Ich sehe auf den wandernden Mann vor mir und denke, wie viele Lichtjahre sind es dieses Jahr? Und gleichzeitig sehe ich mich das erste Mal hier im Sommer.
Ich war entzückt. Blumen wuchsen zwischen den Ruinen, durch die leeren Fensterhöhlen strahlte der blaue Himmel, das Meer rauschte, ich ließ mich jubelnd auf der Steinbank nieder und jauchzte: "Ach, was für ein himmlisches Plätzchen!" Ich schloss genießerisch die Augen und hörte: "Ich glaube, es war ein höllisches Plätzchen."
Ich hielt mein Gesicht der warmen Sonne entgegen, und plötzlich hörte ich das Meer gegen die Klippen donnern, der Wind heulte und der Regen prasselte. Die Wellen jagten gegen die Klippen, und die Gischt sprühte über die Weide.
Ich füllte die drei winzigen Räume mit Leben. Die Eltern, wie viele Kinder? Bestimmt viele. Wo haben die alle geschlafen? Der Kamin stand noch, dort brannte das Torffeuer Ich spürte die Kälte und Nässe. Ich dachte an die langen, einsamen Schulwege der Kinder.
Das konnte ich sehr gut nachempfinden, ich spürte fast die Frostbeulen an meinen Händen, und mangels Socken waren meine Füße in Zeitungspapier gewickelt. Den Geruch trocknender Windeln über dem Herd begleitete die Wintermonate. Und um das Haus die Flüsse, die im Frühjahr zur Schneeschmelze alles überfluteten und fauligen Morast hinterließen. So waren die Verhältnisse nach dem Krieg. Aber dann schlichen sich in meine Gedanken die Wiesen voller Himmelschlüsselchen, ich sah die hellgrünen Weiden und im Bach die Forellen, ich hörte die Lerchen über dem Kornfeld, die Windeln flatterten im Wind, und das Heu duftete.
Wir einigten uns später auf ein "himmlisch-höllisches Plätzchen".
Der Abstand zwischen ihm und mir vergrößert sich. Mit gleichbleibendem Schritttempo steigt er eine Anhöhe hinauf. Meine Kondition ist sehr mäßig, ich lasse mir Zeit, und meine Gedanken halten das kleine, frostbeulige Mädchen fest. Sie läuft neben mir her.
Dünne Zöpfe, dünne Beine, die handschuhlosen Hände blaugefroren. Ständig zog sie die Nase hoch. Alles an war eckig und linkisch. Nein, sie war weder so lustig noch so süß wie ihre jüngeren Schwestern. Sie musste sich schon ziemlich abrappeln, um bei dieser Konkurrenz etwas Liebe abzubekommen. Sie war tüchtig und nützlich, jawohl: Man konnte sich auf Eva verlassen.
Nachts aber, wenn sie ihr Kopfkissen umarmte, dann wurde sie zum anmutigsten und schönsten Wesen. Sie baute an ihrem goldenen Haus, und dort hatte sie ihre goldene Ecke. Die Säle füllten sich mit Freunden, Elfen und vor allem natürlich mit Prinzen. Dort spielte sich ihr Leben ab, dort in der goldenen Ecke gab es Farben, Pinsel und Papier in Hülle und Fülle, dort malte sie oder sang -sehr zur Freude ihres Lieblingsprinzen. Diesen Prinzen rettete sie sich auch in den Tag, er begleitete sie auf dem Schulweg, er stand in der Pause neben ihr, sie flüsterte und lachte mit ihm. Sie entzog sich der Wirklichkeit. "Lange Zeit", sagte die kleine Blaugefrorene an meiner Seite.
Als Manfred sozusagen in ihr Leben trat, wurde ihre goldene Ecke real, sie baute einen Hausstand. Sie dekorierte, nähte und tapezierte, ach wie tüchtig. Ach, wie geschmackvoll sie alles machte, und schwanger war sie auch. Nun sah sie hübsch aus. In meinen Gedanken geht sie mit ihren schönen italienischen Schuhen strahlend neben mir.
Total aus der Puste erreiche ich den Turm, hier muss er doch auf mich warten, und er wartet. Er steht im Windschatten und lächelt, als ich schnaufend um die Ecke komme. Ich habe kalte, schmerzende Ohren.
"Na, hast du immer noch nicht genug, ich bin schon fix und fertig. Komm, lass uns den Rückweg antreten."
Er nimmt meine Hand, und nun gehen wir zusammen die Steilküste entlang. Vorbei an den braunrot glänzenden Felswänden, wir hören das Wasser in den Schluchten donnern, sehen das helle Licht auf den kleinen Vogelinseln. Wir trampeln durch ein Farnfeld und müssen aufpassen, nicht in Löchern zu versinken. Er hilft mir über glitschige Steine und moorige Bäche. Er hält den Stacheldraht hoch, und ich krieche durch, froh, dass auf der anderen Seite der Fahrweg ist. Angenehm geht es sich da, und nach ein paar Kurven sehe ich mit Vergnügen einen roten Farbtupfer, unser Auto.
Wohlige Wärme empfängt uns, als wir das Haus aufschließen, noch mit Wanderschuhen an den Füßen setze ich das Teewasser auf. Zufrieden seufzend sitzen wir am Kamin, die Whiskyflasche steht neben der Teekanne. Alles ist so, wie es sein soll. Nur fünf Minuten dauert unser genießerisch-schweigender Aufenthalt, da hören wir Kinderfüße auf dem Weg, das Gartentörchen quietscht, und energisch wird der Türklopfer betätigt. Wir sehen uns an und ziehen bedauernde Gesichter, er steht auf und öffnet den Kindern. "Brüderchen und Schwesterchen" betreten das Wohnzimmer. Alice hat ihr Lächeln in den Mundwinkeln festgeklemmt, Paddy schaut auf dem Boden. Eng beisammen sitzen sie auf einer Sesselkante, sie starren ins Feuer. Wir sind verlegen, wie wollen wir ein Gespräch anfangen? Und dann fragen wir wie aus einem Mund: "Wie geht es euch?", und auch sie antworten gleichzeitig: "Gut".
Und in der Schule geht es auch gut? Sie nicken. "Na, Paddy, kannst du ein neues Lied?"
"Nein." Ich fühle mich ratlos und ärgere mich über unsere dummen Fragen. Wir wissen, es kann ihnen nicht gut gehen, denn ihre Mutter ist nicht mehr da. Und mit ihr verschwand der lustige Clown und das verliebte Koboldlächeln.
Paddy zerrt an Alices Hand, er will fort.
"Ja", sagt sie, "der Vater ist daheim, er geht nicht mehr fischen."
"Kommt", sagt er betont munter, "ich fahre euch nach Hause", und zu mir gewandt, "ich muss mit Jim sprechen, besser, ich schiebe es nicht auf."
Das Feuer verbreitet Gemütlichkeit, ich halte meine Hände um die große Teetasse, und in mir baut sich eine böse Wut gegen Anne auf.
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