Bedenken Sie, dass Sie während der Probezeit unter ständiger Beobachtung stehen und nicht unbegrenzt Zeit haben. Die Entscheidung über Ihre Weiterbeschäftigung fällt häufig schon nach etwa drei Monaten, ganz gewiss aber nicht erst am letzten Tag. Schon einige grobe fachliche Fehler in wichtigen Bereichen können das Urteil Ihres Vorgesetzten entscheidend negativ beeinflussen, insbesondere wenn Sie Ihre Fehler nicht als solche erkennen und nicht imstande sind, daraus zu lernen. Soziales Fehlverhalten, das mit der Kultur Ihrer Abteilung bzw. des Unternehmens nicht übereinstimmt, fällt sogar noch unangenehmer auf. Es kann eine so große Missstimmung bei Ihrem Vorgesetzten hervorrufen, dass Sie sogar bei ansonsten guten fachlichen Leistungen nicht in ein dauerhaftes Arbeitsverhältnis übernommen werden. Sie müssen verhindern, dass es zu einem negativen Vorurteil über Sie kommt, denn wenn es einmal gefällt ist, lässt es sich nur schwer revidieren.
Nutzen Sie alle Möglichkeiten, um gute Arbeitsleistungen zu erbringen und in den Augen Ihres Vorgesetzten als auch Ihrer Kollegen unverzichtbar zu erscheinen. Im zweiten Kapitel, " Tugenden für den Erfolg 2. Tugenden für den Erfolg Die im vorangegangenen Kapitel beschriebenen Grundhaltungen sind allgemeine Leitlinien, welches Verhalten in der Probezeit zum Erfolg führt. Doch Sie können noch mehr tun und auf ganz speziellen Handlungsfeldern punkten, die hier als "Tugenden" beschrieben werden. Entwickeln Sie sich konsequent weiter, indem Sie keinen Bereich auslassen und Ihr Verhalten zunehmend optimieren. Ich beschreibe Ihnen in diesem Kapitel die folgenden Tugenden: Gutes Timing Die eigenen Schwächen analysieren Permanentes Feedback einholen Perspektivübernahme Tue Gutes und sprich darüber Das persönliche Netz intensivieren Fachliche Netzwerke bilden Nüchternes Selbstbewusstsein Geduld aufbringen Freizeit und Sport
", werden Sie einige Möglichkeiten dazu kennenlernen. An dieser Stelle soll Ihnen nur ganz grob geraten werden, zu versuchen, aus jedem noch so kleinen Minus ein Plus zu formen, denn wenn Sie als engagiert und mit vielen kleinen, positiven Einzelleistungen wahrgenommen werden, "verzeiht" man Ihnen die gröberen Fehler leichter. Man sieht Sie dann gewissermaßen durch die rosarote Brille. Umgekehrt gilt das leider auch. Wenn Sie kaum auffallen und man Ihre Person über einen längeren Zeitraum nicht mit positiven Arbeitsleistungen in Verbindung bringen kann, dann wirken größere Fehler oder ein Tritt ins Fettnäpfchen gleich viel dramatischer. Achten Sie darum ganz unbedingt darauf, dass Sie niemals in eine abwartende Passivität verfallen, - aber natürlich ebensowenig in blinden Aktionismus.
Die Probezeit aktiv gestalten
" Hoffentlich bestehe ich die Probezeit! ", so empfinden viele Anfänger im neuen Job, und sie sagen es sich sechs Monate lang wie ein Mantra vor. Das ist natürlich auch gut so, denn darin kommt der für den Erfolg nötige Antrieb zum Vorschein. Und dennoch haftet der darin enthaltenen Hoffnung auf eine positive Beurteilung durch andere auch irgendwie etwas Passives an, so als sei die Probezeit ein Schicksal, das man erdulden müsse, oder als sei es eine ganz besonders hohe Auszeichnung, weiterbeschäftigt zu werden.
Natürlich liegt die Entscheidung nicht bei Ihnen, ob Sie die Probezeit bestehen. Und selbstverständlich geht es ganz entscheidend darum, Erwartungen zu erfüllen, vor allen Dingen die Ihres Vorgesetzten. Doch die Erwartungen sind durch Sie formbar, ja oft sind Vorgesetzte sogar froh darüber, dass Sie mithelfen, Ihr eigenes Stellenprofil zu erarbeiten.
Wo Sie eingesetzt werden, hängt von Ihren ganz spezifischen Qualifikationen ab, und auch davon, wie Sie vor Ort in das Gefüge der Kollegen hineinpassen. Oft besteht eine viel größere Bereitschaft, als Sie es für möglich halten, Sie dort und in der Funktion zu beschäftigen, in der Sie sich wohlfühlen. Natürlich gibt es viele Jobs, bei denen Sie auf eine solche Flexibilität nicht hoffen dürfen, bei denen klar definiert ist, welche Aufgaben Sie übernehmen sollen und welche nicht. Aber selbst in diesen Fällen tun sich manchmal kleinere Spielräume auf, die genutzt werden können, um positiv aufzufallen und diejenigen Aufgaben zu übernehmen, die Ihnen selber am angenehmsten sind.
Es ist doch erstaunlich, dass die allermeisten Menschen im Beruf meinen, etwas müsse so sein, nur weil es in einer Stellenanzeige aufgeschrieben ist. Dabei ist unsere gesamte Umgebung eine einzige soziale Konstruktion, ja noch radikaler formuliert, eine Erfindung unseres Bewusstseins. Der Beruf macht davon keine Ausnahme. Die Wirklichkeit ist manchmal genauso real wie eine optische Täuschung, d.h. wir laufen Gefahr, etwas für wirklich oder unabänderlich zu halten, obwohl es das in Wirklichkeit nicht ist.
Es spricht nichts dagegen, dass Ihr Arbeitgeber Sie dort einsetzt, wo Sie sein möchten, auch wenn dafür leichte Änderungen oder Ergänzungen in Ihren Aufgaben erforderlich sind. Und wenn Sie etwas dafür tun, wenn Sie sich aktiv und überlegt dafür einsetzen, dann steigt die Wahrscheinlichkeit beträchtlich an, dass es so kommt. Erwarten oder fest einplanen können Sie es allerdings nicht, dass Ihre Wünsche gehört und umgesetzt werden. Es reicht zunächst einmal aus, dass Sie sich vergegenwärtigen, wie sehr Sie Ihre Umwelt und damit Ihren Erfolg in der Probezeit aktiv beeinflussen können. Nutzen Sie jede Chance, die sich bietet, Ihre Aufgaben, Ihre Arbeitsbedingungen und -mittel so zu formen, dass Sie zu Ihnen passen und Sie erfolgreich sein können! Werden Sie zum aktiven Gestalter Ihrer Probezeit und der Zeit danach, d.h. denken Sie über das bloße Bestehen der Probezeit hinaus. Bringen Sie sich sozusagen in Stellung, erarbeiten Sie sich eine möglichst gute Ausgangsposition, um weiterbeschäftigt und weiterentwickelt zu werden. Ihre Karriere fängt mit dem ersten Tag der Probezeit an, - oder wird schon zu Beginn eingeschränkt, z.B. indem Sie es zulassen, in der Abteilung auf Dauer die Position des "Wasserträgers" zugewiesen zu bekommen. Trachten Sie danach, sich schon in der Probezeit unentbehrlich zu machen und Ihr Potenzial aufzuzeigen.
Wenn Sie daran gehen, selbst Einfluss auf Ihre Arbeitsbedingungen und -aufgaben zu nehmen, dann sollten Sie es natürlich nicht direkt und fordernd tun, sondern in kleinen Schritten und immer nur dann, wenn die Gelegenheit gerade günstig ist. Forcieren Sie es also nicht allzu sehr, weil Sie sonst Gefahr laufen, sich unbeliebt zu machen. Eigene Ansprüche in der Probezeit zu formulieren, ist eine Gratwanderung, denn ambitioniertes Verhalten kann ohne Weiteres als Egoismus und mangelnde Teamfähigkeit ausgelegt werden. Schnell trifft Sie der pure Neid Ihrer Kollegen, wenn Sie, obwohl erst kurz im Unternehmen, anspruchsvolle Aufgaben "zugewiesen" bekommen, auch wenn Sie sich diese selbst erarbeitet haben. Warum, mögen die Kollegen denken, darf "der Neue" am Projekt mitarbeiten und ich nicht, warum kann er sich einen höhenverstellbaren Schreibtisch bestellen und ich nicht? Ganz einfach, weil man nur etwas bekommt, wenn man sich dafür einsetzt oder zumindest danach fragt.
Die Wünsche, Gewohnheiten und manchmal auch die Empfindlichkeiten von Vorgesetzten und Kollegen sollten Sie dennoch jederzeit im Hinterkopf behalten, wenn Sie sich für optimale Arbeitsbedingungen und Ihr Fortkommen einsetzen, da Sie sonst womöglich genau das Gegenteil von dem erreichen, was Sie beabsichtigen, nämlich Ihre Isolation in der Abteilung. Darum sollten Sie Ihre Karriereabsichten und Stategien zur Erreichung ambitionierter Ziele nie offenlegen. Sie sind zu kurz im Unternehmen, um beurteilen zu können, welche Kollegen sich durch Ihren Aufstieg oder einfach nur durch Ihr bloßes Dasein in ihrer eigenen Existenz bedroht fühlen.
Inszenierung statt Authentizität
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