Uwe Woitzig
Ulli im Glück
Die phantastische(n) Geschichte(n) des talentierten Mr. Ulli Lommel
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Inhaltsverzeichnis
Titel Uwe Woitzig Ulli im Glück Die phantastische(n) Geschichte(n) des talentierten Mr. Ulli Lommel Dieses ebook wurde erstellt bei
Vorwort
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Epilog
Impressum neobooks
Wer ist dieser Ulli Lommel?
Will man sich diesem Kuriosum nähern, muss man zuallererst über seine unfassbare Lebensgeschichte, seine legendären Begegnungen, seine druckreifen Anekdoten reden. Über seine unaufgeregte, sympathische Art. Und über sein Lebenswerk, in dem Rainer Werner Fassbinder, Andy Warhol und David Carradine genauso eine Rolle spielen wie Daniel Küblböck, der deutsche Casting-Star. Die Rede ist von dem wohl unbekanntesten deutschen Hollywoodstar: Ulli Lommel . Die Biographie Ulli Lommels wirkt wie die Ausstaffierung einer Black Box. Nach all den von ihm in zahllosen Interviews erzählten Anekdoten und nach allem, was man über ihn liest, stellt man verblüfft fest, immer noch erstaunlich wenig über diesen Schauspieler und Regisseur zu wissen, der mit Andy Warhol in den 70ern zwei Filme drehte und 40 Jahre später mit Daniel Küblböck arbeiten wollte. Obwohl er immer wieder in Talkshows des deutschen Fernsehens auftritt. Obwohl u.a. der „Spiegel“ und die „SZ“ seitenlang über ihn berichtet haben. Obwohl er in allen Suchmaschinen mit Hunderten von Beiträgen zu finden ist.Obwohl es seit Jahren seine Autobiografie "Zärtlichkeit der Wölfe" gibt, die der umstrittenen Theater-Inszenierung "Fucking Liberty" als Vorlage diente. Nicht nur Michael Adams, Autor des Buches " A Film Critic's Year-Long Quest to Find the Worst Movie Ever Made ", bezeichnet ihn als den " schlechtesten Regisseur aller Zeiten " und bringt es auf die Formel: Low, lower, Lommel. Viele seiner Filme werden in den Listen über die 100 schlechtesten Filme aller Zeiten geführt. Immer auf den vordersten Rängen. Derzeit behauptet der facettenreiche Ulli Lommel in einem Buch, der "Retter" von "Campo Bahia" , dem Quartier der deutschen Fußballmannschaft während der WM in Brasilien, gewesen zu sein und dadurch maßgeblich zum Gewinn des WM-Titels der deutschen Fußballer beigetragen zu haben. Das Fatale ist, dass Ulli Lommel alles glaubt, was er selbst phantasievoll über sich in die Welt gesetzt hat. Vielleicht auch deshalb, weil es über die Medien undifferenziert verbreitet wird. "Ulli im Glück" ist nicht nur eine atmosphärische Schilderung vieler aufschlussreicher Episoden aus seinem Leben und eine Anatomie seiner schillernden Persönlichkeit. Die Geschichte des Ulli Lommel ist ein wunderbares Lehrstück, warum man es vermeiden sollte, Phantomen wie Ruhm, Geld und Macht nach zu jagen. Es ist nichts als ein schöner Schein, wenn man wie Ulli Lommel durch ein freundliches, sympathisches und bescheidenes Auftreten zu einem Liebling der Medien wird. Er ist ja schließlich ein Schauspieler und weiß, wie man sein Publikum beeindruckt, indem man sich z.B. wohltuend von der Masse der sogenannten "Prominenten" aus dem Dschungelcamp oder Container von RTL abhebt. Ulli Lommel ist in der Inszenierung der eigenen Person so glaubwürdig, dass die - sowieso nur oberfläch recherchierenden - Medien in den höchsten Tönen über ihn berichten. Was dann wiederum seinen Glauben an das eigene Genie verstärkt. Wie Lord Voldemort dem Professor Quirrel in "Harry Potter" fest verwachsen im Genick sitzt, ist auch dieser Wahn mit seiner Persönlichkeit verschmolzen. Er zwingt ihn, geradezu manisch immer weiter Filme und gelegentlich auch Theaterstücke zu produzieren, um dadurch seine "15 Minuten Ruhm" in den Medien zu erhalten. Obwohl alle seine Werke gnadenlos von den Kritiken sowohl der Experten des Feuilletons als auch der Film- und Theaterfans zerrissen werden, jagt er deshalb sein Leben lang gierig dem Ruhm und Erfolg nach. Ohne zu begreifen, dass Gier immer Angst erzeugt und Angst gebiert Misserfolg. Ein Teufelskreis, aus dem es für Ulli Lommel scheinbar kein Entkommen mehr gibt. Goethes "Der Zauberlehrling" lässt grüßen: "Die Geister, die ich rief, ..."
Die in die Jahre gekommenen Kneipe im Keller eines prachtvollen Jugendstilhauses am Beethovenplatz in München bestand lediglich aus einem großen Raum, der durch eine schmale Wandleiste optisch in zwei Hälften geteilt wurde. Das einem englischen Pub nachempfundene Ambiente wurde dominiert von einem klotzigen Mahagonieschrank, der die Rückfront einer langgezogenen Theke bildete, vor der dreibeinige, mit braunem Leder bezogene Barhocker aufgereiht waren. Um dieses protzige, aber aus der Zeit gefallene Mobiliar herum waren wahllos schlichte Holztische mit zerschlissenen Sesseln und Couchen arrangiert, die diverse Besitzer im Laufe der Jahre vom Trödel zusammengekauft hatten und die nicht so recht zu der ursprünglich eleganten Einrichtung passten. Die angestaubte Schenke hatte bessere Zeiten gesehen. Sie war in den 80ern des letzten Jahrhunderts zeitweise sogar die beste Bar der Stadt gewesen. Nach diversen Pleiten von zum Teil sehr zwielichtigen Betreibern aus Münchens Halbwelt war sie von einem Münchner Original ein wenig renoviert und wieder eröffnet worden. Der ambitionierte neue Wirt Xaver Feuchtel wollte das Nachtlokal zu einem Treffpunkt von Künstlern aus aller Welt machen und hatte sie nach Feuchtwangers Haus in Los Angeles großspurig „Aurora Bar“ genannt. Aber der erhoffte Erfolg war ausgeblieben. Auch heute Abend gab es außer dem frustriert hinter seinem Tresen lümmelnden Xaver nur zwei Gäste, die sich an einem Tisch im hinteren Teil der Bar niedergelassen hatten und bisher nur zwei Bier bestellt hatten.¨Was für ein beschissener Umsatz! Dafür lohnt es nicht, das Licht einzuschalten“, dachte Xaver frustriert. „Heute könnte der miese Besuch allerdings am fürchterlichen Wetter liegen¨, tröstete er sich. An diesem eiskalten Dezemberabend fegte in der Tat ein heftiger Schneesturm durch die fast menschenleeren Straßenschluchten der Stadt. Selbst die ausgehfreudigen Münchner waren deshalb froh, wenn sie daheim vor der Glotze sitzen und sich ihren abendlichen Drink in ihrer warmen und trockenen Stube genehmigen konnten.
Xaver warf einen sehnsuchtsvollen Blick auf eine halbleere Flasche „Jura“-Whisky, die er gestern in Angriff genommen hatte. Er seufzte. Dann beschloss er, sie heute Abend genüsslich auszutrinken und dabei diverse Monte-Christo-Zigarren zu paffen. In dem Moment öffnete sich die Tür der Bar und Xaver schaute hoffnungsvoll in ihre Richtung.
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