Horst Rellecke - Der rote Punkt
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Ein aus seiner Sicht junger Mann – Leo X. zählte noch keine 40 Jahre – hatte ihm die Sektion des menschlichen Körpers verboten. Dabei hatte er doch zuvor in Mailand zusammen mit dem Arzt Marcantonio della Torre wohl schon an die dreißig Leichname für seine anatomischen Studien untersucht! Was sollte er von diesem Medici auch anderes erwarten als von den anderen verschlagenen Schurken seines Geschlechts? Er hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass dieses Verbot die ignorante Demonstration purer Macht war. Hatte doch schon Lorenzo der Prächtige mit einer Dreistigkeit sondergleichen ein Beispiel für aberwitzigen Nepotismus gegeben, indem er seinem Zweitgeborenen Giovanni im zarten Alter von 14 Jahren die Kardinalswürde zugeschachert hatte. Diese Ernennung durch Papst Innozenz VIII. war die Gegenleistung für die Vermählung der ältesten Medici-Tochter Maddalena mit Innozenzens Sohn Francechetto. Mit 37 Jahren bereits war Giovanni dann wundersam zum Papst gewählt worden, musste aber nachträglich erst noch zum Priester und zwei Tage später zum Bischof geweiht werden, um der „Wahl“ nur ja den Anschein einer gottgefälligen Ordnung zu geben. Wen sollte es da noch wundern, dass die Christenheit an ihrer obersten Autorität zweifelte? Es war eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis sich die Wut ihren Weg bahnen würde.
Tatsächlich umgab sich Leo wie beinahe alle Renaissance-Päpste mit herrschaftlichem Prunk und exotischem Luxus – so hielt er sich in seinem Privatzoo sogar einen Elefanten namens Hanno. Mit dem Ablasshandel sollte das Finanzproblem gelöst werden, denn der Bau des neuen Petersdoms sowie die Beschaffung der Kostbarkeiten für die päpstlichen Schatzkammern und privaten Gemächer und nicht zuletzt der Unterhalt der eigenen Truppen verschlangen gigantische Summen.
Zwar erteilte Leo X. reichlich Aufträge für großartige Kunstwerke, aber ausschließlich zur Darstellung der Macht und Herrlichkeit des Vatikans. Michelangelo und Raffael wussten wohl das prunkvolle Dekor zu liefern. Aber er, der in Florenz und Mailand so hoch geschätzte Leonardo da Vinci, kam dabei kaum zum Zuge, weil ihm das Verständnis der Schöpfung wichtiger war als ihre Verherrlichung.
Für Leonardo war es offensichtlich, dass dieser Papst immer noch nicht begriffen hatte, wie wichtig die Anatomie für das Wohl der Menschen war. Nur wegen dessen Uneinsichtigkeit war er jetzt auf die Geldgier dieser verschlagenen Totengräber angewiesen, um einen Leichnam für seine Studien auf den Seziertisch zu bekommen, den nun wirklich niemand mehr haben wollte und den zu bestatten sogar die Obrigkeit eigentlich zu geizig war. Durch dieses ebenso willkürliche wie ärgerliche Verbot sah sich Leonardo daran gehindert, noch mehr der unendlich vielen Geheimnisse der wahren Schöpfungskrone zu entdecken und sein vor vielen Jahren schon begonnenes Werk zu vervollständigen. Nun wollte er sich aber auch durch das päpstliche Dekret nicht mehr länger daran hindern lassen.
Unter den gegebenen Umständen war es natürlich ausgeschlossen, die Sektionen im Belvedere vorzunehmen. Dass Leonardo in diesem eher bescheidenen Raum mit dem schweren Tisch in der Mitte ein halbwegs geeignetes Ausweichquartier gefunden hatte, war nur der Tatsache zu verdanken, dass er auch außerhalb des Vatikans gute Kontakte unterhielt. Doch missfiel ihm diese Heimlichkeit und noch mehr verletzte ihn die Erniedrigung, die damit einher ging.
Die Abhängigkeit vom Wohl und Wehe, den Launen und Sympathien durchweg skrupelloser Machtmenschen war das Los der Künstler seiner Zeit – und aller anderen Menschen natürlich auch. Da, wo diese Geschichte enden wird, führte gerade ein besonders übles Exemplar dieser Gattung namens Heinrich VIII. sein blutiges Regiment. Mit diesem sollte der nächste Papst aus dem Hause Medici eine Menge Ärger bekommen. Guilio de Medici folgte als Clemens VII. seinem Cousin Leo X. auf den Thron – nach dem kurzen Intermezzo des letzten deutschen Papstes Hadrian VI. vor Benedikt XVI.
Leonardo öffnete die Rolle und betrachtete den Körper, dessen Besitzer am frühen Morgen den Preis für einen ebenso dummen wie hinterhältigen Raubmord hatte bezahlen müssen. Was für ein Gesicht! Es war noch immer blau vom Strang, der auch die mäandernden Würgemale am Hals hinterlassen hatte. Die Ausmaße des Unterkiefers standen in geradezu lächerlichem Verhältnis zu den wenigen Zahnresten, die noch die Kauleiste zierten. Die Nase mit scharfem Abknick gewaltig. Der Kerl sah noch im Tode brutal aus.
Solche Gesichter hatte Leonardo früher oft skizziert. Heute war er mehr an den unteren Extremitäten, insbesondere am Knochenbau des Fußes interessiert. Er legte die Papiere zurecht, die Federn und die Tusche, band sich ein mit Wohlgerüchen getränktes Tuch vor Mund und Nase. Dann nahm er endlich das Messer in die Linke. Es kostete ihn immer noch eine ganze Menge Überwindung, in die Haut zu schneiden, um so Muskeln, Knochen und Sehnen frei zu legen. Der erste Schnitt war immer der schlimmste. Er musste sich beeilen und seine Zeichnungen fertig haben, bevor Lavendel-und Zitronenduft zu schwach sein würden.
1. Der Fund
Der Zollinspektor Norbert Napiralla und seine junge Kollegin, Inspektoren-Anwärterin Claudia Wasserzieher, standen vor dem Rollband und verrichteten mit gemächlicher Routine in dem einem Fall, gespannter Erwartung im anderen, was Napiralla schon seit Jahren und seine Assistentin heute zum ersten Mal im Rahmen ihrer Ausbildung zu tun hatten: den nächsten Koffer oder Sack, die nächste Reisetasche oder Kiste oder das nächste wie auch immer gestaltete Behältnis vom Gepäck-Container auf das Rollband mit der richtigen Arbeitshöhe wuchten und bis zum Arbeitsplatz rollen. Hier waren alle Werkzeuge in Schalen oder an Haken griffbereit, die man für ein schnelles, aber behutsames Öffnen eines Koffers benötigt. Für die harten Fälle waren Brechstange und Flex natürlich auch im Maschinenpark vorhanden. Der Einsatz von schwerem Gerät wurde aber weitgehend vermieden, weil die Gepäckstücke durch den Eingriff ja nicht unbrauchbar werden sollten. Die meisten waren ohnehin entweder gar nicht verschlossen oder nur mit einfachsten Spielzeugschlössern versehen, die allenfalls ein Aufplatzen des Koffers oder bei den Reisetaschen ein Öffnen der Reißverschlüsse verhindern sollten. Solche Verschlüsse wurden mit einem Griff erledigt. Die Samsonites, sonstige Diplomatenkoffer und Hartschalen boten da manchmal schon mehr Widerstand.
Sein Hobby American Football hatte die Figur des Zöllners geformt – deshalb war ein 30-Kilo-Koffer für ihn ein Witz, hundert davon ein gutes Training. Zurzeit wurde das Muskelspiel auch gerne gezeigt, weil die junge Kollegin ein echtes Sahneschnittchen war. Napiralla konnte es nach gut sechs Jahren mit jedem Safeknacker aufnehmen. Auch die Hartschalen mit festen Schlössern waren meistens nach wenigen Sekunden unter Einsatz einfacher Werkzeuge geknackt, wobei fast immer ein Besteck mit verschiedenen Nadeln, Dornen und Haken genügte – einem Fahrradpannen-Set nicht unähnlich oder einem Schweizer Offiziersmesser.
Mit im Raum war noch ihr unmittelbarer Vorgesetzter, Zolloberinspektor Herbert Geschonneck, ein gemütlicher Pykniker mit Halbglatze und einer Pensionswartefrist von grob geschätzt 22 Jahren. Er war der Herr über Telefon, Computer und Digital-Kamera.
Mit geübtem Griff öffnete Napiralla den vor ihm liegenden Koffer: mittelgroß, rot, von außen schon als Damenkoffer erkennbar. Während seine Hände durch Blusen und Büstenhalter fuhren, bot er seiner neuen Kollegin fachliche Informationen im Doppelpack mit philosophischen Erkenntnissen.
„Dreht ein Gepäckstück immer noch einsam seine Runden, wenn alle Fluggäste bereits weg sind und das Band dann für einen anderen Flug gebraucht wird, kommt es hierher zu uns ins Fundbüro, bekommt einen Aufkleber mit Datum, wird hier ins Regal gestapelt und maximal sechs Monate aufbewahrt. Überall, wo es ein Namensschild oder einen anderen Hinweis gibt, eine Adresse oder Telefonnummer, versucht die Fundstelle, den rechtmäßigen Eigentümer ausfindig zu machen. Nach ein bisschen Schonzeit öffnen wir die Koffer ohne Namenschild. Gibt es im Koffer einen eindeutigen Hinweis, wird auch dieser Besitzer benachrichtigt. Über die Hälfte aller Teile wird in dieser Zeit auch abgeholt. Vor der Versteigerung werden alle Gepäckstücke von uns geöffnet und der Inhalt überprüft. Ich mache das hier schon ein paar Jahre – der Herbert noch länger. Bisher ist es mir nie langweilig geworden. Ich bin noch immer neugierig, was ich in dem Gepäckstück finde. Zuerst sieht man, ob der Koffer auf dem Hin-oder auf dem Rückflug verloren gegangen ist – die einen sind sorgfältig gepackt, die anderen eher Kraut und Rüben. Meistens riecht man es auch. Dann sieht man auch, ob es ein Damen-Herren- oder Kinderkoffer ist, weil ja der Inhalt immer typisch ist. Natürlich gibt es das auch gemischt, Pyjama und Nachthemd für Paare oder Schminktasche mit Teddybär für Mutter-Kind-Kombinationen. Bei jedem Koffer mache ich mir meine Gedanken und stelle mir die Person vor, der er mal gehört hat. Dahinter steckt immer auch eine ganze Geschichte. Die Stücke kommen ja aus aller Welt hierher – das finde ich richtig spannend.“
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