Manuela Martini
Höllentrip
Ein Fall für Shane O'Connor
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Manuela Martini Höllentrip Ein Fall für Shane O'Connor Dieses ebook wurde erstellt bei
Impressum Impressum M. Martini Höllentrip Ein Fall für Shane O’Connor Texte: © Copyright by Manuela Martini www.manuelamartini.de autor.manuelamartini@gmail.com Alle Rechte vorbehalten. Tag der Veröffentlichung: 11.9.2014
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kapitel 83
Kapitel 84
Kapitel 85
Kapitel 86
Kapitel 87
Kapitel 88
Kapitel 89
Kapitel 90
Kapitel 91
Kapitel 92
Kapitel 93
Kapitel 94
Kapitel 95
Kapitel 96
Kapitel 97
Kapitel 98
Kapitel 99
Kapitel 100
Kapitel 101
Kapitel 102
Kapitel 103
Kapitel 104
Kapitel 105
Kapitel 106
Kapitel 107
Kapitel 108
Kapitel 109
Kapitel 110
Kapitel 111
Kapitel 112
Kapitel 113
Kapitel 114
Kapitel 115
Kapitel 116
Epilog
Shortstory Bye Bye Darling
Impressum neobooks
M. Martini
Höllentrip
Ein Fall für Shane O’Connor
Texte: © Copyright by
Manuela Martini
www.manuelamartini.de
autor.manuelamartini@gmail.com
Alle Rechte vorbehalten.
Tag der Veröffentlichung: 11.9.2014
Dick wie Brei ist die Luft. Er zerfließt auf der Straße, die auf dem staubigen Land klebt. Die zähe Hitze erstickt jeden Laut und lähmt jede Regung. Auch der kurze Schatten der Gestalt da mitten auf der Straße bewegt sich nicht.
Charlie Isaacs hält seine beiden schweren Hände am Steuer, der Fuß ruht auf dem Gaspedal. Hinter ihm donnern elf Achsen, zwei Anhänger mit hundertachtzig Rindern auf zwei Stockwerken. Gierig verschlingt der Hundertfünfzig-Tonnen-Truck die Straße, die wie aufgerollte Lakritze über der gegerbten Erde liegt. Im Radio geben sie die Wettervorhersage durch. Die Straße ist frei. Er zählt schon lang nicht mehr, wie oft er diese Strecke schon gefahren ist. Den Balonne-Highway von Charleville oder manchmal auch runterkommend von Blackall nach Brisbane. Und immer wusste er, dass sie zu Hause auf ihn warten würde. Ich liebe dich nicht mehr. Noch das Echo ihres Satzes von heute Morgen übertönt das Autoradio.
Zwei Kängurus, von den Motorhauben unaufhaltsamer Road Trains geprallt, liegen zerschmettert am Straßenrand. Ich liebe dich nicht mehr. Charlies Blick verschleiert sich. Sein ganzes Leben war heute Morgen sinnlos geworden.
Die breiige Luft beginnt zu wabern, die scharfen Blätter der Eukalyptusbäume zischen. Aus der Ferne dringt ein Grollen heran. Wild tanzen die Sandkörner auf dem Asphalt. Der Schatten regt sich noch immer nicht, doch Wind zerrt jetzt an rotem Stoff, schlägt ihn hoch - ein Kinderbauch darunter.
Du verstehst mich nicht. Das hatte sie schon häufiger gesagt. Und er wusste bis heute nicht, was sie damit meinte.
Charlie wirft einen Blick in den Außenrückspiegel, tröstet sich am Anblick der im Fahrtwind flatternden Ohren der braunen Rinderköpfe, die aus den Verschlägen schauen wie Reisende. Arglos, denkt er und verdrängt sein Schuldgefühl. Sie wissen ja nicht, wo die Reise endet, sagt er sich. Zum Glück wissen sie es nicht. Er wischt sich mit dem Ärmel die Tränen von seinem breiten Gesicht.
Die Stille zerbirst in Donnern und Dröhnen. Barsch fegt die Druckwelle die Sandkristalle vom Asphalt, reißt am roten Stoff. Dürre Äste biegen sich. Doch der kurze Schatten bleibt, wo er ist.
In der ersten Sekunde hält Charlie es noch für ein Känguru, dann aber wird es rot und rote Kängurus gibt es nicht. Mit seinen neunzig Kilo Körpergewicht steigt Charlie auf die Bremse, krallt sich ans Lenkrad. Der Schub schleudert ihn zur Windschutzscheibe, der Sicherheitsgurt reißt ihn zurück, nimmt ihm die Luft; kreischend rutscht Gummi über Asphalt, Rinderkörper krachen an metallene Wände, brüllen, Motorgewinde gellen, Bremsen schreien, ein hundertfünfzig Tonnen schweres Geschoss rast auf ein rotes T-Shirt zu. Charlie schließt die Augen.
Als er sie wieder öffnet, ist es totenstill. Der Road Train steht. Drei Meter vor einem Kind in einem roten T-Shirt. Der Junge rührt sich nicht. Seine Kleider sind zerrissen, seine Haut aufgeschürft, seine Augen starren ins Nichts. Charlie schluckt. Die Kehle so trocken, dass die Zunge am Gaumen klebt. Der Junge musste dem Teufel entkommen sein, schießt es ihm durch den Kopf. Er steigt aus.
„Sie kommen, mich holen“, flüstert der Junge.
„Wer?“ Charlie weiß nicht, ob er richtig verstanden hat.
„Sie haben sie eingegraben.“
„Wer?“ Charlie berührt ihn vorsichtig an den schmalen Schultern. Sie sind zerbrechlich wie Vogelknochen. Doch der Junge antwortet nicht mehr.
Es ist Samstag, der vierte November. Hundert Kilometer vor Miles und hundertfünfzig vor Chinchilla.
Detective Sergeant Shane O’Connor von der Homicide Squad in Brisbane, Queensland, setzte die Sonnenbrille ab und atmete tief den scharfen Duft der Eukalyptusbäume ein. Über ihm in den Ästen krächzten Vögel. Die Erde war von Rinden und brottrockenen Blättern bedeckt, die unter jedem seiner Schritte zerbrachen. Unablässig verscheuchte er die Fliegen, die sich in sein schweißnasses Gesicht setzten.
Schon von weitem sah er zwischen dem Gehölz des Wäldchens hindurch das gestreifte Band, mit dem man den Fundort abgesperrt hatte. Es war Samstag, der elfte November, vier Uhr nachmittags. Der Ort hieß Chinchilla und wäre die Fotografin, die Aufnahmen von dem hier stattfindenden Polocrosse-Turnier für das Australian Polocrosse Magazine machen sollte, nicht ihrem Hund nachgelaufen, der sich durch kein Rufen vom Buddeln abbringen ließ, dann hätten er und seine Kollegin Detective Tamara Thompson im Brisbaner Headquarters gleich Dienstschluss gehabt. Statt dessen waren sie vor drei Stunden hergefahren. Unterwegs hatte die Klimaanlage des Dienstwagens versagt, und vom Fahrtwind des offenen Fensters brannten seine Augen.
Doch das störte ihn weniger als dieses Gefühl, das sich ihm schon auf der Hinfahrt aufdrängte und das er hastig zu vertreiben suchte. Er war nun bald Mitte Vierzig, seit fast fünfzehn Jahren bei der Mordkommission, aber seit einem Jahr tauchte es immer öfter auf: Das Gefühl, nein, das Wissen, eine Situation schon einmal erlebt zu haben. Dieses Phänomen beunruhigte ihn. Und noch etwas anderes beunruhigte ihn: Er verlor das Mitgefühl.
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