Florian Wächter
Vermisst
Im dunklen Wald
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Florian Wächter Vermisst Im dunklen Wald Dieses ebook wurde erstellt bei
Hinweis:Vermisst Hinweis:Vermisst Alle Figuren und Örtlichkeiten sind frei erfunden. Bei Ortsnamen, und auch denen von lebenden Personen, kann es zu Übereinstimmungen kommen, diese sind aber nicht beabsichtigt. „Wer allein in den Wald geht, kommt darin um.“ (Eine Volksweisheit, die aus einer längst vergessenen Zeit stammt, in der undurchdringliche Wälder das Bild des Kontinents prägten.) Der Autor wünscht Ihnen viel Vergnügen beim Lesen.
Prolog Prolog Sie lief. Ohne bestimmtes Ziel. Wohin ihre bloßen Füße sie trugen. Morsche Zweige zerbrachen unter ihrem Gewicht, spitze Steine bohrten sich in ihre Sohlen. Sie stolperte, fiel hin, rappelte sich schluchzend auf und rannte weiter. Sie hatte keine Ahnung, wie lang sie unterwegs war, doch sehr weit konnte sie nicht gekommen sein, als sich die Nacht ihrem Ende zuneigte und der Morgen dämmerte. Verzweifelt blickte sie zum Himmel auf. Der Schutz der Dunkelheit war verwirkt. Wohin jetzt? Sie sah sich hektisch nach allen Richtungen um, suchte nach einem geeigneten Versteck. Endlich fand sie eines, verkroch sich mit angezogenen Knien und klopfendem Herzen im hohlen Baumstamm einer alten Eiche. Es roch nach vermodertem Holz. Es war feucht und kalt. Sie zitterte am ganzen Leib. Wegen der Kälte und wegen des geglückten Fluchtversuchs, der Aufregung. Dann weinte sie bittere Tränen der Verzweiflung. Sie hatte ihren Papa sterben sehen. Es war niemand da gewesen, der sie in den Arm genommen und getröstet hätte. Die Monster, die wenig Menschliches an sich hatten, hatten ihre Mama von ihr getrennt. Sie wusste nicht, was sie mit ihr gemacht hatten, wusste nur, dass Mama noch lebte, als sie von diesen Kreaturen von ihr fortgerissen worden war. Nun war sie auf der Flucht vor den Bestien, die dafür verantwortlich waren, dass ihr Vater tot war. Sie hatte Angst, dass die Verfolger sie finden und zu ihrem Lager zurückbringen könnten, wo ihr Leiden sich fortsetzen würde. Lieber würde sie sterben, wenn die Häscher sie nochmals erwischen sollten, aber noch lebte sie. Dreimal im Laufe des Tages hörte sie, wie die Zweige knackten, als sich die Ungeheuer ihren Weg durchs Unterholz bahnten, um ihrer Fährte zu folgen, die sich in unmittelbarer Nähe verlor. Als der Sturm aufzog und den Stamm des alten Baumes zum Ächzen brachte, gaben die Verfolger auf. Nachdem sich der Regen gelegt hatte, harrte sie noch eine Weile in ihrem Versteck aus, bevor sie es wagte, vorsichtig herauszukriechen. Sie blickte mit bangem Herzen nach allen Richtungen und überlegte, wohin sie sich wenden sollte. Alles sah irgendwie gleich aus in diesem schrecklichen Wald. Sie konnte lediglich erahnen, woher sie gekommen war und eilte in entgegengesetzter Richtung davon.
1 Am Rand der Au, 24. Juni
2 Die Anhalterin, vier Wochen später
3 Franka und Karlo, 29 Juni
4 Die Flucht, drei Wochen danach
5 Aufbruch
6 Entdeckungen
7 Spuren
8 Der Verschlag
9 Das alte Haus
10 Menschenfleisch
11 Verirrt
12 Der Hochstand
13 Das Lagerfeuer
14 Begegnungen
15 Das Bundeskriminalamt (.BK)
16 Der Überfall
17 Das Forsthaus
18 Das Versteck
19 Erste Hilfe
20 Tod und Leben
21 Die Badenden
22 Die Nadel im Heuhaufen
23 Das Haus am Flussarm
24 Fünfzehn Minuten eher
25 Zu spät
26 Aufräumen
Personenliste von „Vermisst“
Weitere e-books des Autors:
Impressum neobooks
Alle Figuren und Örtlichkeiten sind frei erfunden. Bei Ortsnamen, und auch denen von lebenden Personen, kann es zu Übereinstimmungen kommen, diese sind aber nicht beabsichtigt.
„Wer allein in den Wald geht, kommt darin um.“
(Eine Volksweisheit, die aus einer längst vergessenen Zeit stammt, in der undurchdringliche Wälder das Bild des Kontinents prägten.)
Der Autor wünscht Ihnen viel Vergnügen beim Lesen.
Sie lief. Ohne bestimmtes Ziel. Wohin ihre bloßen Füße sie trugen. Morsche Zweige zerbrachen unter ihrem Gewicht, spitze Steine bohrten sich in ihre Sohlen. Sie stolperte, fiel hin, rappelte sich schluchzend auf und rannte weiter. Sie hatte keine Ahnung, wie lang sie unterwegs war, doch sehr weit konnte sie nicht gekommen sein, als sich die Nacht ihrem Ende zuneigte und der Morgen dämmerte. Verzweifelt blickte sie zum Himmel auf. Der Schutz der Dunkelheit war verwirkt. Wohin jetzt? Sie sah sich hektisch nach allen Richtungen um, suchte nach einem geeigneten Versteck. Endlich fand sie eines, verkroch sich mit angezogenen Knien und klopfendem Herzen im hohlen Baumstamm einer alten Eiche. Es roch nach vermodertem Holz. Es war feucht und kalt. Sie zitterte am ganzen Leib. Wegen der Kälte und wegen des geglückten Fluchtversuchs, der Aufregung. Dann weinte sie bittere Tränen der Verzweiflung. Sie hatte ihren Papa sterben sehen. Es war niemand da gewesen, der sie in den Arm genommen und getröstet hätte. Die Monster, die wenig Menschliches an sich hatten, hatten ihre Mama von ihr getrennt. Sie wusste nicht, was sie mit ihr gemacht hatten, wusste nur, dass Mama noch lebte, als sie von diesen Kreaturen von ihr fortgerissen worden war.
Nun war sie auf der Flucht vor den Bestien, die dafür verantwortlich waren, dass ihr Vater tot war. Sie hatte Angst, dass die Verfolger sie finden und zu ihrem Lager zurückbringen könnten, wo ihr Leiden sich fortsetzen würde. Lieber würde sie sterben, wenn die Häscher sie nochmals erwischen sollten, aber noch lebte sie.
Dreimal im Laufe des Tages hörte sie, wie die Zweige knackten, als sich die Ungeheuer ihren Weg durchs Unterholz bahnten, um ihrer Fährte zu folgen, die sich in unmittelbarer Nähe verlor. Als der Sturm aufzog und den Stamm des alten Baumes zum Ächzen brachte, gaben die Verfolger auf. Nachdem sich der Regen gelegt hatte, harrte sie noch eine Weile in ihrem Versteck aus, bevor sie es wagte, vorsichtig herauszukriechen. Sie blickte mit bangem Herzen nach allen Richtungen und überlegte, wohin sie sich wenden sollte. Alles sah irgendwie gleich aus in diesem schrecklichen Wald. Sie konnte lediglich erahnen, woher sie gekommen war und eilte in entgegengesetzter Richtung davon.
1 Am Rand der Au, 24. Juni
„Was ist denn da drüben los?“ Karl-Heinz Silberschmied schirmte seine Augen gegen die tief stehende Sonne ab. So konnte er die lange Wagenkolonne besser sehen, die sich am anderen Ende des Feldes den Forstweg entlang wälzte. „Verdammt, Franka, komm schnell her! Das musst du dir angucken!“
Seine Freundin steckte den Kopf bei der Tür des Wohnmobils heraus. „Was ist denn so wichtig, dass es nicht warten kann, Karlo?“ In der rechten Hand hielt sie ein Küchenmesser, mit dem sie gerade Kartoffeln geschnitten hatte, die sie untertags von einem Feld geklaut hatten.
„Ich glaub, das sind Bullen. Jede Menge Bullen … eine ganze Armee!“
Franka riss ihre dunklen Augen weit auf, sprang die Treppe herunter und stellte sich neben ihn. „Du hast recht. Manno, das ist echt abgefahren. Da muss was passiert sein.“
Sie beobachteten staunend, wie etwas mehr als ein Dutzend Wagen nach und nach im Wald untertauchten, bis nur noch eine riesige Staubwolke an sie erinnerte.
„Die werden doch nicht etwa wegen uns hier sein?“
Karlo lachte. Es war ein knapper Laut, der von Unsicherheit geprägt war. „Nee, das glaub ich nicht. Wegen dem bisschen Gemüse? Franka! Da kommt vielleicht ein Dorfbulle auf dem Fahrrad, aber nicht ´ne ganze Legion.“
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