Impressum
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edition ost im Verlag Das Neue Berlin –
eine Marke der Eulenspiegel Verlagsgruppe Buchverlage
ISBN E-Book 978-3-360-51050-1
ISBN Print 978-3-360-01896-0
1. Auflage 2021
© Eulenspiegel Verlagsgruppe Buchverlage GmbH, Berlin
Umschlaggestaltung: Verlag, Peter Tiefmann
www.eulenspiegel.com
Über das Buch
Das ist die Innensicht einer Gesellschaft, die für viele Menschen unverständlich ist. Im besten Falle gilt sie als exotisch, im schlimmsten Falle als feindlich. Die westliche Welt fühlt sich bedroht, heißt es. Doch China bedroht niemanden. Die mit etwa 6000 Jahren älteste, ununterbrochen fortbestehende Zivilisation folgt anderen Regeln als etwa das jüngere christliche Abendland. Um sich dessen bewusst zu werden, muss man sie auch kennen. Behrens hat fast drei Jahrzehnte in China gelebt. Er berichtet von seinen Erfahrungen, bringt unbekannte Fakten und stellt erhellende Zusammenhänge her.
Über den Autor
Uwe Behrens, Jahrgang 1944, studierte an der Hochschule für Verkehrswesen »Friedrich List« in Dresden, diplomierte an der Wilhelm-Pieck-Universität in Rostock und war nach dem Studium mit der Einführung des Containertransportsystems bei der Deutschen Reichsbahn der DDR beschäftigt. Von 1980 bis 1984 war er als DDR-Vertreter bei Intercontainer in Basel und promovierte 1986 als Logistiker bei Deutrans-Transcontainer. Seine Tätigkeit als Fachdirektor im Betrieb des Kombinates Deutrans, Deutrans-Transcontainer, endete im Dezember 1989. Für eine BRD-Spedition ging er 1990 nach China. 2000 übernahm er das Management des französisch-indischen Joint Ventures Geodis India und pendelte zwischen China und Indien. Von 2008 bis 2017 wirkte er als Berater eines in Hongkong ansässigen Logistikunternehmens im Rahmen der chinesisch-afrikanischen Wirtschaftskooperation, der späteren Neuen Seidenstraße.
Inhalt
Vorwort
Auf nach China
Überall, auch in China, dreht sich alles ums Geld
Die Berliner Mauer, der Tiananmen und Mao
Mein Joint Venture
Ein kleiner Schritt vorwärts – ein großer Schritt zur Zivilisation
Das Sozialpunktesystem
Great Firewall
Soziale Werte
Markt, Plan und Eigentum
Was war das Erfolgsrezept?
Ein zivilisatorischer Staat
Eine meritokratische Regierungsform
Kampf gegen Armut
Korruption und Antikorruption
Grünes China
Die Neue Seidenstraße
Das größte Infrastrukturprojekt der Geschichte – eine neue Strategie der Globalisierung?
Die nächste Renaissance der Seidenstraße
»Kommunistische Staatskapitalisten wollen die Welt beherrschen!«
Die Routen
Organisation des Projektes »Neue Seidenstraße«
Zurück in Deutschland
Spannungsfeld zwischen dem Westen und China
China ist aggressiv
»America First« heißt Hegemonie statt Harmonie
Die Uiguren-Frage
Ordnung im Oberstübchen: Tibet, das Dach der Welt
Hongkong: eine schwärende Wunde?
Wer hat Angst vorm »Gelben Mann«?
Vorwort
Seit nunmehr vierzig Jahren findet das größte Modernisierungsprojekt der Menschheitsgeschichte statt, und ich konnte daran fast drei Jahrzehnte teilhaben, es unmittelbar begleiten. Über meine Beobachtungen und Erfahrungen will ich hier erstmals berichten. Seit 2017 lebe ich wieder in Deutschland, und ich habe seither feststellen müssen, dass wenig Wissen über China existiert und die Vorurteile groß sind, die über das volkreichste Land der Welt kursieren. Das war mein Motiv, mich in der vorliegenden Form mitzuteilen, Sachverhalte zu erklären, Irrtümer zu korrigieren und Wissenslücken zu füllen. Denn wie ich seit meiner Rückkehr aus Fernost als Konsument hiesiger Medien erstaunt bemerkte, hatte sich die Feststellung Alfred Polgars, jenes von den Nazis aus Europa vertriebenen jüdischen Feuilletonisten, keineswegs erledigt, obgleich sie inzwischen über hundert Jahre alt ist: »Die Menschen glauben viel leichter eine Lüge, die sie schon hundertmal gehört haben, als eine Wahrheit, die ihnen völlig neu ist.«
Nun war ja nicht alles unwahr, was ich über China in den Zeitungen las, im Rundfunk hörte oder im Fernsehen sah. Doch es schien mir ziemlich oberflächlich und nicht eben freundlich. Das Land mit seinen 1,4 Milliarden Menschen, vor allem aber seine riesige Ökonomie, die ein wesentlicher Faktor der Weltwirtschaft geworden ist, zeichnete man vorwiegend stereotyp als Bedrohung. Das war zunächst nur ein Eindruck, ein Gefühl. Inzwischen jedoch wurde der Begriff auch offiziell in die Sprache der Politik eingeführt. Auf dem virtuellen NATO-Gipfel Anfang Dezember 2020 erklärte der Generalsekretär des westlichen Militärpaktes, dass zwar kein Mitgliedsland »unmittelbar« von China bedroht werde, aber man sich stärker gegen Bedrohungen aus China wappnen werde. »Es kommt uns näher, von der Arktis bis nach Afrika«, zitierten die Medien Jens Stoltenberg. »Wir müssen dies gemeinsam angehen, sowohl als NATO-Verbündete als auch als Gemeinschaft gleichgesinnter Länder.«
Natürlich ist die Angst »des Westens« durchaus begründet. Es ist ihm mit der Volksrepublik China ein ernstzunehmender Konkurrent erwachsen. Der vertritt nicht nur mit wachsendem Selbstbewusstsein seine nationalen Interessen und handelt also nicht anders als etwa die USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und andere kapitalistische Staaten. Dieser Konkurrent präsentiert aber auch noch einen anderen Gesellschaftsentwurf. Dieser erweist sich angesichts der vielen Krisen und Konflikte, für die der Kapitalismus ursächlich ist, zunehmend als Alternative. Eine der ältesten Zivilisationen und Hochkulturen der Welt sucht nach Wegen in eine Zukunft, die diese Bezeichnung auch verdient. Und dabei sind die Chinesen sehr erfolgreich.
Nun ist das, was sie machen, überhaupt kein Modell für die Welt. Das stellen die Chinesen selbst energisch in Abrede. Doch allein das Funktionieren ihrer Ordnung beweist, dass der Kapitalismus – der sich doch selbst einmal als Krönung und Ende der Geschichte bezeichnete – eben nicht ohne vernünftige Alternative und das Schlusskapitel der Menschheit sein muss. Denn darin besteht heute weltweit Einigkeit: Wenn wir so weiter wirtschaften wie bisher, geht die menschliche Zivilisation in absehbarer Zeit zugrunde.
Das ist die eigentliche Bedrohung, vor der nicht nur »der Westen« steht.
Dessen sogenanntes China-Bashing, das Kritisieren, Verunglimpfen und Sanktionieren der Volksrepublik erfolgt nach der Methode »Haltet den Dieb!«. Das heißt, ein ertappter Halunke beschuldigt mit großem Geschrei einen anderen als Halunken, um auf diese Weise von seinen eigenen Vergehen abzulenken. Je erfolgreicher und souveräner China auf der Weltbühne agiert, desto lauter wird das Geschrei. Die Welt ist nicht genug. Inzwischen weht die rote Fahne mit den fünf gelben Sternen sogar schon auf dem Mond.
Diese gewaltigen Fortschritte in Wissenschaft und Wirtschaft sind wohl kaum Resultat von Propaganda, sondern Ergebnis angestrengter und kollektiver Arbeit. Und diese geschieht geplant, nicht anarchisch. Sie wird überlegt organisiert und konzentriert geführt. Anders als etwa in den unter dem Banner des Westens versammelten »Demokratien«.
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