„Streicheln? Das ist ein Bulle, - keine Katze“, brüllte er. -„Sie haben echt einen Knall“.
„Schreien Sie mich nicht an“, brüllte sie zurück.
Es dauerte keine zwei Minuten, bis man das Geschrei bis nach draußen hören konnte.
„Ich kann schreien mit wem ich will.“
„Aber nicht mit mir. Ich bin … der Boss hier“.
Julian fing zu lachen an. - „Der Boss? Pah, dass ich nicht lache. Der wüsste, dass man nicht zu einem Bullen ins Gehege steigt. Ach … lecken Sie mich doch am …“, schrie er und öffnete die Tür. - „Sie hätten …! Er hätte sie töten können. Nur mal so, dass sie es wissen. Wie bescheuert muss man denn sein?“
„Achtung! Jetzt geht es rund“, sagte Jack leise zu den anderen als er sah, dass die Tür aufgegangen war. - „Ich wusste nicht, dass sie so viel Temperament hat sich mit Julian anzulegen. Respekt!“ flüsterte ein Arbeiter.
„Das ist Ihnen doch eh scheiß egal, was mit mir passiert. Sie hassen mich doch eh“, hörte man Charlie wieder brüllen. Doch sie bereute sofort was sie gesagt hatte, denn Julian blickte sie wütend an. Viel böser als bisher. Da er gerade gehen wollte, stand die Tür noch offen und im nächsten Moment flog sie mit einem lauten Knall wieder ins Schloss. Aus Angst er könnte sich vergessen und ihr was antun, ging Charlie ein paar Meter zurück und stieß dabei einen Stuhl um. Julian ging ins das Zimmer und warf seinen Hut auf dem Tisch, bevor er seine Hemdsärmel hochkrempelte und immer weiter auf Charlie zu ging. Draußen hörte es sich an, als ob es im Inneren des Hauses Mord und Totschlag geben würde und Jack wurde immer besorgter.
„Kommt Jungs, wir schauen Mal nach. Nicht das die beiden sich noch ernsthaft was antun, so wie die sich wieder einmal zoffen“.
Julian ging immer weiter auf Charlie zu, blickte sie immer weiter eisig an, doch seine Augen sprühten Funken, bis er sie in eine Ecke gedrängt hatte aus der sie nicht entkommen konnte. Mit beiden Händen stütze er sich ab, sodass sie zwischen seinen Armen stand. Julian musterte sie und blickte ihr tief in die grünen Augen. Charlie vernahm sein Rasierwasser und den männlichen Duft, der von ihm ausging.
„Verdammt noch mal …“, knurrte er sie an. Charlie durchfuhr es heiß und kalt, als sie seinen Atem auf ihrer Hut spürte. - „Wie kann man nur so dumm sein? Ich kenne Sie noch nicht lange, aber es ist mir nicht egal, was hier passiert. Schon gar nicht wenn Sie dabei eine Rolle spielen“, sagte er ganz leise, bevor er seine Lippen auf die ihren drückte und sie küsste. Charlie wusste nicht wie ihr geschah. Dieser Kuss war alles andere als die Küsse, die sie bisher bekommen hatte. Dieser Kuss war verlockend, wild und doch zärtlich. Zuerst versuchte sie sich zu befreien und Julian von sich zu stoßen. Doch als sie merkte, dass er sich nicht wegstoßen ließ, gab sie der Leidenschaft nach. Drückte sich stärker an ihn, fuhr mit ihren Händen zuerst über seinen Oberkörper,- der nicht nur fantastisch anzusehen war sondern sich auch himmlisch anfühlte, um sie dann in seinem Haar zu vergraben. Julian ließ die Arbeitsplatte los und legte seine Hände an ihr Gesicht, bevor er sie an ihrem Körper hinab gleiten ließ. Seine Hände waren groß, stark und rau. Da sich nichts mehr tat und man auch keine Schreie mehr hörte, wollte Jack nach schauen ob es beiden gut ginge und was er sah gefiel ihm. Charlie und Julian standen in der Küche in einer Ecke und küssten sich wild und leidenschaftlich. So langsam und so leise wie er die Tür aufgemacht hatte schloss er die Tür wieder und trat wieder ins Freie.
„Jungs, ich glaube, das sieht nach Happy End aus. Die beiden streiten nicht mehr!“
„Aber man hört gar nichts ...“
„Das liegt daran, das sie sich abknutschen!“
Der Jubel, der von draußen kam ließ die beiden dann auseinander fahren. Erschrocken blickten sie sich an. Charlies Lippen waren gerötet und feucht. Ihr Gesicht war erhitzt und sie spürte, wie ihre Beine drohten nachzugeben. Julians Arme lagen noch immer an ihrer Taille. Doch als sie sich wieder gefangen hatte, fing sie wieder an zu brüllen und stieß ihn weg.
„Wie konnten Sie nur?“
„Was denn? Jetzt sag nicht, dass er dir nicht gefallen hätte!“
„Oh nein! Nicht schon wieder“, jammerte Jack draußen auf der Veranda und auch die Jungs die um ihn herum standen stöhnten.
„Ich habe Sie nicht dazu überredet mich zu küssen“, schrie Charlie Julian an. Es wurde ihm langsam zu blöd. Er marschierte durch die Küche, riss die Tür auf während er sie immer wieder beschimpfte und sie ihn.
„Ich habe dir doch einen Gefallen getan. Immerhin hast du mir dein Leben zu verdanken und es scheint mir nicht so gewesen zu sein, das du dich belästigt gefühlt hast. Immerhin hast du mir beinahe die Haare ausgerissen.“
„Oh ... du kannst mich mal, Julian Gates“.
„Du mich auch“, brüllte er und stapfte die Veranda hinunter in Richtung Stall. Wenige Minuten später ritt er mit einem Affenzahn davon, ohne sich noch mal umzusehen, während Charlie die Tür wütend zu knallte.
„So Jungs. Ich glaube wir gehen dann mal besser. War wohl nix!“, sagte Bo zu den Männern und alle verschwanden während Jack auf der Veranda zurück blieb und Julian nach blickte, wie er davon ritt.
„Ich habe es ja gesagt … sie verdreht dir denn Kopf“.
Mitten in der Nacht wurde Charlie wach. Draußen war ein riesen Lärm und die Essenglocke für den Alarm wurde geläutet. Schlaftrunken schlüpfte sie aus dem Bett und ging nach unten. Draußen vor dem Haus war ein riesiges Durcheinander von Männern, die ihre Pferde sattelten und wild durcheinanderredeten.
„Was ist denn hier los?“, fragte sie Jack, als er auf sie zukam.
„Charlie? Komm Kind, geh wieder in dein Bett. Es ist alles in Ordnung.“
„Granpa versuchst du etwa, mich los zu werden? Warum läutest du Alarm?“
„Nein, ich … wir machen das schon. Geh einfach wieder schlafen. Morgen früh ist alles wieder gut. Wenn wir ihn erst mal gefunden haben dann …“
„Wen gefunden?“
„Was?“
„Wenn ihr wen gefunden habt?“, fragte sie noch mal.
„Jack wir können los reiten“, unterbrach ihn Bo und Charlie sah für einen Moment den besorgen Blick in seinen Augen.
„Bo, sag du mir was los ist?“
Doch Bo blickte nur Jack an und sagte nichts, als dieser den Kopf schüttelte. Charlie sah sich um und zählte die Männer durch. Einer fehlte - Julian! Wo war Julian?
„Oh mein Gott. Es ist Julian? Stimmt’s? Ihr geht Julian suchen?“
„Charlie, es ist alles in Ordnung.“
„Seit wann ist er weg?“, fragte sie und als sie keine Antwort bekam, wurde sie etwas zorniger.- „Seit wann, will ich wissen!“
„Seit eurem Streit“, sagte schließlich Kenny.
„Nein! Seit heute Mittag. Warum habt ihr nicht schon vorher gesucht? Ok. Ihr wartet auf mich. Ich zieh mich an und dann reiten wir los“.
„Charlie, du kennst dich hier nicht aus. Du solltest hier bleiben“.
„Nein. Ich bin schuld das er weg geritten ist. Ich will nicht Schuld sein, wenn er … wenn er tot ist“, sagte sie und rannte ins Haus. Nur nicht aufregen, sagte sie immer zu sich, während sie in Jeans und Pulli schlüpfte. Es muss nicht so schlimm sein. Beruhige dich! Fünf Minuten später kam sie wieder und war fertig. In der Zwischenzeit hatte man ihr ein Pferd besorgt, es gesattelt und eine Lampe dran gemacht.
„Ok dann los“, sagte sie und ritt los. Ungefähr zwei Kilometer außerhalb der Ranch trennten sie sich. Jeder der fünf Männer ritt in eine andere Richtung.
„Ich reite da runter und du reitest da hoch“, sagte Charlie zu Bo und wies auf den schmalen Weg, der in eine Schlucht führte.
„Nein, vielleicht sollten wir …“. setzte er an, doch als Bo Charlies Blick sah fügte er sich.- „Na schön, aber pass auf. Ich habe keine Lust deinem Großvater zu erklären, dass wir dich verloren haben. Immerhin kennst du dich nicht aus“.
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