1 ...8 9 10 12 13 14 ...22 »Die Sowjetunion wird getreu ihrer kommunistischen Maxime, den wahren Kommunismus in Afrika verbreiten wollen. Vielleicht realisieren sie das, was ihnen in ihrem eigenen Land nicht gelungen ist!«
»Hast du sie nicht mehr alle Frantschi? Bist du verrückt geworden oder willst du dein Luxusweibchen verarschen? Hör auf zu grinsen, du wüster Mensch. Wer war Lumumba?«
»Der Kommunist Lumumba war der erste Ministerpräsident des unabhängigen Kongo, Frau Lehrerin!«
»Wer hat ihn ermorden lassen, Frantschi?«
»Die Amerikaner, weil sie von ihm nicht die Schürfrechte für alle Bodenschätze des Landes für die Dauer von hundert Jahre bekommen haben! Lumumba wollte den Reichtum des Kongo ausschließlich für die Afrikaner bewahren. Ein Edelmann, sag ich dir.«
»Warum haben die kommunistischen Sowjets die Ermordung ihres Genossen widerstandslos hingenommen?«
»Weil auch die Russen von ihm nicht die Schürfrechte für alle Bodenschätze des Landes für die Dauer von hundert Jahre bekommen sollten. Der Kongo ist das drittreichste Land
an Bodenschätze auf unserer guten Erde. Wer alle diese Minen und Bodenschätze besitzt, ob Amis oder Russen, der beherrscht die Metallbörse in London, die Diamantenbörse in Belgien, den Goldmarkt, die Finanzmärkte, den Welthandel!«
»So ist es lieber Frantschi, Rom oder Karthago. Es wird nur eines überleben. In Zentralafrika werden jetzt, nach dem Ende der Kolonialzeit der Europäer die Weichen für die nächsten fünfzig Jahre gestellt. Wer den Kongo besitzt Francesco, der besitzt die Welt und alle Macht und alles Geld. Die Vereinigten Staaten von Amerika oder die Sowjetunion. Einer wird als Folge daraus untergehen wie einst Karthago.«
»Ich kann mir das gut vorstellen Janine. Für die dumme Masse den Heilbringenden Kommunismus. Hoffnung auf ein besseres Leben in hundert Jahren ist ja auch schon was. Für die schlaueren eine Datscha am Schwarzen Meer und für die Elite die Finanzzentren der Welt, die Aktienmärkte, Börsen und so weiter. Du hast dich für das letztere entschieden!«
»So ist es lieber, Francesco. Die Ukraine ist mein Vaterland und Teil der Sowjetunion. Diese Sowjetunion befindet sich in Afrika im Wettstreit mit den Vereinigten Staaten. Wir dürfen uns eine Niederlage nicht leisten und aus allen genannten Gründen erklärt sich mein Interesse an deiner Reise mit Zouzou nach Mali und vor allem, dieses Fahrzeug mit den uns unbekannten Einrichtungen, das nach dem Kongo gebracht wird soll. Soviel wissen wir nämlich, dass dieses Fahrzeug von Mali nach dem Kongo gebracht werden soll. Wie, wissen wir aber noch nicht. Du wirst es mir sagen, Frantschi.«
»Sag mir noch eines, warum Wegener? Er ist doch nicht das, was man als arm bezeichnen kann?«
»Die Wegener Agentur stand vor dem finanziellen Ruin und bot seine Dienste dem CIA an. Wegener ist ein ehemaliger OAS-Mann und die OAS, auch wenn sie nichts mehr zu melden hat, so besitzt sie dennoch umfangreiche Waffenlager in Algerien. Diese Waffen werden von den Geheimdiensten für ihre Aktivitäten in aller Welt benötigt. Außerdem ist für die Amis so eine Agentur, die ihre Autoren unauffällig in die Welt schicken kann, eine hervorragende Tarnung.«
»Was soll ich zum Beispiel im Buffalo Park in Kanada ausspionieren. Wie sich die Büffel paaren?«
»Du kommst auch noch an die Reihe, mein Francesco. Du bist halt noch nicht ganz fertig gebacken, mein Liebster. Küss mich und guck nicht so leicht idiotisch. Das ist doch das besondere an so einer Agentur. Du reist heute nach Kanada und morgen nach Mali und übermorgen sitzt du im Urwald bei den Katangas. CIA ist glücklich mit dieser Konstellation. Jean sagt es jedenfalls und Jean sagt, dass du verdammt gut bist. Keiner kann den ahnungslosen Idioten so gut spielen wie du, mein süßer Würgeengel. Du wirst nur der Leuten allmählich lästig mit deinem Gezierten wie eine alte Tante. Dabei kennt man in unseren Kreisen ganz genau dein Kaliber. Wir wissen um deine Ausbildung im Wüstenkampf und dein Talent im leise töten. Mach den Mund zu, das passt nicht zu dir und schön sieht es auch nicht aus. Egal, jedenfalls lacht sich der KGB in Moskau eins. Übrigens, ich möchte wirklich nicht, dass du für den KGB oder für sonstige Geheimdienste der Welt arbeitest. In Moskau macht man zwar einen gewissen Druck auf mich in diese Richtung, aber ich persönlich bin strickt dagegen. Siehst du das auch so, Francesco?«
»Voll und ganz deiner Meinung Rachmanikoff, mich können sich die Bolschewisten in Moskau nicht leisten, die Amis habe ich gefressen, von dem Engländer habe ich die Schnauze gestrichen voll. Die Deutschen sind Angsthasen geworden und die Franzosen sind mir zu brutal und skrupellos. Ich bleibe was ich war und bin und jetzt hast du erbarmen mit dem Idioten und klärst ihn über alles, was du sonst noch weißt, ordentlich auf. Was macht Zouzou im nächsten Frühjahr im Kongo? Es interessiert mich zwar nur am Rand, weil ich ja doch nur bis Mali dabei sein werde, aber immerhin handelt es sich ja hier um unsere Zouzou?«
»Der französische Geheimdienst SDECE ist der am besten organisierte Geheimdienst in ganz Afrika, Francesco. Der Rest ist Schrott dagegen, einschließlich das KGB oder die CIA. Selbst der israelische Mossad ist nicht so gut informiert wie SDECE. Vielleicht haben sie eine Aufgabe für Zouzou, ich weiß es wirklich nicht, aber du bekommst es bestimmt heraus, ihr beide seid ja bis Mali gemeinsam unterwegs und da wird es wohl so einiges zwischen euch geben, oder? Gib deiner zarten Janine bitte einen Kuss.«
»Lass das, Rachmanikoff, Dienst ist Dienst. Schnaps kommt später.«
»Ich beeile mich, Frantschi, ich brauche gleich einen Schnaps von dir. Also, die Belgier haben in einer unverzeihlichen Art den Kongo vor ein paar Jahren sich selbst überlassen. Weißt du selbst, und die katastrophale Entwicklung im Kongo kennst du ja auch. Die Amerikaner haben in Leopoldville eine Marionettenregierung etabliert und ihr Staatspräsident ist der für dieses Amt unfähige Joseph Kasavubu. Als kleines Dankeschön bekommen sie die Minenkonzessionen für alle Bodenschätze, die die Belgier partout nicht hergeben wollen und der russische Bär mit Schaum ums Maul nicht haben darf. Die Schlacht ist aber dennoch nicht zu Ende. Es fehlt eben noch ein passender Ministerpräsident, der für letzthin den Segen zu all diesem Tun, geben muss. Lumumba war es nicht, der wollte ja alles nur für sein eigenes Volk haben. Die Russen bevorzugen logischerweise ihren Freund den Kommunisten Gizenga. Die Belgier bestehen auf Tschombe, den Freund der Europäer. Die Amerikaner könnten mit Tschombe durchaus leben, doch der macht keinen Hehl daraus, seine Provinz Katanga aus dem Verbund Kongo zu lösen, um selbst der Fürst von Katanga zu sein. Außerdem passt den Amis die Präsenz der Belgier ganz und gar nicht. Man sagt, dass sie den militärischen Oberbefehlshaber Mobutu bevorzugen.«
»Wo stehen zurzeit die unterschiedlichen Lager im Kongo, Janine?«
»Die prowestliche Regierungsarmee und starke Truppen an weiße Söldner sind im ganzen Kongogebiet im Einsatz. Im Norden des Kongo wurde eine prosowjetische Rebellenarmee gebildet, die von Sudan aus mit Waffen der Sowjetunion unterstützt wird. Der südafrikanische Söldnerführer Hoare schlägt sich hier mit der Rebellenarmee herum, die in der Hauptsache mit den einheimischen Simbas rekrutiert ist. Im Süden, an der Grenze zu Angola steht Jaques Schramme, genannt "Black Jack" mit seinen weißen Söldner und den Katanga-Truppen von Tschombe um die Loslösung von Katanga aus dem Verbund Kongo zu vollenden. Die allmächtige Union de Miniere der Belgier gibt ihren Segen und das nötige Kleingeld für moderne Waffen. Oberst Trinkquier rekrutiert französische Söldner für Katanga. Unsere Zouzou hat im Auftrag des SDECE im Frühjahr detaillierte Luftaufnahmen von geologisch wichtiger Bedeutung geschossen und sie nach Paris gebracht. Sie hat das Fliegen in Algerien gelernt. Im Algerienkrieg war sie mit einer alten deutschen Fieseler Storch aus dem zweiten Weltkrieg geflogen.«
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