1 ...8 9 10 12 13 14 ...19 Ohne Einbeziehung und Wissen des OKH war kein Einsatz der Kunsträuber im Operationsgebiet möglich. Der Chef Heeresmuseen war, ebenso wie der Chef der Heeresbibliotheken und Chef der Heeresarchive dem OKH direkt unterstellt.
5. Anmerkung
Nach Veröffentlichungen durch Anja Heuß, „Kulturgutraub“, Seite 168 – 169, gibt es in der Aktenlage über Ernstotto Graf Solms zu Laubach folgende Lebensdaten:
Ernstotto Graf Solms zu Laubach (1890 -1977) studierte zunächst von 1911 – 1914 Medizin in München, nach dem Ersten Weltkrieg Kunstgeschichte. Er promovierte in Kunstgeschichte 1925 und trat im selben Jahr in das Staedel in Frankfurt ein. Seit 1938 war er Direktor des Museums für Stadtgeschichte in Frankfurt. Seit 1934 in der SA, seit Mai 1937 Anwärter der NSDAP. Am 7.8.39 zum Denkmalpfleger in Frankfurt bestellt und am 18.9.40 zum Beamten auf Lebenszeit ernannt.
Vergleiche Personalakte Ernstotto Graf Solms zu Laubach, Signatur 135.012, Institut für Stadtgeschichte in Frankfurt. Vergleiche die Magisterarbeit von Matthias Nottelmann: Kulturpolitik in Frankfurt am Main 1933 – 1945 am Beispiel der städtischen Museen und Bibliotheken. September 1991. Typoskript. Hier: S. 118. Nottelman wertet Ernstotto Graf Solms zu Laubach als jemanden, der z.B. in der Propaganda gegen die Zerstörung von Kulturgütern eingeschritten sei, nicht aus Ablehnung des Antisemitismus heraus, sondern aus einem kunsthistorischen Interesse. Sein Schutz galt also dem Kulturgut, nicht dem Eigentümer.
Urheberrechtlich geschütztes Bildmaterial ist zu finden unter:
1. Bildnachweis, Ernstotto Graf Solms zu Laubach in Militäruniform. Veröffentlicht im Buch von Remy „Mythos Bernsteinzimmer“ Seite 95. Als Quelle gibt Remy an: MPR München.
2. Bildnachweis, Georg Poensgen in Militäruniform. Veröffentlicht im Buch von Remy „Mythos Bernsteinzimmer“ Seite 95. Als Quelle gibt Remy an: MPR München.
3. Bildnachweis, vom ERR angefertigte Karteikarte. Die Kategorien der Karten variieren mit der Art des Kunstwerkes. Veröffentlicht in: Wolfgang Eichwede/ Ulrike Hartung (Hrsg.) Betr.: Sicherstellung. NS Kunstraub in der Sowjetunion. Forschungsstelle Osteuropa. Bremen 1998, Bildteil: XLVIII.
Georg Poensgen war ein anerkannter Kunsthistoriker, daran gibt es überhaupt keinen Zweifel. Nur von einer Tatsache kann man ihn nicht freisprechen. Er war unmittelbar am „Raub des Bernsteinzimmers“ beteiligt. Er war ein Kunsthistoriker, der direkt aus dem Verantwortungsbereich der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlins kam. Zum Zeitpunkt seiner Tätigkeit in diesem Verantwortungsbereich war Ernst Gall sein unmittelbarer Vorgesetzter.
Wahrend des Krieges wurde Hermann Lorey - zeitweilig Chef der Heeresmuseen - sein neuer Vorgesetzter. In diesen Zeitraum fällt der „Raub des Bernsteinzimmers“.
Hermann Lorey war es, der Ernstotto Graf Solms zu Laubach und Georg Poensgen den Auftrag erteilte, sich um das Bernsteinzimmer zu kümmern. Die Handlungen dieser unmittelbar beteiligten Personen sind daher in der Nachkriegszeit vordergründig zu betrachten und zu erforschen, weil sie – aus ihrer damaligen Sicht des Vorgehens - immer die richtigen Motive zum Handeln hatten.
Sie hielten zusammen:
Adolf Hitler, Hermann Göring, Ernst Gall, Alfred Rohde, Hellmuth Will (Oberbürgermeister von Königsberg), Hermann Lorey, Georg Poensgen, Ernstotto Graf Solms zu Laubach, Ernst Poensgen (Großindustrieller und Vater von Georg Poensgen), Graf Schimmelmann. Die Brigadeführer der SS: Ludwig Grauert (Staatsekretär und Kriegskamerad von Hermann Göring aus dem Ersten Weltkrieg), Hans-Adolf Prützmann (Ostpreußen) und von Wulffen (Stadtkommandant von Potsdam). Hauptmann Segebarth (Verantwortlich für den Kunstgütertransport von „Kurfürst“ in die Heeresmunitionsanstalt Bernterode am 13. März 1945), Oberleutnant Kraske (Transportleiter des Kunstgütertransportes vom 13.März 1945 von „Kurfürst“ in die Heeresmunitionsanstalt Bernterode), Oberst von Wedelstedt (Transportleiter des Kunstgütertransportes vom 24.März 1945 von „Kurfürst“ in die Heeresmunitionsanstalt Bernterode) u.v.a.
Kein Wunder, dass die Erinnerungen, die Georg Poensgen niedergeschrieben hat, immer noch unzugänglich wohlverwahrt im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg liegen. Dieses Verhalten bedauerte sogar Anja Heuß. Sie beschreibt dieses Verhalten mit folgenden Worten:
„ Das Kurpfälzische Museum in Heidelberg verwahrt seine
( Georg Poensgens - d.A .)
Erinnerungen, von denen mir leider nur wenige Seiten
zugänglich gemacht wurden, die wenig ergiebig waren.“ (1)
Es ist immer schwierig, in die Grauzone der Vergangenheit einzudringen. Sicherlich ist dem einen oder anderen inzwischen bekannt geworden, dass Georg Poensgen nach Beendigung des Krieges als Leiter des Kurpfälzischen Museums im schönen Heidelberg eine neue Wirkungsstätte fand, um seine Kenntnisse als Kunsthistoriker zu verwirklichen und in eine neue Form zu bringen.
In Würdigung seines 60. Geburtstages wurde für den Freundeskreis des Jubilars in 400 Exemplaren (es wurden nur 400 Exemplare gedruckt - d.A.) seine Leistungen hervorgehoben.
Es ist schon eine Rarität, eine Kopie dieser Veröffentlichung zum Thema
„GEORG POENSGENS WIRKEN ALS LEITER DES KURPFÄLZISCHEN MUSEUMS“
zu besitzen, weil der Inhalt wesentlich zum Persönlichkeitsbild von Georg Poensgen beiträgt.
Nachzulesen ist der Beitrag unter:
„ Eine Würdigung des 60. Geburtstages von Georg Poensgen von G.F. Hartlaub. Heidelberg 1958.“
Dem Autor ist in dem Zusammenhang nur folgendes aufgefallen. Der Name des Vaters von Georg Poensgen findet in dem Beitrag keine Erwähnung, sondern wird wie folgt umschrieben:
„ Georg Poensgen, am 7. Dezember 1898 in Düsseldorf geboren kam als Sohn eines bekannten Industriellen aus einem typisch großbürgerlichen Milieu mit einem Lebensstil und einer Gesinnung, die das materiell Fortschrittliche mit einer kulturell eher konservativen Haltung verbinden...“
Sein Einsatz im Zweiten Weltkrieg entspricht eher einer lapidaren nichtssagenden
Vorstellung:
„ Im Kriege war Poensgen dem Kunstschutz zugeteilt und hat in dieser Eigenschaft auch ferne Länder Rußland und Japan gesehen. Nach völliger Ausbombung seines Berliner Heims fand er sich schließlich mit seiner Gattin nach Wien verschlagen, von wo er sich 1945 nach Überlingen am Bodensee abzusetzen vermochte. Auch hier blieb er, trotz der noch so drückenden Verhältnisse, nicht untätig. Als Privatmann, nur aus uneigennützigem Interesse an solchen Aufgaben, hat er das dortige Museum wieder eingerichtet.“ (2)
Was sagt uns nun diese sachliche und lapidare Würdigung der Persönlichkeit Georg Poensgens, in der kein einziges Wort über seinen Einsatz als „Sammeloffizier“ des Chefs der Heeresmuseen und über das Bernsteinzimmer zu finden ist. Sie drückt sehr viel aus.
Sie bestätigt, dass er „ als Sohn eines bekannten Industriellen“ geboren wurde. Der Name dieses Industriellen wird zwar nicht genannt, aber dieser Industrielle war Ernst Poensgen. Ernst Poensgen war im Dritten Reich - wie bereits erwähnt nicht nur Industrieller - sondern er war Großindustrieller und bestens bekannt mit anderen Großindustriellen der damaligen Zeit. Diese Großindustriellen wiederum, zu denen der Vater von Georg Poensgen gehörte, waren zur damaligen Zeit das „ stählerne Rückgrad“ des Faschismus.
Sie waren es, die in ihren Betrieben dafür Sorge trugen, dass die Produktion von Kriegsschiffen, Panzer, Kanonen und Munition aufrechterhalten werden konnte. Sie waren es, die den Stahl für die Kriegswirtschaft produzierten. Der Erfolg lag auf der Hand – hohe Gewinne. Diese hohen Gewinne, daran gibt es keinerlei Zweifel, wurden von Ernst Poensgen und Fritz Thyssen in der Schweiz als bare Münze in Schweizer Franken umgewandelt und auf Schweizer Banken deponiert.
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