Keine Stunde später schlenderten Laura und Jan Hand in Hand durch Köln und betrachtete die Schaufenster. Die erste Boutique, in der sie hängen blieben, war quasi schon eine Art Stammladen von Laura, in dem sie eigentlich immer fündig wurde. Dieses Mal gestaltete sich die Suche nach einem angemessen Büro Rock allerdings äußerst schwierig, da Jan immer wieder mit einem extrem kurzen Rock ankam, wovon Laura bereits etliche im Schrank hatte und die sie tagsüber im Büro für unangebracht hielt. Mit einem passenden Teil kam dann aber die Verkäuferin, die Lauras, obwohl sie erst seit einem Jahr zum Kundenkreis zählte, bereits gut kannte, um die Ecke. Es war ein mittellanger, grauer Stiftrock aus reiner Schurwolle, der hinten zwar einen recht hoch angesetzten Schlitz hatte, aus Lauras Sicht aber soeben noch als seriös durchging. Da er zudem wie angegossen saß und Jan der Meinung war, dass er würde perfekt zu ihr passen würde, war er gekauft. In einem Schuhgeschäft, nur ein paar Meter weiter, lief es dann ähnlich gut. Die Auswahl an tragbaren Pumps, in denen Laura den ganzen Tag laufen konnte, war wesentlich größer als erwartet, so dass sie letztendlich die Qual der Wahl hatte. Wie meistens bei Schuhen folgte sie Jan Empfehlung, der aus Sicht eines Mannes ihrer Meinung nach am besten beurteilen konnte, was an Frauen gut aussah und was weniger. Das Ergebnis war ein schlichter, dunkelgrauer Pumps mit einem relativ hohen Blockabsatz, sowie ein schwarzer Riemchenpumps mit Plateau. Zwar stand Laura nicht so sehr auf Riemchenpumps, wusste jedoch, dass diese bei Männern immer gut ankamen. Noch dazu musste sie zugeben, dass sie durch das Plateau trotz der respektablen Absatzhöhe bequemer waren, als sie aussahen.
Ein Besuch bei ihrem inzwischen schon Stammitaliener in einer kleinen Seitenstraße der Altstadt rundete den, aus Lauras Sicht, gelungenen Nachmittag ab. Die wenigen Tage bis zum 1. Februar, an dem Laura ihren ersten Arbeitstag haben sollte, vergingen dann geradezu wie im Flug. Vor dem Hintergrund, dass Laura schon bald nicht mehr so viel Zeit für Sport haben sollte, ging sie an diesen Tagen jeden Tag ins Sportstudio oder in den Wald joggen. Für Laura gehörte Sport einfach zum Leben dazu. Die Tatsache, dass sie zukünftig weniger Zeit dafür haben sollte, war der einzige große Nachteil an ihrem neuen Job. Und ohne Sport, da war Laura überzeugt, hätte sie mit Mitte vierzig nicht einen Body-Maß-Index von 20,2, von dem die meisten anderen Frauen nur träumten. Lauras Motto lautete stets von Nichts kommt Nichts . Insofern war sie stolz auf ihre perfekten Beine, den knackigen Po und die zwar kleinen aber straffen Brüste, die selbst ohne BH mehr als ansehnlich waren. Und Laura zeigte gerne was sie hatte, es musste allerdings zur jeweiligen Situation passen. Während sie zu Partys auch schon mal im kleinen Schwarzen und High Heels ging, kamen für sie ins Büro nur längere Kleider oder Röcke und in der Regel etwas flachere Schuhe in Frage, die für meisten Frauen aber immer noch als High Heels durchgegangen wären. Keinen Unterschied zwischen Büro, Freizeit oder Party macht Laura hingegen bei ihrer Wäsche. Strümpfe mit oder ohne Halter waren für sie ebenso ein Muss wie Büstenheben oder BHs, die ihre Nippel nicht bedeckten. Laura wusste, dass sie keinen großen Busen hatte, und wenn sie folglich mit etwas auftrumpfen konnte dann waren es ihre nahezu immer steifen Nippel, die sich durch Bluse oder Pulli abzeichneten.
Im Sternzeichen der Waage geboren, traf Laura anziehtechnisch zwar stets den richtigen Ton, tat sich mitunter jedoch sehr schwer, morgens für etwas zu entscheiden. Entsprechend hatte sie sich vier Mal um entschieden, bevor ihr Outfit für ihren ersten Arbeitstag feststand. Letztendlich wurde es dann der neue, graue Rock, ein heller Kaschmir-Pulli und ein Paar dunkelgraue, hohe Stiefel, die perfekt zur Farbe ihres Rocks passten. Laura hatte sich mit Herrn Plincker darauf verständigt, an ihrem ersten Tag um acht Uhr im Büro zu sein, und sie war pünktlich. Zunächst wurde sie sehr freundlich von Herrn Rausch begrüßt, der sie in ihr Büro brachte. Herr Plincker selbst war zwar noch nicht da, dennoch stand ein kleiner Strauß mit weißen Rosen auf ihrem Schreibtisch, was sie sehr überraschte und darin bestätigte, dass ihr neuer Arbeitgeber viel Wert auf ein gutes Arbeitsklima legte. Und dass er dann auch noch mit weißen Rosen genau die Farbe getroffen hatte, die Laura am liebsten mochte, mache die Geste für sie perfekt.
Nachdem Herr Plincker gekommen war und Laura fast schon ein wenig zu freundlich begrüßt hatte, nahm er sie zunächst im wahrsten Sinne des Wortes an die Hand und führte sie zum Vorstellen der Kollegen durch die Büros. Da die Metallbranche nach Aussage von Herrn Plincker sehr männerlastig war, gab es folglich bei Firma Plincker weit mehr männliche als weibliche Kollegen. Entsprechend erregte Laura bei ihrem ersten Auftritt auch ein wenig Aufsehen, denn andere Frauen in Rock oder gar mit hohen Stiefeln hatte sie unter den Kolleginnen sonst nicht ausmachen können. In jedem der Büros spielte sich nahezu die gleiche Szene ab. Während Laura kurz erzählte, wo sie herkam und dass sie sich freue, nun für Firma Plincker zu arbeiten, musterten insbesondere die männlichen Kollegen ihre langen Beine und ihren knackigen Hintern, der durch den eng sitzenden Rock perfekt betont wurde. Laura war das alles nicht entgangen und nach dem Rundgang war ihr klar, dass sie in dieser Firma künftig dezenter auftreten müsste, wenn sie sich nicht gleich ihren Ruf als seriöse Sekretärin ruinieren wollte.
Als Laura mit Herrn Plincker schließlich wieder die Treppe hoch in die obere Büroetage ging, spürte sie förmlich seine Blicke an ihren Beinen und Po hängen. Was sie jedoch nicht wusste war, dass der Schlitz ihres Rocks beim Treppensteigen so weit hoch rutschte, dass Herr Plincker mühelos den Spitzenansatz ihrer grauen halterlosen Strümpfe sehen konnte. Ebenso blieb ihr die Beule, die sich in seiner Hose bei diesem Anblick gebildet hatte, verborgen. Im Laufe des restlichen Tages arbeitete sich Laura in ihr Büro ein, wobei Herr Plincker ihr auf ihre Bitte hin jeden einzelnen Ordner erklärte. Offenbar hatte er sich diesen Tag von allen anderen Terminen frei geschaufelt, so dass er stets zur Verfügung stand, wenn sie auch nur die kleinste Frage hatte.
In den kommenden Tagen merkte Laura schnell, dass sich die Tätigkeiten kaum von denen in ihrem vorherigen Job unterschieden, nur dass eben Chef, Kollegen und Kunden andere waren. Nach den Erfahrungen an ihrem ersten Arbeitstag hatte Laura ihren Kleidungsstil darauf folgend etwas dezenter gewählt. Vor allen Dingen waren die Absätze, die sie ins Büro trug, deutlich flacher und ihre Kleider mindestens eine Handbreite länger. Da Herr Plincker allerdings zu den Typen von Chefs zählte, die ihren Mitarbeitern stets ein offenes Feedback gaben und sich weder mit Lob noch mit Kritik zurückhielten, dauerte es nicht lange, bis er Laura prompt darauf ansprach. Laura war inzwischen knapp drei Wochen bei Firma Plincker, als für den nächsten Tag ein Besuch eines wichtigen Geschäftspartners anstand. Herr Plincker hatte sie entsprechend, um ihr noch ein paar Anweisungen zur Vorbereitung des Gesprächstermins zu geben, in sein Büro gebeten. Zu Lauras Erstaunen bedankte er sich zunächst überschwänglich bei Laura für die nach nur so kurzer Zeit perfekte Unterstützung und gute Zusammenarbeit. Nach zwei Minuten vollen Lobes kam Herr Plincker jedoch dann auf den Punkt, bei dem es Laura fast den Atem verschlug. „Während ich mit ihrer Arbeitsleistung voll zufrieden bin, enttäuschen sie mich allerdings, bis auf den ersten Arbeitstag, leider mit ihren Outfits. Verstehen sie mich bitte nicht falsch, aber ich habe sie in den zwei Vorstellungsgesprächen als attraktive und äußerst elegante Lady kennengelernt und erwarte einfach, dass sie auch in dieser Art täglich zur Arbeit erscheinen“.
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