sag einen Ton, ein einziges Wort wär Hilfe mir schon!
Von anderer Warte aus
Es fällt die Zeit
Ist Atheismus modern?
Der verdrängte Tod
Daran will ich glauben
Gibt es eine Welt ohne Tod?
Hoffnung
Herbstgedanken
Ernte
Lied der Hoffnung
Jenseitsreflexionen
Paradiesisch
Alles neu …
Fluss der Zeit
Die Raupe und das Leben nach dem Tod
Das andere Land
Wenn wir auferstehen sollen
Ich will glauben
Im Dunkel
Und ich irr durch den Nebel
und ich kenn mich nicht aus,
und ich seh keine Straße,
keinen Baum und kein Haus.
Und ich irr durch das Dunkel
und kein Licht ist zu sehn,
kein Stern, der mir leuchtet.
Sag, wohin soll ich gehn?
Bitte hilf mir im Finstern,
bitte zeig mir ein Licht,
und wär’s nur ein Schimmer,
der ins Dunkel einbricht!
Und ich ruf in die Ferne,
doch kein Echo schallt her.
Niemand gibt mir die Antwort,
alles bleibt stumm und leer.
Bitte lass mich dich hören,
bitte sag einen Ton,
ein einziges Wort
wär Hilfe mir schon!
Von anderer Warte aus
Schon beim ersten Strahl der Sonne hatte ich mich aufgemacht, um das Quartier, in dem ich in einem kleinen Tal ein paar freie Tage verbrachte, zu verlassen. Heute wollte ich einmal den ganzen Tag einfach nur wandern. Mit einer kleinen Brotzeit im Rucksack zog ich los, ging barfuß über die taufrischen Wiesen und überquerte den kleinen Steg. Die Sonne wurde immer wärmer, als ich über die Felder ging, und ich war froh, dass mich mein Weg durch einen schattigen Wald führte. Dann wieder eine Wiese voll herrlich duftender Sommerblumen. Ich steuerte auf ein paar kleine Häuschen zu und entdeckte kurz davor einen Brunnen. Glücklich und schon ein wenig erschöpft ließ ich mich an der Holzbank daneben nieder. Ich stand auf, schöpfte das herrlich frische Nass und trank das klare Wasser aus der hohlen Hand. Wie gut einfaches Wasser doch schmecken kann! Ich spritzte es mir ins Gesicht und machte noch ein paar Minuten Pause. Dann wanderte ich weiter. Allmählich ging es leicht bergauf. Mein Weg führte mich wieder über einen Steg. Unter einem schattigen Baum machte ich meine Mittagspause. Gott sei Dank war wieder ein Brunnen in der Nähe. Ich packte genüsslich meine Brotzeit aus und genoss das Schwarzbrot ebenso wie die Erfrischung des Trankes.
Der Aufstieg wurde immer steiler. Sollte ich jetzt wirklich noch bis zum Gipfel des Berges steigen? Ich habe meinen »inneren Schweinehund« überwunden und bin hinaufgestiegen, am Schluss sogar ein wenig geklettert.
Da sitze ich nun vor einer kleinen bewirtschafteten Hütte, genieße den Schluck Milch, Brot und Käse und schaue ins Tal zurück. Jetzt liegt alles, was ich heute erwandert, erstiegen und erklettert habe, vor mir. Ganz hinten sehe ich mein Quartier liegen. Da hinten sind die Wiesen, die Felder, der Steg, der Wald, da vorne die kleinen Häuser, bei denen ich mich am Brunnen erfrischt habe. Auch der Weg meines Aufstieges ist zu sehen. Alles kann ich überblicken, und ich beginne ein wenig nachdenklich zu werden.
All das sehe ich nur, weil ich aus dem Tal heraufgeklettert bin, sozusagen aus meinen zwei Dimensionen in die dritte Dimension der Höhe gelangt bin. Wenn man höher steigt, sieht man bekanntlich die ganze Fläche unter sich ausgebreitet.
Da gibt es aber noch die Dimension der Zeit, die ich auch irgendwie überblicke, denn da sind die Stationen meines bisherigen Tagesablaufes: das Haus, in dem ich erwachte und frühstückte, die Wege und Stege. Alles genieße ich jetzt in einem Augenblick im Überblick. Ob wohl über der Dimension Zeit auch noch etwas ist, so etwas wie ein Augenblick der Ewigkeit? Und wir sehen alles in einem: unsere Kindheit und Jugend, unser Alter, unsere Eltern und Großeltern, Freunde und Weggefährten, unsere ganzen Freuden und Leiden, alles ist im Augenblick da. Wir stehen darüber und sind doch mittendrin. Ob es so etwas gibt wie das große Da, das große Jetzt, in dem wir uns ja eigentlich auch schon aufhalten, das wir aber vielleicht noch nicht so klar schauen können?
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, denn Wolken ziehen auf, und das Tal ist jetzt in einen leichten Nebel gehüllt. Aber ich weil ja eigentlich um alles: um dieses Haus, die Wege und Felder. Ich beginne meinen Abstieg, zurück in diese »zwei Dimensionen« des Tales, und freue mich schon auf mein Quartier. Aber ich ahne doch, dass es etwas ganz Großartiges ist, einmal von »oben« alles überschauen zu dürfen.
Es fällt die Zeit
Von irgendwo und ganz, ganz weit
fällt aus der großen Ewigkeit
die Zeit: Jahr, Tag, Moment.
Sie fallen, fallen ohne End,
und irgendwo sitzt irgendwer,
der teilt die Zeit und schenkt sie her:
ein wenig Schmerz, ein wenig Freud,
ein bisschen Glück, ein bisschen Leid.
Und alles bleibt nur kurze Zeit,
es fällt, vergeht wie ohne Sinn
ins Irgendwo für immer hin.
Es fällt der Tag, es fällt die Stund
in einen tiefen, tiefen Grund,
den Abgrund der Vergangenheit.
Und wir, wir wissen nicht Bescheid,
wir wissen nicht, wieso, warum.
Wir merken nur, die Zeit ist um,
und hoffen, dass er einmal dann,
von dem die Zeit kam, irgendwann
am Ende unsrer Lebenszeit
uns auffängt in die Ewigkeit.
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