„Es war der Dämon, richtig?“ fragte der Junge.
„Ja, Mereg hat es mir verraten“, gab Tjalf preis und erinnerte alle daran, dass der Dämon allgegenwärtig war, auch wenn er sich nicht immer meldete oder gar zeigte.
„Warum diese Scharade?“ wollte der Professor wissen.
Peter schaute sich indes immer wieder um, denn es hätte ja genauso gut eine Falle sein können. Gerade, wenn das Medium die Geisterbande offensichtlich belog, um seine wahre Identität zu verheimlichen. Bartholomäus bleib wachsam. Aber nicht panisch, denn so etwas beeindruckte ihn nicht mehr. Er kannte Täuschungen schon.
„Ich erklärte es bereits“, antwortete Dyako, „ich muss mich hüten, denn auch andere Mächte sind hinter mir her.“
Er streckte seine Hand aus und der Alte stand von dem Sessel auf. Er zuckte kurz etwas und dann schaute er geradewegs zum Medium.
„Du hast deine Aufgabe erfüllt, nun gehe wieder in dein normales Leben und vergesse alles, was du hier gesehen hast“, sprach Dyako.
Der Mann ging ohne sich zu verabschieden aus der Tür heraus. Die anderen verfolgten diese Situation und überlegten, was da in diesem Moment passiert war.
„Ich habe ihn hypnotisiert“, verriet Dyako, denn er spürte die vielen Fragezeichen, die sich über ihren Köpfen gebildet hatten.
„Solange du uns nicht hypnotisierst“, machte Bartholomäus sofort deutlich, „gibt es auch kein Problem.“
„Ich denke, es ist nicht angebracht, mir zu drohen“, wehrte sich das Medium, „zumal du auch nicht der bist, für den du dich ausgibst.“
„Was soll das denn heißen?“ fragte Bartholomäus, zog sein Schwert und machte sich auf der Stelle kampfbereit.
„Was meinst du?“ wollte Tjalf plötzlich wissen und war noch etwas irritiert.
„Das ist aber jetzt kein Trick, oder?“ fragte der Professor, der nun nicht mehr wusste, ob Dyako wieder irgendwas anwendete oder ob das ein echter Hinweis war.
Peter erging es ebenso, während Tjalf wie angewurzelt dastand. Er wollte den Dämon nutzen, um herauszufinden, ob Dyako die Wahrheit sprach und Bartholomäus tatsächlich jemand anderes war.
„Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen“, antwortete Mereg im Inneren von Tjalf, „ich müsste die Kontrolle übernehmen, dann weiß ich es mit Sicherheit.“
„Toller Versuch“, erwiderte Tjalf, „aber das lassen wir mal.“
„Das Problem ist, dass ich nichts verraten darf, deshalb werde ich mich diesbezüglich nicht weiter dazu äußern“, erklärte Dyako.
„Aber das Problem ist auch, dass du uns nun eine Andeutung gemacht hast und ich nicht weiß, was richtig und was falsch ist“, machte Tjalf klar, „daher ist es von immenser Bedeutung, dass du uns nun den Rest erzählst.“
„Ich stehe hier als Angeklagter da“, beschwerte sich Bartholomäus, „und kann nicht beweisen, dass ich wirklich ich bin.“
„Ich werde es nicht verraten, ganz gleich, wie sehr ihr mir droht“, verdeutlichte Dyako, „ich hätte es vielleicht nicht andeuten, verzeiht mir. Es gibt nun wichtigere Dinge, die wir besprechen müssen.“
Tjalf dachte kurz nach. Mereg nervte nochmals damit, dass er es sicherlich sagen könnte, wenn denn Tjalf nur ihn die Kontrolle übertrug, aber dies stand für Tjalf außer Frage und er ignorierte den Dämon.
„Dann behalten wir ihn im Auge“, äußerte Tjalf.
„Und die ganze Zeit riskieren, dass er durchdreht, weil er in Wahrheit jemand anderes ist?“ fragte der Professor.
„Das müssen wir bei dir auch“, konterte Bartholomäus, „falls du dich in einen Zombie verwandelst.“
„Das stimmt…?!“ wunderte sich Professor Lux, denn er war ebenso eine Gefahr für die anderen.
„Nun hört auf“, rief Tjalf, „wir müssen alle damit umgehen und werden weitermachen, denn wir riskieren das Leben meines Bruders und das von unserer Freundin Hanna, die im Übrigen auch gefährlich werden kann, wenn sie zum Seelenfresser wird.“
Dann war es still. Jeder hatte seine Gedanken zu dem Gesagten von Tjalf. Peter dachte darüber nach, dass er wohl selbst eines Tages zum Seelenfresser werden würde und diese Vorstellung behagte ihm nicht. Bartholomäus hatte das Gefühl, dass es nun schwieriger zwischen allen werden könnte. Professor Lux machte sich Sorgen, wie lange er noch seinen Zombie unterdrücken konnte, denn er spürte ihn immerzu. Er klopfte quasi immer wieder an und der Professor hatte große Mühe, ihn zurückzuhalten. Der Einwand von Bartholomäus war daher sehr treffend.
„Wie es nun? Wollen wir uns ans Werk machen?“ fragte Dyako, nachdem er die Bande eine Weile hat überlegen lassen.
„Ja“, bestätigte Tjalf.
„Dann folgt mir“, sagte das Medium und ging voran.
Sie folgten ihm allesamt. Sie kamen in den Flur und nutzten eine Treppe, um in den Keller zu gelangen. Dort gab es ein Zimmer, welches Regale hatte, in denen sich Bücher befanden. Dyako betrat das Zimmer und nahm sich eines der Bücher.
„Die Bibel?“ erkannte Tjalf und war etwas verwirrt, denn wenn in der Bibel stand, wie man in den Himmel gelangen konnte, dann würde doch jeder darauf kommen!
„Ja, die Originalfassung“, antwortete Dyako, „die Menschen haben eine für sie geschaffene Version.“
„Interessant“, äußerte der Professor.
„Ja, wirklich, denn dieses Buch hat die Antworten auf alle Fragen, die es gibt“, erläuterte Dyako und schlug es auf, „allerdings muss man den Code erkennen. Es ist wie eine eigene Sprache. Wenn man sie versteht ist es recht einfach, nur hat jede Antwort seine eigene Symbolik.“
„Kann es nicht auch mal einfach gehen?“ fragte Peter.
„Nein, denn der Herr wollte, dass jeder die Möglichkeit hat, in den Himmel zu kommen, wenn er nur verstanden auf welche Weise“, entgegnete Dyako.
„Gilt das auch für unsereins?“ wollte der Professor wissen.
„Was ist mit unsereins gemeint?“ fragte Dyako nach.
„Naja, einem Zombie, einem Geist, einem Diviator, einem Venator mit einem Dämon in sich?“ konkretisierte Professor Lux seine Frage.
„Ich denke, da wird die Schwierigkeit liegen“, antwortete Dyako und zeigte auf eine Seite der Bibel.
Dort stand geschrieben:
„Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich`s meine. Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege.“
„Was hat das mit dem Himmel zu tun?“ wollte der Professor wissen.
„Es ist der Psalm 139, 23-24 und er verrät, wer in den Himmel darf“, antwortete Dyako, „das Herz muss rein sein und der Ewige Weg kann hier als Himmel verstanden werden. Es muss ja nicht immer das Wort genannt werden. Das wäre zu simpel.“
„Dann sind wir alle raus?“ fragte Tjalf, „wegen unserer, nennen wir es, dunklen Seite?“
„Vor Gott sind wir alle gleich, ganz gleich ob wir gläubig sind oder nicht“, erklärte das Medium, „daher kann es sein, dass der Himmel auch euch empfängt.“
„Aber ist in der Bibel nicht davon die Rede, dass alle Menschen vor Gott gleich sind?“ fragte Professor Lux nach.
„In der Menschenversion schon, aber in Wahrheit ist er so gerecht, sodass er alle gleich sieht, ob Dämon oder Mensch, ob Zombie oder Engel“, antwortete Dyako, „daher mischt er sich auch nie ein. Es sei denn, das Gleichgewicht wird derartig gestört, sodass sonst der Himmel und natürlich er in Gefahr wären, so wie damals bei Sodom und Gomorrha.“
„So eine Doppelmoral“, kommentierte der Professor, „nach der Logik dürfte es keine Unterwelt geben.“
„Nur weil er sie gleich sieht, heißt es nicht, dass sie in den Himmel kommen“, entgegnete Dyako, „denn die Taten machen den Unterschied aus.“
„Das bedeutet, dass ein Dämon auch in den Himmel kommen kann?“ fragte Professor Lux nach.
„Theoretisch ja“, antwortete Dyako, „aber ich persönlich habe davon noch nie gehört.“
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