(Hervorhebungen durch den Autor)
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Auszüge aus einer Bestandsgruppen-Analyse Generaldirektorium bearbeitet von Jürgen Kloosterhuis Berlin Copyright Geheimes Staatsarchiv PK 2008
https://www.gsta.spk-berlin.de/uploads/inventare/wgendir.pdf
1. Anmerkung
Das Bernsteinkabinett Friedrich I. befand sich unter Friedrich Wilhelm I. (siehe Markierung auf dem Grundriss) im Eckzimmer - dritter Stock des Berliner Schlosses. Nach der Abnahme der Bernsteinwände wurde dieses Eckzimmer weiterhin als Tabakskollegium genutzt.
Pölnitz erzählt in seinen Briefen bei Erwähnung der Lebensgewohnheiten des Königs folgendes:
„ ... und gehen hierauf in ein von dero Wohnung ziemlich weit entferntes Zimmer, wohin die Königin in Begleitung oder zweyer Dames unterweilen auch könnt Zehn oder 12 Offiziere, so in sonderbarer Gnade bei dem Kömig stehen, finden sich gleichfalls dort ein, und spielet man als dann Picquet, L Ombre und Tick-Tack, raucht auch Tabak und ist dieser der Ort wo der König diejenigen hinkommen lässet, welche er über etwas besonderes sprechen will, wie ich denn meines Ortes zweymal in solcher Absicht allda gewesen.
Aller Zwang ist aus dieser Gesellschaft vebannet und darf jedermann sitzen, inmassen der König von der ihm sonst gebührenden Ehrerbietung zu der zeit etwas nachlässet. Um 11.Uhr beurlaubt er die Gesellschaft und begibt sich in sein Zimmer. (1)
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1.
Ein Beitrag von Albert Geyer: „Zur Baugeschichte des Königlichen Schlosses in Berlin. Der weiße Saal.“
Veröffentlicht in: Hohenzollernjahrbu8ch Bd. 7, Seite 273.
1903
Paul Seidel
Das Geschenk Friedrich des Großen an die russische Kaiserin Elizabeth
In den Komplex der verschenkten barocken Bernsteinwände aus dem Berliner Schloss ist ein weiteres wertvolles Bernsteinobjekt aus preußischem Besitz, das nicht unerwähnt bleiben kann, einzuordnen. Unter den Gegenständen, die Friedrich der Große der russischen Kaiserin Elisabeth 1745 überbringen ließ, war ein prachtvoller Spiegelrahmen.
Im Moskauer Archiv des Auswärtigen Amtes befand sich 1882 eine Beschreibung dieses Rahmens auf die sich von Köhne beruft. Eine Mitteilung darüber erhielt von Köhne damals von dem ehemaligen Archivdirektor und Hofmeister des Kaiserlichen Hofes, Herrn Baron von Bühler.
Dieser Bernsteinrahmen fand zunächst im ehemaligen Winterhaus, dem ehemaligen Palais Peter des Großen Verwendung, bis er im Jahre 1755 ebenfalls nach Zarskoje Selo gebracht wurde, um ihn dort ins Bernsteinzimmer einzuordnen. Die ausführliche Beschreibung dieses Rahmens scheint angebracht, weil er wahrscheinlich für drei andere Rahmen, die auf den Bernsteinplatten Verwendung fanden, als Vorlage, d.h. als Muster, diente. In diese neu angefertigten Rahmen und in den Rahmen, den Friedrich der Große Elizabeth schenkte, wurden später die Steinmosaike eingefügt.
Hier ist die Mitteilung aus dem Moskauer Archiv des Auswärtigen Amtes aus dem Jahre 1882.
I.
„ Oben in der Mitte
„ 1)Die Russische = Kayserl. Crone, welche von zwei nach alter Römischer Arth bewaffneten Männern gehalten wird.
„ 2) Unter der Crone auf einem Parade-Polster das Reichs-Zepter und Schwerd.
II.
„ Oben auf beyden Ecken
„ Grotesquen von allerley Meer = Schnecken, Muscheln, Corallen-Aesten Früchten und Laubwerk.
III.
„ An der Mitte auf den Seiten
„ 1) Die Kriegs=Göttin auf einer Welt=Kugel.
„ 2)Die Friedens=Göttin auf einem piedestal, beyde in Römischer Stellung, nebst einigen Kriegs=und Sieges=Zeichen, mit welchen auf den letzten Krieg in Finnland, und den von ihrer Russ, Kaysserl. Mayt: gemachten glorieusen Frieden gezielt wird.
IV.
„ Unten auf beyden Seiten
„ 1)Der Neptunus oder Meer=Gott, welcher einen Delphin aus dem Meer ziehet und erdrücket.
„ 2) Eine Sirene, die mit einem Delphin ringet; welches die Russische Macht zur See vorstellet.
V.
„Unten in der Mitte
„ Allerhand Kriegs=Armaturen und Tropheen, bei welchen an jeder Seite ein Sclave lieget, wodurch die Russische Macht zu Lande angedeutet wird.“ (1)
Als das Bernsteinzimmer 1941 als „Kriegsbeute“ nach Königsberg kam, war dieser Rahmen in der genannten Form nicht mehr vorhanden, weil Änderungen und Beschädigungen ihren Teil dazu beigetragen hatten, diesem prächtigen Bernsteinrahmen ein anderes Aussehen zu geben. Inzwischen ist er rekonstruiert und schmückt mit dem Mosaik vom Tast– und Geruchssinn wieder die Südwand.
Die drei Fenster des Bernsteinzimmers, so Freiherr von Köhne, „gehen nach dem Hofe. Die denselben gegenüberliegende Hauptwand wird durch die Thür in zwei Hauptfelder getheilt. Jedes Feld zeigt in der Mitte einen großen viereckigen, äußerst reichen Bernsteinrahmen, darüber einen leeren langrunden, oben mit einem Mascaron ( in der Architektur: Menschen oder Fratzengesicht - d. A. ) gezierten Schild und ganz oben, eine ebenfalls von einem Mascaron überragte, von Festons umgebene Kartouche (schildförmiges Ornament des Barocks mit Laubwerk usw. - d. A.)
Der Rahmen auf der rechten Seite ist der von
F r i e d r i c h d e m G r o ß e n
der Kaiserin geschenkte Spiegelrahmen und stimmt mit der…mitgetheilten Beschreibung überein, mit Ausnahme der großen von zwei Kriegern gehaltenen russischen Krone, welche jetzt beim dritten Rahmen angebracht ist.
Die auf der Seite des Rahmens befestigten kleinen Bilder, Landschaften darstellend, sind von der unteren Seite geschnitten und sehen daher aus wie Schnitzwerke, welche mit einer durchsichtigen Bernsteinplatte bedeckt sind.
In der Mitte des Rahmens, etwa ein Drittel des Rahmens einnehmend, erscheint eine viereckige Platte aus florentinischem Hartstein (Pietra dura)= Mosaik, in einem bronzenen, vergoldeten, von Agathen, Amethysten, Jaspisen und anderen Halbedelsteinen verzierten Rahmen, der im Verzeichnis der preußischen Geschenke nicht erwähnt wird und wahrscheinlich aus anderer Quelle herrührt.
Dieses Mosaik stellt den Geschmack vor: unter Ruinen, lateinische Bauern, welche essen und trinken.“ (2)
Freiherr von Köhne, der seine Beschreibungen über das Bernsteinzimmer im Jahre 1882 veröffentlicht, muss das Bernsteinzimmer so gesehen haben, wie es auf einer Abbildung von 1859 zu sehen ist. Mit entsprechender Computervergrößerung ist auf der linken Seite der Ostwand eindeutig das Mosaik vom „Hören“ zu erkennen. (Veröffentlicht wurde die Aufnahme aus dem Jahre 1858 in „Jantarnaja komnata“, Seite 156, Bild 112. Autorenkollektiv St. Petersburg 2003).
Freiherr von Köhne beschreibt diesen linken Rahmen in der Ostwand, in dem sich das Mosaik vom „Hören“ befindet.
„ Das linke Feld dieser Wand gleicht dem rechten, nur ist der Mittelrahmen ganz verschieden. ...
Die Seiten dieses Rahmens sind mit Statuetten geziert gewesen, von denen die linke, Jupiter darstellend, noch vorhanden ist, die rechte aber fehlt.
Oben erblickt man, über einer mit drei Seepferden in Hautrelief gezierten Kartouche, eine beschädigte Gruppe, welche einen Amor abgebildet, der einen zusammensinkenden unbekleideten Mann aufzurichten sucht.
Die auf den Seiten und auf dem unteren Theile des Rahmens liegenden acht ovalen Medaillons stellen mythologische Gruppen dar, nämlich Neptun und Amphitrite, Mars und Venus, Vulkan, Ceres auf einen Wagen usw. In den Ecken des Rahmens sind Früchte (in Haurelief) angebracht.
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