Gerhard Schumacher
Marrascas Erbe
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Inhaltsverzeichnis
Titel Gerhard Schumacher Marrascas Erbe Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1 Kapitel 1 Die Welt ist das Paradies für die Unwissenden, das Fegefeuer für die Halbwissenden, aber die Hölle für die Wissenden. Ibn Muqla 885/886 – 940 Arabischer Kalligraph La prueba del pudin consiste en comer. (Der Beweis des Puddings besteht darin, ihn zu essen.) Don Quixote Ille terrarum mihi praeter omnes angulus ridet. (Kein Winkel der Welt lacht mir wie dieser.) Horaz Einer jungen Dame zugedacht, die den schönen Namen Klara Luise trägt
Propädeutikum oder: An die Stelle eines Vorworts gerückt
Erstes Buch Der Rabe 1932
eins / u
zwei / dues
drei / tres
vier / quatre
fünf / cinc
sechs / sis
sieben / set
acht / vuit
Zweites Buch Der Maure 1932 / 1978
Einige Worte aus anderer Zeit
eins / u
zwei / dues
drei / tres
vier / quatre
fünf / cinc
sechs / sis
sieben / set
acht / vuit
neun / nou
zehn / deu
Drittes Buch Die Senyoreta 1932 - 1933 / 1979
1979
eins / u
zwei / dues
drei / tres
vier / quatre
fünf / cinc
sechs / sis
sieben / set
Viertes Buch Ni déu ni amo 1933 / 1980
1980
eins / u
zwei / dues
drei / tres
vier / quatre
fünf / cinc
sechs / sis
sieben / set
Nachschrift von letzter Hand
Glossar
Bibliografie
Danke
Impressum neobooks
Die Welt ist
das Paradies für die Unwissenden,
das Fegefeuer für die Halbwissenden,
aber die Hölle für die Wissenden.
Ibn Muqla
885/886 – 940
Arabischer Kalligraph
La prueba del pudin consiste en comer.
(Der Beweis des Puddings besteht darin, ihn zu essen.)
Don Quixote
Ille terrarum mihi praeter omnes angulus ridet.
(Kein Winkel der Welt lacht mir wie dieser.)
Horaz
Einer
jungen Dame
zugedacht, die den
schönen Namen
Klara Luise
trägt
Propädeutikum oder: An die Stelle eines Vorworts gerückt
Es liegt nun schon einige Jahre zurück, da ich auf Anraten meines Arztes die Mittelmeerinsel Mallorca besuchte. Mit dem Oktober war der Herbst eingezogen und verdrängte die oftmals heftigen Temperaturen, die den mallorquinischen Sommer prägen, zugunsten eines moderat mediterran daherkommenden Klimas, das durchaus dazu angetan ist, Körper und Geist zu erfrischen. Durch verschiedene Umstände befand ich mich damals in einem sowohl psychisch als auch physisch eher unerfreulichen Zustand, wiewohl ich keinerlei sichtbare Gebrechen vorweisen konnte. Besagter Arzt, dem ich auch als Freund vertrauensvoll verbunden war, empfahl mir nach Abwicklung meiner geschäftsmäßigen Gegebenheiten einen längeren Aufenthalt auf der Baleareninsel, um meine gewohnte Gesundheit wiederherzustellen.
Ich folgte seinem Rat und landete an einem Sonnabend zu Beginn des Monats Oktober, mit dem Schiff aus Barcelona kommend, im Hafen der Inselhauptstadt Palma an.
Zunächst nahm ich Quartier im Gran Hotel an der Placa Weyler und erkundete von dort die winkligen Gassen der Altstadt mit ihren vielen, oft nur winzigen Geschäften und wundersamen Gerüchen. Mehrmals stattete ich der Kathedrale La Seu nebst dem einstigen Alkazar des Emirs und späteren Palast der aragonesischen Könige, die beide, obwohl unterschiedliche Bauten, vom Meer aus gesehen fast wie eine Einheit wirken, mehrstündige Besuche ab. Mich faszinierte vor allen anderen Dingen das mehr als 100 m lange und weit über 20 m hohe Kirchenschiff der Kathedrale und ich wurde nicht müde, das bunte Farbspiel der Fensterrose in der Apsis auf den Bodensteinen zu bewundern.
Sodann begab ich mich auf traditionelle, althergebrachte Weise über Esporles nach Valldemossa, wo ich mich unweit des ehemaligen Klosters, in dem George Sand und Frédéric Chopin dereinst eine Kartause bewohnten, in einer hostal einquartierte, um mich von den Strapazen der Anreise zu erholen. Es ist dies um Valldemossa, der Leser sei sich dessen versichert, eine überaus schöne und naturbelassene Gegend, deren Bewohner sich dem Fremden gegenüber höflich zurückhaltend und dennoch in einer vornehmen Freundlichkeit geben, wie ich sie in europäischen Landen in dieser Form nur selten hatte vermerken können. Um so unverständlicher kommen mir die Aufzeichnungen daher, die George Sand über ihre Monate auf der Insel verfaßte. Sie zeichnen sich in erster Linie durch eine Art gehässigen Unverständnisses aus und verschließen sich dadurch völlig der Schönheit und Eigenart von Land und Leuten.
Nach einigen Tagen zog ich von Valldemossa weiter über Deia und Sóller nach Inca und Manacor, bis ich schließlich nach etwa zwei Wochen das im Nordosten der Insel gelegene Städtchen Artà erreichte, in dem ich, dem Ratschlag meines Arztes und Freundes folgend, den Winter zu verbringen gedachte. Wieder gab ich der traditionellen Art, mit Pferd und Wagen zu reisen den Vorzug vor der modernen, inzwischen auch auf der Insel verbreiteten, mittels eines Automobils. Letztere ist zweifelsohne nicht nur die schnellere, sondern ganz sicher auch die komfortablere Methode des Reisens, hingegen dauert die althergebrachte Weise nicht nur unvergleichlich länger und erfordert viel Langmut und Geduld, jedoch bindet sie den Reisenden wesentlich stärker in die täglichen Abläufe der Natur und dem Wesen der Menschen, die hier wohnten und mit dieser Natur lebten ein. Trotz aller Unbequemlichkeiten, die dem harten Wagen und den schmalen Bergwegen geschuldet waren, habe ich diese Art der Fortbewegung sehr genossen, zumal sie um ein Wesentliches billiger daherkommt, als das Fahren mit dem Automobil.
Die Umgebung Artàs bot jede Menge Gelegenheiten, meiner stillen Passion, dem Studium der Botanik, nachzugehen und so zog ich in das Häuschen der Senyora Marrasca in die Carrer Major, wie es mir von dritter Seite empfohlen wurde. Dona Maria war eine ältere Witwe, die ihr bescheidenes Auskommen durch die Vermietung von Fremdenzimmern aufbesserte, jedenfalls ging ich damals davon aus. Sie kümmerte sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten rührend um mich und ich vermute, sie genoß im Kreise ihrer Freundinnen, die sie täglich auf der Placa d’ Espanya zu einem Schwätzchen traf, nicht wenig Ansehen allein durch die Tatsache, daß ein Fremder vom Festland, noch dazu ein Nordländer, ihrer Gastfreundschaft den Vorzug vor dem Hotel gab. Dona Maria ließ es sich nicht nehmen, mir allmorgendlich zum Frühstück eine selbstgebackene ensaimada zu kredenzen, die sie großzügig mit dem durchaus bescheidenen Mietzins für das Zimmer als abgegolten erklärte. Es handelt sich um das Nationalgebäck der Insel, ein zur Schnecke gerollter Hefeteig, dem Schweineschmalz beigefügt ist und der zum Schluß mit reichlich gepudertem Zucker bestreut wird. Ursprünglich soll das Gebäck noch aus der Zeit der arabischen Herrschaft stammen, allerdings ist zu vermuten, daß damals das Schmalz des Schweins noch nicht in der Zutatenliste auftauchte.
Tagsüber erkundete ich die nahe Umgebung, erfreute mich an Fauna und Flora oder lag einfach nur faul in der Herbstsonne herum und sinnierte über mein weiteres Leben. Pünktlich zum frühen Nachmittag begab ich mich in die Bar El Ultim , wo ich den Café trank, bevor ich in meinem Zimmer der landesüblichen Siesta pflegte, um dann in den Abendstunden, zumeist wiederum in der Bar El Ultim , mein Nachtmahl einzunehmen und nach einigen Gläsern raren mallorquinischen Tempranillos zufrieden in den Schlaf hinüberzugleiten.
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