Wolfgang Cremer - Eine Insel in 650m Höhe

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Nichts ist wie es war. Eine Katastrophe stellt einen Menschen vor scheinbar unlösbaren Problemen. Es beginnt der Kampf um das Überleben. Viele kleine Zufälle ermöglichen aus der Verzweiflung ein Leben wie im Paradies zu führen

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Wolfgang Cremer

Eine Insel in 650m Höhe

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Inhaltsverzeichnis Titel Wolfgang Cremer Eine Insel in 650m Höhe Dieses ebook - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Wolfgang Cremer Eine Insel in 650m Höhe Dieses ebook wurde erstellt bei

Die Katastrophe

Die Straße

Die erste Enttäuschung

Der LKW

Die zweite Enttäuschung

Das Paradies

Die Jagdhütte

Die Erkundung

Die Wiederkehr

Die Fallgrube

Entenhausen

Bestandsaufnahme

Der erste Hase

Der Supermarkt

Der erste Winter

Die Krankheit

Die Ernte bestellen

Die Notrufflagge

Die Quelle

Das Ende der Einsamkeit

Ein Lebensrückblick

Neue Erkundung

Ein Schiff ?

Verteidigung

Die Natur schlägt zurück

Impressum neobooks

Die Katastrophe

Den dritten Tag war ich nun unterwegs. Alleine mit einem riesigem Rucksack in den scheinbar endlosen Weiten der belgischen Wälder. Ausspannen, den Kopf frei machen und den alltäglichen Sorgen und Nöten einfach entfliehen. Keinerlei Stress haben. Gehen solange ich wollte, bleiben wo ich wollte. Kein Radio, kein Handy, kein PC und kein Fernseher. Natur pur. So hatte ich mir das vorgestellt. Gut den PDA hatte ich mit ausreichender Batteriekapazität doch mitgenommen. Aber nur wegen der Navigation über GPS. Der Rucksack war natürlich auch entschieden zu schwer geworden. Mini Zelt, Schlafsack und Isomatte waren zwar großvolumig aber die Lebensmittel machten das Gewicht aus. Es tröstete jedoch die Vorstellung, dass es ja jeden Tag etwas leichter wurde.

Ich ging nicht schnell, eher schon fast langsam und bedächtig. Meistens auf Tierpfaden, machte viele Pausen und genoss die Einsamkeit und die Natur in vollen Zügen. Ich legte mich auf den weichen Boden und lauschte den Stimmen des Waldes. Nie war es mir so bewusst gewesen wie laut der Wald im Grunde ist. Vogelgesang und warnende Schreie die mich als Eindringling verrieten, das Rauschen des Windes in den Bäumen. Laute, die man ansonsten nicht wahrnimmt, weil irgendeiner immer irgendetwas zu erzählen hat. Hatte ich keine Lust mehr weiterzugehen, suchte ich mir eine trockene und geschützte Stelle und begann mein Lager aufzubauen. Natürlich war das schnell geschehen. Den Boden etwas säubern mit Farn auslegen und das kleine Zelt war in wenigen Minuten errichtet. Im Grunde genommen gehörte jetzt ein kleines Lagerfeuer dazu um die Romantik zu komplettieren, aber das traute ich mich dann doch nicht. Ein kleiner Kocher mit Gaskartusche heizte das bisschen Wasser schnell auf und die Suppe aus der Tüte sowie eine kleingeschnittene Cabanossi wurden zu einem leckeren Mahl in der Wildnis zubereitet.

Ich ging früh schlafen, meist mit Einbruch der Dämmerung. Hier im Wald waren alle Schlafstörungen wie weggeblasen. Das mochte an der ständigen frischen Luft liegen oder auch mit Sicherheit an der ganztägigen Bewegung. Die Bewegung schien mir sowieso sehr gut zu tun. Bis auf den Muskelkater in den Schultern der vom schweren Rucksack sein mochte hatte ich keine Probleme bisher. Einen Wecker brauchte ich nicht. Geweckt von den unzähligen Vogellauten und den Sonnenstrahlen die sich einen Weg durch die Bäume brachen und mein kleines Zelt sehr schnell aufheizten. Das war mein Wecker. Ich genoss diesen Augenblick des Wachwerdens und der Gewissheit einen weiteren Tag ohne Termine und Verpflichtungen in der Natur verbringen zu dürfen.

Ich versuchte immer den Lagerplatz in der Nähe eines Rinnsals zu wählen. Das hatte vielfältige Vorteile. Es erleichterte die morgendliche Toilette sehr, Wasser für Abendbrot und zum Füllen der Tagesration Trinkwasser konnte frisch aufgenommen werden und nichts auf der Welt war beruhigender zu Einschlafen als das leise Plätschern von Wasser in einem noch so kleinen Graben. Glücklicherweise waren meine Sorgen um Mücken und Zecken bisher vergeblich geblieben. Unbeschadet hatte ich bisher meine kleine Wanderung, mein kleines Abenteuer überstanden. Das Frühstück bestand aus einem löslichen Kaffee, etwas Schüttelbrot und der zweiten Cabanossi. Das sollte erst mal reichen um den Tag zu beginnen. Es war wunderschön in den warmen Sonnenstrahlen die das Frühjahr jetzt mitbrachten. Gerade wollte ich beginnen mein Lager abzubrechen, da drangen einige Geräusche zu mir die nicht vom leichten Wind stammen konnten. Drei nein vier Rehe kamen durchs Unterholz auf die Kleine von Sonnenstrahlen überflutete Lichtung und nahmen ganz vorsichtig Witterung auf. Das noch von leichtem Tau der Nacht befeuchtete Gras stellte sicherlich einen Leckerbissen dar. Es war ein herrliches Bild, diesen eleganten Tieren beim Frühstück zuzusehen. Es mochte fast eine Stunde vergangen sein, bis sich das kleine Rudel wieder zur anderen Seite in den Wald entfernte. Dies war dann auch für mich das Zeichen zum Abbruch des Lagers. Reste wurden vergraben und der inzwischen gut gelüftete Schlafsack zusammengerollt. Es wunderte mich immer wie viele kleine Schmutzpartikel mit ins Zelt gebracht wurden. Gründlich schüttelte ich es aus und faltete es genau nach Vorgabe zusammen um es zusammen mit der Isomatte an den übergroßen Rucksack zu binden. Ja, ich war spät dran heute, sehr spät sogar. Aber es war ja auch vollkommen unerheblich. Keine Zeitvorgabe für das nächste Nachtlager und das Schauspiel das mir die Rehe geboten hatten war die verlorene Zeit allemal wert. So begann ich also meinen neuen Tagesmarsch erst gegen 11°°Uhr und schritt dennoch gemütlich und mit bester Laune entlang der von mir zu Hause festgelegten Route. Das Wandern nach GPS verbrauchte erfreulicherweise weniger Strom als gedacht. Das war darin begründet, dass ich immer nur kurz die Richtung überprüfte und dann das Display wieder abschaltete.

Das Wetter änderte sich. Bewölkung zog auf und der Wind frischte zunehmend aus Westen auf. Es mochte zwar erst gegen 15°°Uhr sein, aber dennoch beschloss ich eine sich bietende Lagermöglichkeit nicht verstreichen zu lassen. Zwei Rehe brachen aus einem dichten Wald mit Jungfichten heraus und stürmten mit höchster Eile davon. Ein Kaninchen raste in eine andere Richtung. Aber ich konnte nicht ausmachen was die Tiere so aufgeschreckt hatte. Dennoch irgendetwas war seltsam. Ich wusste nur nicht was. Es hatte sich etwas gravierend verändert in den letzten Minuten, aber was. Ich horche in den Wald hinein. Nichts. Das war es, genau das war es, es war nichts. Völlige Stille. Mein Atem stockte, nicht ein einziger Vogel war zu hören, nicht ein einziges Blatt am Baum bewegte sich. Es war Still. Einfach nur still. Total unnatürlich und beängstigend zugleich. Ich versuchte mich abzulenken und dachte über meinen Tag nach.

Nachdem ich fast zwei Stunden durch offenes Venn gewandert war, befand ich mich seit einiger Zeit wieder in einem nicht allzu dichten Mischwald aus Fichten und Laubbäumen. Der Boden fühlte sich ungewöhnlich weich und federnd an und ich blieb einen Augenblick stehen. Nein, ich war nicht sonderlich erschöpft und durchgeschwitzt, aber seit einigen Minuten zeigte sich ein leichter Schwindel. Kaum wahrnehmbar eine leichte Schaukelbewegung meines Umfeldes. In ca. 100m halbrechts bemerkte ich einen kleinen Felsen der sicherlich einen guten Schutz vor dem aus Westen kommenden Wetter sein könnte. Ich setzte mich auf einen Baumstumpf um den Schwindel abklingen zu lassen. Komischerweise wurde es nicht besser sondern mehr. Ich fixierte einen Urlaubsjet der ruhig seine Bahn in Richtung Süden zog und war sehr verwundert. Das Flugzeug blieb stabil in meinem Blick.

Jäh wurde ich aus meinen Gedanken gerissen als ein unbeschreibliches Getöse losbrach. Es schienen 1000 Panzer über den Boden zu rollen und das tiefe dumpfe Rollen wurde zum lauten Gebrüll. Gleichzeitig wurde die Landschaft um mich herum aus den Fugen gezerrt. Erst jetzt begriff ich, dass es ein Erdbeben ein musste. Und scheinbar kein kleines. Voller Panik versuchte ich in Richtung des kleinen Felsens zu gelangen. Immer wieder verlor ich das Gleichgewicht und fiel zu Boden. Der Felsen wollte einfach nicht näherkommen. Verzweifelt versuchte ich auf allen vieren meine Lage zu stabilisieren. Ich blieb im Unterholz hängen, richtete mich mit großem Kraftaufwand auf und versuchte nur das Gleichgewicht zu halten. Mein Gott, so etwas hatte ich noch nicht erlebt. Die ganze Umgebung befand sind Bewegung. Der Boden mitsamt den Bäumen bewegte sich wie Wellen auf dem Meer. Unter lautem Bersten brachen Bäume, die Erde hob sich und riss donnernd auf kam in fast 2m zum Halt. An anderer Stelle riss die Erde zu Gräben auf.

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