Schon nach einer Stunde Busfahrt, ist sie froh, dass sie auf den Rat des Portiers gehört hat. Der Bus ist bis auf den letzten Platz besetzt. Sie hat als weisse Frau das Privileg erhalten, ganz hinten zu sitzen. Auf der Bank, welche eigentlich für vier Personen berechnet ist, sitzen nur noch zwei Frauen, die eine mit einem Korb, in welchem zwei, an den Beinen zusammengebundene Hühner liegen. Die zweite Frau auf der anderen Seite, stillt gerade ihr Baby. Kira wird voll in die Betreuung des Kleinen integriert. Als Belohnung erhält sie einen Maiskolben, auf dem sie rumknabbern kann.
Babysitten, ist noch das kleinste Problem, mit der lauten Musik und dem Gestank im Bus hat sie mehr zu kämpfen. Da kommt ihr das Halten des Babys als willkommene Abwechslung gelegen.
Die Überquerung des blauen Nils ist nicht spektakulär. Eine riesige Brücke verbindet die beiden Ufer. Im Gegensatz zu Ägypten, ist das Ufer kahl, höchstens einige Kräuter wachsen am steilen Ufer.
Nach der Brücke steigt die Strasse steil an und windet sich mit unzähligen Serpentinen den Hang hoch. Sie ist froh, dass sie nicht direkt am Fenster sitzt, denn neben der Strasse, fällt das Gelände oft senkrecht in eine tiefe Schlucht ab. Nicht zu vergleichen mit den Passstrassen in der Schweiz. Die Strasse ist schmaler und oft hängt das Heck des Buses direkt über dem Abgrund. Mehrere Buse, welche zertrümmert weiter unten liegen, zeugen davon, dass es nicht immer glimpflich abläuft.
Einige im Bus müssen sich übergeben. Eine Kurve folgt auf die nächste. Auch Kira kämpft. Die Frau mit den Hühnern, gibt ihr einen Stängel einer Pflanze und deutet an, dass sie darauf kauen soll. Es schmeckt schrecklich, doch es hilft, der Magen beruhigt sich.
Nun erfordert das Baby die Aufmerksamkeit, ihre Mutter muss etwas im Korb suchen. Kira gibt dem Kleinen den Zeigefinger, genussvoll saugt es daran rum und ist damit zufrieden.
Endlich führt die Strasse wieder schnurgerade aus. Das Schlimmste scheint überstanden. An einer Haltestelle gibt es eine Pause von einer halben Stunde. Eine Tasse Kaffee und eine Art Brötchen tragen zum Beruhigen des Magens bei. Der Gang zur Toilette ist dringend erforderlich, wenn es auch einige Überwindung braucht, diese zu benutzen.
Frisch verpflegt, geht es weiter. In Tissiat ist Kira erleichtert, dass sie sich vom Baby und den Hühnern verabschieden kann. Gegenüber der Busstation sieht sie ein Fahrradgeschäft. Sie bieten Fahrräder zum Mieten an. Wenn sie den Schildern folgt und tüchtig in die Pedale tritt, kann sie die Stromschnelle des blauen Nils in einer guten Stunde erreichen, respektive den in der Nähe liegende Campingplatz.
Die Besichtigung der Fälle verschiebt sie auf Morgen. Im Camp legt sie sich an einer freien Stelle hin und kriecht in den Schlafsack. Kurz überlegt sie, ob sie wohl am Morgen aufwacht und einen leeren Rucksack vorfindet. Es bleibt nichts anderes übrig, sie ist so müde, dass sie das Risiko eingeht.
Am Morgen ist der Rucksack noch da. Sie hat sich umsonst Sorgen gemacht. Im Camp leistet sie sich ein Frühstück mit Schinken, Eiern und Kaffee. Die Lebensgeister erwachen wieder und die Abenteuerlust ergreift sie. Sie steigt den Weg zu den Wasserfällen hinab. Sie sind allerdings nicht so spektakulär, wie sie erwartet hatte, da ist sogar der Rheinfall imposanter. Trotzdem, in unmittelbarer Nähe der Fälle wachsen einige seltene Pflanzen.
Sie setzt sich auf einen Felsen und beobachtet die wenigen Touristen, welche sich das Spektakel ansehen. Die meisten sind Einheimische und auch einige Schulklassen, welche vom Lehrer durch die Gegend geführt werden, kann sie ausmachen.
Kira hat Zeit, zum Nachdenken. Was erwartet sie in Aksum? Nun blättert sie im Reiseprospekt, den sie an der Rezeption im Hotel in Addis gefunden hat. Sie staunt über die grossen Stelen, welche in Aksum zu bewundern sind. Sie sind mindestens so schön, wie die Obelisken in Ägypten. Was hat wohl Mark entdeckt, dass er sie zu dieser Reise animiert hat? Er muss schon einen triftigen Grund haben, nur weil er sich nach ihr sehnt, dürfte als Grund nicht ausreichen. Ist er etwa doch verliebt in sie?
Was dann? Sie hatte nach den beiden Nächten, noch zwei Wochen an ihn gedacht, doch dann ging sie wieder zum normalen Lebensrhythmus zurück und hatte ihn abgehakt. Sie mochte Mark auf Anhieb, es war so etwas wie Liebe auf den ersten Blick, wenn es so etwas überhaupt gibt. Nun ist sie sich nicht mehr im Klaren. Sie redet sich ein, dass sie die Reise nur aus Neugierde angetreten hat. Frauen können es nicht ertragen, wenn sie ein Geheimnis nicht ergründen können.
Der Hunger treibt sie zurück zum Campingplatz. Noch einige Fotos von der Stromschnelle und sie wandert zurück. Sie will früh schlafen, denn sie weiss, morgen wird es nochmals eine anstrengende Fahrt.
Mark erwartet sie an der Busstation in Aksum. Der Kuss zur Begrüssung, empfindet sie eher als eine Enttäuschung. Kira spürt mehr die Unsicherheit und nicht die Leidenschaft. Es ist wohl eher die Entdeckung, welche ihn veranlasste, sie nach Aksum zu locken und nicht die Sehnsucht nach ihr.
«Es ist nicht weit», Mark schultert ihren Rucksack und zeigt mit einer Geste an, zu gehen, «wie war die Reise?»
«Sehr anstrengend», erklärt Kira und folgt Mark.
«Die Möglichkeiten für eine Unterkunft, sind in Aksum nicht besonders komfortabel», entschuldigt sich Mark, «ich hoffe, du bist nicht zu sehr enttäuscht!»
«Ich will nur noch schlafen», meint Kira, «ich bin hundemüde. Heute Nacht schlafe ich auch auf einem harten Stein.»
Mark öffnet eine Tür und bittet Kira in seine Bude einzutreten. In der sehr einfach eingerichteten Gemeinschaftsküche ist alles sehr eng und es gibt nicht ein Gerät, welches man als Luxus bezeichnen könnte. Auf dem Tisch liegt ein Sandwich.
«Ich dachte, du hast noch Hunger!»
«Danke! Ja, ich bin hungrig und dann zeig mir das Bett!»
«Das ist der Schlafraum», Mark zeigt auf die Türe ins Schlafzimmer, «leider funktioniert das Licht nicht, daran musst du dich gewöhnen, hier funktioniert einiges nicht. Es ist auch sehr heiss, ich empfehle nur leichte Kleidung.»
Kira zieht Schuhe und Jeans aus, löst den BH unter dem T-Shirt und ist bereit zum Schlafen. Mark führt sie im Dunkeln zu einem Bett und sie legt sich hin.
«Ich komme später nach, ich warte noch auf meine Freunde. – Schlaf schön!»
Ein Kuss auf die Stirne von Kira und er schliesst die Tür. Sie schläft sofort tief und fest.
In der Nacht erwacht Kira, weil Mark neben ihr leicht schnarcht. Er muss sich in ihr Bett geschlichen haben, ohne dass sie es bemerkt hat. Nun fühlt sie seinen nackten Körper bei jedem Atemzug leicht an ihrem reiben. Ein schönes Gefühl, sie hat drei Monate keinen Mann mehr so nahe gespürt. Sie kann es nicht lassen und streichelt ihn sanft.
Es ist noch Nacht, da sie bereits vor acht Uhr ins Bett ging und tief und fest geschlafen hatte, fühlt sie sich bereits ausgeschlafen. Eigentlich fehlt ihr nur ein Kaffee und ein Brötchen, dann wäre sie wieder in Form, doch es ist noch zu früh.
Sie kann es nicht lassen und streichelt Mark etwas stärker. Sie hebt ihr T-Shirt und streichelt ihn mit ihrem Busen. Es erregt sie leicht und bald stellt sie fest, dass Mark kein Eisblock ist, sondern auf ihre Berührungen reagiert. Zuerst gibt er ihr einen leidenschaftlichen Kuss, dann stellt sie fest, dass es in seiner Hose eng wird. Sie weiss Rat und befreit den Aufständischen aus den engen Hosen. Nun überlässt sie das weitere Geschehen Mark. Wie schon in Zürich ist er ein einfühlsamer Liebhaber, wirkt allerdings etwas gehemmt.
Durch den Spalt im Vorhang gelangt langsam etwas Licht ins Zimmer. Sie hat eben die Stellung gewechselt und reitet auf Mark. Nun erschrickt sie! Im zarten Licht, welche das Zimmer erhellt, stellt sie fest, dass sich noch zwei weitere Betten im Zimmer befinden und darin schlafen, respektive sie schlafen eben nicht, zwei Kollegen von Mark. Das Liebesspiel der Beiden hat auch seine Kollegen geweckt und die liegen nun, wie Kira mit Schrecken feststellt, in ihren Betten und beteiligen sich auf ihre Weise an ihrem Liebesspiel.
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