Landratten unterwegs auf der Donau
2.500 km von Beilngries (Rhein-Main-Donau-Kanal)
bis zum Schwarzen Meer
© 2006 by Dietlinde, Bernd und Setterdame Aylin Majewski, Ismaning
Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
ISBN 978-3-8442-5545-4
Inhalt:
Die Autoren
Vorbereitung
Bootskauf
Reparatur
Probefahrt
Beilngries
Es geht los
Im Delta
Rückfahrt
Informationen
Die Autoren:
Dietlinde Majewski (†2010) war Keramikmeisterin und freischaffende Künsterin. Bernd Majewski ist Kaufmann. Beide waren immer selbständig tätig und sind seit 36 Jahren miteinander verheiratet. Noch bevor Kinder kamen, begannen sie zu reisen. Dabei griffen sie nicht auf Pauschalreisen zurück, sondern planten und reisten grundsätzlich nach eigenen Vorstellungen und Wünschen. Es begann mit Autoreisen in viele europäische Länder. Vom Nordkap bis nach Gibraltar. Zuerst in einem Renault 4, später in selbst ausgebauten VW Bussen. Es folgte der Nahe Osten. Türkei, Iran, Irak, Syrien, Israel, Ägypten. Der VW Bulli und nachfolgende Generationen dienten hier meistens als fahrbares Heim oder man residierte im “Million Star Hotel” unter freiem Himmel. Nicht nur das Reisen, sondern auch das Wohnen nahe der Natur wurde zu einem Lebenswunsch. Sechs lange Jahre der Suche nach einem solchen Zuhause brachten sie zu ihrem bis heute bestehenden Lebenswerk. Seit nun 30 Jahren lebt das Ehepaar in einem ehemaligen Wasserwerk, in der Nähe Münchens, das sie zu einem Wohnparadies ausgebaut haben und das dem Sohn und der Tochter eine unvergleichliche Kindheit beschert hat. Eine zweimalige Saharadurchquerung mit dem Landrover blieb lange ein Höhepunkt. Nun wollten zwei Kinder aufgezogen werden. Eine Berghütte wurde gebaut und viele kurze und lange Wanderungen in den österreichischen und den tiroler Alpen unternommen. Sporttauchen im Roten Meer war lange, bevor dieser Sport zum “Massensport” wurde, wichtig für Dietlinde und Bernd. Die sanfte Faszination der Korallenriffe und des Lebens unterwasser war dann nicht mehr ungestört und so verabschiedeten sie sich von dieser Region der Erde mit einer Reise auf dem Kamel durch den Sinai. Seit 1985 bedingen ehrenamtliche Tätigkeiten regelmäßige Reisen in das südliche Hochland von Tanzania. Mehrwöchige Kanutouren mit den Kindern auf den schwedischen Seen und später in den Masuren brachten die ersten engeren Kontakte mit dem Reisen auf dem Wasser. Um fit zu bleiben, folgten Dietlinde und Bernd 2002 zusammen mit Ihrer Setterdame Aylin der Route München – Venedig, zu Fuß über die Alpen.
Das etwas ältere Ehepaar (so wurden sie während dieses Fußmarsches genannt), ist also nicht ganz reiseunerfahren, als es die Donaureise zu planen begann.
Vorbereitung
Dietlinde ist an allem Schuld.
Vor Jahren ist Dietlinde immer mal wieder ein Stück an der Donau entlang gefahren. Mal mit dem Motorrad, mal mit dem Bus, verfolgte sie den kleinen Bach und sein Grösserund Breiterwerden. Sein Tempo, seine Kraft, das Fliessen und die Anziehungskraft dieses Stroms liessen den Wunsch entstehen, ihm zu folgen und wenn schon, dann doch bitte gleich bis zum Schwarzen Meer. Wir wollen wissen, was der Fluß mit uns macht.
Im Januar fiel dann die Entscheidung, den 60ten Geburtstag im Donau Delta zu feiern.
Die Reisevorbereitungen begannen.
Was braucht man alles für solch ein Unternehmen? Zuerst mal einen Führerschein, den haben wir im August gemacht. 400 Fragen lernen und Knoten üben, war nicht allzu schwer. Dann braucht man ein Boot.
Was ist geeignet??
Ein altes Boot muss es sein, um das finanzielle Risiko im Rahmen zu halten.Ein Diesel muss es sein, der hält länger und verbraucht weniger. Ein Boot mit Wellenantrieb, denn die tiefste Stelle des Bootes darf nicht die Schraube sein. Das ist aber bei Aussenbordern oder Z-Antrieb so.
Dann braucht man Karten. Es gibt aber nur alte Karten und die sind auch nur auf russisch zu haben.
Von den Donaufreunde e.V. in Ulm erhalten wir die Adresse des Herrn Verberght, einen Belgier, der seit 15 Jahren mehrmals jährlich mit dem Auto die Donau entlang fährt, Kapitäne, Schleusenwärter und Hafenmeistereien befragt und handgezeichnete Karten herstellt, die inzwischen jeden Kilometer und jede Tonne dokumentieren. Zwar sind diese Karten für die Berufs-Schifffahrt gedacht, aber andere, die auch nur annähernd so gut sind, gibt es nicht.
Wir, das etwas ältere Ehepaar mit Hund, reisen herum, schauen uns Schleusen an, fragen nach Motorbooten, befragen Freunde in Mecklenburg, die seit Jahren Bootserfahrung haben. Übers Internet werden Leute ausfindig gemacht, die diese Reise schon mal unternommen haben.
Wir saugen uns schlicht mit allen Informationen voll, die zu haben sind.
Das richtige Boot zu finden, hat fast ein halbes Jahr gedauert, da wir keine Ahnung hatten, was es für unsere finanziellen Möglichkeiten zu kaufen gibt.Wir wollten ein Boot, das zwar einen guten Motor hat, das aber hergerichtet werden muss.
Wir wollten das Boot über das Herrichten kennenlernen, die Reise machen und es dann wieder verkaufen. Mieten oder leasen kann man so ein Boot auch nicht. Keine Gesellschaft würde das Risiko eingehen.
So lautet der Plan.
Über das Internet und Fachzeitschriften haben wir uns allmählich an das geeignete Boot herangetastet.
GFK (Glasfaser-Kunststoff) musste es sein, denn Stahl-, Betonoder Holz-Boote wären zu schwer.
Wir hatten endlich eines gefunden, das in Frage gekommen wäre. Unser Motorfachmann aus Fürstenberg, hat es sich für uns angeschaut, aber aus Gründen des Gesamtzustandes vom Kauf abgeraten.
Wir haben vieles bedacht, aber das Gewicht eines Bootes sehr lange nicht. Und dieses Boot bestand aus GFK und Holz. Es wäre mit 2,3 Tonnen zu schwer gewesen.
Trailer und Boot dürfen nicht mehr als 1,5 Tonnen wiegen. Schliesslich müssen wir das Boot mit unserem 13 Jahre alten Bus ziehen können.
Zum Einen, weil wir nicht an einem schiffbaren Fluss wohnen und zum Anderen, weil wir das Boot per Trailer vom Donau Delta nach München zurück bringen müssen, da bergauffahren* nur mit stärkeren Motoren möglich ist. Das würde aber zuviel Dieselverbrauch nach sich ziehen.
Im Dezember werden wir endlich fündig. Wir entdecken über eine Anzeige ein Boot, das allen Ansprüchen zu genügen scheint, die wir stellen. Genau so ein Boot wollen wir. Und gut sieht es in unseren Augen auch noch aus. Es ist eine Myra 21, ein Norweger Spitzgatt.*
Sie liegt in Wittenberge, südlich von Hamburg.
Wir fahren hin, verhandeln mit Herrn Z, dem Besitzer, und zahlen an, können das Boot aber nicht mitnehmen, da auf den Strassen Schnee liegt. Ausserdem wollen wir natürlich eine Probefahrt machen, ehe wir es schliesslich wirklich kaufen. Also müssen wir warten, bis das Wetter besser wird.
* bergab = mit dem Strom, bergauf = gegen den Strom
* das Heck ist rund, nicht flach, wie bei Z-Antriebs oder Aussenbordmotor-Boot
Bootskauf
Wir wollen das bereits angezahlte Boot endlich abholen, nachdem der Schnee nun weg ist.
Am Freitag fahren wir nach Wittenberge-Elbe, bekommen auch ein Zimmer in einer Pension, obwohl die Vermieterin eine Hundephobie hat. Aber einmal Aylinchen, unsere Setter-Dame, gesehen und es gibt keine Probleme mehr, auch mit oder trotz Phobie.
Am Samstag früh treffen wir uns beim Verkäufer, Herrn Z. Er wohnt in einer Garten-Siedlung, die keine befestigten Strassen hat.
Der Boden ist zwar an der Oberfläche aufgetaut, aber drunter ist noch Eis. Also versinkt der Bus im Matsch. Wir sollen und wollen das Boot selbst aus dem Grundstück ziehen. Das gelingt aber nicht. Erst mit zwei Autos klappt es dann.
Wir fahren zum Hafen und lassen zum ersten Mal in unserem Leben ein Boot zu Wasser. Es funktioniert recht gut, ist aber natürlich aufregend.
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