„ Die russischen Riesen im preußischen Dienste wurden laut Angaben aus dem Moskauer Hauptarchiv I S 147 ff. (in russischer Sprache) in der Anzahl von 55 große Leute nach Berlin verbracht, welche wohl ausgerüstet und mit trefflichen Tulaschen Gewehren bewaffnet waren.
Zugleich hatte Tolstoy Auftrag, dem Könige eine Drechselbank, eine zu St. Petersburg gebaute Barke und einen Elfenbein=Pokal von der eigenhändigen Arbeit Peters zu überreichen.
Der Brief, welcher diese Geschenke begleitete, war aus Reval vom
30 Juli 1718
datiert.“ (7)
Die Drechselbank ließ König Friedrich Wilhelm I. in seinem Schlafzimmer aufstellen. Später wurde sie ins Hohenzollernmuseum gebracht. Auf dieser Drechselbank befindet sich die Aufschrift : „d.d. Reval 30. Juli 1718.“ Hier handelt es sich um das Datum „der Abfertigung nach Berlin.“ (8)
Da die Yacht, die übrigens nach von Köhne „hundert Tausend Thaler gekostet hatte“, erst im Jahre 1719 von Hamburg aufbrach, kann sie unmöglich die Bernsteinverkleidungen mitgebracht haben
_________________
1. Köhne, Seite 100.
2. Köhne, Seite 100. Köhne beruft sich quellenmäßig auf Schtutschenko, a.a.O. Seite 141.
3. Köhne Seite 100.
Nach von Köhne sind Johann Wilhelm Meermann und M. Schwaan der Inspektor und der Schirrmeister. Diese „Specification“ ist in der gleichen Textfassung bei Schtutschenko in der russischen Zeitschrift aus dem Jahre 1877, „Russkij veestnik: yezurnal literaturnyj i politiyeceskij Moskva “, nachzulesen. Band 132 Seite 386 - 392. (Findbar ist dieser Beitrag in der Berliner Staatsbibliothek 1a mit der Signatur: Ad 4740 a).
Otto Pelka erwähnt in seinem Buch „Bernstein“, Seite 48 die gleiche Aufstellung, ohne sich dabei auf Köhne oder Schtutschenko zu berufen.
Veröffentlicht wurde diese Specification auch in der (Monographie/Zeitschrift) „Russkij vyeestnik: yezurnal literaturnyj i politiyeceskij, Heft 132 zum Thema „Jantarnaja komnata zarskoselskoko dworza“
aus 1877, Seite 386-392.
4. Köhne, Seite 101.
5. Wermusch: Die Bernsteinzimmer – Saga, Seite 17.
6. Köhne, Seite 102.
7. Köhne, Seite 58.
8. Köhne, Seite 60.
1. Anmerkung
Das in der ganzen Welt berühmte Potsdamer Grenadier-Regiment bestand aus drei Bataillonen, jedes zu 800 Mann. Außer Russen befanden sich darunter; Schweden, Norweger, Italiener u.a. Der König war selbst Oberst dieses Regimentes. Das Regiment war vorzüglich bewaffnet und uniformiert. Die Uniform bestand aus blauen Röcken mit roten Aufschlägen, die wiederum mit goldenen Litzen besetzt waren. Strohgelbe Westen und Beinkleider vervollständigten diesen Anblick. Die Uniformen der Offiziere waren reich in Gold gestickt. Sie trugen außerdem silberne Schärpen, Degen mit silbernen Griffen und gleichen Quasten. Alle Pfeifer des Regimentes waren Mohren.
2. Anmerkung
Der nachfolgende, von Friedrich Wilhelm I. geschriebene Brief an Zar Peter ist der Beweis dafür, dass es sich bei der Überlieferung der 55 Grenadiere nicht um eine Legende handelt, wie Nicolas in ihrem Buch: „Der Raub der Europa“ annimmt.
Friedrich Wilhelm I. bedankte sich für die vom Zaren Peter erhaltenen Geschenke mit folgendem Brief:
„ Durchlauchtigster, Großmächtigster, Großer Herr Tzaar und Großfürst. Vielgeliebter Bruder, Gevatter und Freund!
„ Eurer Tsaarischen Mayst. Kammerjunker Herr von Tolstoy, hat
„ Mir da fünfundfünfzig Mann große Grenadirer, und daneben einen
„ Pokal von Eurer Mayst. Eigenhändigen und dannenher un=
„ schätzbahren Arbeit, wie auch die zu Petersburg erbaute Barje und
„ Drechselbank, womit Eure Mayst. Mich zu beschenken geruhen
„ wollen, zu recht überliefert.
„ Alles dieses ist Mir ein angenehmes Präsent, und ich bin Eurer Tsaarischen Mayst. Mehr davor verbunden als Ich es exprimiren kann.
„ Ich wünsche auch nichts mehr, als eine baldige Gelegenheit zu finden,
„ und dagegen Eurer Tsaarischen Mayst. Meine Herzliche Erkändlichkeit
„ in der That erweisen zu können. In dessen hatten obgedachte Grena=
„ direr nebst Meiner ganzen arme und was Ich sonst noch weiter zu
„ Eurer Tzaarischen Mayst. Dienst und Beförderung Dero Interessen an=
„ zuwenden vermogen bin, jeder Zeit zu Eurer Tzaarischen Mayst. Dis=
„ position stehen und werde Ich auch vor Meiner Persohn so lange Ich
„ Lebe, ohnaussetzlich beharren.
„ Eur.Tzaarische Mayst.
„ freundwilliger Bruder
„ Gevatter und Freund
„ Fr. Wilhelm.“ ( Vgl. Freiherr von Köhne, Seite 59)
Geheimakten der Hofkammer über das Bernsteinkabinett Friedrich I.
Hinweise zum Bernsteinkabinett Friedrich I. sind in einer Bestandsgruppen-Analyse in folgenden Aktenbeständen der Geheimen Hofkammer zu Berlin zu finden.
1.
Im Bestand: II. HA GEN.DIR., ABT. 1 GEHEIME HOFKAMMER [Vz 1] Geheime Hofkammer zu Berlin
Bestands-Signatur: II. HA Gen.Dir., Abt. 1. Laufzeit: (1406, 1441, 1504) 1580 - 1775. Umfang: 14 lfm (124 Pakete). Findmittel: Sammel-Findbuch (für Abt. 1 bzw. Generalkriegskommissariat), 1 Bd.; dazu für die "Älteren preußischen Sachen" ein Stichwortindex des 18.Jh. 1 Bd.
In diesem Bestand gibt es bezogen auf die Arbeit der damaligen „ Ämter- und Domänenverwaltung, (1625) 1684 – 1722“ über den zuständigen
Verwaltungsbereich, der verantwortlich war für den „Erwerb und Veräußerung; Kolonisierung; Untertanen (u. a. Köllmer); Dienste und Mühlen;“ einen Hinweis über die „ Tätigkeit der vom Vorsitzenden der Regierung zu Königsberg Alexander Burggraf zu Dohna-Schlobitten geleiteten Domänenkommission 1711/12“.
Zu finden sind diese Angaben unter der Aktenkennung: [Vz 10].Die einbezogenen Ämter werden unter der Aktenkennung [Vz 11]aufgelistet. Dazu gehörten im einzelnen, die hier nicht alle aufgeführt werden, die Ämter ... Serrey und Tauroggen, Soldau, Sperling, Stallupönen, Stradaunen, Tapiau, Taplacken, Tilsit (u. a. Fischereikontrakt, 1625 i. A.; Transport des für Zar Peter I. bestimmten Bernsteinzimmers), Waldau, Willenberg. (Hervorhebung durch den Autor).
Anmerkung des Autors
Die Bezeichnung „Bernsteinzimmer“ ist zeitbezogen nicht korrekt. Die exakte Formulierung muß lauten: „ Transport des für Zar Peter I. bestimmten Bernsteinkabinetts“. Die Verwendung des Begriffes Bernsteinzimmer ist erst ab dem Zeitpunkt historisch korrekt, als Rokoko und Barock miteinander vereint wurden.
Das betrifft auch die nachfolgenden Hinweise, die einen interessanten Einblick in den Umgang mit Bernstein von 1644 -1814 ermöglichen. Sie vermitteln die Tatsache, dass nicht nur ein Bernsteinzimmer für Friedrich I. in Auftrag gegeben werden sollte, sondern die Herstellung gleich mehrerer Bernsteinzimmer auf der Tagesordnung stand.
Bestands - Hinweise
„II. HA GEN.DIR ABT. 7 OSTPREUSSEN Bestands-Signatur: II. HA Gen.Dir., Abt. 7, Laufzeit: (1531 - 1684) 1644 - 1814. Umfang: 323 lfm (3074 Pakete).
Findmittel: Findbücher, 14 Bde, davon 1 Sammel-Findbuch für Abt. 7, Bestallungen, Abt. 6 I und II.“ zu finden. Die konkrete Aufschlüsselung wurde unter der Kennung [Vz 186(B)]archiviert.
Aus dem Gesamtbestand sind für Bernsteinzimmerforscher folgende konkrete Hinweise von historischer Bedeutung.
„ ...Bernstein-Gewinnung bzw. Fang-Verpachtung, Verarbeitung (Drehereien zu Königsberg, Stolp i. Pom., Kolberg, Halle a. S.) und Verkauf (aus den Bernsteinkammern zu Königsberg und Palmnicken), Ausübung der Bernstein- und Strandgerichtsbarkeit zu Fischhausen (u. a. Ordnungen 1644, 1690 und 1764; Anfertigung von Bernsteinzimmern für die Schlösser zu Berlin, Charlottenburg und Oranienburg, bzw. von Bernsteinarbeiten für Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, König Friedrich I. bzw. Friedrich Wilhelm I. in Preußen, König Friedrich Wilhelm III. von Preußen, Herzogin Ursula Anna von Holstein-Beck, Zarin Katharina von Russland) , Bestrafung von Bernstein-Unterschlagungen, Bestallung von Bernstein-Bedienten (u.a. Strand-Inspektoren, Bernstein-Ausreuter, Bernstein- Beseher, Bernstein-Schöppen), Beaufsichtung des Bernstein-Gewerks zu Königsberg und Stolp i. Pom. (u. a. Befreiung von der Kantonspflicht); ...“
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