Tjalf machte sich auf zum Bereich der Geschichte. Er wusste zunächst nicht, nach welchen Stichworten er suchen sollte bis er auf „Geschichte um das Jahr Null“ stieß. Dort befanden sich drei Bücher, was die Auswahl mickrig erscheinen ließ. Tjalf nahm sich das erste Buch, wo es nach kurzen recherchieren eher um die die Römer ging, als um Jesus und dem Kranz. Auch das zweite Buch setzte eher an die Römer an, sowie auch das dritte.
„Reinfall“, ärgerte sich Tjalf, der immer mehr spürte, wie der Druck zunahm, denn er fürchtete, dass Malit seinem Bruder und Hanna etwas antun könnte. Möglicherweise tötete er sie nicht, aber er könnte ihnen wer weiß was an Schaden zufügen und am Ende hatte der Hexer alles und Tjalf nichts mehr. Dieses Gefühl war ein schreckliches.
„Ich habe was“, flüsterte Bartholomäus, denn er wollte nicht negativ auffallen, wie Tjalf vorhin.
Dabei hielt er ein Buch in der Hand, welches „Mythos Jesus und seine Macht“ hieß. Bartholomäus hatte darin herumgeblättert und grob nachgeschaut, aber wahrscheinlich etwas gefunden. Tjalf ging zu ihm und entnahm ihm das Buch, obwohl Bartholomäus ihm etwas zeigen wollte. Tjalf hatte es nicht mitbekommen.
„Sehr treffender Titel“, äußerte sich Tjalf, „und du meinst, dass es uns etwas verraten kann?“
„Sonst hätte ich es dir nicht gezeigt“, entgegnete Bartholomäus.
„Aber wie sollen wir darin einen richtigen Hinweis finden?“ fragte Tjalf.
„Meine Güte, ich wollte eben, bevor du mir das Buch aus der Hand gerissen hattest, dass du dir die eine Seite anschaust, aber nun hattest du es zugeschlagen und ich muss von vorne suchen.“
„Das war keine Absicht“, entschuldigte sich Tjalf, „ich wollte lediglich alles vorantreiben.“
„Und genau das macht es schwierig“, meinte Bartholomäus, „habe doch etwas mehr Geduld, wir werden das schon hinkriegen.“
Tjalf wusste, dass Bartholomäus recht hatte, denn er war einfach zu ungeduldig und auch irgendwie ungewöhnlich unruhig für seine Verhältnisse. Er musste sich unter Kontrolle bekommen und das Zeil vor Augen haben.
„Ich werde versuchen, mich zusammenzureißen, okay?“ machte Tjalf ein Friedensangebot.
„Schon in Ordnung“, meinte Bartholomäus mit einer ruhigen Art, die Tjalf vorher gar nicht so bemerkt hatte.
Ohnehin hatte sich Bartholomäus verändert. Er stänkerte weniger und legte sich mit jedem an. Vielleicht hatte die Gefangenschaft ihn nachdenklich gemacht und er tritt jetzt kürzer. Oder Bartholomäus wollte seine Sache sehr gut machen und Tjalf eine große Hilfe sein.
„Ich habe es“, sagte Bartholomäus, der während Tjalf nachdachte, wieder im Buch herumblätterte.
Bartholomäus hielt es Tjalf hin, der es vorsichtig entgegennahm. Dann warf er einen Blick darüber. Es war eine Art Übersicht, wie man an die drei Dinge herankommen sollte, die Malit in seinen Besitz haben wollte.
Moses Stab schien er schon sein nennen zu können, während der Hexer laut Tjalfs Erinnerung die Bundeslade im Teufelsdreieck vermutet hatte, aber noch nicht gefunden hatte, war der Kranz von Jesus das letzte Teil, um an eine gottesänhliche Macht zu gelangen.
„Ach du heilige…“, erschrak sich Tjalf, denn ihm wurde bewusst, dass er entweder Hanna und Tjorven retten konnte oder die Menschheit, denn wenn der Hexer so eine immense Macht besaß, würde er alles in Schutt und Asche legen, „das ist nicht gut.“
„Nein, aber es verrät, wo wir den Kranz finden und wie wir dahin kommen“, entgegnete Bartholomäus in einem erstaunlich sachlichen Ton, „du zögerst doch nicht etwa, Hanna und deinen Bruder zu retten, oder?“
„nein, natürlich nicht“, antwortete Tjalf, „aber ich finde es ist ein großer Preis, den wir zahlen- den die gesamte Menschheit zahlt. Ich muss einen anderen Weg finden.“
„Und riskieren, dass Malit sie tötet?“ wunderte es Bartholomäus, denn für stand nur diese eine Lösung im Raum.
„Nein, aber ich würde dennoch alles versuchen, um sie zu retten und die Menschen“, erwiderte Tjalf, „denn ich habe mich schon einmal falsch entschieden und dann meine Eltern verloren.“
„Ich verstehe“, meinte Bartholomäus, „dann werde ich dich unterstützen, wenn du einen zweiten Plan hast.“
„Danke“, sprach Tjalf und schaute zu Bartholomäus, „du bist ein wahrer Freund.“
Dann steckte Tjalf das Buch unauffällig ein, um es aus der Bibliothek zu entwenden. Er wollte dennoch wissen, wie man in den Himmel gelangen konnte, aber es musste da oben doch jemanden geben, der ihm helfen könnte.
Die beiden verließen die Bibliothek und niemand ahnte etwas von dem Diebstahl. Tjalf dachte sich, dass er es zurückbringen würde, sobald alles vorbei war. Andererseits müsste man solche Bücher, die derartige Macht verraten eigentlich verbieten.
Der Weg führte sie natürlich zum Hauptquartier, wo der Professor und Piet immer noch recherchierten und verschiedene, teils sehr alte Bücher aussortiert und gestapelt hatte. Wenn man es nicht wüsste, könnte man denken, es wären Flohmarkartikel.
„Seid ihr erfolgreich gewesen?“ wollte der Professor wissen und auch Peter schaute sehr neugierig.
„Ja, ich denke schon“, konnte Tjalf bestätigen.
Professor Lux ließ alles sofort stehen, denn er konnte es kaum erwarten, das Geheimnis zu lüften, lag es doch schon in seiner Natur. Piet und Peter folgten ihm.
„Zeige es mir“, verlangte der Professor und streckte Tjalf seine Hand entgegen.
Tjalf erwiderte den Wunsch des Professors und überreichte ihm das Buch. Dieser schaute es genauer an und blätterte darin ebenfalls herum, so wie es Bartholomäus es zuvor schon getan hatte.
„Ungewöhnlich“, meinte Professor Lux und sprach natürlich in Rätseln.
„Was ist so ungewöhnlich?“ wollte Tjalf wissen.
„Dass dieses Buch unsere Lösung enthalten soll“, antwortete Professor Lux, „denn immerhin ist es gar nicht so alt.“
„Es kann ja sein, dass erst in unserer Zeit jemand Forschung über dieses Thema bestrieben hat“, vermutete Tjalf.
„Und der Autor ist auch sehr eigentümlich“, meinte der Professor, „er hat nur einen Namen. Hat er keinen Nachnamen?“
Tjalf nahm sich das Buch zurück. Professor Lux war etwas erschrocken, aber gab es ihm. Der junge Venator untersuchte es nun genauer und schaute dabei auf den Namen des Autors, ehe dieser Name an eine Person erinnerte: Dyako!
„Du hast recht“, sprach Tjalf, „es ist sehr merkwürdig.“
„Weshalb?“ fragte nun Bartholomäus, „was ist so ungewöhnlich daran. Warum spricht hier jeder in Rätseln?“
„Der Name sagt mir etwas“, antwortete Tjalf, „Dyako hieß auch das Medium, dass wir aufgesucht, als wir uns auf dem Weg zum Teufelsdreieck gemacht hatten.“
„Stimmt, ich erinnere mich“, sagte Peter und seine Augen begannen zu leuchten, „das ist voll merkwürdig.“
„Das kann doch kein Zufall sein, oder?“ fragte Professor Lux, der langsam daran zweifelte, ob dieses Buch überhaupt echt war, „das riecht schon wieder gewaltig nach einer Falle.“
„Ich denke eher, dass es sich um einen Hinweis handelt“, entgegnete Tjalf, „und wir uns zum Medium begeben sollten, weil es uns etwas sagen will.“
„Nur weil auf einem Buch ein Name steht, den du zu kennen vermagst, verfolgst du eine Spur?“ wollte Bartholomäus erfahren und man hörte seine Ungläubigkeit dieser Sache gegenüber deutlich heraus.
„Ja, da der Name Dyako kein Allerweltsname ist“, erwiderte Tjalf.
„Ich denke, wir sollten uns auf den Inhalt konzentrieren und nicht auf einen Namen“, hielt Bartholomäus gegen.
„Für meine Verhältnisse bin ich zwar auch für einen sicheren Weg, aber in all den Abenteuern lief vieles anders als wir es geplant hatten, daher plädiere ich für Tjalfs Vorschlag“, meinte Professor Lux, „denn Tjalf hat uns stets gut geführt.“
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