Rainer Schulz - Unterwegs zu Sándor

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Unterwegs zu Sándor: краткое содержание, описание и аннотация

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Wenn Jani, der Ich-Erzähler, in Ungarn, Tschechien und Israel allein, mit Carola oder Ines unterwegs ist, um Geschehnissen nachzuspüren, die in einen neuen Roman einfließen könnten, begegnet er an Orten, die ihm magisch erscheinen, wirklich oder vorgestellt Menschen, mit denen sich für ihn Liebe und Hass, Freundschaft und Feindseligkeit, Beglückung und Trauer verbinden. Während er, auf unterschiedliche Weise daran erinnert, vieles von dem, was ihm in zügellosen Zeiten widerfahren ist, noch mal durchlebt, kommt ihm immer öfter Sándor in den Sinn, der sich, wie er im Dorf am Rande der Puszta geboren, im Frühjahr 1944 als Einziger aus dem scharf bewachten Judenzug zu fliehen wagte.
Um zu erfahren, was aus ihm geworden ist, besucht er ihn schließlich mit Ines weit über Haifa in seinem auf einem Hang des Karmel erbauten Haus. Wird Sándor, der lange an der nahen Universität gelehrt hat, bereit sein, von sich preiszugeben, was Jani wissen müsste, um über ihn schreiben zu können?

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Den Baum, weiß ich, seit wir in Haifa gewesen sind, kannten auch Ildikó und Sándor. Sie hockten dort, durch einige dornige Büsche vor unerwünschter Sicht geschützt, nahe nebeneinander, lehnten ihre Rücken gegen den schrundigen Stamm und träumten sich fort in ein andres Land, wo Sándor keinen Davidstern mehr tragen müsste und nicht täglich von Mitschülern angefeindet würde.

Erst am letzten Nachmittag schaffen wir es, in die St.-Stephan-Basilika zu gehen. Ihr Bau hat über ein halbes Jahrhundert gedauert und wurde 1905 vollendet. Die Kuppel ragt 96 Meter in den türkisfarbenen Himmel, an dem sich ein paar weißgraue Wolken plustern.

Innen empfängt uns wie in der Felsenkapelle am Gellért-Berg die Gotteshäusern eigene Stille. Ich spüre, dass Carola beeindruckt ist wie ich. Obwohl Großmutter es nicht erwähnt hat, nehme ich an, dass auch sie in der Kirche gewesen ist. Sie wird, denke ich, in einer Bankreihe niedergekniet sein, um mit gesenktem Kopf, geschlossenen Augen und gefalteten Händen zu beten, wie sie es später, in Görlitz, Tag für Tag in ihrem schmalen, lichtarmen Zimmer getan hat. Der Raum, in dem sie ihr entschwindendes Leben verdämmerte, bot nichts mehr, was sie noch zum Hinschauen gereizt hätte, und auch ein Blick durchs Fenster auf den Hinterhof wäre kaum tröstlicher gewesen. Von den grauen Wänden bröckelte der Putz, die Linde, deren Grün Großmutter früher erfreut hatte, schien zu verdorren, und ihre Sehnsucht, anfangs von den Federwölkchen, die südwärts segelten, immer aufs Neue entfacht, glomm kaum noch.

Während ich neben Carola niederknie und meinen Blick nach unten richte, fühle ich mich ganz in meine Erinnerung entrückt. Die gedämpften Schrittgeräusche der andren Besucher verstummen, und mir ist, als höre ich von fern Gesang. Er scheint sich zu nähern, und ich meine, dort zu sein, wo ich nie wirklich gewesen bin. Aber das, was ich aus Großmutters Erzählungen, aus dem Buch, das Sándor seinem Freund Joschi einst mit ungewöhnlicher Absicht gab, und aus Titeln, die ich später ganz gezielt las, erfahren habe, ist so tief in mich gedrungen, dass ich manchmal glaube, ich selbst wäre José gewesen, der in meinem Roman als Ich-Erzähler mit Hernán Cortés ins Reich der Mexica einfiel und auf dem großen Teocalli von Tenochtitlán jene denkwürdige Messe erlebte.

Ich habe die Stelle mehrmals umgearbeitet, so dass sie mir Wort für Wort im Gedächtnis geblieben ist: Nachdem Montezuma unsren Wunsch mit seinen Priestern beraten hatte, erfuhren wir, dass eingetreten war, was wohl selbst Cortés ein wenig verblüffte: Die Azteken überließen uns tatsächlich einen Turm für unsre Gottesdienste.

Um die erhaltene Erlaubnis so schnell wie möglich nutzen zu können, säuberten wir den Raum, schmückten die Wände mit frischen Blumengewinden und errichteten einen Altar, über dem ein Kruzifix und das Bildnis der Heiligen Jungfrau angebracht wurden.

Die erste, von allen mit Spannung erwartete Messe werde ich, da sie unter recht merkwürdigen Umständen stattfand, nie vergessen. Während wir dicht gedrängt im Innern des Heiligtums oder auf der angrenzenden Tempelplattform knieten und nach Pater Olmedos Predigt mit rauen Kehlen das Tedeum anstimmten, scholl aus dem zweiten Heiligtum wilder Gesang, den die aztekischen Priester zu Ehren Huitzilopochtlis erhoben. Die dunkelhäutigen Krieger, die nur wenige Schritte von uns entfernt in ihre Andacht versunken waren, hörten beides wie wir, und da sich in diesem Augenblick niemand an dem doppelten Ritual zu stören schien, kam mir in den Sinn, dass eins das andre nicht ausschließen müsste, wenngleich ich, noch ehe sich der Gedanke verfestigen konnte, zu bezweifeln begann, dass ihn jemand verstehen würde.

Als wir ins Freie treten, werde ich von der schon tief stehenden Sonne geblendet, dass ich die Augen schließen muss. Mir ist immer noch, als höre ich von fern das Tedeum, aber nun klingt es, wie es mir aus unsrer Stadtkirche vertraut ist. Meine leichte Benommenheit weicht erst, als wir schon in der U-Bahn sitzen. Am Heldenplatz steigen wir aus, gehen in den Hof der Burg Vajdahunyad, entdecken wieder den Harfenspieler, setzen uns auf die Bank unter der Platane und hören ihm zu, während mein Blick öfter zum Denkmal des Anonymus gleitet, der durch seine weit ins Gesicht gezogene Kapuze rätselhaft wirkt, wie er zu Lebzeiten gewesen ist. Er konnte sein Geheimnis so gut bewahren, dass bis heute umstritten ist, wer sich hinter dem Autor der vor über achthundert Jahren entstandenen „Gesta Hungarorum“ verbirgt. Vielleicht, denke ich, hätte ich, solange die Mauer noch stand, die man in jener Augustnacht zu errichten begann, als ich vom Bahnhof Zoo mit Anke in der S-Bahn ostwärts fuhr, manche Texte als Namenloser veröffentlichen sollen, wenn es unter den gegebenen Umständen möglich gewesen wäre.

Als in der Nähe einige Raben krächzen, schrecke ich aus meinen Überlegungen. Ich entdecke sie im Geäst eines Baums. Sie sind grau wie jene, die wir zwei Tage vorher im Burgviertel gesehen haben. Früher, in unsrem Dorf, kannte ich nur welche mit pechschwarzem Gefieder. Im Winter sah ich oft durchs Küchenfenster, wie sie sich gegenüber, hinter Lackners Gehöft, zu zehnt oder mehr auf den kahlen, erstarrten Ästen der drei mächtigen Eichen niederließen. Ich hörte die hungrigen Vögel krächzen und beobachtete sie durch eine kleine Sichtfläche, die ich immer wieder ins Eis hauchen musste, weil es sich rasch auf der Scheibe nachbildete. Im Sonnenschein, der ihr Gefieder versilberte, wirkten die Raben groß und schön. Doch trübte es sich ein, schrumpften sie zu winzigen schwarzen Flecken auf einem düsteren Aquarell, das vom Schnee, wenn er dichtflockig zu fallen begann, verwischt wurde.

Carola wirft dem Harfenspieler einige Münzen in die Holzschale, die neben ihm auf einem Hocker steht. Unter den Bäumen des Stadtwäldchens, die unsren Weg säumen, merken wir nicht, dass die Helle überall zu schwinden beginnt, weil sich die dunkel geränderten Wolken rasch vermehren und immer häufiger die Sonne verdecken. Als wir eine mit Splitt bestreute Fläche errei­chen, auf der mehrere Bänke in gleichmäßigen Abständen vor niedrigem Buschwerk stehen, blinzelt sie gerade durch eine Lücke. Nachdem wir uns gesetzt haben, wird mir bewusst, dass ich vor etlichen Jahren schon mal hier gewesen bin. Ich erkenne es an dem kleinen, durch hohe Gitterwände eingezäunten Sportfeld, auf dem wieder einige Jugendliche Fußball spielen. Auch jetzt schaue ich ihnen nur zu, bis ich begreife, dass die Geschehnisse, die ringsum von Kindern, Erwachsenen, Hunden, Katzen, Sperlingen und mehreren Tauben bestimmt werden, kurzweiliger sind. Besonders ein mittelgroßer, hagerer, etwa sechzigjähriger Mann mit bärtigem Gesicht, zottigem Haar, schäbiger Kleidung und abgelaufenen Schuhen erweckt meine Aufmerksamkeit. Er erinnert mich ebenso an den brabbelnden Stadtstreicher, den wir am ersten Morgen im Park nahe dem Moskva tér gesehen haben, wie an den Obdachlosen, der in Jena durch unsre Siedlung stromert und die Deckel der Mülltonnen hebt. Doch während er zu einer freien Bank torkelt, sich umständlich setzt, eine Bierdose öffnet und in kurzen Abständen trinkt, beginne ich zu ahnen, dass ich ihm seinerzeit auf diesem Platz begegnet bin. Als er dann auf unnachahmliche Art an seine linke Kopfseite greift, um sich zu überzeugen, ob die Zigarette, die ihm jemand geschenkt haben mag, noch hinter der Ohrmuschel klemmt, bin ich fast sicher, dass ich mich nicht irre. Wie erwartet, steht er etwas später auf und blickt sich nach jemand um, der ihm Feuer geben könnte. Es scheint, als ergehe es ihm wie damals. Von denen, die er nacheinander anspricht, will oder kann ihm niemand behilflich sein. Schon sieht es aus, als wolle er enttäuscht zu seinem Platz zurückkehren. Da nähern sich ihm drei junge Männer, und einer langt, scheinbar beflissen, sein Feuerzeug aus der Hosentasche. Als der taumelnde Mensch, die Zigarette bereits zwischen seinen Lippen, den Kopf vorschiebt, wird es blitzschnell zurückgezogen und einem der beiden Begleiter zugeworfen. Der wartet, bis der Angetrunkene fast heran ist, ehe er das glitzernde Feuerzeug dem Dritten zuschmeißt, der es geschickt auffängt. Vielleicht, denke ich, ist es nur ein Spiel, wie es manchmal aus Übermut entsteht, und das, wenn sich der Genarrte eine Weile abmüht, noch versöhnlich endet, ohne dass jemand eingreift. Doch ich fühle mich plötzlich auf den Schulhof in Görlitz versetzt, wo Joki, der uns Zugezogene nicht mochte, Anna, die mit ihren Eltern im selben Güterzug wie ich gewesen war, ihre Strickmütze vom Kopf gerissen hatte und sie sich mit seinen Kumpanen zuwarf. Anna rannte, so schnell sie konnte, von einem zum andern, doch sie kam immer zu spät, und je länger sie sich vergeblich anstrengte, desto lauter wurde das schadenfrohe Gelächter der Jungen. Auf einmal blieb sie stehen und schaute mit erhitztem Gesicht zu den Gaffern, die sich ringsum aufgestellt hatten. Ihr Blick wirkte, oberflächlich betrachtet, nur ratlos. Ich aber meinte, in ihren Augen auch einen Vorwurf zu entdecken, als wollte sie uns zurufen: Warum lasst ihr mich im Stich?

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