Jürgen Ruhr
Crystal Fire
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Inhaltsverzeichnis
Titel Jürgen Ruhr Crystal Fire Dieses ebook wurde erstellt bei
- - Crystal Fire Thriller © by Jürgen H. Ruhr Mönchengladbach
1. Ein Gefallen
2. Versuchsmaterial
3. Fortschritte
4. Selbstversuch
5. Leistungssteigerung
6. Die Sonderkommission
7. Sylvia
8. Die Tierärztin
9. Maßlos
10. Erkenntnisse
11. Der Mord
12. Die Mordkommission
13. Nachschubprobleme
14. Der Fang
15. Der Besuch
16. Eine Spur
17. Jagdfieber
18. Tapetenwechsel
19. Die Flucht
20. Hausdurchsuchung
21. Spurenauswertung
22. Das Jagdrevier
23. Fahndungserfolg
24. Eingrenzung
25. Die Beute
26. Erfolg
27. Zugriff
Epilog
Über den Autor
Impressum neobooks
Crystal Fire
Thriller
© by Jürgen H. Ruhr
Mönchengladbach
Daniel Bossheimer saß in der Mensa der Universität Düsseldorf und stocherte lustlos mit der Gabel in dem Kartoffelbrei herum, das zusammen mit einer Frikadelle und Gemüse eines der Hauptgerichte im Angebot bildete. Die Frikadelle hatte er sorgfältig zur Seite geschoben, denn ihm war heute nicht danach. Daniel aß selten Fleisch, er machte sich nicht viel daraus. Dann sah er sich in dem gut besuchten Raum um. Wo blieb sein Freund und Studienkollege Florian Feldner, kurz ‚Flo‘ genannt? Sie hatten sich um zwölf Uhr fünfzehn hier verabredet, doch Flo ließ sich einfach nicht blicken.
Er und Flo waren in Köln zusammen aufgewachsen, dort zur Schule gegangen und entschlossen sich schließlich, gemeinsam hier in Düsseldorf Medizin zu studieren. Fern ab von den dominierenden Eltern. Daniels Vater arbeitete an der Kölner Universitätsklinik als Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie. Der Professor war eine anerkannte Kapazität auf dem Gebiet und sah seinen Sohn vermutlich schon als Nachfolger. Zumindest sollte Daniel möglichst in seine Fußstapfen treten, was auch der Grund dafür war, dass er ihm das Medizinstudium in Düsseldorf finanzierte. Der junge Student durfte sich sogar eine kleine Zwei-Zimmer- Wohnung in der Altstadt einrichten, die ihm der alte Herr bezahlte. Ein großzügiges Taschengeld ermöglichte es Daniel zahlreiche seiner Wünsche zu erfüllen und sich seinem Freund gegenüber freigiebig zu zeigen.
So hatte er sich seinem Freund Florian gegenüber aber immer schon gegeben, denn im Gegensatz zu seiner Familie war die von Florian Feldner nicht so gut gestellt. Florian wohnte im Studentenheim des Campus und musste jeden Cent zweimal umdrehen, bevor er ihn ausgab. Trotzdem - und wegen ihrer Freundschaft - hatte Flo sich entschlossen, nicht in Köln zu studieren und bei seinen Eltern zu wohnen, sondern mit Daniel nach Düsseldorf zu ziehen. Daniel wusste, dass Flo manchmal seinen Entschluss bereute. Insbesondere, wenn er wieder einmal mitten in der Nacht aufstehen musste, um Zeitungen auszutragen, um sich so ein kleines Taschengeld zu verdienen. Flo war, wie Daniel auch, zweiundzwanzig Jahre alt, jedoch gut zwei Zentimeter kleiner als er und bestimmt zwanzig Kilo schwerer. Im Gegensatz zu Daniel, der Wert auf ein akkurates Äußeres legte, das kurzgeschorene Haar mit einem Seitenscheitel trug und dank seiner Designerkleidung immer wie aus dem Ei gepellt daherkam, vernachlässigte Flo gerne seine Kleidung, trug am liebsten alte, zerschlissene Jeans und seine Haare lagen meistens wirr auf dem Hemdkragen auf. In der Schule war Daniel so eine Art Nerd oder Geek gewesen, sein Freund aber eher das Gegenteil.
Leider nahm es Flo auch nicht so genau mit der Pünktlichkeit. Daniel sah auf seine Armbanduhr, eine TAG Heuer Connected Smartwatch, die ihm seine Eltern zum bestandenen Abitur geschenkt hatten. Und den Mazda MX-5 durfte er sich zum Studienbeginn aussuchen. Daniel hatte sich für eine knallrote Version des kleinen Sportwagens entschieden. Er nahm Flo oft mit zu Spritztouren in die nähere Umgebung und beschleunigte den Wagen auf den schmalen und kurvenreichen Strecken oftmals weit über das erlaubte Limit hinaus, was seinem Freund regelmäßig den Angstschweiß auf die Stirn trieb.
„Hallo Boss!“ Florian Feldner stellte sein Tablett seinem Freund genau gegenüber auf den Tisch. Flo nannte ihn ‚Boss‘, wie viele seiner Freunde, was die ersten Buchstaben seines Nachnamens wiedergab. Daniel fand, es hörte sich nett an und insistierte nicht dagegen. Außerdem hörte sich ‚Boss‘ immer noch besser an, als die englisch ausgesprochene Abkürzung seines Vornamens. Das ‚Dän‘ fand er ausgesprochen blöd.
Daniel warf demonstrativ einen Blick auf seine teure Uhr. „Du bist spät dran, Flo. Wir waren um Viertel nach verabredete. Jetzt ist es schon nach halb!“
Flo stopfte sich Pommes Frites in den Mund und schnitt ein riesiges Stück vom Jägerschnitzel ab, das er zu den Pommes verfrachtete. Dann kaute er erst einmal genüsslich, während ihm Daniel dabei zusah und langsam wütend wurde. „Was gab es denn so Wichtiges, dass du mich warten lassen musstest?“
Schließlich zuckte sein Freund mit den Schultern. „Ich habe noch mit dem Prof gesprochen. Obwohl es vielleicht noch ein wenig zu früh dafür ist, will er mir einen Job als studentische Hilfskraft verschaffen.“ Flo grinste. „Das ist allemal besser, als diese dämlichen Zeitungen auszutragen.“ Dann überlegte er einen Moment und grinste noch breiter: „Obwohl - ich werde den Job auch behalten. Boss, du wirst sehen, in Kürze schwimme ich in Geld.“
„Ja sicher“, murrte Daniel. „Hoffentlich kommst du dann überhaupt noch zum Studieren vor lauter Arbeit.“ Aber er wusste, dass sein Freund das Studium mit links meisterte - genau wie er selbst auch. Alle beide, so unterschiedlich sie auch sein mochten, waren sogenannte ‚Überflieger‘ und ihre Noten lagen durchweg im Einserbereich. Lediglich in Sport hatten beide am Gymnasium geschwächelt, doch jetzt zählte das natürlich nicht mehr.
„Studentische Hilfskraft, hmm“, gab Daniel von sich. „Weißt du denn schon, was du da machen musst?“
Flo schüttelte den Kopf. „Noch gibt es keine Zusage vom Professor. Er will erst einmal sehen, ob er mich überhaupt nehmen darf. Morgen Vormittag erfahre ich mehr, da habe ich nämlich ein Gespräch mit ihm.“
„Na dann viel Glück“, grunzte Daniel. „Vielleicht darfst du ja die Leichen für Obduktionen herrichten.“
Florian nahm einen Schluck Cola und schaffte es, ohne einen Tropfen zu verschütten, gleichzeitig mit den Schultern zu zucken. „Keine Ahnung“, nuschelte er dann, denn inzwischen hatte er sich den letzten Rest Pommes und Schnitzel in den Mund gestopft. Schließlich widmete er sich dem Nachtisch, der aus einer Puddingspeise mit Vanille und Schokoladenpudding mit reichlich Sahne bestand. Daniel hatte sich für einen Quark mit Mandarinenstückchen entschieden und Flo schielte jetzt auf die Schale, die noch unberührt neben seinem Teller stand. „Isst du deinen Nachtisch nicht?“
Daniel verdrehte die Augen und schob seinem Freund das komplette Tablett hin. „Du kannst alles haben. Aber der Kartoffelbrei wird inzwischen kalt sein.“
„Danke, der Nachtisch reicht mir.“ Flo griff sich das Schälchen, bevor Daniel es sich anders überlegen würde.
Doch der hatte andere Sorgen und kam schließlich auf den Grund ihrer Verabredung zu sprechen. „Flo, hast du heute Nachmittag Zeit?“
Sein Freund sah auf: „Zeit? Wofür? Ich wollte mir eigentlich den Stoff für Psychologie vom dritten Semester einmal ansehen. Aber das hat natürlich keine Eile ...“
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