Buddy ist eifersüchtig
Durchhalten Leni, ermahne ich mich. Es geht schließlich um nichts Geringeres als die große Liebe. Vielleicht lacht sie mich in diesem Moment an – mit strahlend weißen Zähnen. Sind die echt? Kaum zu glauben. Sicher ist: Die Strahlemänner gehören Ryan, der soeben den Bähmann ablöst. Jedes Wort, das sich zwischen seine Zahnreihen wagt, zieht geblendet in die Welt. Bevor ich es verhindern kann, schrubbt meine Zunge über die Kaffeetönung meiner eigenen Beißer. Das Kommando dazu hat sicher einer meiner Komplexe gegeben. Es gibt ein paar zur Auswahl, der mit den Zähnen gehört zu den erfolgreichsten. Er kämpft sich immer wieder vom Unterbewusstsein in die Oberliga. Meine Zähne könnten wirklich weißer sein. Vielleicht nicht ganz so weiß wie die, die mich gerade anleuchten. Wieder geht der Mund vis-à-vis auf und Worte schlüpfen durch das strahlende Weiß. Sie sagen: „Hey, nice to meet you! I am Ryan.“
Ich ziehe meine Zunge von ihrem Einsatz zurück. Zu spät. Ryan fühlt sich bemüßigt, mich zu beruhigen: „Don’t worry, deine Lippenstift ist schon weg von deine Zähne. Ich bin übrigens Amerikaner.“ Ach nee! Kommt jetzt endlich ein wenig Aufwind in den Abend? „Interesting Country. I was once in love with America.“
„Really?“, forscht mein Gegenüber nach. Allerdings! Schließlich gab es meinen amerikanischen Ex Luke und obendrein sieht Ryan ein bisschen aus wie Brad Pitt ohne Bart – und Johnny Depp muss ohnehin gleich heim zum Kinderhüten.
Vielleicht wird heute doch noch mein Glückstag! Ryan spielt seine Trümpfe aus: Er liest gerade Dostojewski, plant eine Weltreise, fotografiert leidenschaftlich gerne und lädt mich spontan zum Essen ein. Er will für mich kochen, die besten Burger der Welt. „Mit der Erfindung der Hamburger hat Amerika seinen kulinarischen Tribut an die Welt geleistet. Vorausgesetzt, sie sind ehrlich gebraten. Du wirst schon sehen“, sagt er in seiner Muttersprache und mir läuft das Wasser im Munde zusammen. Nicht nur mir.
„Mein Buddy liebt meine Hamburger“, preist er seine Kochkünste und verspricht, mir seinen Buddy vorzustellen, schließlich ist Buddy sein Mitbewohner und sein bester Freund. Ich beginne zu ahnen, dass ich mich mit diesem Kerl gut stellen sollte. „Sounds great“, sage ich kompromissbereit. Lieber ein Mitbewohner als vier Kinder. „Buddy is the greatest!“, präzisiert Ryan bevor er ein Foto von Buddy auf den Tisch klopft. Der beste Freund des Ryan ist ein Hund. In Ryans Fall ist es ein Pitbull – mit ziemlich großer Schnauze.
Nur ein bisschen eifersüchtig sei Buddy, weil Buddy ein Weibchen ist. „A really beautiful girl, like you!“ Ihre Zähne putze er regelmäßig, informiert er mich. Buddy hat eine eigene Zahnbürste, und Ryan überlegt, ob er ihr ein Bleeching schenken soll. Diese Runde geht eindeutig an Buddy und ich steige aus dem Ring. Mehr als „wow!“ fällt mir nicht mehr ein.
Nur noch einen Blick riskieren. Ich schiele über die Tische hinweg und lande in seinen dunklen Augen, mit denen er mich ganz offensichtlich gerade gesucht hat. Jetzt zwinkert er auch noch. Ich denke an seine vier Kinder und zwinkere NICHT zurück. Ich kenne mich schließlich aus mit Verhütung und verhüte gerade den Anfang vom vorgezeichneten bitteren Ende. Vier Kinder von zwei Frauen und kein Geld. Mann kann es auch übertreiben. Vergiss es, Paul! Ja, und vergiss es Leni, sage ich mir, dabei zuckt mein Auge nur ein ganz kleines bisschen. Zwinkern ist etwas anders.
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