Ursula Özdemir - IM REICH DER SCHAFE

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Erzählband mit 31 Geschichten, er handelt in schlichter Erlebnisform von Soziokultur, Glauben, Aberglauben, Wildnis und Wetter in Anatolien. Als zentrales Thema stellt er ein Dorf aus der Kornkammer der Türkei weit östlich von Ankara vor, wo Bauern hoch oben auf den Bergen ackern und beten. Er läßt den Leser in die islamische Vorstellungswelt der Dorfbewohner eintauchen und ihn an einem ungewohnten Lebensstil teilhaben. Die Geschichten streifen aber auch alte Kulturen, die in Anatolien ihre Spuren hinterlassen haben.

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Gedankenverloren verfolge ich das spritzige Treiben. Die Sonne prallt licht auf das Gestein des Minaretts, schlüpft warm in sein Gemäuer. Schwarz schiebt sich der Schatten des Minaretts über den Lehmboden des Dorfplatzes unterhalb der belagerten Quelle. Farbig spiegelt sich das Minarett in der Wasserlache neben der Viehtränke, schaut aus der Pfütze zu mir herüber. Unvermittelt habe ich das Bedürfnis, mich umzudrehen, ich fühle eine unerklärliche Kraft in meinem Nacken. Ich drehe mich um und entdecke mich prompt im Visier eines stechenden Augenpaars, das mich aus dem wohl frisch umgepflügten Gesicht einer knorpeligen Schrulla taxiert wie eine Kuh, deren Preis ausgehandelt werden soll. Unvermittelt durchblitzt mich eine Frage. Kann man Blicke spüren? Ich lächle verlegen und werde gefragt:

„Bist du Deutsche?“

Ich bejahe.

„Bist du Muslima?“

Ich verneine.

„Frißt du Heu?“

Ich verneine.

„Hast du eine elektrische Melkmaschine mitgebracht?“

Ich verneine.

Sie tippt mir mit dem Zeigefinger auf einen meiner entblößten Unterarme und stellt fest:

„Du bist eine ungläubige Hure. Du läufst mit nackten Armen und nacktem Hals herum. Du trägst kein Kopftuch. Du bist eine Hure.“

Das lasse ich nicht auf mir sitzen. “Das muß ein Irrtum sein“, sage ich. „Nackte Unterarme sind kein Indiz für Hurerei. In Deutschland kann ich splitternackt auf der Straße promenieren, das regt keinen Mann auf. Aber hierzulande braucht ein Weib nur einen Handwurzelknochen zu lüpfen oder sich an der Wade zu kratzen, dann werden männliche Muslime paarungswild. Nicht ich bin eine Hure, sondern Eure Männer und Söhne sind Hurenböcke.”

Das verschlägt der Knorpelschrulla die Sprache. Doch sie fängt sich wieder, stiert durch meine Perlonstrümpfe und staunt:

„Du hast ja keinen Pferdefuß?!“

“Hab‘ ich nicht”, sage ich, “aber ich kenne Teufelsweiber, die haben zwei Pferdefüße, die sie schlau unter Pluderhosen verstecken.”

„Inschallah, inschallah ......“ - entfährt es ihr, und hinter vorgehaltener Hand murmelt sie erboste Flüche. Sie trollt sich zu einem anderen Hutzelweib, das unterhalb der Viehtränke mit einem Stock gerade wild schnatternde Gänse vertreibt. Der Stock fliegt den aufgescheuchten Gänsen hinterher, und die beiden Hutzeln schieben aufgeregt ihre Runzelrüben ineinander und zischeln über die ungläubige Hure aus Deutschland. Eine Frau raunt mir zu, daß ich mich mit diesen alten Weibern nicht unterhalten solle, sie hätten den bösen Blick. Keiner im Dorf würde sie zu Neugeborenen lassen, da sie mit ihrem Blick Kinderseelen verderben würden.

Ob es mit dem bösen Blick wirklich etwas auf sich hat? Immerhin könnte sicher manch ein Lehrer bestätigen, daß ein strenger Blick im passenden Moment bei einem Schüler pädagogische Durchschlagskraft hat: Ein Warngedanke wird aus dem Auge des Lehrers in den Schüler geschossen, und plötzlich ändert der Schüler sein Verhalten infolge eines unausgesprochenen Imperativs. Handelt es sich bei dem bösen Blick vielleicht nicht um Aberglauben, sondern um Erfahrungswissen? Meine Gedanken überschlagen sich. Noch immer schaut das Minarett aus der Wasserlache zu mir herüber.

Die Schlacht um den Wasserstrahl ist abgeebbt. Über ein paar unebene Steine, die aus dem Matsch neben der Viehtränke herausragen, balanciere ich hinauf auf die schmale Betonfläche zwischen Wasserstrahl und Tränke. Ich lasse noch einen Dorfjungen aus der hohlen Hand Wasser trinken, klemme dann meine Rockschöße zwischen die “Hurenknie”, fülle endlich meine Kupferkessel und schwappe dann zurück zum Haus. Auf dem Hof wird noch immer der Traktor beturnt. Ich beschleunige meinen Schritt, auf daß mir nicht ein schmutziges Kleinkind ins mühselig erworbene Teewasser plumpst. In der Küche drehe ich den Hahn der Propangasgalone auf und stelle alsbald zwei randvoll mit Wasser gefüllte Teekessel auf die Gasflammen. Während ich auf ein Tablett Teegläser sortiere, gesellen sich Hassan’s Frauen zu mir in die Küche und gehen mir zur Hand.

Wenn ich in Berlin Tee kochen will, gehe ich ein paar Schritte von der Stube in die Küche, drehe dort den Heißwasserhahn auf und halte den Teekessel darunter. Den vollgelaufenen Teekessel stelle ich dann auf die Herdflamme und warte nur noch, bis der Teekessel pfeift.

Hagel und Hunde

Heute war tagsüber schon den neunten Tag hintereinander der Strom weg. Bereits morgens nach dem Aufstehen sind die Stromleitungen tot. Erst abends gegen 19 Uhr ruckt geräuschvoll der Kühlschrank, das Telefon macht düdlüdl-düt - und der Strom ist wieder da. Um diese Zeit ist es hier in den Bergen schon dunkel. Man kann endlich wieder das Licht einschalten. Heute aber nicht so. Diesmal blieben auch nachts die Stromleitungen tot. Die Stimmen der Jugendlichen vor der Moschee sind längst verklungen. Mitternacht ist vorbei. Noch immer ist das ganze Dorf ohne Strom. Auch das Minarett ist tonlos und dunkel.

Ich sitze bei offenem Fenster und Kerzenschein am Küchentisch. Um mich herum Stille. Kein Ticken, kein Knarren, kein Lüftchen. Auch drüben am Bach der Frosch quakt heute nicht. Nicht Mal das Surren einer Fliege ist zu hören. Entweder die Fliegen schlafen, oder sie wurden erschlagen. Nur der Sternenhimmel funkelt hoch oben über den Dächern. Eine kühle Brise weht plötzlich zum Fenster herein, aber auch sie ist ganz lautlos und ebbt gleich wieder ab.

Heute Nachmittag schauten über die Baumwipfel am Dorfrand bedrohlich schwarze Wolken, schwarze Wolken mit gefährlich weißem Schimmer. Das waren Hagelwolken. Fünf Minuten später knatterte mit voller Wucht dichter Hagel in unser Dorf, als wolle er alle Hütten zusammenschlagen. Er trommelte auf die Dächer und an die Fenster der Hütten, ließ im Innersten die Befürchtung aufsteigen, man sitze in einem zerbrechlichen Knäckebrot-Haus. Es war am hellichten Tag urplötzlich stockdunkel, und über die Berge rumpelte Donnergrollen. Wenig später mengte sich ein Gewitter in den Hagelsturm und krachte mit Blitzen und Donnergetöse ins Dorf. Der Hagel scheint das Wassersystem des Dorfes aus dem Gleichgewicht gebracht zu haben. In der Regel fließt hier bei Wasserknappheit zwischen 6 und 9 Uhr morgens in den Wohnhäusern Wasser aus der Leitung, dann wieder nachmittags ab etwa 16.30 Uhr bis maximal 20 Uhr. Heute kam erst um 21 Uhr Wasser aus der Leitung, sicher, weil der Dorfwächter bei dem schlechten Wetter nicht aus dem Dorf hinaus auf den Berg zum Wasserdepot waten wollte, wo der Wasserzufluß für die Wohnhäuser des Dorfes zu öffnen ist. Und die Quelle mit dem Trinkwasser neben dem Haus war zu allem Übel auch noch versiegt bzw. irgendwo verstopft. Ebenso die Trinkwasserquelle weiter unten im Dorf.

Nach dem turbulenten Wetter des Nachmittags ist es im Dorf ruhig geworden. Die Jugendlichen vor der Moschee haben längst die Glut ihrer Zigaretten ausgetreten und sich auf den Weg nach Hause gemacht. Jetzt kommt auf einmal Leben in die Stille. Auf irgendeinem Hof in der Nähe hat ein Hund angeschlagen und zerreißt die Stille der Sternennacht. Weiter entfernt antwortet ein anderer Hund. Ein heiseres Gebell in weinerlich hoher Tonlage mengt sich ein, als wolle der Hund sagen: „Das war heute wieder Mal ein beschissener Tag!“ Das Gebell pflanzt sich über die Gehöfte weiter fort ins Randgebiet des Dorfes und ebbt nach etwa 30 Minuten wieder ab. Es geht in die zweite Morgenstunde. Wasser scheint heute die ganze Nacht aus der Leitung zu fließen. Eigentlich hatte ich am Abend ja Kuchen backen wollen, aber ohne Strom bewegt sich kein Mixgerät, dreht sich kein Rührfix. Mal sehen, was der Strom heute am Tage sagen wird. Spätestens, wenn über den Lautsprecher des Minaretts wieder der Gebetsruf erschallt, weiß ich, daß sich auch mein Mixer wieder drehen wird.

Viehhändler zu Gast

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