„Julian? Was ist …“
„Tut mir leid, ich sollte das nicht tun. Du bist die Enkelin von meinem Boss und wer weiß wohin das führen würde. Ich … gute Nacht“.
„Äh was? Ich …“, schrie sie ihn an, als er schon an der Tür war. - „Ich scheiß auf den Boss. Julian, ich bin in erster Linie eine Frau“. Doch Julian war schon draußen. Charlie hörte, wie die Haustür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Sie rannte zum Fenster und riss es auf. Julian war auf dem Weg zu den Stallungen. Sie sah, wie bei Jack noch Licht brannte und einige Männer noch draußen saßen und die kühle Abendluft genossen.
„Julian? Ich bin eine Frau … hörst du?“
„Charlie!“
„Haltet die Klappe! Julian, ich bin kein Eisblock“.
Julian blieb stehen, blickte zuerst auf den Boden dann zu den Männern, die grinsend abwechselnd zu ihm dann zu Charlie blickten, bevor er weiter in den Stall humpelte.
„Julian!“, schrie sie noch, doch er hörte sie nicht mehr. Wütend über sich selber warf sich Julian in das Heu in der Box von Samurai, seinem Pferd. Kaum lag er da und starrte an die Wand, kam das Pferd an und stupste ihn an.
„Was mache ich nur falsch? Sag es mir“, murmelte er den Gaul an. - „Irgend etwas ist an dieser Frau, das mich verwirrt. Dass ich sie am liebsten in meinen Armen und in meinem Bett haben möchte. Und im nächsten Moment könnte ich sie an die Wand klatschen.“
Er kraulte seinem Pferd den Kopf, als die Tür zum Stall aufging und Bo rein kam.
„Julian? Bist du hier?“
„Ja“.
Bo betrat die Box und klopfte Samurai auf den Rücken. Bo und die anderen bemerkten schon lange das angespannte Verhältnis von Charlie und Julian, sagten jedoch nichts, doch nun war es allemal zu viel.
„Julian, so kann es nicht weiter gehen. Willst du das … sie geht?“ fragte er. Doch Julian schüttelte nur den Kopf.
„Willst du gehen?“ Und wieder kam ein Kopfschütteln.
„Was willst du denn dann?“ fragte er erneut und Julian blickte Bo zum ersten Mal an.
„Ob du es glaubst oder nicht, aber ich will Charlie!“
„Julian, sie ist … die Enkelin von Jack. Vergiss das nicht. Wenn du sie unglücklich machen würdest, dann …“
„Deshalb werde ich ihr fern bleiben. Ich mag sie zu sehr um es auf was Kurzes ankommen zu lassen“.
„Du … Liebst du sie?“
„Ich … weiß es nicht, aber wenn du eine Frau siehst, so wie Charlie eine ist und dein Hirn aussetzt. Wenn du immer wieder das Verlangen verspürst, sie küssen zu müssen. Wenn du immer in ihrer Nähe sein musst. Wenn das Liebe ist, dann glaube ich, dass ich sie liebe“.
Charlie saß am Morgen unfrisiert am Esstisch als Julian reinkam.
„Morgen“, sagte er und nahm sich eine Tasse von der Anrichte. Er schenkte sich den Kaffee ein und setzte sich an den Tresen, der Küche und Essbereich trennte. Charlie stand schwer atmend auf ohne ein Wort zu ihm zu sagen und ging in die Küche um ihre Tasse in die Spüle zu stellen. Gerade als sie an Julian vorbei gehen wollte, drehte er sich um und packte sie am Oberarm.
„Charlie, wir … ich kann nicht so weiterleben. Entweder wir klären diese Sache oder wir lassen es“.
Sie blickte ihn an und schluckte. Seit diesem Kuss hier in der Küche konnte sie an nichts anderes als an seine Lippen denken. Sie hatte jede Nacht die gleiche Fantasien, wie er sie küsste, wie die Stoppeln seines Bartes sie kratzen, während er eine heiße Spur Küsse auf ihrem Körper hinterließ.
„Was meinst du?“
„Ich meine unsere Streitereien. Wir schreien uns an wegen nichts. Ich habe die halbe Nacht nicht geschlafen, weil ich ständig daran dachte, was ich noch alles falsch machen werde“.
Charlie blickte ihm tief in die wunderschönen blauen Augen, ehe sie sich los machte und ohne ein Wort hinausging. Julian stand auf und folgte ihr. Kurz vor dem Gatter zur Weide hatte er sie eingeholt und riss sie am Arm um sie somit zu zwingen stehen zu bleiben.
„Hör auf damit. Hör auf mich zu ignorieren. Ich hasse …“
„Mich!“
„Nein! … verdammte Scheiße. Wer redet dir immer ein, dass ich dich hassen würde“, brüllte er sie an. - „Ich … ich … ach vergiss es“, sagte er und wandte sich ab, bevor er sich wieder zu ihr umdrehte und in einem ruhigen Ton weitersprach. - „Du willst zur Weide?“
„Ja! Ich will mit Matt die Wildpferde rein treiben“.
„Gut. Wenn ich …“
„Mach dir keine Gedanken. Ich kann das und Matt hilft mir ja“.
„Hmmm. Matt!“, brummte Julian. - „Charlie? Pass bitte auf dich auf“, sagte er noch und schenkte ihr sein erstes Lächeln.
Die Stunden, in denen die Männer mit Charlie unterwegs waren, widmete sich Julian einem Buch, doch in Gedanken war er bei ihr und den anderen. Jack hatte ihm verboten auf ein Pferd zu steigen mit seinen Rippen. Julian glaubte fast daran, dass Jack nicht wusste, was er ihm damit antat.
„Oh Mann“, sagte er, legte das Buch beiseite und ging in den Stall um sein Pferd zu holen. Gerade als er nach draußen kam und aufsitzen wollte kam Jack um die Ecke.
„Um Himmels willen Julian. Was tust du denn? Du kannst nicht reiten. Du hast gebrochene Rippen“.
„Angeknackst, aber nicht gebrochen. Ich kann und ich werde reiten“.
„Wo willst du hin?“
„Ich will zu Ch… den Jungs, und sehen ob ich helfen kann.“
„Es geht ihr gut, glaube mir.“
Julian nickte und ritt langsam davon. Er ritt über die Koppel, die Weide bis ans Flussufer, als er die Männer mit den Pferden und Charlie mittendrin sah. Ok, sie hatte die Pferde zusammen, jetzt mussten sie die Wildpferde nur noch über das Flussufer bringen und auf die Weide treiben, dann wäre es geschafft.
Gerade als die Charlie mit den Pferden ins Wasser wollte, spielte ihr eigenes verrückt und sträubte sich durch das Wasser zu gehen. Doch Charlie schaffte es, ihr Pferd ins Wasser zu bekommen. Doch mitten im Fluss war es vorbei. Es nahm den Vorderhuf nach oben und warf Charlie an der tiefsten Stelle ab. Julian zog es den Magen zusammen. Er gab Samurai die Sporen und ritt nach unten. Matt war schon abgesprungen und im Wasser, um nach ihr zu suchen. Immer wieder rief er ihren Namen, doch nichts. Charlie tauchte nicht auf.
„Julian“, rief er als er ihn sah.
„Such da. Da ist sie runter“, rief er ihm zu und stieg von seinem Pferd. - „Da musst du nach ihr suchen“, rief er und zog sich währenddessen seinen Stiefel aus. Mit schmerzverzerrtem Gesicht wandte er sich wieder dem Fluss zu, als Matt wieder auftauchte.
„Ich finde sie nicht“.
„Such weiter. Ich helfe dir“, sagte Julian, ging ins Wasser und tauchte ab.
Mindestens zehnmal kam er wieder an die Oberfläche, ehe er wieder tauchte. Nach dem elften Mal hatte er sie dann gefunden. Bewusstlos lag sie in seinem Armen als Julian sie ans Ufer schleifte.
„Bring sie zur Ranch, legt sie trocken und macht ihr was Warmes zu essen. Ich bring die Pferde nach Hause“, sagte Julian mit schmerzverzerrtem Gesicht.
„Deine Rippen?“
„Matt mach, was ich dir sage. Los, bevor sich Charlie eine Lungenentzündung holt“.
Matt legte Charlie vor sich auf den Sattel, saß auf und trieb sein Pferd an. Kurze Zeit später war er an der Ranch und übergab Jack seine Enkelin. Gemeinsam brachten sie Charlie in ihr Zimmer, zogen sie aus und legten sie trocken. Matt blieb bei ihr bis Jack mit der Wärmflasche kam.
„Matt, wie konnte da passieren?“
„Sie ist abgeworfen worden. Ich habe versucht sie zu retten, aber ich fand sie nicht. Julian hat sie dann aus dem Wasser gezogen“.
„O meine Güte. Mit seiner angeknacksten Rippe. Aber zum Glück ist nix schlimmeres passiert. Wo ist er jetzt“?
„Julian? Er versucht die Pferde rein zu treiben.“
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