Das Mädchen traf nach einiger Zeit den Büffel, und auch der fragte: "Was fehlt dir?" - "Es kommen so viele Kröten, die wollen mich fangen", berichtete das Mädchen. Da lud der Büffel das Kind ein: "Komm, setz dich." Ein wenig später sah der Büffel die Kröten von allen Seiten anrücken. Sie fingen ihn und gruben ihm beide Hörner aus. Da lief der Büffel fort.
Das Mädchen hatte sich längst zur Flucht gewandt und lief nun dem Elefanten über den Weg. "Was gibt es?" erkundigte sich der Elefant, und das Mädchen erklärte: "Die Kröten verfolgen mich." Da forderte auch der Elefant die Kleine auf: "Setz dich, das möchte ich mir ansehen."
Aber als all die Kröten ankamen und vom Elefanten wissen wollten, ob er nicht ein Mädchen gesehen hätte, und ihm seine beiden großen Stoßzähne herauszogen, da ergriff auch der Elefant die Flucht.
Das Mädchen war, kaum dass die Kröten ihre Frage an den Elefanten gestellt hatten, eilends davongerannt und wurde nun von einem Schwärm Webervögel angehalten, die sich erkundigten: "Weshalb rennst du denn so?" - "Die Kröten sind im Anmarsch!" gab das Mädchen zurück", und die Webervögel riefen ihr zu: "Komm doch zu uns auf den Baum". Da kletterte das Mädchen hinauf und ruhte sich auf einem Ast aus. Als die Webervögel sahen, wie viele Kröten da heran krochen, flogen sie auf und ließen das Mädchen allein. Schnell stieg die Kleine vom Baum und lief weiter.
Endlich traf sie mit dem Turako zusammen. Wie die anderen fragte auch der Turako: "Warum beeilst du dich so?" und erfuhr darauf von den Kröten, die das Mädchen verfolgten. "Setz dich nur hin", sprach der Turako, und als die Kröten kamen, spießte er eine nach der anderen auf und verschlang sie. Zwar waren noch eine Menge übrig, aber die machten, dass sie fort kamen, als sie sahen, wie viele Kröten der Turako schon getötet hatte.
Der Turako fragte nun das Mädchen: "Woher kommst du?", und die Kleine erzählte: "Aus dem Dorf komme ich, meine Mutter gab mir den Auftrag, Wasser zu holen. Ich habe eine Kröte getötet, und sogleich kamen viele, viele Kröten und wollten mich umbringen." Der Turako sagte darauf: "Kehr nun in dein Dorf zurück." Und das Mädchen war gerettet.
Das Ohrenschmalz und der Moskito
Ohrenschmalz und Moskito verabredeten einmal, in den Wald zu gehen, um Palmnüsse zu pflücken, denn sie waren beide sehr arm. Als sie in den Wald kamen, sprach der Moskito zum Ohrenschmalz: "Steig auf die Ölpalme!" Aber das Ohrenschmalz lachte und erwiderte: "Moskito, steig du nur hinauf und pflück die Palmnüsse. Ich werde sie dann aufsammeln." Da stieg der Moskito hinauf. Als nun aber die Palmnüsse nur so herunterpurzelten, wollte das Ohrenschmalz sie nicht einsammeln. Es sagte: "Moskito, sammle du die Palmnüsse, ich will sie nach Hause tragen." Da stieg der Moskito herab und sammelte alle Palmnüsse ein. Dann sprach er zum Ohrenschmalz: "Komm, trag sie nun heim!" Aber das Ohrenschmalz meinte wieder: "Trag du sie nur, ich werde dir die Last dann abnehmen, wenn wir heimkommen."
Als sie zu Hause ankamen, sprach der Moskito zum Ohrenschmalz: "Komm und nimm mir die Last ab!" Das Ohrenschmalz erwiderte: "Wirf sie einfach ab, ich sammle die Nüsse dann schon wieder ein." Da warf der Moskito die Palmnüsse so heftig ab, dass sie weithin verstreut wurden und sprach zum Ohrenschmalz: "Komm, sammle die Palmnüsse ein!" Doch das Ohrenschmalz weigerte sich: "Sammle du nur die Palmnüsse ein. Ich werde sie nachher kochen." Der Moskito sammelte alle Nüsse ein und bat dann: "Lieber Freund, komm und koche nun die Palmnüsse!" Das Ohrenschmalz drückte sich auch diesmal: "Koche du sie, ich presse dann das Öl aus." Als es soweit war, wollte das Ohrenschmalz natürlich auch diese Arbeit nicht übernehmen und forderte den Moskito auf: "Press du doch das Öl aus. Ich werde es in der Faktorei verkaufen." Als der Moskito schließlich das Öl gewonnen hatte, gab er es dem Ohrenschmalz. Das sprach nun: "Ja, ich will gehen und das Öl in der Faktorei verkaufen." Es ging hin, verkaufte das Palmöl und erhielt zehn Faden Tuch dafür. Aber dem Moskito wollte es nichts davon abgeben, obwohl der doch die ganze Arbeit verrichtet hatte. Der Moskito verfolgte deshalb das Ohrenschmalz und rief: "Mein lieber Freund, du hast doch überhaupt nicht gearbeitet. Du hast nur das Öl verkauft. Und was gibst du mir nun?" Das Ohrenschmalz aber schlüpfte schnell ins Ohr. Der Moskito wollte ihm folgen und schrie: "Oh, oh." Da bekam das Ohrenschmalz Angst und rief die Hand zu Hilfe. Die Hand aber jagte den Moskito weg.
Und das tut sie bis heute, denn sie will nicht, dass der Moskito ins Ohr schlüpft, um dem Ohrenschmalz seine Tücher abzujagen.
Es lebten einmal zwei Brüder, ein jüngerer und ein älterer. Ihre Eltern waren gestorben und hatten die beiden ganz allein zurückgelassen. Eines Tages bereiteten die Brüder für sich eine Mahlzeit vor, stellten den Topf aufs Feuer und gingen dann zur Arbeit auf ihr Feld. Da kam der Affe, und weil niemand im Haus war, trat er ein. Er sah, dass auf dem Feuer etwas kochte, nahm den Topf herunter und aß alles auf, nichts ließ er übrig. Anschließend ließ er seinen Kot in den Topf fallen, stellte ihn wieder aufs Feuer und kehrte in den Wald zurück.
Am Abend kamen die beiden Brüder vom Feld, wollten essen und fanden im Topf nur noch das, was der Affe hinterlassen hatte. Da weinten sie, denn sie hatten großen Hunger. Schließlich reinigten sie den Topf und kochten sich etwas anderes. Am nächsten Morgen befestigten sie Leimruten an der Tür, bevor sie das Haus verließen, um wieder ihre Feldarbeit zu verrichten. Der Affe sah sie davongehen. Als er die Luft rein glaubte, wollte er dem Haus einen zweiten Besuch abstatten, verfing sich aber mit Armen und Beinen in den Leimruten. Er schrie und versuchte sich loszureißen - aber er schaffte es nicht.
Bei ihrer Rückkehr fanden die Brüder den Affen, der immer noch fest an den Leimruten klebte. Sie wollten ihn töten, aber der Affe sprach: "O bitte, tötet mich nicht. Ich will euch jede Menge Fleisch verschaffen. Legt mich in einen Korb und hängt ihn oben in einen Baum." Die Brüder gingen auf den Vorschlag ein. Nun sang der Affe ein paar Lieder: "Lin lin doyam ..." Das hörten die Büffel, die Elefanten und viele andere Tiere, und sie kamen herbei. Unter ihnen war auch ein großer Büffel. Der trug die Sonne auf der einen, den Mond auf der anderen Seite. Da sprach der Affe zu den beiden Brüdern: "Wenn ihr diesen Büffel schießt, werdet ihr etwas Großartiges erleben!"
Da schossen die Brüder auf den großen Büffel und trafen ihn auch. Er taumelte, und aus der Wunde schoss ein dicker Blutstrahl. Alle Tiere, die vom Blut des Büffels etwas abbekamen, starben auf der Stelle. Der Büffel aber, der die Sonne auf der einen, den Mond auf der anderen Seite trug, kehrte wieder dorthin zurück, woher er gekommen war. Die beiden Brüder zerlegten die Tiere, die getötet worden waren, brachten das Fleisch nach Hause und konnten lange Zeit davon leben. So viel war es, dass sie gar nicht alles schafften und eine ganze Menge Fleisch verdarb. Dem Affen aber gaben sie bald darauf die Freiheit wieder.
Der Eifersüchtige und der Menschenfresser
Mokabe Nsame, ein Mann aus dem Stamm der Fang heiratete eine außergewöhnlich schöne Frau. Alle seine Brüder waren von der neuen Schwägerin fasziniert. In der Folgezeit sah man die Brüder sehr selten bei den Gemeinschaftsaktivitäten. Sie lagen fast immer im Haus von Mokabe herum und bewunderten seine neue Frau.
Bald ging es dem Mann auf die Nerven, und er entschloss sich, mit seiner Schönen an einen anderen Ort zu ziehen. Die Frau, die sich an die Avancen der Brüder gewöhnt hatte, und die ihr sehr schmeichelten, war gegen den Umzug und sprach: "Mein Mann, lass uns lieber hier bleiben. Wenn uns an jenem Ort etwas zustößt, wer soll uns helfen? Hier sind alle deine Verwandten und Brüder, lass uns hier bleiben. Der Mann hielt ihr jedoch vor, nur bleiben zu wollen weil sie mit seinen Brüdern anbändeln wollte. Da willigte sie schließlich ein, und der Umzug fand statt. Tief im Dschungel baute er eine neue Behausung und ging nach deren Fertigstellung auf die Jagd.
Читать дальше