Helmut Zöpfl - Bayrisch durchs Jahr

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Die beliebte Sammlung besinnlicher Gedichte Helmut Zöpfls. Neben den vielen lyrischen Gedichten werden hier auch die Texte der «Bayrischen Messe» veröffentlicht, die eine zeitgemäße Form religiöser Mundartgedichte vorstellt. Hans Müller-Schnuttenbachs Zeichnungen veranschaulichen stimmig den Sinngehalt der Gedanken.

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Meinem lieben Vater Josef Zöpfl HELMUT ZÖPFL BAYRISCH DURCHS JAHR - фото 1

Meinem lieben Vater Josef Zöpfl

HELMUT ZÖPFL

BAYRISCH DURCHS JAHR

ZEICHNUNGEN

VON

HANS MÜLLER-SCHNUTTENBACH

Vollständige EBookAusgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen - фото 2

Vollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Sonderausgabe 2000

Die Sonderausgabe ist leicht gekürzt.

© 2021 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheim

www.rosenheimer.com

Titelbild: Günter Standl, Laufen

Illustrationen: Hans Müller-Schnuttenbach

Der Verlag dankt der Stadt Rosenheim, in deren Besitz sich die im Innenteil abgedruckten Zeichnungen von Hans Müller-Schnuttenbach befinden, für die Überlassung.

eISBN 978-3-475-54913-7 (epub)

Inhalt

D’ Sonna scheint scho wärmer D’ Sonna scheint scho wärmer D’ Wiesn san no a weng baazig und aa no net grad bsonders grün, d’Leut san oiwei no recht kaasig, san halbert no im Winter drübn. Trotzdem: d’Sonna scheint scho wärmer, öfter waht a lauer Wind, und mancher traut se hematärme scho auf d’Straßn auße gschwind. Kniastrümpf derf da Franze oziagn, wenn er jetzt spazieren geht, mit da Muatta und mitm Vata an de Sonntagnachmittäg. Überall da treibts und rührt ses: in der Erdn, in de Bäum, überall da wachsts und blüahts jetzt, nix will mehr beim Altn bleim. Zu eppas treibts jetzt fast an jedn. Und der Bäckerlehrling Jo, der sonst z’faul is fast zum Redn, fangt sogar zum Dichtn o. Er dicht’, wie er es öfters glesn, von Liebe, Sehnsucht, Leid und Schmerz, von einem vielgeliebten Wesen, vom Frühlingsrausch in seinem Herz. Im Radio spuins Frühlingslieder, im Gartn liegt a gfärbtes Ei. ’s is jedes Jahr desselbe wieder, und jeds Jahr is desselbe neu.

Kimm, Sonna

Fruahjahr Fruahjahr Spürst, wia se alls mit Lebn wieder fuit, wia des Helle dem Dunkeln de Schau wieder stuit? Wia d’ Sonn wieder wärmt und de Kältn vertreibt, wia nix mehr grau und gstarrig jetzt bleibt? Wia kaum mehr was an Winterschlaf denkt, sondern alls um uns rum se ins Lebn wieder drängt? Wia grün und lebendig de Welt wieder werd, wenn ma grad richtig aufpaßt, hischaugt und hört? Drum gfreu di am Lebn und freu di am Heut, denk net bloß ans Gestern und Morgn de ganz Zeit! Wer oiwei bloß vom ganz großn Glück traamt, hat oft überm Traama aa s’kloane versaamt. Wennst lurst richtig, findtst überall a kloans Stück, an Tupfer, an Schimmer, an Glanzer vom Glück.

Aprilzeit Aprilzeit Im Lesebüacherl lesen’s grad a Stückl vom April, der wo die blädsten Einfäll hat und grad macht, was er will. Tatsächlich: S’rengt und schneibt bald drauf, nach Hagl Sonnaschein, s’gfriert zua und taut glei wieder auf. S’Wetter schlagt Purzelbäum. Am Ersten rennt ums »I-bi-dum« da batschert Huber Wast in d’nächste Apothekn num. - Sei Freind lacht se an Ast. De Karwoch kimmt, de traurig Zeit, doch dauert’s ewig net. Und’s Osterfest steht scho bereit, wo’s wieder aufwärts geht. … Ob schee, ob greislich, — nix bleibt lang. Alls wechselt, geht vorbei. Nur d’Zeit geht schnurstrax stur ihrn Gang … und bald is erster Mai.

Und der Kirschbaum, der blüaht Und der Kirschbaum, der blüaht Und as Jahr is so jung, und der Kirschbaum, der blüaht und a Deandl a kloans singt im Gras drin a Liad. Und der Kirschbaum, der blüaht. ’S is Fruahjahr im Land, und a Bursch halt a Madl verliabt an der Hand. Und Früahjahr is worn, und der Kirschbaum, der blüaht. Spuit a Frau mit ihrm Kind und werd gar net müad. Und der Kirschbaum, der blüaht, und so jung is as Jahr. A Weiberl sitzt drunter mit eisgraue Haar. Und summt vor se hi a ganz a alts Liad. Und as Jahr is so jung und der Kirschbaum, der blüaht.

Gfrei di, daß’ blüaht Gfrei di, daß’ blüaht Wenn’s draußn treibt und sproßt und blüaht, wost hischaugst, ma an Frühling spürt, net siegt nur, sondern riacht und hört, und wenn dir dann ganz anders werd, dann möchst am liabstn sagn: bleib steh, dua ma den Gfalln, tua net vergeh! Aber du woaßt as ja selber: du haltst nix zrück, as Glück is halt nur a Augenblick: Kaum denkst richtig dro, is’ scho auf und davo, je mehr ma’s bedenkt, desto mehr is’ verschenkt. Gfrei di, daß’ blüaht, sing mit bei dem Liad, vom Vogerl am Baum, traam’n mit den Traum, rundumerdum, spreiz di net, kumm: wärm di am Liacht und schnauf ei, bals guat riacht! … de Blütn falln vom Baum und Strauch. Was blüaht hat, is verblüaht. Der Mai vergeht, du haltst’s net auf… Gfrei di, daß’ Sommer wird!

Träume Träume Früahra bin i öfter als kloaner Bua zu a Wiesn higanga in aller Ruah und hab mi dort higlegt eine ins Gras, hab de Wolkn nachgschaut und traamt irgendwas. Hab traamt aa von später, von der ganz großn Welt, von Wolkenkratzer, große Autos und Geld. … Jetzt sitz i in am Wolknkratzer ganz obn, und wenn i nausschaug von am Fenster da drobn, na sieg i dort hintn ganz ganz weit weg a Stückl a Wiesn, an kloan grüna Fleck. Und dann traam i oft wieder, und dann sieg i im Traum mi drin liegn im Gras und de Wolkn nachschaun.

Rückerinnerung Rückerinnerung Schee warm is’ scho gwen an der Isar heut drunt. Unterm Strauch bin i gleng a oan a zwoa Stund. Zruck hab i mi traamt, weit zruck vom Heut, zruck hinter de siebn Berg in d’Vergangenheit. Hab mit meine Freund nomoi Fangsterl gspuit und mit de Schneeballn auf d’Madln zuit. Hab Gasse führn derfa unserm Nachbarn sein Hund und d’Hausaufgab abgschriebn schnell vor der Stund. Hab nomal tanzt mit dem langa dürrn Gstell in der erstn Tanzstund, weil i zwenig schnell mit meine Ledersohln wegkumma bin, und sie war als oanzige übrig no bliebn. Bin nomal gseßn mit dir unterm Baum und hab, was i sagn wollt, mir sagn net traun. … Wach bin i worn nach a Stund so a zwoa. Mi hat’s a weng gfrorn, und i war alloa.

Lang war der Tag Lang war der Tag Lang war der Tag, hoaß und voll Plag. Jetzt geht er z’End. Und mir hockn unterm Kastanienbaum im Wirtsgartn drent. Sitzn da beim Bier und beim Leberkaas, lacha und redn über irgendwas: über Gott und die Welt, über andere Leut und gfreun uns grad, weils uns alls no so gfreut. Wenn’s von untn a wengerl hera ziagt, wenn ma a bißl a Ganshaut kriagt, ziag i mei Joppn o, zahl und geh hoam. Und i gfreu mi beim Hoamgeh scho wieder auf moang.

Vom Jahr is Halbzeit Vom Jahr is Halbzeit Vom Jahr is Halbzeit jetzat scho, net allzuvui bleibt zruck, s’liegn höchstens wia im Fundbüro vom Gestern a paar Stuck. Vom Januar der g’frorne Zeh’, der wo jetzt oiwei juckt, vom Frühjahrsmarsch rund um an See, a Hühneraug, des druckt. A falsche Nummer von mein Flirt beim Ball im Haus der Kunst, wo se nur d’Zeitansage rührt, a Rheuma, des mi hundst. … As Sonnwendfeier lustig brennt in der Johannisnacht. Ma hupft und halt se bei de Händ, singt Liader, tanzt und lacht. De Flamma brennt in Himme nei und leucht grad, weils verbrennt. Was sei wui, muaß Vergeh oiwei, D’Zeit is grad Zeit, weils rennt.

Um de Zeit lieg i gern im Gras Um de Zeit lieg i gern im Gras Um de Zeit lieg i gern im Gras und duselt vor mi hin, traam dann a weng von irgendwas und freu mi, daß i bin. Da horch i auf des Staade hi, an dem oan sonst nix liegt, und an dem Kloana gfreu i mi, des wo ma sonst net siegt. I gfreu mi, daß so bacherlwarm de Sonna rascheint heut, bin richtig faul und rühr mi kaum, dua nix, verdua nur d’Zeit. Heut laß i alle Viere grad, heut reg i mi net auf. I laß mi treibn und halt mi staad und laß der Zeit ihrn Lauf.

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