Jürgen Heller
Lange Schatten im Oktober
Hallsteins zweiter Fall
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Jürgen Heller Lange Schatten im Oktober Hallsteins zweiter Fall Dieses ebook wurde erstellt bei
Vorbemerkung Vorbemerkung Die Handlung in dem vorliegenden Roman ist vollständig frei erfunden, ebenso alle Namen und Personen. Entstehende Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und unbeabsichtigt. Die Kulisse mit realistischen Ortsbeschreibungen und historischen Hintergründen dient ausschließlich der Authentizität. Der Leser soll den Eindruck gewinnen, so hätte es sein können. Jürgen Heller
Berlin, Sonntag, 02.10.2011
Berlin, Montag, 03.10.2011
Berlin, Dienstag, 04.10.2011
Berlin, Mittwoch, 05.10.2011
Berlin, Donnerstag, 06.10.2011
Berlin, Freitag, 07.10.2011
Berlin, Sonnabend, 08.10.2011
Berlin, Sonntag, 09.10.2011
Berlin, Montag, 10.10.2011
Berlin, Dienstag, 11.10.2011
Berlin, Mittwoch, 12.10.2011
Berlin, Donnerstag, 13.10.2011
Berlin, Freitag, 14.10.2011
Berlin, Sonnabend, 15.10.2011
Impressum neobooks
Die Handlung in dem vorliegenden Roman ist vollständig frei erfunden, ebenso alle Namen und Personen. Entstehende Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und unbeabsichtigt. Die Kulisse mit realistischen Ortsbeschreibungen und historischen Hintergründen dient ausschließlich der Authentizität. Der Leser soll den Eindruck gewinnen, so hätte es sein können.
Jürgen Heller
Berlin, Sonntag, 02.10.2011
Bruno Hallstein sitzt recht verspannt auf seiner roten Ledercouch und versucht die Hingabe der dunkeläugigen Schönheit zu ignorieren. Er ist den Umgang mit dem weiblichen Geschlecht einfach nicht gewöhnt, genauer gesagt, nicht mehr. Die hier ist auch noch von der Sorte Hemmungslos und gibt sich voll und ganz ihren Gefühlen hin. Im Gegensatz zu Bruno hat sie es sich sehr gemütlich gemacht, liegt mehr als dass sie sitzt. Die leise Musik scheint sie noch zu beflügeln, denn sie legt jetzt ihren Kopf auf seinen Schoß und seufzt dabei filmreif. Bruno wagt nicht sich zu bewegen, einerseits ist ihm die Situation unangenehm, andererseits will er die Situation nicht ungenutzt lassen, schließlich ist er der Mann, ist hier zu Hause und außerdem sieht doch keiner zu. Er greift ganz vorsichtig nach seinem Glas. Sofort erhebt sie den Kopf und schaut ihn dermaßen verliebt an, dass er den Wein mit einem großen Schluck auf einmal austrinkt. Dann, nach kurzem Zögern, fährt seine rechte Hand über ihren Hals und greift ihr in das wellige, kastanienbraune Haar. Sofort spürt er wieder den leichten Druck ihres Kopfes auf seinen Oberschenkeln. Seine Finger spielen in ihrem Haar, und er spürt, wie sie es genießt.
Du bist mir vielleicht ein Luder. Was machst du eigentlich, wenn ich das alles Harry erzähle? Der ahnt von nichts, geht davon aus, dass du ihm treu bist. Aber so sind die Weiber. Sei's drum. Ich kann ja doch nicht widerstehen.
Brunos Hand wandert zärtlich streichelnd über ihren schlanken Körper nach unten, landet schließlich auf ihrem wunderschön geformten Po. Das allerdings scheint ihr nicht zu gefallen, geht ihr wohl zu weit. Sie erhebt sich abrupt und schaut plötzlich in Richtung Tür, so als würde dort jeden Augenblick jemand eintreten.
"Was ist Lucie? Plötzlich Gewissensbisse? Harry ist in München, den kannst du vergessen."
Lucie scheint ihn nicht zu hören, ist von der Couch runter und steht schon unmittelbar vor der Wohnzimmertür. Dann wendet sie ihren Kopf und schaut Bruno aus ihren wunderschönen Augen an.
"Ach so, du willst raus! Drückt die Blase? Na dann los, tut mir auch gut."
Lucie dreht eine Runde um ihre eigene Achse und wedelt nicht nur mit dem Schwanz, nein, das ganze Hinterteil schwingt in freudiger Erregung. Bruno öffnet die Tür zum Flur und kaum ist die ein Spalt weit offen, zwängt sich Lucie hindurch und rotiert aufgeregt vor der Garderobe. Dort hängt ihr Brustgeschirr samt Leine, und obwohl sie es natürlich genau weiß, dass es ohne nicht los geht, tollt sie vor Freude so ausgiebig herum, dass Bruno Minuten braucht, um die Irish-Red-Setter-Dame zu bändigen und ausgehfertig zu machen. Dabei unterstützt sie die Prozedur mit einer Mischung aus Jaulen, Hecheln und Lachen. Jawohl, Lucie kann lachen, hat jedenfalls Harry schon oft genug erzählt. Bruno zieht sich seine graue Jacke über und greift nach der blauen Schirmmütze mit dem aufgestickten Tiroler Adler. Die hat er sich aus dem letzten Urlaub mitgebracht, weil er es ausgesprochen praktisch fand, dass der Tiroler Adler vom Brandenburger Adler auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden ist, jedenfalls für Laien. Beide sind rot und haben goldene Flügelspangen mit Kleeblattenden. Außerdem schauen beide in die gleiche Richtung. Allerdings trägt der Tiroler Kumpel eine goldene Krone und einen grünen Kranz um das Haupt, Lorbeer oder so. Weil nun die mehr oder weniger berühmte Ur-Tirolerin, Margarete Maultasch, Mitte des 14. Jahrhunderts einen Brandenburger Markgrafen geheiratet hat, liegt natürlich der Verdacht nahe, dass…, aber hier haben gewissenhafte Historiker nachgewiesen, dass der Tiroler Adler auch schon weit vorher in der Landesgeschichte auftaucht. Ihm, Bruno, ist es egal. Entscheidend für ihn ist, dass er die Mütze sowohl in Brandenburg, wie auch in Tirol aufsetzen kann. Außerdem findet er, die Mütze kleidet ihn und das will etwas heißen. Normalerweise ist er mit seinem Spiegelbild ja nie zufrieden, zu dick, zu hässlich, zu alt, was es halt so an negativen Attributen gibt.
Bruno zieht den Wohnungsschlüssel ab, der immer von innen im Türschloss steckt und verstaut ihn in der Hosentasche. Alle wichtigen Dinge, wie Portmonee, Schlüssel, Handy steckt er immer in die Hosentasche, weil er meint, dass er einen Diebstahlsversuch besser bemerken würde. Andererseits sehen vollgestopfte Hosentaschen mitunter sehr fragwürdig aus. Aber jetzt hat er ja eine Jacke drüber, und außerdem will er ja nur ein wenig mit dem Hund spazieren gehen. Er zieht die Wohnungstür hinter sich zu und steigt dann die zwei Stockwerke zu Fuß hinunter. Lucie schleift die Leine hinter sich her und befindet sich immer eine halbe Etage im Voraus. Sie bleibt aber auf jedem Treppenabsatz stehen und schaut wo er bleibt. Im Parterre angekommen, öffnet sich prompt die Tür der ehemaligen Portierswohnung. Frau Krause.
"So geht das aber nicht, Herr Hallstein. Der Hund gehört an die Leine. Wenn der mich beißt, werde ich Sie verklagen, da können Sie Gift drauf nehmen. Mein Sohn ist Rechtsanwalt."
"Ist ja schon gut, Frau Krause, der Hund beißt ja nicht, nicht mal Sie. Der weiß gar nicht wie das geht. Ist doch eine Dame, wie Sie. Sie können sie ruhig streicheln, dann haben Sie eine neue Freundin."
"So weit kommt es noch. Ich habe 'ne Tierhaarallergie und außerdem sind Haustiere gar nicht erlaubt. Ich werde mich bei der Hausverwaltung beschweren. Der kackt doch überall hin."
Das heitere Zwitschern eines Wellensittichs dringt aus der Wohnung von Frau Krause, und Bruno setzt sein nettestes Lächeln auf.
"Wie war das noch mit den Haustieren oder ist das Ihr Sohn, der da zwitschert?"
"Das geht Sie gar nichts an!"
Wumm! Die war zu! Bruno bleibt gelassen. An anderen Tagen hat er sich schon schwarz geärgert über diese Nachbarin, die bei ihm den Arbeitstitel "Blöde Ziege" trägt, aber heute, mit Lucie an seiner Seite, macht ihm die zickige Frau Krause nichts aus. Er kann sich nicht erinnern, sie jemals lachen gesehen zu haben oder mal ein nettes Wort sagen, vielleicht 'Guten Morgen Herr Hallstein, wie geht's denn Ihrem Hund?'
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