1 ...6 7 8 10 11 12 ...33 Sophia merkte, dass sie ihn anstarrte. Ihr Blick klebte auf ihm. Sie konnte sich einfach nicht von ihm abwenden. Da schaute er plötzlich nach oben und sah sie.
Einen Moment lang sahen sich beide an. Die Zeit schien stehen zu bleiben. Sophia durchströmte es wie ein Blitz, als hätte sie sich verbrannt. Sie war unfähig, sich zu bewegen oder irgendetwas zu sagen oder zu rufen. Sie konnte einfach nur nichts tun.
Er blieb stehen. überlegte kurz, ob er winken sollte, hielt das aber für unangemessen und senkte seinen Arm wieder, den er gerade schon ein Stück erhoben hatte, um sie zu grüßen.
Sein Blick wurde traurig, ihm wurde schwer ums Herz. Er senkte den Kopf und setzte seinen Weg in Richtung Park fort.
Sophia war noch unfähig, sich zu bewegen. Sie schaute ihn immer noch an und sah ihm nach, wie er hinter der nächsten Häuserecke verschwand. Sie wurde traurig und erwachte langsam aus ihrer Starre.
Na, der hat Nerven, hier einfach so vorbeizuschlendern. Denkt er überhaupt mal irgendwann irgendetwas? Was soll das?, schoss es Sophia durch den Kopf.
Sie wurde wütend und ärgerte sich aber auch gleichzeitig über sich selbst.
Wie konnte ich ihn nur so anstarren! Das hat er doch bestimmt bemerkt.
Mann Sophia, wach auf! Er hat eine andere Frau an seiner Seite. Starr ihn nicht mehr so an! , schimpfte sie mit sich selbst. Sie konnte gar nicht glauben, dass er sie noch immer so aus der Fassung bringen konnte, nach allem, was er sich geleistet hatte.
Was soll er denn jetzt von mir denken? Jetzt sieht es so aus, als würde er mich immer noch durcheinanderbringen und meine Gefühle fahren Achterbahn. Das will ich nun auf gar keinen Fall, dass er irgendeine Regung bemerkt.
Wie sollen meine Gefühle auch nicht außer Kontrolle geraten, wo doch kein Tag seither vergangen ist, an dem ich nicht an ihn gedacht habe. Ist doch kein Wunder, dass mein Hormonhaushalt völlig verrückt spielt, wenn ich ihn sehe.
Egal, er sollte merken, dass sie nicht SO eine war, mit der er so umgehen konnte. Er musste merken, dass er ihr unendlich wehgetan hatte und dass man so etwas nicht machte, wenn man jemanden wirklich liebte. Was dachte er sich eigentlich! Was für ein Arschloch!
Was Sophia allerdings mittlerweile viel mehr interessierte, in wen hatte er sich denn eigentlich verliebt und wo kam er jetzt um diese Zeit her? Wo wohnte er denn jetzt? Wohnte er bei ihr oder hatte er sich eine neue Wohnung gesucht?
Wieso hatte sie das in den letzten Wochen überhaupt noch nicht interessiert? Vielleicht war sie viel zu verletzt gewesen. Sie war es jetzt noch, sonst würde es nicht so wehtun. Das erinnerte sie sehr an früher, als sie die Liebe ihres Lebens verloren hatte.
Es war so, als reißt mir jemand das Herz aus der Brust. Und jetzt, jetzt wiederholt sich alles. Nur, dass ich dieses Mal das Gefühl habe, dass es zwar auch höllisch wehtut, aber es fühlt sich trotzdem etwas anders an.
Vielleicht sollte ich die Dinge endlich ruhen lassen. Aber vielleicht auch nicht. Wieso bringt er mich immer noch so durcheinander, wenn er mich ansieht?
Ich brauche Antworten auf meine Fragen und ich brauche Zeit. Und vor allen Dingen brauche ich Urlaub.
Um einen Reisepass muss ich mich auch noch ganz dringend kümmern. Meiner ist abgelaufen. Gleich morgen werde ich mich darum bemühen, dass ich pünktlich einen neuen Pass bekomme, damit nichts mehr schiefgehen kann, so kurz vor meiner Abreise.
Mit Paolo will ich auch noch telefonieren, bevor ich abreise. Vielleicht ergibt sich das in den nächsten Tagen noch.
Je nachdem, ob es im Büro sehr hektisch ist und ob ich auch mal alleine bin. Vielleicht kriege ich ein paar Antworten auf meine Fragen.
Ich muss mit Paolo über Maria sprechen, sonst kann ich nicht beruhigt in den Urlaub fahren. Vielleicht kann er mir weiterhelfen und weiß, was sie hat. Aber zuerst frage ich sie selbst. So viele Dinge, die ich noch erledigen muss, wie soll ich das denn alles schaffen? Da kommt eine Menge Arbeit auf mich zu.
Ein Summen riss Sophia aus ihren Gedanken.
Ihr Handy – eine Nachricht.
Zögernd griff sie zum Telefon und schaute nach. Den Absender dieser Nachricht kannte sie genau.
Hallo Sophia. Guten Morgen. Es war schön, dich zu sehen. Geht es dir gut? Gruß Alessandro
Überrascht, aber auch erfreut las sie sich die Nachricht mehrmals durch und war unschlüssig, ob sie ihm antworten sollte oder ob sie die Nachricht, nach allem, was in den letzten Wochen passiert war, einfach löschen sollte. Verdient hatte er es. Schließlich hatte er ihr auch nicht geantwortet kurz nach der Trennung.
»Der hat Nerven«, murmelte sie und legte das Handy in ihre Handtasche, zog sich um und machte sich auf den Weg ins Büro. Sie entschloss sich, ihm jetzt nicht zu antworten.
Alessandro war zwischenzeitlich im Park angekommen und setzte sich in die Sonne auf eine kleine Bank. Die Vögel zwitscherten und er widmete sich in Ruhe seiner Zeitung. Der ganze Vormittag lag noch vor ihm. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er die Nachricht an Sophia abschickte.
Erwartungsvoll legte er das Handy neben sich auf die Bank und wartete, ob sie ihm antwortete. Er war nervös und angespannt.
Die Zeit verging und nichts war von Sophia zu hören gewesen. Er las sich die Nachricht immer und immer wieder durch.
Vielleicht hab ich sie gekränkt, aber was ist denn dabei, ihr einen guten Morgen zu wünschen und sie zu fragen, wie es ihr geht? Nichts, egal, was vorgefallen ist.
Am späten Vormittag brach er auf in Richtung Theater. Maria, die an diesem Vormittag nicht bester Laune war, war im Reisebüro angekommen und wollte gerade mit Alessandro telefonieren, als Sophia dort eintraf.
Maria hatte sich auf ihren Platz gesetzt und hoffte jetzt schon, dass der Tag schnell vorbeiging. Sie beschloss, sich später noch einmal bei Alessandro zu melden und sich mit ihm zum frühen Nachmittag zu verabreden.
Sie konnte ihn jetzt schließlich nicht mehr anrufen. Sophia würde Fragen stellen, mit wem sie sich denn da verabredete. Das würde die Lawine erst so richtig ins Rollen bringen. Das wollte sie auf gar keinen Fall. Noch mehr Stress konnte sie nicht gebrauchen. Sophia stand bereits in der Tür. Das verhalf Marias Laune nicht unbedingt dazu, sich zu bessern.
Sie schrieb Alessandro, während Sophia das Büro öffnete und alles fertig machte, damit der Tag erfolgreich starten konnte. Schließlich wartete heute wieder viel Kundschaft auf sie.
Hallo mein Schatz,
entschuldige bitte, dass ich heute Morgen so mies drauf war. Es war nicht meine Absicht.
Ich hab dich verärgert, oder? Das wollte ich nicht. Ich würde mich gerne mit dir auf einen Kaffee verabreden oder auf ein Eis.
Um zwei bei Luigi? Wenn ja, bestell du bitte den Tisch. Ich liebe dich.
Maria
Ihre Finger flogen über das Display ihres Handys, als sie die Nachricht schrieb. Bevor Sophia misstrauisch werden konnte, ließ sie das Handy in ihrer Tasche verschwinden. Sie hoffte inständig, dass Alessandro sich erweichen ließ, sich mit ihr zu treffen. Sie wollte keinen Streit und auch nicht, dass er sauer auf sie war.
Ein leises Vibrieren in seiner Hosentasche ließ Alessandro aufhorchen. Nach ein paar Sekunden hatte er das Handy endlich in seiner Hand und konnte es kaum erwarten, die Nachricht zu lesen. Ernüchtert und sichtlich enttäuscht war er, als er bemerkte, dass Maria es war und nicht Sophia, die ihm eine Nachricht geschickt hatte.
Schade, hatte ich doch so gehofft, dass SIE mir antwortet. Warum schreibt sie denn nicht? Steht ihr etwa ihr Stolz im Weg oder ist sie noch so verletzt, dass sie immer noch nicht mit mir reden will? Es ist doch nun schon etwas Zeit vergangen, dachte er.
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