Jürgen Heller
Das Trauerspiel der Schwarzen Witwe
Hallsteins dritter Fall
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Jürgen Heller Das Trauerspiel der Schwarzen Witwe Hallsteins dritter Fall Dieses ebook wurde erstellt bei
Vorbemerkung Vorbemerkung Die Handlung in dem vorliegenden Roman ist vollständig frei erfunden, ebenso alle auftretenden Darsteller und ihre Namen. Entstehende Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und unbeabsichtigt. Lütjenbrook, der eigentliche Ort der Handlung, ist fiktiv aber in die real existierende Landschaft des Kreises Ostholstein eingebettet. Ich gebe gerne zu, dass mich einige Badeorte an der Ostsee zu der Geschichte inspiriert haben. So besteht die Gefahr, dass dem eingeweihten Leser die eine oder andere Situation bekannt vorkommt. Das konnte ich leider nicht verhindern. Jürgen Heller
Berlin, Donnerstag, 05.04.2012
Berlin, Freitag, 06.04.2012
Lütjenbrook, Sonnabend, 07.04.2012
Eutin, Sonntag, 08.04.2012
Eutin, Montag, 09.04.2012
Lütjenbrook, Mittwoch, 11.04.2012
Lütjenbrook, Donnerstag, 12.04.2012
Lütjenbrook, Freitag, 13.04.2012
Lütjenbrook, Sonnabend, 14.04.2012
Lütjenbrook, Sonntag, 15.04.2012
Lütjenbrook, Montag, 16.04.2012
Lütjenbrook, Dienstag, 17.04.2012
Lütjenbrook, Mittwoch, 18.04.2012
Lütjenbrook, Donnerstag, 19.04.2012
Lütjenbrook, Freitag, 20.04.2012
Lütjenbrook, Sonnabend, 21.04.2012
Impressum neobooks
Die Handlung in dem vorliegenden Roman ist vollständig frei erfunden, ebenso alle auftretenden Darsteller und ihre Namen. Entstehende Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und unbeabsichtigt. Lütjenbrook, der eigentliche Ort der Handlung, ist fiktiv aber in die real existierende Landschaft des Kreises Ostholstein eingebettet. Ich gebe gerne zu, dass mich einige Badeorte an der Ostsee zu der Geschichte inspiriert haben. So besteht die Gefahr, dass dem eingeweihten Leser die eine oder andere Situation bekannt vorkommt. Das konnte ich leider nicht verhindern.
Jürgen Heller
Berlin, Donnerstag, 05.04.2012
Bruno Hallstein schiebt den leeren Teller etwas von sich weg, wischt sich die Lippen mit der bisher unbenutzten Stoffserviette ab und greift nach dem Glas mit dem restlichen Rotwein, Blaufränkisch vom Neusiedlersee, Jahrgang 2009. Zufrieden mit der Welt und seiner Getränkewahl genießt er die charaktervollen Aromen noch immer, obwohl der Wein die Geschmacksnerven in seinem Mund längst passiert hat. Er lehnt sich entspannt gegen die Stuhllehne zurück und beobachtet das Geschehen im Lokal. Er war lange nicht hier, wobei lange den Zeitraum von maximal einer Woche beschreibt. Hier, bei seinem alten Kumpel Harry, der die 'Mühle' jetzt schon im fünfzehnten Jahr betreibt, ist er Stammgast, anfangs nur wegen der Freundschaft, später aber auch wegen der ausgezeichneten Küche und der sehr speziellen Weinkarte. Am Anfang stand Harry, immerhin ausgebildeter Koch und Konditor, noch selbst in der Küche, aber im Laufe der Jahre hat er seinen Schwerpunkt mehr und mehr in Richtung Gästebetreuung verlagert, also am Stammtisch sitzen und mit den Gästen plaudern, dabei ab und zu auch mal einen mittrinken. Heute sitzt er allerdings nicht mit am Tisch, sondern in einem Flieger nach München. Wenigstens seine Sylvia hat Harry zurückgelassen. Das ist für Bruno eine sehr angemessene Entschädigung, denn normalerweise begleitet sie ihren Harry auf allen Reisen, aber nicht, wenn der seine Tochter besucht. Die beiden Frauen mögen sich nicht besonders. Tina ist damals nach der Scheidung ihrer Eltern bei der Mutter geblieben und sah Jahre lang in ihrem Vater einen Schurken, der Frau und Kind verlassen hatte. Vor fünf Jahren stand sie dann plötzlich vor der Tür, wollte ihren leiblichen Vater besuchen. Sie hatte im Laufe der Jahre, die durch die einseitige Erziehung der Mutter geprägt waren, eine neue Sicht der Dinge entwickelt, eine attraktive junge Frau, die inzwischen in München Sport studierte und ein eigenes Leben führte, nicht mehr an Mamas Rockzipfel. In ihrer Beziehung zu ihrem Vater hatte sie viel nachzuholen, und Harry war geradezu närrisch, wollte alles wieder gut machen, ging natürlich nicht. Inzwischen hat die Zeit aber alte Wunden verheilt und Vater und Tochter haben ein normales Verhältnis. Nur mit Sylvia mochte Tina nicht Frieden schließen, da kam dann doch das alte Gespenst der zerstörten Familie wieder hervor. Obwohl Sylvia erst sehr viel später in Harrys Leben trat, war sie für Tina doch so etwas wie das Symbol für die Untreue ihres Vaters. Einmal im Jahr besucht Harry sie in München und mindestens einmal im Jahr kommt Tina nach Berlin, meist in den Semesterferien. Bruno hat sie hier schon als Bedienung genießen dürfen, kann sich noch sehr gut an ihren koketten Gang erinnern und an ihr Goldkettchen mit dem Kreuz, das ihn von einer strategisch wichtigen Stelle aus ermahnte, seine Blicke zu kontrollieren. Da wusste er allerdings auch noch nicht, dass sie Harrys Tochter war.
Bruno macht sich bemerkbar, indem er den Arm mit dem leeren Glas in der Hand in Richtung Tresen erhebt. Sylvia reagiert umgehend, obwohl sie gerade in ein Gespräch mit Herrn Schneider verwickelt ist. Herr Schneider kennt das aber, schließlich sitzt er jeden Abend dort und schüttet der guten Sylvia sein Witwerherz aus, das zu Beginn immer traurig, spätestens nach dem vierten Bier aber das Herz eines galanten älteren Herrn ist, der sie dann nicht selten mit charmanten Komplimenten überhäuft, sozusagen mit ihr flirtet, auf seine Art. Für Sylvia ist es kein Problem, bei diesem Spiel mitzuwirken, wie sie überhaupt jedem hier zuhört, zur Not auch die Beichte abnimmt. Sie ist wie gemacht für diesen Job, immer aufmerksam, für jeden Gast ein nettes Wort, oder sagen wir mal für fast jeden, und nicht zu vergessen, ihre Wirkung, also die auf Männer. Bruno kann es gar nicht so richtig einordnen, sie verkörpert so eine Mixtur aus Diva und Märchenfee, könnte, wenn sie denn wollte, mit Leichtigkeit jedem Mann den Kopf verdrehen, kann aber auch auf so unnahbar umschalten, dass man sich gar nicht getraut sie anzusprechen. Seit Bruno sie kennt, ist sie für ihn die Messlatte, wobei Messlatte natürlich ein etwas fragwürdiges Kompliment. Aber so müssen Frauen sein, genauer gesagt, müsste seine Frau sein, die anderen sind ihm ja egal. Ziemlich sicher aus diesem Grund ist er immer noch allein. Da gab es mal eine Carla mit 'C', seine aristokratische Ex-Freundin mit italienischen Wurzeln, dann die bildschöne Anita aus dem Stubaital, die ihm sogar ganz unverhohlen eine Wohnung in ihrem Haus angeboten hat, und nicht zu vergessen Sara Anschütz, die Polizistin, die er anhimmelte, die aber auch so unerreichbar schien, dass er manchmal schon dachte, sie würde eher mit Frauen…, aber egal, Fakt ist, Bruno lebt immer noch allein in seiner großzügigen Tegeler Dreizimmerwohnung. Selbst seine derzeitige Beziehung zu Karla mit 'K' ist eigentlich gar keine richtige Beziehung. Obwohl er sie wirklich sehr gerne hat und sie ihn wahrscheinlich sogar liebt, kann er den letzten Schritt nicht gehen, noch nicht, wie er sich immer wieder einredet. Sie wartet nur darauf, das weiß Bruno, und sie ist sicher auch eine Hammerfrau, wie Harry immer sagt. Der wundert sich deshalb auch, dass Bruno so lange zögert. Dabei muss der das gerade sagen, befinden sich Sylvia und Harry doch selber noch in der Warteschleife. Beide haben ihre eigene Wohnung, beide ziehen sich auch ab und zu dorthin zurück, um allein zu sein. Vielleicht ist es doch eine Frage des Alters…
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