Kapitel 11
Montag, 15. September 2014; 09:10 Uhr
Schon von Weitem sah Konstanze, dass etwas nicht in Ordnung war. Sie hatte gerade ihr Auto auf dem Parkplatz hinter dem Gebäude der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät geparkt und war nun auf dem Weg ins Gebäude. Auf dem Campusgelände wimmelte es von Polizisten und anderen Menschen, die offensichtlich keine Studenten oder Professoren waren. »Was ist denn hier los?«, fragte sie die zwei Studentinnen, die ihr entgegen kamen.
»Die Mensa ist abgeriegelt. Keine Ahnung. Da muss irgendetwas passiert sein.«
Konstanze bog nach rechts ab und schlug den Weg in Richtung Uni-Mensa ein. Rund um das Gebäude flatterte rot-weißes Absperrband im Wind. Polizeibeamte bewachten den Eingang und ließen anscheinend niemanden in das Gebäude herein. Viel beunruhigender waren für Konstanze die drei Leute, die aussahen, als kämen sie gerade von einer Weltraummission zurück. So etwas hatte Konstanze noch nie gesehen. Sie hatten weiße Schutzanzüge an und Atemmasken auf, ähnlich wie in dem Film »Outbreak«.
Was hatte das zu bedeuten?
Noch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, kam Sabrina auf sie zugestürzt. »Hi Konny!« Sie war völlig außer Atmen.
»Morgen Sab, was ist denn hier los? Mein Gott, du bist leichenblass.« Sabrina wirkte in der Tat seltsam verstört, das war überhaupt nicht ihre Art.
»Die haben die Mensa gesperrt, keiner kommt mehr rein.« Sie japste nach Luft.
»Ja das sehe ich, aber warum? Weißt du schon was?«
»Es ist so schrecklich. Es gab Tote, Konny«, sagte Sabrina mit erstickter Stimme. Eine kleine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel.
»Scheiße! Was ist passiert?«
»Keine Ahnung, viele sind tot, auch Anne.«
Konstanze hielt entsetzt ihre Hand vor den Mund. »Anne ist tot? Wie?«, flüsterte sie.
»Sie wurde in ihrer Wohnung gefunden, mehr weiß ich auch nicht.«
»Das ist beängstigend.« Konstanze spürte, wie ihr schwindelig wurde, der Boden schien jeden Moment unter ihr wegzubrechen. »Und die anderen? Was hat das mit der Uni zu tun?«
»Die meisten Toten sind Studenten, zwei Dozenten sind ebenfalls tot. Ich weiß aber nicht wer.«
»Hat man die anderen hier gefunden?« Fassungslos versuchte Konstanze zu begreifen, was sie gerade gehört hatte.
»Nein, ich glaube nicht. Vielleicht doch. Man erfährt nichts. Aber die befragen anscheinend alle möglichen Leute auf dem Campus.«
»Weißt du, warum da welche in Schutzkleidung rumlaufen?«
»Die sind vom Robert-Koch-Institut, habe ich gehört, vielleicht ist hier irgendeine Seuche ausgebrochen.«
»Das ist ja entsetzlich! Hoffentlich nicht.«
In diesem Moment kamen zwei Polizeibeamte auf die Mädchen zu. Der größere von beiden hatte einen ernsten Gesichtsausdruck und schien mit den Gedanken völlig woanders zu sein. Der kleinere jedoch lächelte Konstanze freundlich zu. »Was ist denn hier los?«, fragte sie den kleineren Beamten und bekam zur Antwort eine Gegenfrage. »Meine Damen. Sind Sie beide Studentinnen hier an der Universität?«
»Ja, das sind wir, was ist passiert?«, antwortete sie.
»Dann haben wir ein paar Fragen an Sie«, entgegnete jetzt der größere der beiden Polizisten, ohne auf Konstanzes Frage einzugehen. Der Beamte holte ein kleines schwarzes Notizbuch aus seiner Jackentasche und zog einen Kugelschreiber aus seiner linken Innentasche hervor. »Waren Sie während der letzten Tage in der Unimensa?«
»Ja, ich bin eigentlich jeden Tag hier.«
»Haben Sie innerhalb der letzten Tage auch etwas in der Mensa gegessen oder getrunken?«
»Ja«, antwortete sie zögerlich. Der kleinere Polizeibeamte war mit Sabrina ein Stück zur Seite gegangen und befragte sie ebenfalls.
»Dann benötige ich bitte eine Auflistung mit allem, was sie in den letzten zwei Tagen gegessen und getrunken haben.« Während Konstanze dem Beamten aufzählte, was sie in der Mensa verzehrt hatte, schrieb er gewissenhaft mit.
»Sind bei Ihnen in den letzten Stunden ungewöhnliche Krankheitssymptome ausgebrochen?«
Also darum geht es, dachte Konstanze, in der Mensa wurde anscheinend eine ansteckende Krankheit übertragen, oder das Essen war verunreinigt. »Nein, ich denke nicht. Ich fühle mich eigentlich gut.«
»Kennen Sie eine oder mehrere Personen hiervon?« Der Beamte hielt Konstanze eine Liste unter die Nase, auf der viele Namen standen.
»Ja, Anne Scheffler, wir sind zusammen in einigen Seminaren. Was ist mit diesen Personen?«
»Es tut mir leid, Ihre Kommilitonin wurde in ihrer Wohnung tot aufgefunden. Mehr kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Wann haben Sie Frau Scheffler das letzte Mal gesehen?«
»Vor vier Tagen, wir waren zusammen in der Bibliothek.«
»Schien Ihnen Frau Scheffler zu diesem Zeitpunkt bereits krank zu sein?«
»Nein, es war alles in Ordnung mit ihr.« Konstanze spürte, wie sich ein flaues Gefühl in ihrem Magen ausbreitete.
»Wissen Sie, ob Frau Scheffler Drogen konsumiert hat?«
»Äh, soweit ich weiß, hat sie keine Drogen genommen.«
»Das war es fürs Erste. Ich brauche dann bitte noch ihre Personalien für die Zeugenbefragung. Haben sie einen Personalausweis dabei?«
»Ja natürlich.« Konstanze kramte in ihrer Tasche nach dem Ausweis und überreichte ihn dem Polizisten. Während dieser Konstanzes Daten in sein kleines Notizbüchlein übertrug, bemerkte Konstanze, dass sie am ganzen Leibe zitterte. Der kleinere Beamte war anscheinend auch gerade mit der Befragung von Sabrina fertig. Sie war kalkig weiß im Gesicht und starrte mit glasigen Augen ins Leere.
»Vielen Dank für Ihre Hilfe, Frau Hartenbach.« Der Beamte reichte Konstanze ihren Ausweis und steckte währenddessen sein Notizbuch zurück in die Jackentasche. »Falls wir noch Fragen haben, werden wir auf Sie zukommen. Schönen Tag noch.« Damit drehten sich die beiden Polizeibeamten weg und gingen auf die nächste Gruppe Studenten zu.
»Bist du aus dieser Fragerei schlau geworden?«, fragte Konstanze.
Sabrina antwortete nicht, sondern schüttelte nur matt den Kopf.
»Ich auch nicht. Ich kann es immer noch nicht begreifen, was mit Anne und den anderen passiert ist.« Konstanze legte sanft einen Arm um Sabrinas Schulter. »Komm, ich bring dich nach Hause.«
Irritiert dachte Konstanze darüber nach, warum Sabrina hier viel emotionaler reagierte, als beim Tod ihrer eigenen Mutter.
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